Skitliv
Skitliv
Interview
Bei meiner Unterhaltung mit der ehemaligen MAYHEM-Legende Maniac anlässlich des ersten Albums der von ihm angeführten skandinavischen Misanthropen SKITLIV stieß ich auf einen unerwartet freundlichen Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung in Norwegen, der auch bei kritischen Untertönen recht gelassen blieb und ein überaus gesundes Selbstbewusstsein ausstrahlte.
Maniac, wie geht es Dir?
Bei mir ist alles bestens.
Schön. Dann kommen wir zunächst einmal zum Charakter von SKITLIV: Handelt es sich um eine richtige Band oder mehr um ein All Star-Projekt, wie die berühmten Namen suggerieren könnten?
Es ist eine echte Band. SKITLIV gibt es jetzt seit 2006 und der Kern der Mitglieder ist gesetzt. Ich habe gelegentlich Gäste, die auch gute Freunde und große Musiker sind.
Du sagst, dass es die Band schon drei Jahre lang gibt – wie fing denn damals alles mit SKITLIV an?
Es fing nach dem Verlassen von MAYHEM an, als ich langsam in die Musik zurückkam. Ich begann, einige Lieder zu machen und schließlich begriff ich, dass ich auch andere Mitglieder brauchen würde. Einige Besetzungswechsel später haben wir jetzt ein festes Line-up. Ich sträubte mich zwar zunächst damit anzufangen, wieder irgendetwas in Zusammenhang mit Musik zu machen, aber schließlich begriff ich, dass ich es tun musste.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den anderen Bandmitgliedern, besonders mit Kvarforth von SHINING, welcher ja allgemein als ziemlich durchgeknallt gilt bzw. sich mit diesem Image offenbar gut gefällt?
Meine Beziehung zu Kvarforth, sowohl in der Band als auch persönlich, ist sehr gut. Wir sind enge Freunde und ich finde es überhaupt nicht schwierig, mit ihm zu arbeiten. Ich entscheide alle wichtigen Dinge in dieser Band, und bis jetzt läuft es sehr gut. Kvarforth ist vielleicht etwas speziell, aber für mich ist er ein musikalisches Genie.
Gut, kommen wir konkreter zu eben dieser Musik: Was war die Intention hinter „Skandinavisk misantropi“? Welche Atmosphäre sollte das Album haben? Gibt es Unterschiede im Vergleich zu den vorangegangenen EPs?
Ja, es gibt einen großen Unterschied, besonders wenn man die nun bessere Produktion betrachtet. Atmosphärisch gesehen habe ich versucht, das gleiche Gefühl aufrechtzuerhalten, aber die Musik sogar in bestimmten Teilen noch verlangsamt. Das Schreiben und Aufnehmen des Albums hat viel Zeit in Anspruch genommen, und es ist genau so geworden, wie ich es wollte. Es beschreibt meine Stimmungen nach den Jahren bei MAYHEM – und auch meine allgemeine Meinung über diese Welt. Das ist ein sehr, sehr persönliches Album.
Unterschied sich die Arbeit bzw. der Aufnahmeprozess denn sehr von dem, was Du viele Jahre lang mit MAYHEM gemacht hast?
Es ist auf jede mögliche Weise verschieden. Ich habe alles bei diesem Album von Anfang bis Ende selbst gemacht, natürlich mit dem Input von Freunden, aber letztlich bin ich völlig allein verantwortlich.
Eine absolute künstlerische Freiheit also?
Ja, ich habe jetzt absolute künstlerische Freiheit und ich mag es sehr. Trotzdem bin ich für Ideen der anderen Mitglieder offen. Ohne deren Hilfe würde es dieses Album schließlich auch nicht geben.
Wenn ich die Texte richtig gelesen habe, gibt es darin unter anderem Zitate vom Philosophen Ludwig Wittgenstein. Was hat es damit bzw. mit dem lyrischen Konzept im Allgemeinen auf sich?
Ich erkläre meine Texte nie. Aber der Titel des Albums sollte genügen, auch wenn damit natürlich bei Weitem nicht das gesamte lyrische Spektrum erfasst wird.
Gut, vielleicht kannst Du etwas mehr über das Coverartwork sagen. Gibt es eine spezielle Bedeutung dahinter oder ist es einfach ein Motiv, was in Deinen Augen gut zur Musik passte?
Es ist meine Nietzscheanische Interpretation dessen, wie organisiertes Christentum seine Weltanschauung präsentiert.
Kannst Du das etwas genauer ausführen?
Ich erkläre auch in dieser Hinsicht nicht gerne zuviel.
Wie würdest Du denn den Musikstil SKITLIVs bezeichnen? Black Doom?
Ich bin kein großer Anhänger davon, Musik zu etikettieren – Black Doom ist genauso gut oder schlecht wie irgendeine andere Bezeichnung. Das Album ist ein verdrehtes, aber zugleich schönes Stück Musik, und ich sorge mich nicht wirklich darum, wie Leute es etikettieren.
Das Album erinnert mich stellenweise an ältere BETHLEHEM. Hörst Du solche Musik und war es ein Einfluss beim Schreiben des Albums?
Ich mag BETHLEHEM sehr, aber ich kann nicht sagen, dass es unbedingt ein Einfluss auf das Album selbst gewesen ist.
Kannst Du denn andere Einflüsse nennen, die dem Album zugrunde liegen?
Ich konsumiere privat die unterschiedlichste Musik und ich glaube, das scheint auch durch. Spezielle Bands kann ich nicht nennen, obwohl einige natürlich einflussreicher sind als andere.
Du bist Teil der Black Metal-Szene seit den Anfängen in den 1980er Jahren. Wie ist Deine Meinung zur Entwicklung der Szene während der letzten zwei Jahrzehnte?
Es gibt einfach zu viele Bands und zu viele Unter-Genres für mich. So kann und möchte ich weder alles verfolgen, noch mich lange dazu äußern. Trotzdem gibt es noch einige gute Bands da draußen.
Du sagst selbst, dass es heutzutage zu viele Black Metal Bands gibt: Hältst Du es da noch für notwendig oder wichtig, mit SKITLIV ein weiteres Album unter Tausenden von anderen zu veröffentlichen? Hast Du keine Angst davor, dass SKITLIV im Meer all dieser Veröffentlichungen untergeht?
Zuallererst ist SKITLIV keine Black Metal-Band! [Anm. d. Verf.: Wie war das doch noch gleich mit der Etikettierung von Musik?] Zweitens ist das nicht einfach ein weiteres Album und ich bin deshalb auch nicht beunruhigt, dass es in der Masse untergehen könnte. Denn es ist persönlich und es ist gut!
Wie sehen denn Deine zukünftigen Pläne für SKITLIV aus? Wird es demnächst eine Tour geben, vielleicht auch in Deutschland?
Ja, ich hoffe, so bald wie möglich zu touren. Eine Europa-Tour wäre gut und natürlich würde Deutschland dann auch auf der Liste stehen. Zudem schreibe ich bereits an neuem Material.
In welche Richtung wird das denn gehen?
Das lässt sich zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht genau sagen, eine genauere Richtung wird wohl erst später offensichtlich werden.
Gut. Dann danke ich Dir für Deine Zeit, es war mir eine Freude! Die letzten Worte gehören Dir.
Ich danke Dir für das Interview.
Odium Humani Generis.
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