Nazxul
Interview mit Nazxul

Interview

NAZXUL waren schon ganz früh dabei, noch lange bevor Black Metal ins Mainstream-Bewusstsein rücken konnte. Und hätten sie im hohen Norden Europas statt in ‚down under‘ losgelegt, wäre ihr Name heutzutage weitaus bekannter, als er es derzeit noch ist. Das könnte sich jedoch bald ändern, denn NAZXUL haben alle Geschütze aufgefahren, um nach mehr als 15 Jahren Existenz nun endgültig den Rest der Welt anzugreifen. Mit ihrem neuen Album „Iconoclast“ – schlicht ein Meisterwerk – steht dieses Vorhaben unter einem mehr als guten Stern.

Nazxul

Es war einmal in Australien… als 1995 eine obskure Band ihr Debütalbum „Totem“ veröffentlichte. 14 Jahre später ist sie zurück, mit ihrem zweiten Werk „Iconoclast“.
Kann man bei Euch wirklich von einem ‚comeback‘ sprechen? Ihr wart ja nun nicht jahrelang inaktiv – ist es mehr das Ende einer langen Reise?

NAZXUL hat in all diesen Jahren unermüdlich aber geheim weitergemacht. Einige von uns waren in anderen Projekten und Bands involviert, und haben dabei auch an den Feinheiten dessen gearbeitet, was dann zum „Iconoclast“-Album werden sollte. Es ist kein Comeback, eher eine Wiedergeburt.

Nach „Totem“ gab es von Euch noch einige kleinere Veröffentlichungen: EPs, Splits und Liveaufnahmen, während ein zweites Album auf sich warten ließ. Welche Gründe hatte diese extrem lange Pause? Und bei welchen anderen Bands hattet ihr denn eure Finger im Spiel?

Wir hatten einfach nicht das Bedürfnis, auf dieser materiellen Ebene zu existieren. Nun aber ist die Zeit gekommen, den Black Metal mit Boshaftigheit und Aggression zu revitalisieren. Das Genre ist schon viel zu lange durch Anpassung und Kommerzialisierung verwässert worden. Das Reich der falschen Götter hat nun ein Ende!

Die Bands, in denen einige von uns mitwirkten und -wirken, sind u.a. PESTILENTIAL SHADOWS, AUSTERE, NOX INFERI und DROWNING THE LIGHT.

Die meisten Leute außerhalb Australiens nehmen euch wohl jetzt erst richtig wahr, deshalb lass uns kurz noch einmal eure Anfänge rekapitulieren. Was hat euch als NAZXUL zusammengeführt – und was bedeutet dieser Name? Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Musik?

NAZXUL gründeten sich 1994 und veröffentlichen bald darauf ihr erstes, selbstbetiteltes Demo. Anfangs hatten wir keine Absichten, live zu spielen, aber als sich die Gelegenheit dazu bot, ließen wir es auf einen Versuch ankommen. Damit öffneten sich für uns neue Möglichkeiten und auch ein neues Bewusstsein, eine neue Dynamik innerhalb der Band. Die treibende Kraft, die uns im Griff hatte, war das Ziel, die Öffentlichkeit mit unserem Schaffen zu vergiften und verlangte noch mehr Hingabe ihrer Mitglieder. Diese Personen – oder Teufel – sind grausame und entschlossene Meister ihrer Aufgaben. All unser Schaffen ist diesen Geistern des Wahnsinns gewidmet – Hail Oblivion!

„Iconoclast“ ist wohl mehr eine Überraschung für alle ‚Outsider‘ als für euch. Vorgeblich hat es ja ganze elf Jahre gedauert, um das Material für dieses Album zusammenzustellen. Sind euch in dieser langen Zeit eigentlich mal Zweifel gekommen, ob dieses Album wirklich irgendwann fertig sein könnte? Wann habt ihr die letzten Arbeiten an „Iconoclast“ abgeschlossen?

Mit dem Schreiben des neuen Materials haben wir 1998 begonnen, abgeschlossen haben wir alle Arbeiten dann 2008, kurz vor dem Tod unseres langen Weggefährten Greg Morelli. Dieses Album ist eine Hommage an ihn und sein Gedenken. Es gab nie einen Zweifel, dass dieses Album das Licht des Tages erblicken würde, dazu ist es zu essentiell im größeren Gebilde, welches NAZXUL ausmacht. Dieses Kapitel unserer Geschichte ist nun offen zur Ergründung und macht den Weg frei zu neuem Unheil.

Lass uns auf das Album etwas näher eingehen. In meinen Augen (und Ohren) steht „Iconoclast“ für alles, was ein gutes Black-Metal-Album ausmacht: ein durchgehend schwarzer Ton, Brutalität, Aggression, epische Momente, mächtige Melodien und Riffs, und eine absolut finstere und intensive Atmosphäre. Welche Ziele habt ihr euch für „Iconoclast“ gestellt?

„Iconoclast“ ist das Magnum Opus von NAZXUL. Unsere Ziele waren, einen kausalen Effekt auf globaler Ebene auszulösen, und die Flammen die in allen menschlichen Wesen brennen, neu zu entfachen – die Flammen der Rebellion.

Ist „Iconoclast“ also ein Konzeptalbum? Was kannst du uns über die musikalischen und lyrischen Themen erzählen?

Unsere Texte behandeln die komplette Zerstörung alles Materiellen auf der Erde als Mittel spiritueller Befreiung. Der Kampf um die individuelle Identität in einer selbstgefälligen Welt. Nonkonformität, Rebellion. Zerstört eure Idole und seht der Wahrheit ins Gesicht.

Was glaubst du, inwieweit unterscheidet sich eure Musik und euer Schaffen heutzutage von der Zeit, in der „Totem“ erschien?

„Totem“ war ein sehr vielseitiges Album, die Band war in Bewegung und immer noch auf der Suche nach ihrer Identität. „Black Seed“ (1998) hat das Schicksal von NAZXUL besiegelt, und „Iconoclast“ ist das Bastardkind.

Eurer Biographie nach liegen eure Wurzeln in der ersten Welle des Black Metal, nun kehrt ihr sozusagen auf dem Höhepunkt der zweiten Welle zurück, auch wenn einige bereits eine dritte Welle in vollem Gange sehen. Kümmert ihr euch um derartige Kategorisierungen und Kontexte? Wo seht ihr euch selbst mit eurer Band und Musik stehen?

Diese Aussagen in unserer Biographie dienen nur unserem Standpunkt. Wir assoziieren uns nicht mit irgendeiner Szene oder Kategorie. Wir sind einfach nur NAZXUL – nicht mehr und nicht weniger.

Mal abgesehen von Kategorien gibt es gewisse Klischees. Für nicht wenige Leute ist Australien dieser Riesenkontinent auf der anderen Seite der Erde, mit der großen Wüstenlandschaft im Outback, umherhüpfenden Kängurus, Surferstrände, und das dort Weihnachten im ‚Sommer‘ gefeiert wird. Die meisten können sich wohl nicht etwas wie „australischen Black Metal“ vorstellen. Gibt es den überhaupt? Ich meine, existiert eurer Meinung nach ein spezieller, für Australien typischer Sound im Black Metal? Welche Einflüsse und persönlichen Erfahrungen finden den Weg in eure Musik?

Wir glauben, dass Black Metal keinen geographischen Zwängen unterliegt. Es gab schon immer Bands aus entfernten Teilen der Welt, wie z. B. Südamerika oder Asien, die fanatische Black-Metal-Anhänger waren. Das Klima hat also keinen Einfluss darauf was wir tun. Es ist ein Kampf mit dem eigenen Ich um seine eigenen Grenzen zu durchbrechen, und kein Kommentar zur Flora und Fauna seiner Umgebung. Der Teufel ist überall. Ich glaube schon, dass Australien einen bestimmten Stil hat, alle Spielarten des Metal erscheinen hier viel extremer. Die Isolation vom Rest der Welt erlaubt es Bands, sich auf ihren eigenen Stil zu fokussieren, ohne durch Trends oder dergleichen abgelenkt zu werden.

Nazxul

Seit einigen Jahren, so scheint es, entdecken mehr und mehr Metal-Label den australischen Kontinent und die hiesige Szene neu. Woran könnte das liegen? Konkurrieren einfach zuviele Labels um vielversprechende Bands, so dass sie sich jetzt auch auf der anderen Seite der Welt umschauen müssen? Ist Australien so etwas wie eine lang gesuchte Schatzkiste? Was schätzt du, wie gut kennen Labels und Vertriebe außerhalb von Australien euer Land eigentlich?

Es gibt eine Menge australischer Bands, die wirklich Weltklasse besitzen, leider schlägt sich das nicht in der medialen Berichterstattung nieder. Helft dabei, dies zu ändern, verbreitet ihre Botschaften. Die Zeiten ändern sich nur langsam, erst ein paar von uns haben den Sprung von der riesigen Insel aufs europäische Festland geschafft, um dort die Furie des antipodischen Niemandslands wüten zu lassen.

Ich habe auch schon von anderen australischen Bands gehört, dass es eine regelrechte „Tyrannei der Distanz“ gibt. Australien ist riesig, hat eine im Verhältnis winzige Bevölkerung, ein Markt für Metal in dem Sinne ist kaum vorhanden. Was sind eure Erfahrungen mit dieser Situation, mit welchen Problemen muss sich eine Band wie NAZXUL herumschlagen?

Das australische Metal-Publikum auf Untergrundebene ist sehr klein. Die Entfernungen, die man zurücklegen muss, um Shows zu besuchen oder Konzerte zu spielen, sind gewaltig. Wenn überhaupt, dann sind Auftritte nur am Wochenende möglich, eine Tour kann man so gut wie vergessen. Wir haben nicht den ‚Luxus‘, mehrere Tage und Nächte unterwegs sein zu können und über kurze Distanzen zu reisen. Etwas Positives hat das Ganze allerdings schon: Es macht widerstandsfähig und führt zu einer unerschütterlichen Hingabe.

In eurem Heimatland ist das Album auf Moribund Records erschienen, hierzulande erscheint es via Eisenwald Tonschmiede. Wie kam der Kontakt zum deutschen Label zustande?

Wir haben „Iconoclast“ beiden Labels angeboten, weil wir beide sehr schätzen. Unsere Strategie ist globale Herrschaft, und das Team bei Eisenwald leistet hervorragende Arbeit in Europa. Wir freuen uns auch in Zukunft darauf, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

In Australien und Europa ist das Album seit einem Monat draußen, auf den Rest der Welt wird es Ende September losgelassen. Sicherlich habt ihr schon eine Menge Worte des Lobes empfangen. Entspricht das euren Erwartungen, oder hattet ihr auch einige überraschende Reaktionen?

Die Reaktionen waren einfach überwältigend. Wir sind glücklich, dass sich auch unsere alten Fans an uns erinnern.

Ihr werdet bald auf Reisen gehen. Wohin wird euch eure „Global Ritual Performance Tour“ führen? Was bedeutet es für euch, auf der Bühne zu stehen und eure Musik live zu präsentieren?

NAZXUL werden auf dem Aurora Infernalis Festival in den Niederlanden [25. Oktober, Arnheim], sowie auf dem Damnation Festival in Großbritannien [24. Oktober, Leeds] spielen, weitere Daten für Belgien und Deutschland werden wir bald verkünden können.

Ein Liveauftritt ist für uns eine außergewöhnliche Erfahrung, und wenn Band und Publikum miteinander verbunden sind, ist diese Urgewalt allgegenwärtig. Die Wucht unserer Musik, diese Klangwand befördert die Menge in eine andere Bewusstseinsebene.

Wenn ein Metalfan sich nun auf den Weg nach Australien macht, welche Städte, welche Clubs würdet ihr ihm für einen Besuch empfehlen?

Die großen Städte wie Sydney und Melbourne sind sehr kosmopolitisch und haben ein schillerndes Nachtleben und eine aufregende Musikszene. Aber die Wildnis solcher Orte wie den Blue Mountains und den Küstenregionen ist atemberaubend. Die Wüsten sind ebenfalls denkwürdige Orte, an denen die Aura dieses alten Lands zu einem spricht.

Und für alle Leser, die sich einen Trip nach ‚down under‘ vorerst nicht leisten können – welche musikalischen Tipps könntet ihr ihnen geben?

Auf jeden Fall AUSTERE, PESTILENTIAL SHADOWS, NOX INFERI, DROWNING THE LIGHT und EREBUS ENTHRONED – diese australischen Bands sollte man gehört haben.

Das war’s dann auch schon, vielen Dank für das Interview. Wenn ihr den deutschen Lesern noch etwas auf den Weg geben wollt…

Danke für die Unterstützung – wir sehen euch Maniacs hoffentlich bald auf unseren Shows in Deutschland. NAZXUL is dead, long live NAZXUL!

08.09.2009

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