The Ruins Of Beverast
The Ruins Of Beverast

Interview

Über THE RUINS OF BEVERAST brauch man eigentlich keine einleitenden Worte mehr zu verlieren. Mit seinem bisherigen Schaffen hat Protagonist Meilenwald sich schließlich eine eigene Nische im Black Metal geschaffen und jene soll nun mit seinem neuen Album "Foulest Semen Of A Sheltered Elite" neu beseelt werden.

The Ruins Of BeverastHallo Alexander. Wie geht’s dir dieser Tage?

Oh, ganz gut, vielen Dank. Ich habe meinen täglichen Drogenkonsum wieder gesteigert, da lässt sich das Leben schneiden wie Butter.

In Kürze, genau genommen am 11. September, erscheint dein neues Album „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“. Ist das Veröffentlichungsdatum der Platte ebenso bewusst gewählt worden, wie es der direkte Albumtitel suggeriert?

Nein, der Termin ist Sache der Plattenfirma. Ich glaube, dass THE DEVILS BLOOD da treibende Kraft waren und Sveinn das Datum mit Selim abgestimmt hat, da das neue Album von TDB zum selben Termin erscheinen sollte. Für mich persönlich hat ein VÖ-Termin keine Symbolkraft. Das Ding kommt raus, wenn es fertig ist.

Lass uns erstmal über die Musik sprechen: Das Album scheint ja den Faden, den du vor drei Jahren auf „Rain Upon The Impure“ zu spinnen begonnen hast, ohne Umschweife wieder aufzugreifen. Wie weit ragt der Enstehungsprozess der Platte denn zurück?

Die musikalische Verbindung ist da, natürlich. Das war auch keine große Überraschung, ich habe mir nicht vorgenommen, einen Stilbruch zu begehen. Ich habe unmittelbar nach „Rain Upon The Impure“ mit den neuen Songs angefangen, aber mir fehlte aus privaten Gründen leider die Zeit, konsequent durchzuarbeiten, daraus resultiert die lange Zeit zwischen den Alben.

Es fällt natürlich auf, dass die doomigen Einflüsse, die bereits beim Vorgänger tragend waren, noch ein gutes Stück mehr in den Vordergrund gerückt sind und im Vergleich zu den „traditionelleren“ Black-Metal-Parts überwiegen. Ende 2006 sprachst du im Interview mit Erik davon, dass du dir zu diesem Zeitpunkt Gedanken über die zukünftige musikalische Ausrichtung von THE RUINS OF BEVERAST machst. Ist „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ demnach die logische Folge deines Schaffenzeitstrahls?

Zweifellos, ja. Mir hat die Arbeit mit den doomigen Elementen auf „Rain…“ überraschend gut gefallen und ich habe mich frühzeitig dazu entschlossen, diesen Elementen zukünftig mehr Platz einzuräumen, weil ich großer Doomanhänger bin und weil ich meine, dass sich die schleppenden Passagen exzellent in das Konzept von THE RUINS OF BEVERAST einfügen lassen. Generell orientiert sich bei THE RUINS OF BEVERAST die Stimmung der Stücke am Text, aber auch die Texte lassen viel Freiraum für schwere, zähflüssige Momente. Auf dem neuen Album ließen sich damit oftmals die Motive der Texte wesentlich intensiver in die Musik transferieren als mit den üblichen Black-Metal-Stilistiken.

Aran von LUNAR AURORA hat in Hinblick auf sein Projekt TRIST einmal angeführt, dass er selbst mehr zum Dark-Ambient tendiere, da man in dieser Richtung für Black Metal unerreichbare Tiefen erreichen könne. Gilt für dich und THE RUINS OF BEVERAST ähnliches in Punkto Doom-Einfluss? Wie viel Black Metal steckt deiner Ansicht nach, rein musikalisch, in „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“?

Ich würde nicht unbedingt so weit gehen zu sagen, dass Doom mehr Tiefe birgt als Black Metal oder ähnliches. Das sind Diskussionen, die zu keinem Ende führen würden. Es ist aber nicht zu leugnen, dass ich diese Schubladengeschichte seit Jahren aufgegeben habe und auf der Suche nach neuen Wegen war (und bin). Ich habe relativ klare Vorstellungen von den Stimmungen und Färbungen, die THE RUINS OF BEVERAST ausmachen sollen. Und es widerstrebt mir zutiefst, mich dabei ausschließlich eines Modells zu bedienen oder einen bestimmten musikalischen Horizont abzustecken. Das reicht mir einfach nicht. Die meisten Menschen haben mittlerweile eingesehen, dass der „klassische“ Black Metal nicht mehr allzuviel zu bieten hat, weil die meisten Bands kein Risiko (mehr) eingehen, nicht (mehr) kreativ genug sind oder sein wollen, oder einfach zu festgefahren und konservativ sind, weil sie reichlich fragwürdigen Prinzipien folgen wollen. Ich habe davon schon seit längerem einfach die Schnauze voll und habe andere Sachen ausprobiert, die mir gefallen und eine Herausforderung darstellen. Wieviel mehr Tiefe darin steckt und wieviel von welcher Schublade insgesamt in dem neuen Album steckt, ist mir irgendwie ziemlich egal. Das sind Sachen, mit denen ich mich nicht beschäftige.

Im Gegensatz zum wahrlich düster und roh ausgefallenem Soundgewand von „Rain Upon The Impure“ hast du dich dazu entschlossen, das neue Album wieder etwas klarer ausfallen zu lassen. Was waren die Beweggründe?

Ich hatte auf „Rain…“ große Probleme mit dem Schlagzeugsound und mich deshalb entschlossen, das nächste Mal die Drums im Studio aufzunehmen. Das habe ich diesmal gemacht, ansonsten ist bei den Aufnahmesessions alles beim alten geblieben. „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ sollte einen markanten Sound bekommen, bei dem die Atmosphäre nicht im Matsch versinkt, sondern die Instrumente schon differenzierbar sind und durchaus Kraft besitzen, der aber andererseits schon eine gesunde Portion Räudigkeit und Archaik besitzt. Das ist soweit ganz gut gelungen. Die üblichen Verbesserungsmöglichkeiten sind immer vorhanden und bilden ja letztendlich auch den positiven Anreiz für zukünftige Aufnahmen. Mir ist nach wie vor vor allem wichtig, dass der Sound Charakter und Seele mit Ecken und Kanten hat, und sich dabei deutlich distanziert von den gesichtslosen und geklonten Überproduktionen der Neuzeit.

Vielleicht liegt es am erwähnten Klang des Albums, aber mir kommt es so vor, als ob du auch stimmlich variabler zu Werke gehst – gerade der Klargesang findet sich immer wieder in den Songs und lässt die Musik so noch einen Tick sinister ausfallen. Bewusst?

Ich denke, das liegt daran, dass ich mir diesmal mehr Zeit genommen habe, um die Gesangslinien zu entwickeln. Die Gesangspassagen auf den ersten beiden Alben habe ich größtenteils ziemlich spontan eingesungen, ohne sie großartig zu strukturieren. Das ist auf dem neuen Album anders. Die melodischen Passagen habe ich teilweise sogar geübt und wieder umstrukturiert. Das war eine durchaus neue Erfahrung, normalerweise teste ich den Gesang nicht vor den Aufnahmen. Ich wollte aber, dass er diesmal eine intensivere Wirkung erzielt.

Auf dem Album befindet sich der zweite Teil von „Blood Vaults“. Musikalisch greifst du gegen Ende des Songs auch das Thema des ersten Teils auf. Welche Verbindung besteht zwischen beiden Stücken, lyrisch, konzeptionell?

„Blood Vaults“ ist eine Serie, die die historischen Verfehlungen der katholischen Kirche zum Thema hat. Der erste Teil bezog sich auf den Deckmantel der moralischen Prinzipien des Priesteramtes bzw. Mönchtums und die perversen Geheimnisse dahinter, der zweite Teil bezieht sich konkret auf die faschistoiden Massenausrottungen der Kreuzzüge und das interessante Selbstverständnis der christlichen Reiniger. Aus letzterem Grund ist der Text auch aus Sicht der Kreuzfahrer geschrieben. Die konzeptionelle Verbindung wird natürlich auch musikalisch durch wiederkehrende Motive umgesetzt.

Besagter Track wartet ferner mit einer Art Gitarrensolo auf. Ich wollte ja erst nicht meinen Ohren trauen, hehe. Ein weiterer Aspekt musikalischen Neulandes für THE RUINS OF BEVERAST?

Nee, ehrlich gesagt war das eine völlig spontane Geschichte, denn eigentlich sollte da kein Solo hin. Als ich das Lied zu Soundzwecken testgehört habe, war ich aber plötzlich der Meinung, dass an besagte Stelle unbedingt ein ekelhaftes, knarzendes Solo muss. Sowas kommt öfter vor. Daher habe ich mich ohne irgendwelche Überlegungen hingesetzt, das Ding eingespielt und sofort den ersten Take genommen. Das hört man dem Solo auch an, aber genauso musste es sein.

Leider liegen mir keine Texte vor, deshalb kann ich lediglich von den Titeln auf Inhalte schließen: Diese jedenfalls greifen in einer verhöhnend wirkenden Sprache Sinnbilder des Alten Testaments auf und vermitteln so den Eindruck, dass es sich um die Wurzel des Übels Christentum/moderne Gesellschaft dreht. Inwieweit könnte man, auch beim Hinzuziehen des Titels, davon ausgehen, dass es sich um ein durchgängiges lyrisches Konzept handelt?

Nein, ein durchgängiges Konzeptalbum werde ich vielleicht in Zukunft mal angehen, aber „Foulest Semen…“ ist keins. Die Texte unterscheiden sich nicht großartig von denen des „Rain…“-Albums. Es sind nach wie vor zunächst mal fiktive Geschichten einerseits, andererseits so eine Art Gedichte. Sie sind komplett aus Symbolen und Metaphern konzipiert. Diese Symbole sind normalerweise der frühen und frühesten Religionspraxis entlehnt, viele natürlich auch aus dem Alten Testament. Sie bilden aber im Prinzip fatale Phänomene und Zustände der Neuzeit ab, und das in meistens recht unfreundlicher Weise. Die Symbolik der frühen Glaubensgeschichte ist für mich persönlich insbesondere aufgrund der Sprache und der surrealen Atmosphäre extrem faszinierend.

Das überraschend differenzierte und nahezu „bunte“ Cover hebt sich ebenfalls von deinen bisherigen visuellen Veröffentlichungen ab. Ich sehe Querverweise zur Arche Noah und einem finsteren „allsehenden Auge Gottes“, welches die Fahrt durch schwarze, unruhige Wasser begleitet. Was war der Gedanke hinter dem Cover und wer ist für das äußerst gelungene Artwork verantwortlich gewesen?

Der Verantwortliche war Virus, der auch bereits für THE DEVILS BLOOD gezeichnet hat, und der Gedanke hinter dem Cover ist bemerkenswert einfach: Ich wollte eine morbide graphische Darstellung des Albumtitels haben. Dieser wiederum greift die Thematik der Sintflut auf, und der Auswahl von Lebewesen, die vor ihr geschützt werden sollen, und die letztendlich die Zukunft des Lebens auf der Erde bedingt. Das Cover ist sicherlich sehr gewöhnungsbedürftig für THE RUINS OF BEVERAST, aber es ist schon enorm krank, und das war mein Hauptanliegen

Zwischen „Rain Upon The Impure“ und „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ hast du vor allem durch Splitveröffentlichungen von dir hören lassen. Jene sind für meine Begriffe wesentlich direkter und roher ausgefallen als das Material der Alben. Inwieweit kann man bei derlei Projekten von einer Art „Spielwiese“ für THE RUINS OF BEVERAST sprechen, bei der du immer wieder neu experimentieren kannst, ohne den Flair eines Albums bedenken zu müssen? Gibt es Planungen bezüglich weiterer Gemeinschaftsarbeiten?

Was „Moselle Enigma“ betrifft, gebe ich dir recht. Das war ein Lied, das ich für eine Split-7“ komponieren musste und das natürlich dementsprechend gefärbt ist. Eine Single-Seite ist wenig Zeit für ein THE RUINS OF BEVERAST-Stück, daher wollte ich es weitgehend traditionell, aggressiv und schnell halten. „Desert Lair“ stammt allerdings aus der Phase der „Unlock The Shrine“-Lieder und war ursprünglich gar nicht für eine Split gedacht. Ich denke schon, dass der Song auch auf das Debut-Album gepasst hätte. Prinzipiell schätze ich an Split-Veröffentlichungen eigentlich eher den Geist, den sie mal verströmten, nämlich so eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl im Underground. Daher mache ich ja auch keine Splitprojekte mit Bands, die mir persönlich nicht bekannt sind. Derzeit gibt es noch keine konkreten Pläne für ähnliche Sachen, aber ich denke, da wird schon noch was kommen.

Du bist ja als Liveschlagzeuger bei TRUPPENSTURM tätig. Hat es dich zu guter Letzt doch wieder gepackt, in Proberäumen zusammenzuarbeiten und auf einer Bühne zu stehen?

Naja, das ist nicht falsch. Allerdings habe ich nie was gegen Proben gehabt, sondern eher gegen enervierende, sturköpfige Diskussionen. TRUPPENSTURM ist grundsätzlich nach wie vor ein Ein-Mann-Projekt von Vangard, bei dem ich nur aushelfe, weil er keinen Schlagzeuger hat. Insbesondere aber auch, weil ich die Musik verdammt gut finde und das Drumming dafür eine echte Herausforderung ist. Daher gibt es innerhalb TRUPPENSTURMs kaum Platz für böses Blut oder Ego-Trips, was die Probe- und Livesituation ziemlich entspannt.

Bevor ich dir für deine geopferte Zeit danke, möchte ich noch in Erfahrung bringen, wie es mit weiteren Planungen für die Zukunft aussieht. Darf man in absehbarer Zeit wieder mit einer exklusiven Vinylversion des neuen Albums rechnen, Textilien etc.?

Selbstverständlich wird es eine Doppel-LP geben, ohne Vinylversion ist das Album nicht vollkommen. Ich hoffe auch, dass die schon bald erhältlich ist, das Artwork steht soweit und gemastert ist auch alles. Es wird aller Voraussicht nach eine konventionelle und eine aufwendigere Version geben. Shirts sind auch in Planung, aber in moderater Auflage. Ich bin generell kein Freund davon, zu jedem Album 132 verschiedene Motive auf den Markt zu werfen. Alles weitere wird sich zeigen.

Galerie mit 11 Bildern: The Ruins of Beverast - Tour 2024 in Dresden
01.09.2009

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