Tenet
Interview mit Jed Simon

Interview

Seit Montag, 20. Juli, steht das Album „Sovereign“ von TENET in den Läden, und es war ein langer, beschwerlicher Weg, den Jed Simon und seine Kumpanen gegangen sind. Am Ende aller Anstrengung und allen Schweißes steht eine ziemlich fette Old-School-Abrissbirne, die es in sich hat. Wie fühlt es sich an, wenn man nach all den Jahren endlich sein eigenes Album in den Händen halten kann? Das, und noch einiges mehr, wollte ich von Jed wissen…

Tenet

TENET existiert als Projekt ja schon seit gut 10 Jahren, vor 5 Jahren hast du außerdem schon bei Century Media für das Album unterschrieben. Warum ist es trotzdem erst Anfang dieser Woche rausgekommen?

Der Hauptgrund war der volle Terminkalender mit STRAPPING YOUNG LAD und ZIMMERS HOLE, es gab einfach nie einen Zeitpunkt, an dem ich mich mal ganz allein auf TENET konzentrieren konnte… also wartete ich erstmal ab. Letztes Jahr habe ich einige Menschen aus meinem Familien- und Freundeskreis verloren, der Tod war für mich schon fast allgegenwärtig… mir ging es ziemlich beschissen, es war einfach ein fürchterliches Jahr.

Wann sind denn die ersten Riffs für „Sovereign“ entstanden, und welches Material ist letztendlich auf dem Album gelandet? Ist „Sovereign“ schon lange in trockenen Tüchern gewesen oder hast du bis zur letzten Minute daran gearbeitet?

Richtig ernsthaft mit dem Schreiben der Songs habe begonnen, gleich nachdem ich bei Century Media unterschrieben hatte. Im Laufe der Jahre sind eine ganze Menge Songs entstanden, aber bei den neun Stücken, die es letztendlich aufs Album geschafft haben, habe ich auch das Gefühl, dass sie perfekt zusammenpassen. Ich habe zur gleichen Zeit auch die Texte geschrieben, und als sich so langsam herauskristallisierte, dass es eine ziemlich persönliche Angelegenheit wird, festigten sich auch diese neun Songs. Fertig geworden ist das Album im März, es ist also noch richtig frisch!

Und wie fühlst du dich nun, jetzt wo du endlich am Ziel bist?

Erlöst… ich kann das eigentlich kaum in treffende Worte fassen, wie viel mir das bedeutet. Wir wissen alle, dass es ein langer, langer Weg war, und nun zu sehen, dass es endlich vollendet ist, macht mich unglaublich glücklich. Ich kann mich nun endlich auf neue Ziele stürzen. Als ich letztens von Century Media ein ganzes Paket CDs bekommen habe, musste ich fast losheulen… ich weiß, absolut nicht Metal, haha… aber mir ist in dem Moment einfach eine Riesenlast von den Schultern gefallen.

„Tenet“ bedeutet soviel wie „Grundsatz“ – was ist denn TENETs Grundsatz oder Prinzip?

Ehrlich zu sein in dem, was wir tun. Wir haben als Band erst sehr spät zusammen Songs geschrieben; und ich habe den Jungs gesagt, egal was sie für eine Idee auf den Tisch bringen, es muss aus einem Ort des Schmerzes oder der puren Freude kommen… solange die Gefühle und das Motiv dahinter absolut pur und nicht gekünstelt sind.

Du hast es schon angesprochen, „Sovereign“ ist ein sehr persönliches Album geworden. Welche Themen und Geschichten verarbeitest du damit oder in anderen Worten: Wieviel von dir und deiner Persönlichkeit steckt in diesem Album?

Ich habe die Songtexte aus einer sehr persönlichen Perspektive geschrieben. Sie handeln von einer üblen Phase in meinem Leben, als ich noch wesentlich jünger war. Man könnte sagen, ich war ein mustergültiges Scheidungskind. Es sind damals viele Dinge passiert, die ich erst Jahre später richtig begriffen und erfahren habe. Es gab eine Person in meinem Leben, die für diesen Schmerz und die Verwirrung seitens meiner Familie verantwortlich war. Eines der schlimmsten Dinge für mich war, meinen Vater für fast neun Jahre nicht sehen zu dürfen. Erst als wir uns danach wieder von Neuem kennenlernten, hat er mir erzählt, wie die ganze Scheiße eigentlich angefangen hat. Lange Geschichte… ich habe das jedenfalls mein ganzes Leben mit mir rumgeschleppt und es war an der Zeit, diesen Ballast abzuwerfen – und dafür war TENET das perfekte Ventil. Die Leute fragen immer, ob es physischen Missbrauch gegeben hat, was ich immer schnell verneine… das ist nicht passiert, aber es war eben ein mentaler Alptraum.

Ich habe einige Songs noch etwas „entschärft“, weil es mir sonst zuviel geworden wäre, viel zu negativ, und es fiel mir schwer, diesen Songs zuzuhören. „Watching You Burn“ handelt z. B. jetzt von meiner Frau und meinem Sohn und wieviel sie für mich bedeuten… es ist sozusagen ein Licht auf einem sonst sehr finsteren Album, und ich denke, dass sorgt für ein bisschen Balance. Die kleinen Änderungen an den Texten haben wirklich geholfen, und es ist jetzt definitiv ein viel besseres Album.

Steve „Zetro“ Zouza ist eine Wucht am Mikro, seine Stimme passt wie Arsch auf Eimer, wie Faust auf Nase zu diesem Album – old-school galore! Ich habe gelesen, dass du einige potentielle Sänger ins Gebet genommen hast, aber letztendlich hat Steve das Rennen gemacht. Was war das Ausschlaggebende an ihm, und könntest du dir überhaupt jemand anderen vorstellen?

Steve ist perfekt, absolut… er passt wunderbar zu TENET und ist auch ein toller Charaktermensch. Sein Gesang auf dem Album ist herrlich, total aggressiv. Ich glaube, er hat selbst gedacht, sich hier etwas beweisen zu müssen, was seiner Performance einen enormen Schub verpasst hat. Klar, es gab da noch den einen oder anderen, ich hab‘ mich sogar selbst am Mikro ausprobiert, haha! Am Ende war es aber einfach Steve, und ich könnte mir auch niemand anderen für TENET vorstellen.

In einem Satz: „Sovereign“ ist…

…purer, aggressiver Old-School-Metal mit modernem Flair und felsenfest ehrlich.

Tenet

Travis Smith hat das Cover gemacht, was kannst du uns darüber erzählen?

Die erste Version hatten wir bereits 2004, aber wir wollten noch etwas daran verändern. Für mich war es eigentlich schon damals perfekt, aber wir wollten dennoch ein bisschen mehr damit versuchen. Jetzt sieht man mich als Erwachsenen, scheinbar total verängstigt, der sich aber trotzdem aufrichten kann und alleine mit seinen inneren Dämonen fertig wird. „Sovereign“ bin ich… ich musste aufrecht stehen, für mich allein. Wie du siehst… da liegen tiefe Emotionen versteckt.

Wird das Album auch als Vinyl erscheinen? Und kaufst du eigentlich selbst noch das schwarze Gold?

Das wäre fantastisch, wenn das möglich wäre. Mein Herz hat immer noch einen großen Platz für Vinyl, ich kaufe auch hin und wieder noch Alben in dieser Form. Für „Sovereign“ würde ich so eine Picture-Vinyl bevorzugen, mit dem Cover würde das einfach geil aussehen. Ey, Century Media, hört doch mal! Haha!

Wie sieht es in Sachen Tour aus, der Terminkalender hat ja sicherlich nicht abgespeckt in letzter Zeit? Mit wem würdest du gerne auf Reise gehen?

Nun, jetzt wo das Album endlich in den Läden steht, liegt unser Fokus auf einer Tourplanung. Du hast schon recht, es wird nicht gerade leicht, alles unter einen Hut zu bringen, aber sobald sich eine Möglichkeit ergibt, lassen wir es euch wissen! Mit wem ich gern auf Tour gehen würde? – Mit jedem! Ich komme mit jedem zurecht, und solange das auf Gegenseitigkeit beruht und man uns fair behandelt, bin ich dabei.

Stell dir mal vor, du hättest eine Zeitmaschine – würdest du damit gern in die Vergangenheit reisen, als Old School noch New School war? Und dann vielleicht „Sovereign“ unter die Leute bringen…?

Aber immer doch! Und dann habe ich sogar 20 Jahre Zeit, um das Teil fertigzustellen, haha! Aber ganz im Ernst, es ist einfach toll, es endlich vollbracht zu haben, ich bin sehr stolz darauf und ich fühle mich auch geehrt, solche Freunde zu haben, die mit mir den ganzen Weg gegangen sind.

Wird dieser Weg euch denn weiterführen? Wird es einen Nachfolger für „Sovereign“ geben?

Die Arbeiten daran haben bereits begonnen, und aus mir strömen ohne Unterlass Riffs heraus. Ich kann mich einfach nicht beherrschen, ich muss einfach immer irgendwas schreiben, ganz egal welcher Stil. Ich bin ein glücklicher Sklave der Musik. Deshalb wird es auch mit TENET weitergehen, kein Zweifel.

Metal im Jahre 2009 – was sind für dich persönlich die Highlights und welche Entwicklungen würdest du am liebsten sofort beerdigen, wenn du die Macht dazu hättest?

Ich glaube, dass Beste ist das Wiedererstarken des Old-School-Metals… und das Schlechte daran, dass es Millionen von Bands gibt, die das machen. Das war zwar in den 80ern nicht großartig anders, aber damals gab es eben noch kein Internet, wo jeder Hanswurst seine Kackmusik verbreiten kann und sonstwas auf sich hält, nur weil er 1000 Freunde bei Myspace hat. Ich bin auch ein Computerjunkie, aber es ist schon ein deutlicher Unterschied zu damals, als Aufnahmen noch nicht so leicht von statten gingen, als man noch seine Tapes per Post verschickt hat. Wenn man dann von jemand anderem ein Tape von seiner Band bekam, war das cool… ein unbeschreibliches Gefühl, was ich heute echt vermisse. Nun ja… früher war alles besser, nicht wahr? Aber wir können eben nicht in der Vergangenheit leben.

Meine derzeitigen Favoritenbands, die noch dieses klassische Feeling haben, sind EVILE und WARBRINGER… die hauen dich weg. Welche Entwicklung mir am meisten stinkt? Gute Frage… wenn ich irgendwas per Knopfdruck sofort verschwinden lassen könnte, dann wäre es dieser beknackte Look aus weißen Gürteln, Schlabberhosen und ’swoopy-doo‘-Frisuren, diese Haareisen-Alpträume – und dann laufen die damit auf die Bühne und markieren den Dicken. Das ist verdammt noch mal kein Metal. Das ist scheiße!

Das ist richtig, hehe! Hey Jed, ich danke dir für’s Interview!

Gleichfalls… und vergesst nicht, auf unseren Seiten vorbeizuschauen, www.tenetforce.com und www.myspace.com/tenetforce.

HORNS HELD HIGH!

23.07.2009

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