Endstille
Endstille

Interview

Die Diskussionen um ENDSTILLE gibt es inzwischen schon so lange wie die Band selbst, zumindest in Deutschland. Auch wenn von überall her wieder Stimmen laut werden, dass diese Band sowieso nichts Neues oder gar Aussergewöhnliches aufnehmen kann, gibt es immer noch die Fraktion, die in ENDSTILLE die vertonte Genialität sehen. Mit frischem Wind bezüglich Cover, Sound und Songs im Gepäck tauchen sie 2009 wieder einmal auf – Bassist Cruor stand mir Rede und Antwort zum neuen Album sowie zur Einstellungen der Band und zur Band.

EndstilleHallo Cruor, Das Cover zu “Verführer“ ist ja anders als sonst – warum habt Ihr diesmal Farbe verwendet statt schwarz-weiße Bilder aus dem Krieg?

Cruor: Wir hatten schon das Konzept “Verführer“ aufgestellt, als wir das Bild von Kaiser Wilhelm II. als Schlächter fanden. Wir fanden, dieses Bild passt gut ins Konzept, es ist ja nicht ausdrücklich verboten, Farbe auf einem ENDSTILLE-Cover zu verwenden!

Auch die Produktion des Albums ist fetter und meiner Meinung nach besser als früher – wieso ist das diesmal anders?

Wir haben uns viel Zeit für den Sound gelassen, haben lange rumgedreht und was verändert. Es ist einfach so entstanden, wir hatten jetzt keine anderen Amps oder so. Irgendwann haben wir dann gesagt: “So soll es sein, so geht das Ding raus!“. Der Sound ist wirklich im Laufe der Zeit entstanden.

Auch sind die Songs ein wenig melodischer als sonst, gibt’s dazu auch einen besonderen Grund?

Der Vorgänger, “Endstilles Reich“, ist ja sehr stark im Hochgeschwindigkeitsbereich angesiedelt und es wäre wohl nicht so prall gewesen, wenn wir noch einen draufgelegt oder eine Kopie von “Endstilles Reich“ gemacht hätten. So haben wir halt einen Gang runtergeschaltet. Das entstand aber auch aus der Stimmung im Probenraum heraus, da gab es keinen Masterplan. Trotzdem wollten wir, dass die Scheibe wie immer auf die Zwölf geht!

Ihr stoßt ja nicht immer auf Gegenliebe, sondern von Anfang an auch auf Ablehnung, sei es wegen Eures Images oder eurer Musik. Wie geht man damit um, was ist der Reiz, auf Ablehnung zu stoßen?

Wir wollen auf keinen Fall Everybody’s Darling sein! Es ist einfach interessant, in einer Band zu spielen, in der was passiert! Mit der Ablehnung kann man locker umgehen, denn die ENDSTILLE-Gegner suchen immer nach Gründen, um ENDSTILLE scheiße zu finden. Die hören sich die Platten nicht mal an, weil sie ja scheiße sein müssen, weil sie eben von uns sind. Was soll man davon halten?
Aber es gibt natürlich auch viel Zuspruch, Leute die sagen, dass wir geniale Musik machen. Solange da ein Ausgleich besteht, ist die Sache im Lot.

Wie sieht’s diesbezüglich im Ausland aus? Gab’s da positive Rückmeldungen – oder sogar Nazi-Vergleiche?

Im Ausland sehen die Leute das seltsamerweise viel entspannter als in Deutschland. Die Leute urteilen da wertfreier als hier. Wir haben aus dem Ausland bisher nur positive Rückmeldungen gekriegt, da gibt’s nicht die zwei Fronten von ENDSTILLE-Hassern und –Liebhabern wie hier. Auch Nazivergleiche haben wir noch nicht gehört.

In welchen Ländern seid Ihr besonders erfolgreich?

Vor allem Österreich, Schweiz, Holland, Belgien, Skandinavien, Frankreich, England, aber auch in den USA hat unser erstes Album, das dort drüben veröffentlicht wurde, also “Endstilles Reich“, das über Regain Records erschien, gut eingeschlagen. Wir haben auch Konzerte in Mexiko gespielt und viel Spaß dabei gehabt.

Was ist das für ein Gefühl, in relativ kurzer Zeit so hoch hinaus gekommen zu sein? Ihr steht ja in Deutschland an der Spitze im Black Metal und auch international seid Ihr schon sehr erfolgreich.

Ja, das ist ein geiles Gefühl. In Deutschland allein ist das der Wahnsinn, da gibt es wohl nichts Negatives zu sagen.

Die Kriegsthematik ist ja nicht nur für Euch, sondern auch bei vielen anderen Metalbands sehr beliebt. Warum ist das so?

Darauf kann ich dir jetzt keine wirkliche Antwort geben. Ich seh’s so, dass die normale Gesellschaft den Krieg immer noch als Tabuthema sieht. Die deutsche Geschichte ist auch eine Geschichte von Kriegen.
Metal hat nun mal viel mit Gewalt zu tun und Krieg ist Gewalt pur. Im Metal kann man über Themen singen, die nicht alltäglich sind, ausserdem passt die Musik – vor allem die von ENDSTILLE – eben zum Thema Krieg. Das Nicht-Alltägliche interessiert eben viele Leute.

Wie sehen das Eure Familienangehörigen, die damals im Krieg waren?

Nun, meine Großeltern sagen dazu nichts, die liegen schon länger unter der Erde. Aber auch von den anderen aus der Band hat niemand großartig Ärger gekriegt.

Markiert “Verführer“ einen Wendepunkt in Eurer Karriere oder stellt es – überspitzt gesagt – nur ein Album dar wie jedes andere auch?

Ich denke nicht, dass es ein Album ist wie jedes andere auch. Jedes unserer Alben steht für sich, auch “Verführer“. Ich seh’s auch nicht als Wendepunkt, wir haben halt neue Sachen ausprobiert wie zum Beispiel das Cover. Ob es tatsächlich ein Wendepunkt ist, wird sich nach den nächsten Alben zeigen. Aber der Grund und das Gefühl für unsere Musik sind seit “DEMOn“ oder “Operation Wintersturm“ die selben geblieben. Jede Scheibe ist einzigartig, man wird sehen, was kommt!

Was bedeutet eigentlich dieses “n“ in “DEMOn“ oder auch “Monotonus n“?

Das “n“ ist ein mathematischer Platzhalter. das „n“ steht für eine beliebige Zahl. Da wir ja schon einige Monotonus-Lieder gemacht haben, erschien uns das „n“ als passend.

Auch den Song “Endstille“ mit immer anderem Untertitel ist auf jeder CD enthalten…

Ja, die gab’s von Anfang an, das kann wohl auch nicht mehr geändert werden. Wenn wir schon ENDSTILLE heissen, dann gibt’s auch eine End-Stille auf jeder CD. Obwohl die ja nach der “Operation Wintersturm“ gar nicht mehr so still war.

Wie seht Ihr die bisherigen Alben heute? Seht Ihr eine Entwicklung in ihnen, gibt es Sachen, die Ihr heute anders machen würdet?

Eine Entwicklung sehen wir auf jeden Fall. Zwischen “DEMOn“ oder “Operation Wintersturm“ und “Verführer“ liegen ja Welten. Für die Zeit damals war sicherlich jedes unserer Alben perfekt. Diesen harten Sound von damals würde man heute vielleicht anders machen, aber ich würde im Nachhinein nichts mehr an den alten Scheiben ändern!

Was wird folgen? In welche Richtung wird ENDSTILLE in Zukunft gehen?

Also Live wäre es vor allem ein Traum von mir, mal in Japan zu spielen. Musikalisch werden wir sehen, was passiert. Vor einer Woche haben wir in der Probe schon einen neuen Song vom nächsten Album begonnen. Das wird auf jeden Fall wieder ganz anders, aber immer noch ENDSTILLE. Wir werden schließlich über die Jahre vom Songwriting her nicht schlechter!

Wie entstehen die Songs bei Euch?

Wir spielen in den Proben erstmal drauf los, bis brauchbare Ideen rauskommen. Die werden dann verfeinert, dann sehen wir, welche Riffs dazupassen. Die Lieder entstehen eigentlich von selbst, es setzt sich jetzt keiner zu Hause an den Computer und sagt: “ich schreibe jetzt ein ENDSTILLE-Lied“!

Wie sehen Eure künftigen Liveaktivitäten aus?

Wir werden wieder auf einigen Festivals spielen, das Legacy-Festival am 21./22.05. auf jeden Fall, in Wacken, auch das Rock Area Festival werden wir besuchen. Für Oktober/November ist auch eine Europatour geplant. Wir werden von zwei Bands supportet, die dürfen allerdings noch nicht verraten werden!

Dann danke ich Dir für das Interview und die obligatorischen letzten Worte gehören Dir!

Ok, dann das übliche: Fuck Hell und gute Nacht!

Galerie mit 19 Bildern: Endstille - Party.San Metal Open Air 2023
23.05.2009

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37234 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Endstille auf Tour

23.11.24Baphofest - Winternights (Festival)Batushka, Endstille, Desaster, Nornír, Malphas, Boötes Void und HrastPosthalle Würzburg, Ochsenfurt

Kommentare