Ferris MC - Wahrscheinlich nie wieder vielleicht

Review

Nachdem er mit „Asilant“ zuletzt ein Rap-Album veröffentlicht hat, das nicht sonderlich gut angekommen ist, sowie seinem Weggang von DEICHKIND setzt Sascha Reimann, besser bekannt als FERRIS MC, nun alles auf Runderneuerung und veröffentlicht mit „Wahrscheinlich nie wieder vielleicht“ tatsächlich ein Rock-Album. Als Backing-Band fungieren MADSEN und zumindest hinsichtlich der Instrumentierung dürfte daher klar sein, wohin die rockende Reise gehen sollte. Jedenfalls nicht in erste Linie in auf der Hand liegenden Crossover-Gefilde, auch wenn es ihn dorthin schon verschlagen hat.

An lyrischer Front schwächelt „Wahrscheinlich nie wieder vielleicht“ etwas

Tatsächlich ist „Wahscheinlich nie wieder vielleicht“ ein recht geradeaus gespieltes Rock-Album mit markanter Pop-Punk-Würze geworden, das auf große Gesten pfeift und dessen Songs schnell auf den Punkt kommen. FERRIS MC zeigt, dass seine rotzige Stimme wunderbar in das Gewand von unbekümmerten Früh-2000er-Rock-Tunes hinein passt, denn genau diese Vibes versprühen die Songs oftmals, auch wenn textlich nicht ganz so viel Wortwitz oder Scharfsinn mitschwingen. Dafür sind die Lyrics teilweise doch recht simpel gehalten, bleiben aber dennoch fern von den Verbrechen gegen den guten Geschmack, für die der zeitgenössische, deutschsprachige Rock sonst bekannt ist.

Zugegeben, „Für Deutschland reicht’s“ versucht zu angestrengt, ein großes, politisches Statement zu machen, während „Der Teufel tanzt weiter“ daran scheitert, eine edgy Ballade zu sein. „Mein Herz hat ’ne Knarre“ dagegen schlägt ins andere Extrem um und stellt den unbekümmerten Pop-Punk-Gegenpol dar mit einem Refrain, der so blöd ist, dass er im Kopf hängen bleibt. Tatsächlich findet Reimann oftmals aber ein gesundes Mittelmaß zwischen diesen Qualitäten. Der Titeltrack ist ein solches Beispiel, ebenso „Die Normalen“ oder „Krank“. Zu Höchstform läuft er aber in den härteren Songs auf, „Shitstorm“ oder der Rausschmeißer „Fake News“, in denen es auch mal ein beherzter Brüller sein darf.

Dennoch bringt FERRIS MC die Grundzutaten für ein gutes Rock-Album mit

An musikalischer Front gibt es kaum etwas zu meckern. Die Songs zielen eher auf simple Effizienz denn irgendetwas anderes ab und lassen sich nur gelegentlich auf Experimente ein. So kommt in „Für Deutschland reicht’s“ Autotune zum Einsatz – immerhin in nicht zu nervender Manier. „Niemandsland“ klingt wie ein Überbleibsel der späteren SUCH A SURGE hin zur markanten, eruptiven Artikulation. Und wie gesagt geht es bei „Shitstorm“ und „Fake News“ etwas extremer, fast Hardcore-lastiger zu Werke, wo sich FERRIS MC als erstaunlich kompetenter Shouter erweist.

Tatsächlich steckt in „Wahrscheinlich nie wieder vielleicht“ ein guter Startpunkt für eine Rock-Abzweigung in der bewegten Karriere von Reimann. Von hier aus lässt sich sicher mit mehr Komplexität (oder je nach Geschmack auch Kompromisslosigkeit) im Songwriting sowie feiner geschliffenen Texten weiterarbeiten. In gewisser Weise hat das Album den Charakter eines Orientierungslaufes in sich – es ist gut geworden, aber man merkt, dass sich FERRIS MC hier vergleichsweise vorsichtig vorantastet. Nun, so vorsichtig wie ein Rock-Album mit Rotznase das eben zulässt.

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10.03.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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3 Kommentare zu Ferris MC - Wahrscheinlich nie wieder vielleicht

  1. nili68 sagt:

    Die Wahrheit ist überbewertet. Haben bestimmt die Liberalen erfunden..

    1. Sane sagt:

      Politische Meinung. Ich denke die hat hier keinen Platz?
      Naja, Hauptsache mal auf den Tisch gehauen, nix dahinter!
      Stark,metal.de!

      1. nili68 sagt:

        „politisch klar radikale Äußerungen jeglicher Richtung… möchten wir nicht sehen.“ (O-Ton)