The Picturebooks - The Hands of Time

Review

Soundcheck März 2019# 1

Seinen unbestrittenen Ruf als „Hardest Working Man in Show Business“ wird Soul-Legende JAMES BROWN wohl für immer behalten. Zu Recht! Doch mit ihrer unermüdlichen Arbeitsmoral und der unbändigen Leidenschaft für authentische, handgemachte Musik hätten THE PICTUREBOOKS wohl selbst den 2006 verstorbenen Godfather of Soul beeindruckt. Über 350 Shows spielte das deutsche Blues Rock-Duo in den letzten drei Jahren und überzeugte im Vorprogramm von Bands wie BLACK STONE CHERRY, BLUES PILLS oder CLUTCH. Wenig verwunderlich also, dass die beiden begeisterten Motorrad-Fans kurz vor dem Release ihrer neusten Platte „The Hands of Time“ nicht einfach nur auf der faulen Haut lagen, sondern mal eben mit ihren Kumpels von MONSTER TRUCK Kanada unsicher gemacht haben, bevor Anfang April ihre eigene Europa-Tour beginnt. Ob bei diesem immensen Workload auch noch genügend Zeit bleibt, ein gutes Album aufzunehmen, lest ihr hier!

„The Hands of Times“ – Von heulenden Wölfen, bluesigen Gitarren und donnernden Drums

Keine Frage: Klanglich würde man die Wurzeln von THE PICTUREBOOKS wohl im eher im Mississippi-Delta als im nordrhein-westfälischen Gütersloh verorten. Das liegt vor allem daran, dass das Duo mit seinem rauen, blueslastigen Rock ’n‘ Roll-Sound für ein authentisches Südstaaten-Feeling sorgt. Bereits der Opener „Horse of Fire“ erinnert mit seinem wehklagenden, von amerikanischen Spirituals beeinflussten Gesang an eine Zeit, als der Blues noch in den Kinderschuhen steckte – und kommt dabei vollkommen ohne Instrumente aus. Gänsehautstimmung von Anfang an! Was die Jungs an Gitarre beziehungsweise Schlagzeug draufhaben, stellen sie dann bei „Howling Wolf“ eindrucksvoll unter Beweis. Mit seiner stampfenden Rhythmik, dem rockigen Hauptriff und dem eingängigen Ohrwurm-Chorus liefern die Gütersloher einen Song, der vor Authentizität nur so strotzt.

„Like My World Explodes“ punktet mit lässigen Mundharmonika-Tönen, dem für echten Blues typischen rasselnden Klang von Ketten und der unverfälschten Americana-Attitüde, die sich durch den Song zieht. „The Hands of Time“ wirkt oft wie eine musikalische Reise durch die traditionellen US-Genres. Diesen Eindruck untermauert auch der Titeltrack, der sowohl rhythmisch als auch lyrisch lebendige Country-Vibes versprüht und mit seinem coolen Bottleneck-Sound dem amerikanischsten aller Genres Tribut zollt – well done! „Electric Nights“ sorgt mit dem treibend-galoppierenden Zusammenspiel von Gitarre und Drums für eine Nummer, die live zwar sicher durch die Decke gehen wird, insgesamt jedoch im Vergleich zum Rest des Albums etwas farblos wirkt.

Ganz anders verhält es sich mit „Rain“, einem Song, den THE PICTUREBOOKS irgendwann einfach hätten schreiben müssen. Die Ballade verströmt nicht nur absolute Wild-West-Romantik und könnte ohne Weiteres als Titeltrack eines klassischen Spaghettiwestern durchgehen, sie zeigt auch, dass das ambitionierte Duo durchaus gewillt ist, Album für Album die eigenen musikalischen Ketten zu sprengen. Ein weiteres Highlight bietet „You Can’t Let Go“, für welches sich Sänger und Gitarrist Fynn Grabke extra THE PRETENDERS-Frontfrau Chrissie Hynde mit ans Mikrophon geholt hat. Der Track erweist sich als wunderbare Blues Rock-Nummer, auf der besonders der Wechsel zwischen Grabkes kraftvoller, kratziger Stimme und Hyndes weich-melodischem Gesang hervorsticht. „The Rising Fall“ bietet einen gelungenen Abschluss in traditioneller THE PICTUREBOOKS-Manier: atmosphärisch, bluesig, gut!

The Picturebooks - Bandfoto 2019

Sorgen nicht nur mit ihren Bikes für fetten Sound: THE PICTUREBOOKS

THE PICTUREBOOKS – Blues Rock wie aus dem Bilderbuch

Nein, „The Hands of Time“ ist definitv keines dieser Alben, für das man unbedingt Fan eines bestimmten Genres sein muss. Stattdessen liefern THE PICTUREBOOKS eine beinahe rundum gelungene Platte, die wie eine kleine Zeitreise durch die US-Musikgeschichte klingt. Nichtsdestotrotz bleibt das Duo seinem charakteristischen Sound treu und findet somit das gesunde Mittelmaß aus fremden Einflüssen und eigenen Ideen. Damit ist die Platte nicht nur das rundeste, sondern wahrscheinlich auch das beste Album in der zehnjährigen Bandgeschichte der nordrhein-westfälischen Blues Rocker.

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05.03.2019

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