Eisregen
Eisregen

Interview

Der Tod ist ein Meister aus Thüringen. Wer mit diesem Satz etwas anfangen kann, dürfte bereits um den aktuellen und mittlerweile siebten Longplayer von EISREGEN wissen. Nach den eher dürftigen Kritiken hinsichtlich des Vorläufers "Blutbahnen", wenden sich die Thüringer zurück, hacken und nageln was das Zeug hält. M. Roth hat sich freundlicherweise zur Verfügung gestellt, dafür Rede und Antwort zu stehen.

EisregenIch nehme an, ihr hattet in letzter Zeit einiges an Interview-Terminen?

Ja klar.

Es heißt ja immer, das aktuellste Album sei das beste Album. Wie ist dein eigenes Empfinden hinsichtlich dieser Sache?

Das würde ich tatsächlich auch so unterschreiben. Haha. Das ist auch ein bisschen der Knackpunkt. Das ist tatsächlich bei uns immer so. Man sucht halt immer den Anreiz, gerade wenn man relativ viele Alben gemacht hat. Bei der „Knochenkult“ war der Anreiz auch so, dass das Ganze wieder ein bisschen härter ausfällt.

„Knochenkult“ wird ja nicht indiziert, nun ist es oftmals so, dass das Verbotene am meisten reizt. Habt ihr da eine Art tragische Berühmtheit? Seht ihr diese Grenzgänge als Teil von EISREGEN? Oder wie steht ihr dazu?

Wir bewegen uns ja nicht bewusst in dem Grenzbereich, um damit eine Indizierung hervorzurufen. Ich als Künstler kann mit meinem Bewusstsein eigentlich nicht vereinbaren, dass ein Kunstgegenstand indiziert wird, man praktisch solchen Zensurmaßnahmen unterworfen ist. Und gerade bei so einer Sache wie einer Musik-CD, ist das in der heutigen Zeit eigentlich totaler Unsinn. Durch das Internet ist es ja kein Problem an so indizierte Sachen heran zu kommen. Wir haben schon gemerkt, dass es auch Einbrüche finanzieller Natur gibt, denn eine indizierte CD bricht einfach aus dem Backkatalog weg. Ich meine, gut, Werbe-Effekt hin oder her, die „Blutbahnen“ wurde ja nicht indiziert, weil wir uns dafür eingesetzt haben, dass die Kunstfreiheit weit mehr als die Jugendgefährdung zu werten ist. Wie gesagt, es ist immer eine reine Willkür-Sache und diese Gremien wechseln auch von Mal zu Mal. Du weißt nie, welche Leute dann in den Gremien auch drin sitzen. Da könnte bei einer neuen Verhandlung was völlig anderes bei raus kommen. Und es ist eine ganz klare Sache, dass ich dafür eintrete, dass die CD frei erhältlich ist. Es ist ja nicht in meinem Interesse, dass da wieder irgendwelche Zensur-Maßnahmen greifen. Die Indizierung einer CD im heutigen Zeitalter ist eigentlich totaler Unsinn, weil es wird dann darüber in allen Magazinen berichtet, dass die CD indiziert ist und wenn man einen Titel in einer Suchmaschine eingibt hat man den Text und 20 verschiedene illegale Möglichkeiten problemlos das Lied herunter zu laden. Das sind auch Hauptargumente bei einer Verhandlung, dass die ganze Geschichte auch nach hinten losgehen kann.

Nochmal zu den „Blutbahnen“, wie bewertest Du rückblickend das Album, auch hinsichtlich der Tatsache, dass es ja nicht die besten Kritiken bekommen hat?

Ich mag nach wie vor die „Blutbahnen“ sehr gerne. Die Kompositionen waren sehr stark von unserem damaligen Keyboarder beeinflusst, dem DF (Daniel Fröbing) und ist auch entsprechend ausgefallen. Ich finde nach wie vor Sachen wie „Eisenkreuzkrieger“ sehr gelungen. Klar, wenn man etwas Abstand gewonnen hat, kann man sagen, man hätte dieses oder jenes anders gemacht, aber es muss deswegen nicht unbedingt besser sein. Wir hatten ja dann auch auf der „Eine Erhalten“ Mini-CD ein paar von den Liedern komplett mit anderem Gesangstilen gebracht. Es ist auch immer eine Geschmackssache. Ich fand es damals sehr interessant, ein paar Interpretationen anzubieten, die auch anders geklungen haben. Im Nachhinein bin ich wie gesagt immer noch sehr zufrieden. Gerade wenn man so eine Platte gemacht hat, spürt man dann das Feuer, dass man auf der Nächsten wieder etwas Pfeffer zulegt und ich denke, dass wir das mit der „Knochenkult“ auch ganz bewusst wieder getan haben.

Auf dem Digi-Pak habt ihr ja „Blut Ist Leben“ drauf. Wieso gerade dieses Lied?

Das war eigentlich mehr zufällig, denn ich hatte mal eine längere Autofahrt und hab in meinem Handschuhfach herum gekramt. Dort ist mir dann die „Zerfall“ in die Hand gekommen, die ich schon seit, keine Ahnung, Jahren nicht mehr gehört habe. Und dann kam mir ins Bewusstsein, dass der Song „Blut Ist Leben“ eigentlich wirklich cool ist und ich mit der Produktion von damals an sich gar nichts mehr mit anfangen konnte. Daraufhin kam die Idee, dieses Lied nochmals neu aufzulegen. Es ist praktisch eine Neuauflage mit dem Sound, den wir heute zu spielen in der Lage sind. Damit bin ich auch sehr zufrieden und gerade Als Bonus-Track macht sich das sehr gut.

Wo steht ihr denn zur Zeit? Und wie geht es nach dem Album jetzt weiter?

Ich denke, dass wir uns in der Metal-Szene gut etabliert haben. Außerdem haben wir uns ja mehr oder weniger unsere eigene Nische geschaffen, in der wir uns bewegen, ohne großartig von fremden Bands beeinflusst zu sein, was ich wirklich erstaunlich finde. Wir haben einen sehr großen und festen Fan-Kreis, der uns auch wirklich die Treue hält. Und darauf sind wir stolz, zumal wenn man es mit anderen Bands, ob groß, oder klein vergleicht. Wir haben relativ hohe Charts-Positionen, die wir selbst mit unserem Extrem-Metal einnehmen können und das ist einfach eine Sache, auf die wir stolz sind. Vor allem haben wir das immer gemacht, ohne uns zu verbiegen. Wir haben sehr viel Spaß in der Band, mit dieser Besetzung. Schließlich hatten wir einige Umbesetzungen innerhalb der Band in den letzten paar Jahren und die Chemie ist sehr gut momentan. Wir spielen jetzt relativ viele Live-Shows und werden auch, denke ich, noch ein paar Alben nachlegen. Jetzt im November werden wir zwei Shows in Leipzig live mitschneiden lassen und als nächstes eine Live-CD heraus bringen. Von EISREGEN wird in den nächsten Jahren durchaus noch einiges zu erwarten sein.

Stichwort „Kolonie Leipzig“. Wie lange plant ihr diese Live-Aufnahme schon? Oder war das mehr spontan?

Die Idee kam Anfang des Jahres, habe dann eine passende Location gesucht und bin mit dem Hellraiser einig geworden. Jetzt läuft gerade die Endphase, wir haben Songs teilweise bearbeitet und ich denke, da sind auch wieder ganz interessante Neuinterpretationen. Die Show wird also insgesamt bestimmt zweieinhalb Stunden laufen. Der Samstag ist auf alle Fälle schon ausverkauft. Das wird richtig gut, für die Extrem-Meute die ganzen alten Sachen zu spielen, in umgewandelter Form.

Wie kommt Ihr eigentlich auf Titel wie „Stahlschwarzschwanger“?

«lacht»

…naja, Du bist ja Horror- und Splatterfan, aber wie kommt man auf so etwas? Wo stehen eigentlich Deine Haupteinflüsse?

Bei mir ist das eher nicht musikalischer Natur, denn ich höre eher weniger Metal, oder so etwas in der Richtung, da ich an sich zufrieden bin mit dem was ich selbst mache. Dann gibt es noch Film und Literatur. Leider bleibt mir zur Zeit aus Zeitgründen nur der Filmbereich. Ich bin ein extremer Filmsammler. Schon hauptsächlich aus dem Horror-Genre, denn das ist, was mich privat am meisten interessiert. Speziell die Atmosphäre, die einen dabei umgibt und die dann in eigene Ideen umzuleiten ist eigentlich die Herausforderung an sich. Wir haben ja auf der „Knochenkult“ auch das Lied „Das Haus Am Ende Der Einbahnstraße“. Das ist bezogen auf den Film „Last House At Dead End’s Street“, der eigentlich relativ unbekannt ist in Deutschland. Gibt es soweit ich weiß nur einer kleinen Auflage mit deutschen Untertiteln. Da ich den Film sehr sehr mag, war es mir ein Anliegen den Film den Fans etwas näher zu bringen. Den der Text an sich behandelt schon das, um was es in dem Film geht. Wobei das eher die Ausnahme ist. Ich suche schon eher die rein fiktiven Sachen und erzähle meine eigenen Geschichten. Woher die Ideen letztendlich kommen, das fragt mich meine Frau auch ständig. Aber ich denke das prägt einen schon über all die Jahre hinweg und man hat ein ganz natürliches Verhältnis dazu.

Gibt es eigentlich ausschließlich eine CD? Oder auch eine Live-DVD?

Nur eine CD. Bei einer DVD müssten wir die vorab zur Prüfung heraus geben und wie das dann im Voraus schon ausgehen würde……naja, da haben wir kein so gutes Gefühl dabei.

Alles klar, das war’s auch schon, dann wünsche ich noch einen schönen Abend und weiterhin viel Erfolg!

Ja, vielen Dank!

Galerie mit 22 Bildern: Eisregen - Grenzgang Tour 2023 in Frankfurt
10.11.2008

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