Kypck
KYPCK
Interview
KYPCK sind eine "Doomsday Metal Band". Was genau das sein soll weiß selbst Sänger Erkki nicht, dafür kennt er sich sonst gut aus. Sein bevorzugten Fachgebiete sind Russland, russische Literatur, russische Geschichte und seine russischsprachige finnische Band.
Hi Erkki!
!§$%&ß, Christian!
Aha. Ich nehme an das war russisch?
Richtig. Ich nehme an du sprichst kein russisch?
Hehe, auch richtig. Vielleicht könnten wir den Rest des Interviews auf englisch führen?
Wenn’s sein muss…
Danke. Also: laaangsame, düstere Musik, Armeeuniformen, russischer Gesang- wie lautet das Konzept hinter KYPCK?
Na ja… irgendwie hatten wir das ganze Powermetal-Zeug satt. Wir wollten was Anderes machen als all die Jungs, die IRON MAIDEN, SAXON oder MANOWAR covern. Ganz im Ernst, die Idee ist sehr simpel. Im Prinzip hast du es schon gesagt: sehr langsame, schwere und depressive Musik mit russischen Texten. Und russischen Themen. Auf den ganzen Rest wie Uniformen usw. kamen wir erst im Anschluss. Uns war’s wichtig, alle Ideen die uns in diesem Zusammenhang kamen, wirklich umzusetzen. Oft ist es ja so, dass die Hälfte davon in Vergessenheit gerät wenn die erste Euphorie und der Rausch, in dem die Idee entstanden ist, vergangen sind.
Euch geht es primär also nicht darum, mit unkommentierten Verweisen auf den Kalten Krieg zu provozieren und die diffuse Angst, die damals vor dem gesamten Ostblock bestand in ein musikalisches Gewand zu pressen?
Ich gebe zu dass sich das wohl kaum vermeiden lässt. Gerade bei uns in Finnland, wo der Klang der russischen Sprache so was ein eingebautes Gefahrensignal anhaftet. Ist das in Deutschland eigentlich auch so?
Schon möglich. Ich komme aus dem Westen und habe bisher wenig Russisch gehört. Deswegen fasziniert mich der fremde Klang irgendwie. Unangenehm finde ich ihn nicht. In der ehemaligen DDR dürfte das Russische jedoch einen ähnlichen Effekt haben wie in Finnland.
Jedenfalls geht es uns nicht ausschließlich um den Kalten Krieg, obwohl der natürlich ein dankbares Thema ist. Bei den Songs auf „Cherno“ geht’s um eine wesentlich weitere Zeitspanne. Wir erweitern unseren inhaltlichen Rahmen kontinuierlich und auch unser stilistisches Konzept wird variiert werden. Aber die Sprache wird immer Russisch sein, das kann ich dir versprechen.
Worum geht es in den Texten von KYPCK?
Eine große Inspiration für uns ist die russische Geschichte, aber nur die Songs „1917“ und „Stalingrad“ handeln tatsächlich von historische Themen. Und auch hier geht’s um einzelen Menschen, nicht Geschichte an sich. Andere Texte sind eher persönlicher Art. Da verarbeite ich Erfahrungen aus der Zeit als ich in Russland gelebt habe. Hierbei ist auch die Rede von Alkohol und Drogenmissbrauch, das gebe ich zu. „Demon“ basiert auf einem russischen Gedicht aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt vom Teufel und einer Affäre, die er mit einer normalen Frau hat. Religion, Atheismus und Krieg sind weitere Themen bei uns… Geschichte , Gegenwart und Gesellschaft sind bei uns also gleichermaßen vertreten.
Trotzdem klingt das alles sehr traurig, trostlos, negativ. Gibt’s bei KYPCK auch Humor?
Humor? Ja, schon. Allerdings in dem Sinne, dass wir die ironische Seite des Lebens sehen und sie thematisieren. Nein, wenn glaubst dass wir das was wir machen witzig finden.Wir werden auf unseren Alben auch nie Witze erzählen. Allerdings brauchst du ein gewisses Maß an Humor um überhaupt in einer Metalband zu spielen. In dieser Hinsicht kannst du uns -ich sage es in aller Bescheidenheit- mit RAMMSTEIN vergleichen. Auf der Bühne sind die völlig diszipliniert und ziehen eisern ihre Show durch, privat sind es sehr nette und lustige Kerle.
Auf eurer Website habt ihr Links zu üblen Gestalten versammelt, z.B. Iwan dem Schrecklichen, Rasputin oder Josef Stalin. Daneben gibt’s Links zur russischen Eishockey-Nationalmannschaft, der Mine von Mirny, russischen LKW-Herstellern und Tschernobyl. Der Zusammenhang von all dem ist mir nicht so ganz klar.
Der Zusammenhang, die Gemeinsamkeit ist Russland.
Mach‘ Dinger…
Das hättest du nicht erwartet, haha! Im Ernst: die Leute im Westen wissen nichts von Russland, sie haben nur Angst davor. Aber Russland ist ein Land wie andere Länder auch. Okay, es ist größer als die Länder. Aber deswegen ist es nicht schlechter als z.B. die USA, die sich immer gern als die gute Supermacht präsentiert haben.
Na, die arbeiten ja auch an ihrem Ruf…
Ja, endlich merkt es der Rest der Welt.
Welchen Bezug habt ihr zu Russland und speziell zu der Stadt Kursk?
Wir leben alle in unterschiedlichen Städten, daher ist Kursk für KYPCK so etwas wie unsere virtuelle Heimat. Wir hoffen einmal dort spielen zu können. Und grundsätzlich ist Russland der Markt für unsere Musik. Folglich bedeutet es uns sehr viel. Russland und Kursk sind eine große Herausforderung für KYPCK.
Wie reagieren die Leute auf Uniformen und Gitarren, die eine stilisierte AK-47 darstellen?
Generell reagieren sie mal darauf. Das ist gut, denn viele Bands werden gar nicht wahrgenommen oder einfach ignoriert. Wir erwecken hiermit Aufmerksamkeit und Interesse. Außerdem sieht das ganze Zeug auf der Bühne cool aus. Und wir hoffen natürlich, dass die Leute nicht nur bemerken wie stark wir aussehen sondern auch, wie stark wir klingen, hehe. Und auf nichts Anderes kommt’s letzten Endes an, oder? Warum sollte man in einer Band spielen, wenn’s keinen interessiert?
Stimmt, dann kann man’s auch bleiben lassen.
Spielst du in einer Band?
Habe ich früher mal gemacht, ja.
Und?
Hast du jemals von mir gehört?
Nun, ich erinnere mich nicht genau, aber von einem Typen namens Christian habe ich tatsächlich mal gehört, hehe…
Wow, du machst einen alten Mann sehr glücklich! Ähm… was ich auch noch fragen wollte: ich höre bei euch ’ne Menge SENTENCED durch und auch TYPE O NEGATIVE. Was habe ich überhört bzw. nicht entdeckt?
Das kommt hin, ja. Als wir das Material für „Cherno“ geschrieben haben gab’s keinen Masterplan bezüglich der Elemente oder Einflüsse, die wir integrieren wollten. Unsere Musik sollte die Vorgaben „langsam“, „heavy“, „depressiv“ und „russisch“ erfüllen.
Das hat soweit funktioniert.
Danke. Und außerdem haben wir dich an TYPE O erinnert? Das ist ein cooles Kompliment, danke, Mann! Hoffentlich sagen die Leute beim nächsten Album: „hey, das klingt aber verdammt nach KYPCK, oder?“ – das ist jedenfalls unser Ziel.
Ihr nennt euch eine „Doomsday Metal Band“. Was ist der Unterschied zwischen einer Doomsday- und einer Doommetalband?
Um ehrlich zu sein: ich bin gegen solche Schubladenbezeichnungen. Ich finde beide für KYPCK unzutreffend. Ich könnte dir den Unterschied nicht erklären weil ich ihn selbst nicht kenne. Ich höre und spiele einfach Metal. Aber ich bin nicht der einzige Entscheidungsträger in der Band. Und leider ist es heutzutage so, dass du die Leute ohne ein solches Label überforderst. Dann wissen sie gar nicht mehr, wohin sie dich stecken sollen. Da uns wohl kaum jemand als Doomband bezeichnen würde und der Begriff „Metal“ einfach zu weit gesteckt ist, sind wir eben eine „Doomsday Metal Band“.
Euer Debüt ist ein sehr reifes, durchdachtes Werk. Wie geht’s weiter, wie lauten die Zukunftspläne von KYPCK? Abgesehen von Weltruhm, Goldenen Schallplatten und sonstigen Auszeichnungen?
Hehe… wie wär’s mit der Weltherrschaft? Wir haben uns schon über Dinge unterhalten, die wir gern auf dem Nachfolger von „Cherno“ tun möchten. Ich persönlich würde gern tiefer in historische Themen eintauchen. Das 19. Jahrhundert ist eine Zeit, die mich sehr fasziniert. Andererseits möchte ich auch weiter über persönliche Dinge schreiben. Diese Themen sind live einfach sehr überzeugend, weil sie eben persönlich und real sind und weniger der Phantasie entspringen. Es ist der absolute Wahnsinn, wenn ein hübsches russisches Mädel vor dir steht und deine Texte über deine Gedanken und Gefühle mitsingt. Daran merke ich, dass das was ich tue, nicht sinnlos ist. So was lässt mich nachts schlafen!
Weißt du ein russisches Sprichwort, das von Musik handelt oder irgendwie zu KYPCK passt?
Ein weiser Mann sagte mal zu mir: „Wenn du fröhlich sein willst, dann sei es“. Wie findest du das?
Geht so.
Was auch gut ist: „If you want to play Russian doom – you’re doomed.“ Hmm… auf englisch klingt das etwas holperig. Auf deutsch sicher auch, oder?
Bisschen schon, ja.
Aber auf russisch funktioniert’s, hehe.
Alles klar, Erkki, dann vielen Dank so weit.
Kein Problem, immer wieder gern. (Deutsch:) Auf Wiedersehen!
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