Dass OVERKILL auch nach über 35 Jahren Bandgeschichte immer noch nicht genug haben, wird bereits durch den Song „Last Man Standing“ klar, der das neue Album „The Wings Of War“ eröffnet. Der Song ist ein ordentliches Brett und eine trotzige Kampfansage an den Rest der Welt. „Es geht nicht nur um einen einzelnen Mann“, erklärt Frontmann Blitz im Interview, „sondern um uns alle, die wir eine bestimmte Geisteshaltung und bestimmte Prinzipien teilen“. Musikalisch hält der Song auch direkt einige Überraschungen parat. OVERKILL präsentieren sich so melodisch wie schon lange nicht mehr, geben bei aller Härte Raum für klassischen Metal und Rock.
OVERKILL – Last Men Standing
Dies zieht sich auch durch den Rest des Albums. „The Wings of War“ ist ein ungewöhnliches Album, trägt aber überall erkennbar die Handschrift von OVERKILL, nicht zuletzt dank des markanten Gesangs von Blitz. Aber auch der bandeigene rotzige Ostküsten-Charme schimmert immer wieder durch und bricht sich gelegentlich in einigen Hardcore-Passagen Bahn. Bestes Beispiel hierfür ist der New-Jersey-Gedenksong „Welcome To The Garden State“, der stilgerecht von einem Zitat aus der Mafiosi-Serie „Die Sopranos“ eingeleitet wird.
Getrieben wird die Band auf ihrem neunzehnten Album vom technisch ausgefeilten Schlagzeugspiel Jason Bittners, den wahrscheinlich der ein oder andere von der Modern-Metal-Band SHADOWS FALL kennt. Aber auch Dave Linsk an der Lead-Gitarre zeigt sich auf „The Wings of War“ durchgehend von seiner spielfreudigsten Seite.
Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet der Sound manchmal nicht so ganz rund laufen will. Das Schlagzeug knallt stellenweise etwas zu laut, die Gitarren wummern zu komprimiert. Dadurch rutschen einige, gerade schnellere, Riffs etwas zu sehr in den Hintergrund, während die Drums dominieren. Im Gegensatz dazu klingen die Kompositionen an sich selbst ausgesprochen natürlich und lebendig.
„The Wings Of War“ – Frisch und mutig
Denn auf „The Wings Of War“ kommt in geballter Form alles zusammen, was auf den letzten OVERKILL-Alben seit „Ironbound“ gut funktioniert hat. Räudiger, aber auch melodischer Thrash Metal, der ein gutes Maß an Brutalität aufweist, ohne die klassischen Heavy-Metal-Einflüsse untergehen zu lassen. Hinzu kommt der Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen und auch nach vielen Jahren im Business noch einmal ein paar Kleinigkeiten auszuprobieren. Es hat sich gelohnt.
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