The Monolith Deathcult
The Monolith Deathcult
Interview
"Trivmvirate", die neueste Scheibe der umstrittenen Niederländer steht zwar schon seit zwei Monaten in den Läden, aber besser spät, als nie. Dies gilt besonders für dieses aussergewöhnliche Interview, für das mir Gitarrist Michiel zur Verfügung stand. Der Geschichtslehrer hatte offensichtlich großen Spaß an den Fragen – das gleiche wünsche ich Euch beim Lesen der teilweise unglaublich abgefahrenen Antworten.
Gratulation, Jungs. Ihr habt vor kurzem Euer neues Album „Triumvirate“ herausgebracht. Zugegebenerweise kenne ich Eure anderen Alben nicht und habe Euch auch nur einmal auf Tour mit THE CROWN gesehen, aber ich finde, „Trivmvirate“ ist ein wirklich cooles Album geworden und alles, aber nicht gewöhnlich. Seid Ihr bereit, berühmt zu werden und richtig groß rauszukommen, oder welche Bedeutung hat der Titel für Euch?
„Trivmvirate“ bedeutet eine Gruppe von drei Leuten und wird von einigen Historikern verwendet, wenn sie sich auf das inoffizielle politische Bündnis von Gaius Julius Caesar, Marcus Licinius und Gnaeus Pompeius Magnus beziehen.
Weil es unser drittes Album ist, dachte Robin, das sei ein guter Name. In einem Anflug von Selbstherrlichkeit haben wir auch über einen schlechten „Van Halen II“ – Abklatsch nachgedacht, „The Monolith Deathcult III“ etwa. Davon abgesehen klingt „Trivmvirate“ einfach cool und massiv.
Könnt Ihr mir etwas über die Enstehung von „Trivmvirate“ erzählen? Wie schreibt Ihr Eure Songs? Alle Bandmitglieder zusammen oder habt Ihr einen Hauptsongwriter? Ist es schwierig, einen Song wie „Deus Ex Machina“ zu schreiben, der so viele Ideen vereint, aber trotzdem schlüssig und spannend ist?
Ich schreibe alle Lieder an meinem Computer. Mein persönlicher Musikgeschmack ist nicht unbedingt brutaler US-Death-Metal.
Einen Track wie „Deus Ex Machina“ zu machen ist einfach für mich. Ich habe Bands mit Synthies and Samples wie CRADLE, DIMMU, MINISTRY, FEAR FACTORY, RAMMSTEIN, TYPE O, LAIBACH oder MY DYING BRIDE schon immer sehr gern gemocht. Wir haben uns als Band entwickelt und entdeckt, dass es für uns sehr, sehr einfach ist, aus den beengenden Grenzen des Death Metals auszubrechen und haben Death-Metal-fremde Elemente in die Musik eingebracht. Wir haben den Druck in unseren Tracks gesteigert und wenn er fast zu hoch wurde, haben wir ihn in einem wunderbaren Blast-Beat-Inferno freigesetzt. Genau so sollte man Blastbeats einsetzen. Wie, wenn einem ein Hagelsturm ins Gesicht peitscht. Aber wenn man 45 Minuten im Hagel steht, ist es halt gar nicht mehr aufregend und man will nur noch eine Tasse Tee. Dieses Konzept habe ich während des ganzen Schreibprozesses bei „Trivmvirate“ umgesetzt.
Obwohl das Keyboard kein normales Death-Metal-Instrument ist, ist es ein wichtiger Teil Eurer Band. Es schafft eine beinahe soundtrackmäßige Atmosphäre und macht Eure Musik einzigartig. Wolltet Ihr von vorn herein einen Keyboarder haben oder war das Zufall? Wäre Euer Sound ohne Keyboard genau so interessant?
Ich schreibe meine Songs auf eine Art, die sogar ohne Synthies, Samples und Stimme noch reinhauen würde. Ich habe mir aber immer gewünscht, zusätzlich noch einen Keyboarder in der Band zu haben. Das gibt der Musik das gewisse Etwas. Ein Beispiel: Wir spielten so eine Art „Hell Awaits“-Riff, mit einem rollenden Sechzehntel-Bassdrum-Teil. Plötzlich startete Carsten seinen Sequencer, der die Bassdrum triggerte. Wir haben uns gefragt, „Was zur Hölle war das denn? Hast Du das gehört?“ Und so etwas ist eben einige Male passiert.
Die meisten Leute denken halt, dass sich ein Keyboarder im Metal, wie der Typ von Dream Theater anhören, oder nur Streicher auf langweiliges E-Saiten-Gereite legen muss, wie bei Gothicbands wie WITHIN TEMPTATION oder LACUNA COIL. Hier in Holland nennen wir die Gitarristen solcher Bands „Alibigitarristen“. Sie müssen so spielen, dass der Sound etwas härter wird, aber nicht zu sehr, damit die 14jährigen Gothic – Fans keine Angst bekommen.
Habt Ihr tatsächlich mit den Philharmonikern aus Dagestan zusammengearbeitet oder ist das ein Witz? Wie ist der Kontakt zustande gekommen? Musstet Ihr nach Dagestan, um mit ihnen zu arbeiten? War das teuer? Und in welchen Songs kommt das Orchester vor?
Während des kalten Krieges hatten Carsten und Robin geheime Kontakte zu dubiosen dagestanischen Widerstandsgruppen, welche die Abspaltung Dagestans von der Sowjetunion anstrebten. So kam der Kontakt mit dem Makhachkala Orchester zustande.
Die Mitglieder waren so genannte „Feinde des Volkes“, die sich in Gulags in Sibirien kennen gelernt haben. Am Höhepunkt ihres Ruhmes hatte das Makhachkala Orchester 133 Mitglieder. Im Gulag hatten sie sogar eine Kabarettshow, um die triste Stimmung in den miesen Baracken aufzuheitern. Die Show war auch unter dem Namen „Lagernik Cheerleader Squad“ bekannt.
Wir haben keine Ahnung, was mit den Frauen passiert ist, aber Gerüchte besagen, dass sie im Namen des Weltproletariats sterben mussten.
Nach dem Fall des eisernen Vorhangs bestand das Makhachkala Orchester zu Ehren ihrer gefallenen Kameraden weiter.
Um einen Goodbye Lenin – artigen Kulturschock zu vermeiden, haben wir einen leeren Zoo gemietet, um das Orchester in bekannter Umgebung unterzubringen. Wir waren uns sicher, dass sie das zu einer großen Leistung anregen würde. Es wurden ein paar Baracken gebaut und jede Nacht hielten Mitglieder der Niederländischen Sozialistischen Partei flammende Reden.
Es ist bekannt, dass alle Instrumente aus Osteuropa von grauenhafter Qualität sind, also mussten wir tief in die Pro-Tool-Trickkiste greifen, um sie gestimmt zu bekommen. Ja, das Ergebnis haben wir jetzt und wie das Schicksal so spielt ist das Makhachkala Orchester das einzig Erfolgreiche, was von der Sowjetunion noch da ist.
Du musst verstehen, dass THE MONOLITH DEATHCULT keine Band ist, die über solch ernste Themen Witze reissen würde!
Eure Texte (bei denen es meistens um den Krieg geht) sind eigentlich fast so wichtig wie die Musik selbst. Sie beeindrucken mit fundiertem Wissen zu den einzelnen Themen. Lest Ihr viele Bücher über Kriegsgeschichte? Interessieren diese Themen jedes Bandmitglied so sehr?
Robin und ich haben alle Texte geschrieben. Es ist ein Missverständnis, dass es in allen Texten nur um Krieg geht. Wir haben gar nicht so viele Lieder, die das Kampfgeschehen beschreiben. Meist geht es in unseren Liedern um merkwürdige politische Umstände, fragwürdige Regime und bizarre religiöse Dogmen. Zu diesen Themen kommen wir, indem wir viele Bücher lesen und viele Dokus anschauen. Außerdem bin ich noch Geschichtslehrer an einer Oberschule. Wir haben ein breit gefächertes Interesse an geschichtlichen Themen und den Einfluss bestimmter katastrophaler Geschehnisse auf die Menschen im Allgemeinen. Ein spezielles Interessengebiet ist der Effekt, dass große Kriegsereignisse oder Konzentrationslager die Leute weniger menschlich machen, oder z.B. der Schützengrabenkrieg im Lied „1917 – Spring Offensive“ auf unserem letzten Album. Außerdem ist es interessant, wie totalitäre Regime Wege finden, die Bürger zu verdummen und zu unterdrücken – manchmal einfach brutal und mit Gewalt, und manchmal fast kafkaesk in der Durchführung.
Im letzten metal.de Interview habt Ihr gesagt, dass die Texte die Welt widerspiegeln. Was denkt Ihr, würdet Ihr tun, wenn bei Euch im Land Krieg ausbrechen würde? Würdet Ihr kämpfen oder versuchen, das Land zu verlassen? Hab Ihr überhaupt eine Armee in den Niederlanden? War jemand von Euch beim Militär?
Es gab mal einen Wehrdienst in Holland, aber nur Martijn hat diesen Dienst für sein Vaterland geleistet. Alle anderen von TMDC waren dafür zu jung. Ich habe keine Ahnung, was ich im Kriegsfall tun würde. Ich denke, der Wille zu kämpfen wäre größer, wenn ein anderes Land uns angreifen würde. Im Falle eines Bürgerkrieges würde ich das Land verlassen. Bürgerkriege entfremden nur Freunde und Familien voneinander, so wie es beispielsweise in Jugoslawien geschehen ist. Außerdem denke ich, dass Bürgerkriege bereits bestehende Konflikte zwischen ethnischen Gruppen nur noch verschärfen – so einen Krieg kann man weder beenden noch gewinnen.
Anscheinend hattet Ihr in der Vergangenheit Probleme mit der radikalen Linken (zumindest wirft der freundliche Gruß im Booklett diesen Verdacht auf). Kannst Du mir mehr darüber verraten? Wurdet Ihr ähnlich wie IMPALED NAZARENE angegriffen? Was läuft Deiner Meinung nach schief, wenn so etwas wie der „IMPALED NAZARENE-Fall“ passieren kann?
Ich habe keine Ahnung, was bei IMPALED NAZARENE los war, aber welche Probleme meinst Du? Wir wurden nie boykottiert, es hat nie jemand bei unseren Shows protestiert, zudem stehen bei einem deutschen Label unter Vertrag. Wir hatten nie Probleme mit Gruppierungen wie der Antifa oder den internationalen Sozialisten.
Einmal gab es einen Vorfall nach einem Auftritt in Wermelskirchen. Da haben wir einen total besoffenen Typen aus unserer Garderobe rausgeworfen, der irgendwelche zusammenhangslose marxistische, antiamerikanische Propaganda verbreiten wollte. Im nächsten Moment waren wir Staatsfeinde und wurden quasi mit Heugabeln und Fackeln vom Veranstaltungsort verjagt. Danach gab es im Internet richtig Stress, das war cool. Der Kern von den Leuten, die das angestiftet haben, gehört zu einer völlig lächerlichen, vor allem in der Schweiz beheimateten Organisation namens Metalheads gegen Rassismus.
Wir wissen alle, dass radikal linke Gruppen vor allem durch einen absoluten Mangel an Geschichtskenntnis glänzen. Die Ideologien, welche die unterstützen, sind genau so böse und pervers wie die, gegen die sie kämpfen. Nazis und Kommunisten sind genau derselbe Abschaum. Beide hatten ihren eigenen Antisemitismus, ihre eigene Zensur, eigene Hinrichtungen, Diktaturen und Todeslager. Aus meinem Blickwinkel sind die radikalen Linken genau so dämlich, aggressiv, undemokratisch und intolerant wie die (Neo-)Nazis.
Das, was die Leute nie an unserem künstlerischen Konzept verstehen ist, dass wir Lieder über Böses und verschiedene Gräueltaten, die von dem einen oder anderen Regime verübt wurden schreiben. Allein die Tatsache, dass wir diese Taten nicht verdammen heißt doch nicht, dass wir sie dulden oder gar befürworten und akzeptieren.
Wir stellen einfach dar, wie die Dinge waren, und zwar als neutrale Tatsachen, vielleicht mit einigen persönlichen Sichtweisen derer, die beteiligt waren! Dann machen wir weiter.
Wenn Du ein gutes Geschichtsbuch aufmachst, dann merkst Du doch, dass die Autoren nicht permanent missbilligende Adjektive wie furchtbar, unmenschlich oder grauenhaft einwerfen, oder?
Leider gibt es da draußen ein paar Organisationen (wie z.B. die Metalheads gegen Rassismus), die trotz ihrer zweifellos gut gemeinten Motive, mit dem Denunzieren von Leuten als Rassisten, viel zu weit gegangen sind.
Das erinnert mich an George W. Bushs Aussage von 2002: „Entweder helft Ihr uns, oder Ihr seid gegen uns!“
Wenn man Lieder über bestimmte, delikate Themen schreibt und nicht ganz eindeutig erklärt, eine anti-rassistische Band zu sein, muss man wohl ein Rassist sein. Und Bumm, ist man eine gebrandmarkte Band. So läuft das aber nicht! Aber bis die Leute irgendwann erkennen, dass es bei diesen Themen kein eindeutiges Schwarz oder Weiß gibt, bleiben wir wahrscheinlich Teil dieser „Achse des Bösen“. Dann ist es halt eben so.
Gibt es Pläne für eine Tour? Lösen sich Bands immer noch auf, nachdem sie mit Euch auf Tour waren?
Eine richtige Tour ist nicht geplant. Martijn und ich arbeiten ja als Lehrer, da ist es schwer, mal ein paar Tage frei zu bekommen. Wir spielen aber beim „Bart Open Air“. Für genauere Informationen, schaut auf unsere Homepage.
Wegen den aufgelösten Bands!? Nun ja, THE CROWN haben aufgehört, SKINNLES haben Drummer und Frontmann verloren, sogar all unsere früheren Labels haben bankrott gemacht. Es muss wohl ein Fluch auf der Zusammenarbeit mit uns lasten!
Was bedeutet der Name THE MONOLITH DEATHCULT eigentlich genau? Ich könnte mir vorstellen, dass es dabei um irgendeinen uralten Todeskult oder so etwas in der Richtung geht.
Hehe, nicht wirklich. Ursprünglich waren wir nur MONOLITH, weil wir einen robusten, Kraft ausstrahlenden und soliden Namen wollten. Weil es aber noch einige andere Monolithen gab, entschlossen wir uns dazu, noch ein THE und DEATHCULT hinzuzufügen. Jetzt sind wir also THE MONOLITH DEATHCULT, oder abgekürzt: TMDC.
Vielen Dank für dieses außergewöhnliche Interview und viel Glück mit „Trivmvirate“.
Die letzten Worte gehören Dir.
Ich hoffe, dieses Interview gibt den Lesern einen guten Überblick über unsere Gedanken und unsere Motivation hinter TMDC. Die Fragen haben mir wirklich gut gefallen, checkt unser neues Merchandise: http://www.monolith-deathcult.com/shop/index.html
greetzz,
Michiel Dekker
Monolith DC HQ
http://www.monolith-deathcult.com
http://www.myspace.com/themonolithdeathcult
http://tmdc.hyves.nl
http://www.last.fm/music/The+Monolith+Deathcult
http://cms.monolith-deathcult.com/tmdc-on-youtube.html
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