Vverevvolf Grehv
Vverevvolf Grehv
Interview
Mit einem haarsträubenden Debüt und einer einzigartigen Mischung aus Elektronik und Grindästhetik hat sich VVEREVVOLF GREHV a.k.a. Dapose aufgemacht, in neue Klangwelten vorzustoßen und die Nerven seiner Hörer zu zerrütten – so kommt das zumindest bei denen rüber. Was der THE-FAINT-Gitarrist selbst dazu sagt, wovon er getrieben wird und was er von der Death-Metal-Szene hält, beantwortete er in diesem knackig kurzen Gespräch.
Um mit etwas Einfachem anzufangen: Warum hast du so einen Namen wie VVEREVVOLF GREHV ausgesucht, es sei denn, du wolltest sichergehen, dass dich niemand im Internet finden? Und was bedeutet der Name überhaupt?
Ja, du hast sicherlich damit recht, dass dieser Name schwer zu merken oder für die Internetfans richtig zu schreiben ist. Aber ich hatte ein sehr gutes Gefühl, als ich mir diesen Namen ausdachte. Er fühlte sich für mich wie die Musik an, die zu dem Zeitpunkt seines Entwurfs bereits fertig gestellt war. Indem ich die Ws in „Werewolf“ durch Doppel-Vs ersetze, zwinge ich die Leute dazu, „Werewolf“ so auszusprechen, als ob es ein Vampir sagen würde. Und „Grehv“ („Grave“) ist darüber hinaus zu meiner eigenen Belustigung falsch geschrieben. Es bedeutet also „Werewolf’s Grave“, „Das Grab des Werwolfs“. In diesem Fall ist Death Metal, beziehungsweise die schreckenerregende Musik, der Werwolf und sie ist tot oder eben im Grab.
„Zombie Aesthetics“ klingt nicht wie sehr gefühlsbetonte Musik aus tiefstem Herzen, obwohl das natürlich kein Nachteil sein muss. Was hat dich dazu getrieben, solche Musik zu schreiben?
Ich habe mir diese Musik sozusagen im Traum ausgedacht. Ich habe über ein Jahr lang darüber gebrütet, bevor ich begonnen habe, sie zu schreiben. Die Idee von elektronischer Musik, die die Traditionen von Metal-Gitarren und Schlagzeug langsam zerstört, erschien mir einfach als etwas, dass ich verwirklichen musste, weil niemand sonst es tat und ich war darauf versessen, es zu hören. Wenn jemand anderes diese Musik gemacht hätte, wäre ich wunschlos glücklich gewesen und hätte dieses Projekt niemals begonnen.
Meine Emotionen zu benutzen, um Musik zu erschaffen, klingt in meinen Ohren irgendwie nicht so toll. Ich versuche, neue Pfade zu neuen Gefühlen und Gedanken für meine Hörer zu erfinden, anstatt dass sie sich um mich als Person kümmern. Ich will, dass sie über ihr eigenes Leben und ihre eigene Welt auf neue Art und Weise nachdenken. Für mich ist das der springende Punkt in meiner Musik und meiner Kunst.
Bis jetzt habe ich erst eine Rezension für dein Album gelesen, abgesehen von meiner eigenen natürlich, und die sagte, dass man sich das auf keinen Fall anhören könne. Was für Reaktionen hast du bisher sonst so bekommen?
Wenn ich die Stücke live gespielt habe, haben die Leute mir erzählt, dass sie es für improvisiert halten. Das ist ein großes Kompliment für mich, denn so sehr ich improvisierte Musik auch mag, bin ich trotzdem nicht talentiert und kreativ genug, um tatsächlich Musik zu improvisieren, die wie diese hier klingt. Aber es ist ein Kompliment, weil jeder Moment auf dieser Aufnahme auf später vorausgreift und ich wollte, dass es so scheint, als ob es ganz natürlich passiert.
Ich habe wirkliche eine Menge Unterstützung erfahren. Und das meistens von Leuten, die nicht die gleiche Musik wie ich hören. Das sind also Leute, die einfach was Neues und Frisches hören wollen. Das ist zumindest meine Erklärung, warum sie mir gesagt haben, dass sie es mögen.
Ich habe gelesen, dass du ursprünglich ein Death-Metal-Album erschaffen wolltest, was mir ziemlich unglaubwürdig vorkommt, da das hier nicht sehr viel mit konventionellem Death Metal zu tun hat. Würdest du trotzdem sagen, dass du deine Absicht verwirklicht hast? Inwiefern ist VVEREVVOLF GREHV ein Death-Metal-Projekt?
Ich denke, ich habe genau das erreicht, was meine frühen Träume und Pläne für diese Musik vorgesehen haben. Ich liebe den Death Metal der 90er. Und habe gesehen, wie er der selbe geblieben ist und ich mich verändert habe. Dinge, die nicht fortschreiten und sich nicht weiterentwickeln, interessieren mich nicht.
Ich denke, es stimmt irgendetwas nicht mit Dingen, die nicht wachsen, blühen und/oder sterben. Aber ich habe meine alte Liebe für MORBID ANGEL, IMMOLATION, SUFFOCATION, GORGUTS, SATYRICON, CANNIBAL CORPSE und dieses ganze geniale Zeug verinnerlicht und versucht, dahinter zu schauen und etwas zu erschaffen, um diese Dinge voranzubringen, die den Death Metal zum Death Metal machen. Weil ich nicht sie bin und auch nicht sein will und schon das besitze, was sie erschaffen haben, um es der Welt anzubieten.
Relapse ist ja ein Label für Extremen Metal. Wird deine Musik besser in die Metalszene passen als, sagen wir mal, in die Elektronikszene? Bist du mit Metal aufgewachsen oder was sonst gibt dir, wenn überhaupt, das Gefühl, im Metal „heimisch“ zu sein?
Als ich die High School besucht habe, lag ich oft im Bett und habe die Seiten des Relapse-Kataloges immer wieder durchgeblättert. Die ganzen Beschreibungen der Bands waren fantastisch. Ich spielte von 1995 bis 2000 fünf Jahre lang in einer konventionellen Death-Metal-Band.
Aber ich muss sagen, dass ich mich in der Welt des Metal nie so recht heimisch gefühlt habe. Mit Ausnahme von ein paar Bands, die es immer noch gibt, war die Death-Metal-Szene immer etwas, das mir ziemlich negativ erscheint. Es ist Machoscheiße, langweilig und überaus bedrohend. Es gibt in der Metalszene ein paar der nettesten Menschen der Welt, aber die Kunst, Musik zu machen, hat sich irgendwie in diese anti-intellektuelle Wrestlermentalität verwandelt, die ich schon immer gehasst habe. Brutalität ist das Wesen des Death Metal, aber ich denke, ich habe immer etwas anderes in ihm gesehen. Die Geschwindigkeit, die Energie, das Übertreten von Grenzen, vollkommen neue Wege, Musik zu spielen. Es ist eine private Sache für mich, da niemand, den ich kenne oder mit dem ich mich herumtreibe, Metal hört. Naja, einer schon, aber die meisten hören keinen Metal.
Wenn es überhaupt welche gibt, was sind Einflüsse für dich?
Marc-André Hamelin, John Wiese, Daniel Menche, Franz Liszt, John Butcher, Masami Akita, GORGUTS, Arnold Schönberg, Paul Laffoly, Arthur M. Young, Trey Azagthoth, meine Bandkollegen von THE FAINT, VENETIAN SNARES, Richard D. James, WOLF EYES, Dmitri Shostakovich, Francis Bacon, Noam Chomsky, Howard Zinn, CARNAL TORPOR.
Das sind künstlerische Denker und Erfinder, zu denen ich aufschaue. Es gibt hunderte andere.
Ist „Zombie Aestehtics“ noch ein rein experimentelles Album oder ist es Ausdruck eines Stils, an dem du weiter arbeiten wirst? Sind weitere Alben geplant?
Ich entwickle zur Zeit ein wenig neue Musik für diese Band. Ich habe nur die Absicht, ein weiteres Album wie dieses aufzunehmen, aber das ist noch nicht sicher.
Hast du spezielle Absichten mit dieser Musik? Zum Beispiel, den Leuten die Augen für einen größeren Musikhorizont zu öffnen oder lachst du vielleicht einfach ins Fäustchen, weil Leute wie ich es total überinterpretieren und es in Wirklichkeit genausogut nur ein Experiment sein könnte?
Ich würde sagen, dass es für mich nicht sehr experimentell ist, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es bei anderen so ankommt. Ich habe viel Zeit damit verbracht, auszuarbeiten, wie ich Death-Metal-artige Musik in Sequenzer und Synthesizer programmieren muss.
Ich lege Wert auf das Überinterpretieren dieser Musik, weil es keine Musik für Leute ist, die nicht denken wollen. Die meisten meiner Bekannten, die ihre Lieblingsband gefunden haben, sind mit ihr nicht gleich auf Anhieb klargekommen. Aber weil es denkende Leute sind, waren sie schließlich in der Lage, zu verstehen, dass diese Band eine andere Sichtweise hat als sie selbst.
Die Menschen werden gezwungen, zu denken, dass sie wie alle anderen auch zu denken haben. Und Magazine, Webseiten und Nachrichtenmedien, die die Welt vereinfachen, sodass jeder einzelne alles als eine einzige Sache verstehen kann, sind zum Kotzen. Wir sind alle verschieden und wir sollten uns darüber freuen, von den anderen lernen und sie nicht dafür einschüchtern, einzigartig zu sein.
Würdest du sagen, dass „Zombie Aesthetics“ konzerttauglich ist? Gibt es eine Umgebung, in der du am liebsten deine Musik spielen würdest, etwa in einer Multimediavorführung, wie es bei THE-FAINT-Konzerten gemacht wird?
Mein Live-Zeug ist ultrasimpel wie bei BOB DYLAN, als er angefangen hat. Nur ich und eine Gitarre. Achja, und ein Laptop und ein Haufen Verstärker.
Um das Gespräch zu beenden, kannst du hier noch etwas erwähnen, was du gerne würdest, wonach ich aber leider zu fragen vergessen habe.
Ich liebe Musik. Ich liebe Erfindungsreichtum.
„I am
I will
I create“
-MORBID ANGEL
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