Parkway Drive Reverence EU/UK Tour 2019 -
Brennende Mischpulte und fliegende Menschen
Konzertbericht
Die Straßenbahn ab Hauptbahnhof Richtung Sporthalle Hamburg ist gestapelt voll mit Menschen. Sitzplätze eher mau und so beobachte ich, wie ein, mit Bandpatches zugetackerter Kuttenträger einer älteren Dame mit wohlmöglich selbstgestrickter Mütze einen Sitzplatz anbietet. „Ganz schön voll heute“, seufzt sie. Daraufhin er: „Ja wir wollen alle zu einem Konzert. Parkway Drive.“ Sie zieht fragend eine Augenbraue hoch „Parkway? Was?“ Er grinst: „Heavy Metal, mein Mädchen! Heavy Metal“. Sie nickt wissend und lächelt zurück. Jetzt muss ich grinsen. Ja, auf der Strecke zur Sporthalle ist mal wieder einiges los. Heute auf der Speisekarte: THY ART IS MURDER, KILLSWITCH ENGAGE und als Headliner PARKWAY DRIVE. Die Metalcorer aus Byron Bay haben ihre warmen Gefilde verlassen und befinden sich ab heute auf Ihrer „Reverence Tour 2019“, die durch Deutschland und weitere Teile Europas führen soll. Der Startschuss fällt heute in Hamburg, da wo sich Kuttenträger und alte Damen Sitzplätze in Straßenbahnen teilen. Mit dem letzten Release „Reverence“ haben es PARKWAY DRIVE geschafft die Lager zu spalten. Ein Meinungspool der zwischen zu verkäuflich und eingängig schwankt und dennoch viele neugierig macht auf die Livetauglichkeit der neuen Songs. Dem Ruf quasi folgend stellen sich die Australier heute dem deutschen Publikum und haben die ein oder andere Pyro-Technik mit an Bord.
THY ART IS MURDER
Die Deathcorer positionieren sich gegen 19.00 Uhr im Halbdunklen auf der Bühne. Fronter CJ McMahon erscheint im Dämmerlicht, Kapuze tief ins Gesicht gezogen, röhrt er die ersten Töne aus seiner Kehle in Richtung Publikum. Und auch wenn das Licht noch nicht wirklich angeknipst zu sein scheint, die Stimmung vorne ist es sofort. THY ART IS MURDER starten solide durch und präsentieren ein Potpourri der Alben „Dear Desolation“, „Holy War“ und „Hate“. McMahon lässt ab dem zweiten Song seine Hüllen bzw. seinen Mantel fallen und tanzt und stolziert am Bühnenrand auf und ab, jeder Model-Scout wäre stolz auf ihn.
Schmetterlinge und Co.
Das er sich dabei nicht wirklich ernst nimmt, ist eindeutig. Spaß muss sein, auch beim Death Metal. Und so lässt er zwischen den Tracks das Publikum von seiner neuesten Studie wissen. Mit einem Grinsen erklärt er nämlich, dass deren gewisse Körperteile weitaus größer sind, als die des Headliners PARKWAY DRIVE. Aha. Ok. Gut. Notiert. Aus dem Song „Puppet Master“ macht er dann einfach kurzerhands „Schmetter-Fo****Master“. Alleine deswegen, weil er sich eben die deutschen Worte Schmetterling und die Umschreibung für ein weibliches Geschlechtsteil merken konnte. Ihre Setlist schmettert aber wirklich und zwar mit „Puppet Master und „Holy War“ sehr starke Live-Songs um die kleinen Ohren. Brutal und direkt pflügen McMahon und seine Mannen durch ihre leider sehr kurze 30-minütige Spielzeit.
SETLIST:
- Dear Desolation
- The Purest Strain of Hate
- Holy War
- Reign of Darkness
- The Son of Misery
- Puppet Master
Galerie mit 17 Bildern: Thy Art Is Murder- Reverence - EU/UK 2019 Tour in Hamburg
Galerie mit 22 Bildern: Thy Art Is Murder - Reverence EU/UK Tour 2019 in FrankfurtKILLSWITCH ENGAGE
Erst kürzlich gab Frontmann Jesse in einem Statement bekannt, dass er sich zurückziehen wolle, um sich um sich und seine Gesundheit zu kümmern. Sofort gab es Verständnis aber auch Fragezeichen, ob man ihn und seine Band auf der „Reverence“-Tour als Support sehen wird. Jesse Leach verkündete daraufhin, dass er die gesamte Tour, wie geplant, durchziehen möchte. Und so freuen wir uns, ich und eine fast volle Halle, auf KILLSWITCH ENGAGE. Jesse Leach freut sich auch. Offensichtlich und direkt zu beobachten, denn während seine Kollegen auf die Stage klettern, läuft er einfach direkt in den Fotograben, klatscht Hände ab, lehnt sich über die Absperrung und klettert kurzerhand zu den ersten Tönen von „The End Of Heartache“ zu den Menschen vor der Bühne.
Daraufhin folgt ein kleiner Spaziergang durch das Gedrängel und Geschubse im vorderen Bereich, welchen Leach dann mit Hilfe von Security beendet, aber nicht ohne sich noch mindestens zwei-dreimal von Fans mit handshake und fistbump zu verabschieden. Danach klettert er mit fettem Grinsen zu seiner Bezugsgruppe auf die Bühne. Dort läuft bereits ein sehr aufgedrehter Adam Dutkiewicz mit seiner Gitarre hin-und her, reckt abwechselnd Faust oder Mittelfinger in die Luft, winkt in die Menge oder streckt seine Zunge heraus. KILLSWITCH ENGAGE treten das Gaspedal ordentlich durch.
Gegen das System mit starker Qualität
Der Sound im gesamten, etwas leiser, aber erstaunlich sauber und satt, geht es hier ab Sekunde Eins sehr stark nach vorne. Leach fordert das Publikum immer wieder zu circle pits auf und feiert jeden einzelnen crowdsurfer. Bei „My Curse“ gibt es den freundlichen Hinweis vom Frontmann, dass dieser Track von Brüsten handelt. Egal, ob männlich oder weiblich. Zeigt eure Brüste! Die Antwort, eine gröhlende Menge. Klar, der Typ da vorne hat „Brüste“ gesagt. Zwischendurch immer wieder Ansagen gegen Fremdenhass und gegen das System. KILLSWITCH ENGAGE beziehen Position und feiern heute so hart, als wären sie selbst Headliner. Die Setlist bietet dafür eine gut gebaute Plattform. Und so wird mitgebrüllt bei „Hate by Design“ oder andächtig, schunkelnd, emotional grunzend der Bierbecher in die Luft gestreckt wie bei „Last Serenade“. Jesse lässt dafür immer wieder Pausen in den Refrains und überlässt der Halle das Singen. Hat was von einer sehr großen Party mit tausend engen Freunden und Bekannten. Eine Party endet aber auch irgendwann. In diesem Falle mit „In Due Time“. Nach etwa 60 Minuten ist Schluss mit der Sause. Eine Sause, bei der KILLSWITCH ENGAGE beweisen, welch starke Live-Qualitäten diese Band hat. Dabei absolut beeindruckend, die gesangstechnische Leistung eines Jesse Leach, der immer wieder mit Leichtigkeit zwischen Growls und sauberen, klaren Gesang wechselt.
SETLIST:
- The End of Heartache
- Strength of the Mind
- Beyond the Flames
- My Curse
- Rose of Sharyn
- Just Barely Breathing
- Hate by Design
- Always
- My Last Serenade
- Alone I Stand
- In Due Time
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