Baroness
Baroness
Interview
BARONESS haben sich mit ihrem erst vor kurzem veröffentlichten Debüt "The Red Album" ein kleines Denkmal gesetzt – eine Bereicherung für die Rock- und Metal-Landschaft. Ihre Rock-Melange klingt taufrisch, glaubwürdig, patent, nicht krampfhaft auf einen Trend getrimmt und eigenwillig. Ähnlich eigenwillig ist auch mein Interviewpartner John Baizley, der mit seinen Antworten eben das ausstrahlt, was auch seine Musik zu signalisieren vermag: Selbstbewusstsein.
Hey John, hat sich soweit alles nach euren Vorstellungen entwickelt? Seid ihr mit eurem vollendeten Werk zufrieden?
Wir könnten mit unserem neuen Album zufriedener nicht sein. Wir haben im vornhinein, bevor wir uns ins Studio zurückzogen, keinerlei Gedanken daran verschwendet, wie das finale Endprodukt auszusehen hat bzw. klingen könnte. Dadurch konnte unser Material wachsen und sich entwickeln, ohne dass wir uns unmäßig einschränken mussten. So waren wir letztendlich imstande, alles auf uns zukommen zu lassen. Mit Bestimmtheit lässt sich behaupten, dass es keinen Künstler oder Produzenten gibt, der etwas geschaffen hat, das rundum perfekt ist. Wer etwas Gegenteiliges behauptet, der lügt. Das gilt auch für BARONESS. Dagegen hoffen wir nur inständig, dass unser Album für einige von Bedeutung sein wird, unsere Visionen eingefangen werden konnten und sich jedem, der sich der Musik öffnet, offenbaren.
Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, doch wird sich „The Red Album“ an den Spitzen vieler Jahrespolls einnisten. Welche Erwartungshaltung hast du für dich eingenommen?
Das mag vielleicht blöd klingen, doch hege ich – ganz ehrlich – keine typische Erwartungshaltung. So etwas male ich mir lieber nicht aus, überdies versuche ich nicht in solchen Kategorien zu denken. Das Beste, was uns passieren könnte, wäre natürlich, dass wir uns als Band etablieren und die Verbindung zu unserem Publikum verstärken können. Zustimmende Anerkennung von Seiten des Publikums ist uns im Wesentlichen wichtiger, als dass sich die Kritiker mit Lobhudeleien oder Verrissen überschlagen.
Da dies unser erstes Interview mit euch ist, würde ich dich bitten uns die Charaktere, die hinter der Fassade BARONESS stecken, kurz vorzustellen.
Gerne. Ich heiße John Baizley und zeichne mich für den Gesang und die Gitarren verantwortlich. Dann säße da Allen Blickle am Schlagzeug, Brian Blickle besetzt ebenfalls einen Gitarren-Posten und Summer Welch ist unser Bassist. Alle waren bereits auch in anderen Bands tätig, auf die man an dieser Stelle nicht weiter eingehen braucht.
Was gibt es über eure Vergangenheit bzw. über eure Anfänge zu berichten?
Summer, Allen und ich haben BARONESS Anfang 2003 in Savannah, Georgia gegründet. Kurze Zeit später, bereits Ende Sommer, hatten wir bereits das Material für unsere ersten beiden EPs [„First“ und „Second“ – Anm. d. Verf.] im Kasten und fanden mit Tim Loose einen fähigen Gitarristen, der uns auf der Bühne unterstützen sollte. Von da an waren wir die nächsten zweieinhalb Jahre nur noch auf Achse. Wir tourten ohne Unterlass, ohne Gnadenfrist oder Erholung, bis uns schließlich Tim den Rücken gekehrt hat. Zu diesem Zeitpunkt fanden wir auch Zeit zwei Songs für unsere dritte EP einzuspielen. [„A Grey Sigh In A Flower Husk“, eine Split mit ihren Weggenossen UNPERSONS] Ungefähr zwei Wochen später zog Brian nach Savannah, um dann gleich weitere zwei Wochen später mit uns in einem Flugzeug in Richtung England zu sitzen. Nach der Tour durch England begannen wir „The Red Album“ zu schreiben und aufzunehmen. Seitdem ist kaum ein Tag vergangen, den wir nicht BARONESS widmeten.
Irgendwie habe ich das beschleichende Gefühl, dass BARONESS schon bald eines der größten Zugpferde des Relapse-Stalls sein werden. Ein heiß umgarnter, mit Höchstnoten gesegneter Newcomer sind sie allemal. Doch auch schon vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums, ohne eine große Werbemaschinerie oder ein Plattenlabel im Rücken zu haben, brauchten sie sich über zu wenig Zuspruch nicht beschweren.
Möglicherweise konnten die Leute durch Mundpropaganda oder durch das Internet mobilisiert werden. Ich habe wirklich keine Ahnung, und ich stehe hier nicht in der Position, große Behauptungen oder Beteuerungen aufzustellen. Ich würde gerne zu hören bekommen, dass unser Erfolg alleinig auf unsere erschöpfende Touren zurückzuführen sei. Vielleicht haben sich unsere strengen Pläne doch ausgezahlt.
Das mag man doch denken. Doch glaube ich auch, dass BARONESS’ Vielseitigkeit, jener Appeal sich der Weihe eines Stils zu entziehen, ausschlaggebend ist. Eure Musik bedient keine konkrete Zielgruppe, kann dagegen eine breite Masse erreichen und ansprechen.
Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesem auf Zielgruppen fixiertes Denken. Ich selbst wäre nicht in der Lage unsere Musik einem bestimmten Genre zu zuordnen, und will das auch gar nicht, würde mich im Gegensatz dazu umso mehr freuen, wenn wir mit BARONESS bei einem möglichst weit gefächerten Publikum Anklang fänden. Diese Zugänglichkeit gilt es zu wahren. Wir sind gegen solch angepasste Limitierungen und vermeiden es, uns für eine kleine Gruppe exklusiv zu halten; wenn das der Fall wäre, wir würden uns unseren eigenen Ansichten beugen. Als ich noch jünger war und mit einem hitzigen Appetit gesegnet, neue Musik zu entdecken, waren es eben jene unvoreingenommenen Bands, die sich einen Dreck um Trends und Zugehörigkeiten geschert haben, die mich am meisten beeindruckt, gefesselt und beeinflusst haben.
Abgesehen davon, dass ihr euch keinem spezifischen Genre zugehörig fühlt, würde mich interessieren, wie du eure Musik einer Person beschreiben würdest, die von euch noch nichts gehört hat. Ich würde dich bitten, in die Rolle eines Kritikers zu schlüpfen und euren Stil in Worte zu fassen.
Wenn der Tag sich legt, dann sind wir eine von denen Bands, die sich an den verschiedenen Derivaten der Rockgeschichten bedient. Mehr nicht. Einige spielen es heavy, einige schnell, andere wollen es laut. Auch wenn wir stellenweise sehr extrem werden, stammt der Großteil unserer Musik von jener Musik ab, die bereits einige Dekaden auf dem Buckel hat. Damals nannte man das schlicht: Rock!
Gibt es einen Song, der dir ganz besonders am Herzen liegt und einen der in gewisser Weise die Facetten eurer Musik repräsentiert?
Nein, ersteres gibt es gewiss nicht. Da der Großteil unseres Materials in der Regel parallel entsteht, oder sich von Anfang an ein Konzept in unseren Köpfen festgesetzt hat, fällt es mir schwer einen Song als etwas Individuelles zu betrachten. Man sollte seine Aufmerksamkeit nicht auf einen einzelnen Song heften, sondern auf BARONESS als ein Gesamtkonzept.
Aus was für einem musikalischen Background kommst du, oder vielmehr, welche Bands hatten einen großen Einfluss auf deinen musikalischen Werdegang?
Als ich anfing mich für Musik zu begeistern, nahm ich Stunden bei einem Gitarrenlehrer namens Steve Hoke. Er brachte mir diese gewaltigen Riffs von BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN, JIMI HENDRIX’ BAND OF GYPSIES, MOUNTAIN, LYNYRD SKYNYRD etc. bei, was mich bis zum heutigen Tag prägen sollte. Später konnte ich mich dann für THE MELVINS, DINOSAUR JR., BUTTHOLE SURFERS, SONIC YOUTH und Punkrock im Allgemeinen erwärmen. Seitdem habe ich das unstillbare Verlangen mich ganz der Musik hinzugeben.
Eure EPs „First“ und „Second“ wurden via Hyperrealist Records veröffentlicht. Besteht zwischen diesen Titeln ein Konzept und wie fügt sich euer neues Album in das Konzept ein? Wie stehst du diesen Veröffentlichung, sozusagen euren ersten Gehversuchen, heute gegenüber?
Das Konzept bedarf keiner Erklärung, da es auf der Hand liegt: Don’t overexplain! Unser Ziel war es, den Hörern keine Vorwände zu liefern, über unsere Titel zu fachsimpeln. Unsere Musik an sich ist Konzept genug, da müssen nicht noch verkrampft formulierte Titel für Aufschluss sorgen. Ich bin nach wie vor stolz, das darf ich mit geschwellter Brust behaupten, auf diese ersten Veröffentlichungen, wie auch auf alles, was wir mit BARONESS bislang erreicht haben. Wir haben in den vergangenen Jahren hunderte Konzerte gespielt, und diese Releases können auch nach wie vor mit unserem neueren Material mithalten.
Willst du uns etwas über deine Texte verraten?
Ich verrate euch, dass ich es bevorzuge, lieber den Mantel des Schweigens über unsere Themen und Texte zu legen. Viele Texte, insbesondere auf „The Red Album“, sind zu persönlich, als dass ich etwas über sie berichten möchte. Erklärungen zu unseren Texten, würde die Kraft des Wortes infrage stellen. Und das kann doch wohl nicht Sinn eines Songtextes sein.
Wie wichtig sind die Elemente der Lautstärke und Körperlichkeit für BARONESS?
Sie sind ein fester Bestandteil, eine feste Parzelle unserer Performance. Wir wollen auf der Bühne ein Erlebnis schüren, dass einem in Erinnerung bleibt. Das Publikum soll in gleichem Maße überwältigt werden, wie es uns Abend für Abend überwältigt. Da spielen jene Elemente nun mal eine gewichtige Rolle. Wir versuchen ein möglichst greifbares und unvergessliches Gefühl erschaffen, an dem man noch eine Weile zu zehren hat.
Die abschließende Frage: Welche Ziele habt ihr euch für die Zukunft gesetzt?
Unser Ziel für die nächsten Jahre wird sein, ausreichend Inspiration zu schöpfen, um auch weiterhin Musik zu komponieren und auf der Bühne feil zu bieten. So lange uns das gelingt, wirst du auch weiterhin von uns hören. Thanks for your support!
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