Amorphis
Interview mit Sänger Tomi Joutsen zu "Silent Waters"

Interview

Nach dem letztjährigen Erfolgsalbum „Eclipse“ der wieder erstarkten AMORPHIS legen die Finnen nun mit „Silent Waters“ ganz schön kräftig nach. Das neue Werk verbindet all die lieb gewonnenen Stilelemente der Gruppe zu einer wunderschönen, höchst melancholischen Symbiose. Tomi Joutsen, seines Zeichens Sänger, erwies sich beim Telefongespräch als wirklich äußerst freundlicher, redseliger Gesprächspartner, welchem man das in ihm brennende Feuer jederzeit anmerkte.

Amorphis

Hallo Tomi! Wie geht’s denn so?

Hi Markus! Alles bestens, ich kann nicht klagen! Ich habe gerade ein wenig um die Ohren, durch die Promotion zu unserem neuen Album. Das ist aber eine gute Sache, Interviews zu geben ist ziemlich interessant. Vor dir hatte ich sieben Interviews, und nach dir werde ich heute Abend noch vier geben. Ich bin also ganz gut beschäftigt.

Worin siehst denn du die Unterschiede zwischen eurem neuen Album „Silent Waters“ und dem direkten Vorgänger „Eclipse“?

Ähm, also sie sind einerseits schon etwas verschieden, andererseits aber im selben Stil, das ist recht schwierig zu beantworten. Ich denke, wer „Eclipse“ mochte, wird auch „Silent Waters“ lieben. Für mich persönlich unterscheidet sich das neue Album vom vorherigen durch zwei Dinge: Ich ging als Sänger etwas sensibler an meine Gesangslinien heran, es gibt auf dieser Platte viele brutale Parts, die schon in Richtung Black und Death Metal gehen, aber auch viele sanfte, sensible Teile.

Die Leute halten „Silent Waters“ auch für etwas melancholischer, und dieses Mal haben wir verstärkt akustische Gitarren verwendet. Natürlich hatten wir diese Elemente auch auf „Eclipse“, nur treten sie nun vermehrt in Erscheinung. Ich halte das neue Album für solider, es ist typisch AMORPHIS, und wir sind sehr zufrieden damit. Wir versuchen immer, im Studio unser Bestes zu geben!

Wie waren die Resonanzen bisher zu „Silent Waters“?

Die Reaktionen bisher sind hervorragend, wir bekommen eigentlich ausschließlich positives Feedback! Wir hatten ja kürzlich eine Listening-Session bei Nuclear Blast. Die Presseleute konnten das Album dabei allerdings nur einmal anhören, fanden es aber alle wohl wirklich gut. Natürlich kann man nach nur einmaligem Anhören noch nicht viel über eine Platte wie „Silent Waters“ sagen, aber die ersten Reaktionen haben uns wirklich positiv gestimmt.

Unser neues Album ist sehr emotional, etwas melancholisch, mit vielen Folk-Elementen, Akustikgitarren und so vielem mehr, das es zu entdecken gibt. Man muss sich „Silent Waters“ mehrmals anhören, um all diese Dinge richtig wahrzunehmen, damit die Musik sich richtig entfalten kann. Es handelt sich ja hier schließlich nicht um Easy Listening, die Songs benötigen etwas Zeit, man muss sich mit ihnen beschäftigen und auseinandersetzen. Es lohnt sich meiner Meinung nach, es ist ein wirklich gutes Album!

Für uns ist es auch gerade eine sehr gute Zeit, ein neues Album zu veröffentlichen. Mit der Band geht es im Augenblick gut vorwärts. Wir haben viele Shows in Europa gespielt, wir spielten auf zig Festivals auf der Welt, und auch hier in Finnland. Die Leute scheinen im Moment gerade sehr an AMORPHIS interessiert zu sein, und was ich zumindest in Finnland sagen kann, auch an harter Musik im Allgemeinen. Die Dinge stehen gerade wirklich sehr günstig für uns. Wir erleben gerade mit der Band ein tolle Zeit, aber ich kann jetzt natürlich nicht abschätzen, wie erfolgreich wir sein werden. Ich versuche allerdings, optimistisch zu sein und warte nun einfach mal ab, wie sich alles entwickelt.

Wird es zu eurer Single zum Titelsong „Silent Waters“ auch ein Video geben?

Ja, wir haben vor einigen Wochen einen Clip gedreht. Es steckt dahinter keine große Story, man sieht uns im Video einfach nur spielen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt irgendwo gesendet wird. Ich hoffe aber, dass uns ein gutes Video gelungen ist. Denn auf dem Album befinden sich wirklich gute Songs, genauso wie das Stück „Silent Waters“, wobei dieses sehr eingängig ist, im Vergleich zum restlichen Material fast schon Easy Listening. Ein guter Song also für die Radiostationen.

Ich liebe dieses Album wirklich, denke aber, dass der Titeltrack nicht gerade dafür prädestiniert ist, einen Einblick in unser neuestes Werk zu verschaffen, da er sich aufgrund seiner Eingängigkeit, seiner Zugänglichkeit für die breite Masse, doch vom Rest unterscheidet. Es ist natürlich gut, so eine Single zu haben, dadurch bekommt man Aufmerksamkeit von den Radiostationen und vielleicht auch von einigen Fernsehsendern. Ich hoffe aber, dass wir noch mit einem anderen Song vom neuen Album in der Zukunft ein Video drehen können.

Handelt es sich dann um eine Art Live-Video?

Ähm, nein, nicht wirklich. Wenn du dir das Video anschaust, siehst du mein Gesicht, und das ziemlich oft, was ich nicht so toll finde, hahahaha! Es ist irgendwie nicht so sehr Metal, erinnert mich eher an David Lee Roth, hahaha!

Oh mein Gott, hahaha!

Ja, hahaha! Wenn man sein eigenes Gesicht im Video sieht, mag man das natürlich nicht. Auf eine gewisse Art und Weise ist es schon ein gutes Video, aber eben nicht so sehr Metal. Wie gesagt hoffe ich darauf, dass wir noch ein weiteres drehen können.

Na ich werde es mir auf jeden Fall mal anschauen. Was kannst du uns denn über die Produktion erzählen?

Wir arbeiteten mit den gleichen Leuten wie schon beim Vorgänger „Eclipse“ zusammen, was wirklich sehr hilfreich war. Wir nahmen es hier in den Sonic Pump Studios in Helsinki auf. Ich arbeitete zusammen mit Marco Hietala (NIGHTWISH), welcher für die Produktion des Gesangs verantwortlich war. Es war eine tolle Zusammenarbeit mit ihm, wir hatten viel Spaß, er ist eine einfache Person, aber sehr talentiert. Er ist an der Gitarre wirklich sehr gut und kann wirklich alles möglich komponieren. Natürlich ist er auch ein guter Sänger.

Im Studio brauche ich immer noch die Ohren von einer externen Person, da es mir selbst sehr schwer fällt, meinen eigenen Gesang zu beurteilen, ob ich nun gute und vor allem passende Arbeit abgeliefert habe. Ich brauche jemand, der mir auch mal sagt: „Hey, das war jetzt nichts, versuche das gleich nochmals!“, oder mir auch Ratschläge erteilt, was man anders machen könnte. Marco ist in dieser Hinsicht der perfekte Partner! Wir haben mit ihm auch viele Gesangspassagen für „Silent Waters“ komponiert, er hat also eine große Rolle in unserem Album!

Ansonsten arbeiteten wir in den Sonic Pump Studios wieder mit Tero Kinnunen. Die Platte wurde dann noch im Finnvox Studio von Mikko Karmila abgemischt.

Und wie gefallen dir die Alben von NIGHTWISH?

Ähm, ich bin jetzt nicht gerade der größte Fan von NIGHTWISH! Ich respektiere aber natürlich sehr, was sie tun. Sie haben ihren eigenen Stil, Tuomas Holopainen ist ein wirklich sehr talentierter Musiker und Komponist. Es ist eben nicht gerade meine favorisierte Musikrichtung, ich stehe eher auf heaviere Sachen. Meine Roots liegen eher im härteren Metal Bereich wie beispielsweise Death Metal. Es ist schon schöne Musik, aber ich besitze keines ihrer Alben.

Wieder einmal beschäftigt ihr euch auf „Silent Waters“ mit der Kalevala. Sind alle Texte über die Kalevala und wer hat diese verfasst? Was kommt eigentlich zuerst, Texte oder die Musik?

Die Musik wurde vor den Texten geschrieben. Als die Musik stand, dachten wir, dass es eine gute Idee wäre, nochmals ein Konzeptalbum zu machen. Das hatte ja auch schon bei „Eclipse“ so gut funktioniert. Dieses Mal rief ich einen Freund von mir an, welcher von Beruf Lehrer ist. Er ist um die 50 und war von Anfang an stark daran interessiert, für uns Songtexte zu schreiben. Die Geschichte hat einen Bezug zur Kalevala und handelt von einem Mann, welcher nicht auf die Meinung anderer hört und in den Krieg ziehen möchte. Es ist eine Reise zum Fluss des Todes. Es ist eine traurige, dunkle Geschichte, welche meiner Meinung nach wirklich gut zur Musik passt.

„Eclipse“ kam kurz nach Veröffentlichung auf Platz 1 der finnischen Charts. War das für euch eine Überraschung?

Auf jeden Fall, das war eine tolle Überraschung! Natürlich haben sich auch die vorherigen Alben recht gut hier in Finnland verkauft. Unsere letzten Alben haben sich alle gut in Finnland verkauft, aber die Nummer 1 zu sein war schon etwas Besonderes! Vor allem in Anbetracht, dass mit mir ein neuer Sänger in der Band war.

Bitte erzähle uns doch einmal aus deiner Sicht, wie es damals für dich war, bei AMORPHIS einzusteigen! Was ging in dir vor?

Das war natürlich eine sehr große Chance für mich! Ich war die Jahre zuvor in kleinen Bands, aber AMORPHIS sind die erste große Band, in welcher ich singe. Bevor ich einstieg war ich ein riesiger Fan von AMORPHIS, ich kannte natürlich ihre Geschichte und alle Alben. Ich versuche die Dinge immer auf meine eigene Art zu machen, mir selbst treu zu bleiben. Dabei hatte ich von Anfang an freie Hand, wenn es um den Gesang geht.

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei den ganzen Fans bedanken! Sie haben mich von Anfang an akzeptiert, sie gaben mir eine Chance, hörten sich das „Eclipse“ Album an und mochten es. Das ist einfach unglaublich! Es gibt einem ungeheuer viel Kraft, wenn man von den Fans respektiert wird und man positives Feedback bekommt. Dadurch ist vieles einfacher für mich.

Im Moment bin ich sehr optimistisch, ich denke schon wieder an ein nächstes Album, die Chemie innerhalb der Band stimmt absolut. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesem Line-Up noch so einige Alben aufnehmen werden. Wir sind alle miteinander gut befreundet, jeder genießt die Zeit.

Du bist ja nun schon zwei Jahre in AMORPHIS. Was war das Beste, was dir in diesen beiden Jahren passierte?

Oh da waren viele positive Dinge, welche mir widerfahren sind. Das Beste ist allerdings ganz klar die gute Freundschaft mit den anderen. Natürlich hatten wir interessante Shows, und die für mich persönlich wichtigste war letztes Jahr auf dem Tuska Festival hier in Helsinki, das war für mich schon ein großer Moment. So ein Auftritt in unserer Heimatstadt vor tausenden von Leuten ist schon etwas Besonderes. Ich denke aber, ich werde in dieser Hinsicht noch viele wunderschöne Erfahrungen sammeln.

Auf der anderen Seite muss ich allerdings auch sagen, dass es nicht immer nur Spaß ist, lange Zeit auf Tour zu sein. Ich habe ja schließlich auch eine Familie, meine Frau und zwei Töchter. Da ist es natürlich nicht so cool, wenn man beispielsweise 5 Wochen lang in den Staaten auf Tour ist und so lange seine Familie nicht sieht. Aber es hilft ungemein, wenn man dann innerhalb der Band gute Freunde hat.

Es ist meine Entscheidung, und ich möchte eben der Sänger von AMORPHIS sein. Und ganz ehrlich, ich hoffe inständig, dass ich nicht mehr dazu gezwungen sein werde, wieder normal arbeiten zu müssen. Im Moment bin ich noch beurlaubt bis nächsten Januar, aber ich hoffe, dass ich nicht zurückkehren muss. Ich mag zwar meinen Job, aber natürlich ist es viel cooler, Musik zu machen, die man liebt, und auch viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Die Musik und meine Familie sind die beiden wichtigsten Dinge in meinem Leben!

Gab es auch irgendwelche negativen Sachen, welche dir widerfahren sind?

Ähm, wie gesagt ist es auf Tour manchmal hart. Als wir das erste Mal drüben in den Staaten waren, hatte ich einen schrecklichen Jetlag, ich dachte, ich werde verrückt, die erste Woche war echt beschissen, ich konnte überhaupt nicht schlafen. Irgendwann ging es dann aber wieder und wir hatten eine Menge Spaß zusammen!

Manchmal bekommt man aber eben auch negative Resonanzen von den Fans. Ich kann aber manche Fans schon verstehen, die mich nicht mögen, da ich „der Neue“ bin. Wenn man eben total auf Pasi und seine Art von Gesang fixiert ist, oder eben auf Tomi Koivusaari, kann ich das schon nachvollziehen, ich klinge schon ein wenig anders. Aber im Grunde läuft alles wirklich ganz gut, die positiven Dinge überwiegen auf jeden Fall! Wenn man eben der Sänger in einer größeren Band ist, muss man sich sowohl mit Lob als auch Kritik auseinandersetzen.

Also ich finde schon, dass dein Gesang teilweise gewisse Ähnlichkeiten zu deinen Vorgängern hat, und dass er vor allem zu der Musik von AMORPHIS passt!

Ich kann sie verstehen, es ist eben immer eine große Sache, wenn der Sänger wechselt. Hauptsächlich war das Feedback auch eher positiv, und darüber bin ich sehr glücklich!

Wie bereits erwähnt warst du ja bereits Fan von AMORPHIS, bevor du zur Band kamst. Welches der alten Alben magst du denn Liebsten?

Ganz eindeutig „Tales From The Thousand Lakes“! Ich war damals Teenager, als ich mir die CD kaufte, und ich verbinde damit sehr viele schöne Erinnerungen. „The Karelian Isthmus“ ist ebenfalls ein brillantes Album. Diese beiden Werke bedeuten mir sehr viel, ich habe so viele Dinge erlebt, während die Musik dieser Alben lief. Als ich dann zur Band stieß, hörte ich mir natürlich alle CDs noch einmal an. Ich mag auch „Far From The Sun“ und „Am Universum“ sehr.

Aber das wichtigste Album für mich ist und bleibt „Tales From The Thousand Lakes“. Als ich es das erste Mal hörte, hat es mich total umgeblasen. Ich war zu dieser Zeit ein sehr großer Death Metal Fan und hörte mir alles an, was ich auftreiben konnte. Und das war damals etwas völlig Neues, etwas, das es in dieser Form noch nicht gab. Ich war damals sehr stolz, dass es sich um eine finnische Band handelt. Dieses Album versprühte einfach so viel Magie!

Ja, das war schon etwas ganz Neues, man konnte „Tales From The Thousand Lakes“ kaum mit etwas anderem vergleichen?

Yeah! Brutal, aber auch melancholisch und melodisch. Es war auf seine Art sehr eingängig, man kann zu den Songs pfeifen, hahaha! Das ist schon seltsam für ein Album, welches man eigentlich noch der Death Metal Szene zuordnete. Auch ohne Blasts ist es eine harte, aggressive Platte, mit rauer Produktion. Ich sprach mit den Jungs über das Album und sie meinten, dass sie damals während der Aufnahmen keine Ahnung hatten, wie es die Leute aufnehmen werden. Ob sie es vielleicht alles hassen würden. Sie waren dann ziemlich überrascht, als sich „Tales From The Thousand Lakes“ dann auf einmal an die 200.000mal verkaufte. Natürlich waren sie darüber sehr glücklich. Es war für sie damals schon ein Risiko, solch ein Album einzuspielen.

Und welche Songs wären dann auf deiner persönlichen Best Of CD von AMORPHIS?

Welche Songs? Puh, das ist aber eine schwierige Frage! Natürlich einmal die Stücke, welche wir Live gespielt haben. Diese sind sehr wichtig für mich, ich verbinde damit viele gute Emotionen. Ich mag auch noch sehr „Sign From The Northside“ von „The Karelian Isthmus“, für mich der beste Songs des Albums, ein wirklich gutes Stück zum Headbangen! Mir gefallen auch beide Versionen von „My Kantele“ sehr gut. „The Smoke“ finde ich auch wunderschön. Ja, das ist wirklich schwierig, es gibt einfach zu viele gute Stücke!

Welche Erinnerungen hast du an euren Auftritt vom Summer Breeze letzen Jahres?

Summer Breeze?

Ja, das Festival in Süddeutschland, mit MORBID ANGEL, GAMMA RAY, FEAR FACTORY..

Ah ok, ich erinnere mich, dass war das Festival mit den beiden Bühnen nebeneinander. Das war eine gute Show, wir haben ein Video dort gefilmt. Als ich es mir später ansah, dachte ich „Wow, da gehen tausende von Leuten zu uns ab!“. Ja, ich habe gute Erinnerungen an dieses Festival, wir hatten schönes Wetter, die Leute waren gut drauf. Wir hatten letztes Jahr auch einige schlechte Festivals, was aber auf das Summer Breeze definitiv nicht zutrifft. Es hat viel Spaß gemacht!

Ihr werdet zusammen mit SWALLOW THE SUN und INSOMNIUM auf Tour gehen. Habt ihr diese beiden Bands selbst ausgesucht? Wie gefällt dir deren Musik?

Wir wollten mit SWALLOW THE SUN auf jeden Fall zusammen auf Tour gehen. Wir sind mit ihnen befreundet, das sind wirklich verdammt nette und umgängliche Jungs, ihre Musik ist wundervoll, ich habe alle ihre CDs. Das könnte auch etwas für unsere Fans sein, ich denke, das ist eine gute Zusammenstellung. Was INSOMNIUM anbelangt habe ich zwei Shows von ihnen gesehen, besitze aber bis jetzt noch keines ihrer Alben. Aber was ich von ihnen gesehen und gehört habe, hat mir sehr gut gefallen, sie sind ebenfalls eine sehr coole Band. Ich finde, es gibt da auch durchaus einige Parallelen zu AMORPHIS. Ich denke, das wird auf jeden Fall jeweils ein interessanter Abend für die Fans werden, sie werden je drei interessante Bands aus Finnland sehen.

Seid ihr eigentlich noch in Kontakt mit dem alten Sänger Pasi?

Ich habe ihn bisher nur einmal getroffen, das war letztes Jahr im Sommer hier in Finnland auf einem Festival. Wir haben uns eine Weile unterhalten, er war sehr nett zu mir, wir alberten etwas herum. Er erzählte mir, dass er sich freut, dass ich jetzt der neue Sänger von AMORPHIS wäre, ihm gefiel auch unsere Show.

Die anderen Jungs sind gut mit Pasi befreundet, es gibt also kein böses Blut oder ähnliches. Das finde ich auch gut so, es wäre echt scheiße, wenn da irgendwo Hass im Spiel wäre. Ich muss also keine Angst haben, dass Pasi mir in den Arsch tritt, wenn wir mal wieder aufeinander treffen. Es ist wirklich eine relaxte Situation zwischen Pasi und AMORPHIS.

Gibt es irgendwelche Pläne für eine DVD?

Genaues kann ich zum derzeitigen Moment nicht sagen, aber es wird auf jeden Fall eine DVD geben. Die Jungs haben viele gute und interessante Aufnahmen aus der Vergangenheit. Es gibt einige gefilmte Auftritte aus den Neunzigern, Tonnen von Backstage-Material und aus dem Tourbus. Inzwischen wurden auch zig Shows mit mir gefilmt.

Es hängt also nicht am fehlenden Material. Das Problem liegt eher daran, dass wir die nötige Zeit dafür finden, diese DVD zusammenzustellen. Wir wollen ein qualitativ hochwertiges Produkt veröffentlichen, und dafür benötigt es sehr viel Zeit, welche wir jetzt im Augenblick gerade leider nicht haben. Es wird auf jeden Fall eine interessante Zusammenstellung werden. Ich hoffe, wir schaffen es noch dieses Jahr!

AMORPHIS sind eine Band, welche sich ja schon ganz schön entwickelt hat. Gibt es eigentlich irgendwelche Grenzen, die ihr euch da setzt?

Natürlich, wir werden zum Beispiel niemals ein Rap-Album aufnehmen, hahaha! Das hoffe ich wirklich! Ich denke, dass es eine gute Sache ist, dass wir ziemlich offen sind, was verschiedene Stile anbelangt, dass wir immer mal über den Tellerrand blicken. Und auch unsere Fans sind da recht offen. Natürlich hat jeder von uns seine eigenen musikalischen Ursprünge. Jeder von uns hat irgendwo schon einen eigenen Musikgeschmack, wobei es da genügend Überschneidungen gibt.

Wenn wir beispielsweise im Tourbus unterwegs sind, hören wir zwar einerseits viel Metal an, andererseits auch eher ganz alte Rockgeschichten oder auch mal softe Dinge. Ich selbst mag Metal allgemein sehr, aber auch Alternative. Es macht immer wieder Spaß, eine neue Band für sich zu entdecken. Aber für mich persönlich kann ich sagen, dass ich den größten Kick vom Metal bekomme! Metal ist einfach so kraftvoll! Musik spielt eine große Rolle in meinem Leben, ich kann ohne sie nicht existieren.

Kommen wir nun zur letzten Frage: Gerade diese immerwährende Entwicklung, die Experimente in eurer Musik, hat euch einerseits Lob, andererseits aber auch Hass von einigen Fans eingebracht. Wie geht die Band mit den Meinungen der Fans um?

Wenn wir neues Material komponieren, kommt diese Musik einfach so aus uns heraus. Als Musiker sollte man, und das werden wahrscheinlich die meisten sagen, die Musik in erster Linie für sich selbst schreiben, man muss sich selbst gegenüber treu und ehrlich bleiben. Wenn man nun jemand anderen damit glücklich machen will und dementsprechend die Musik anpasst, verändert, ist dies meiner Meinung nach der absolut falsche Weg, das ist nicht ehrlich.

Natürlich sind uns die Meinungen unserer Fans wichtig! Wir wollen auf jeden Fall hören, ob den Leuten unsere Musik gefällt oder nicht. Trotzdem darf das keinen Einfluss auf das Songwriting haben, man muss in erster Linie sich selbst und die Band zufrieden stellen. Es ist aber auf jeden Fall eine tolle Sache, wenn den Leuten unsere Musik gefällt. Wenn nicht, ist das aber auch nicht so schlimm, damit müssen wir dann eben klarkommen.

Ich glaube nicht, dass man ein besseres Album hinbekommt, wenn man sich nach dem Willen der Fans richtet.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ich danke dir für die Zeit! Hoffentlich kommen viele Leute zu unserem Auftritt nach Wacken! Ich habe schon viel über das Festival gehört und freue mich schon sehr darauf. Außerdem spielen dort TURBONEGRO, von welchen ich ein großer Fan bin!

Galerie mit 22 Bildern: Amorphis - Rockharz Open Air 2024
26.08.2007

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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