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Interview mit Sänger Andreas "Buschi" Babuschkin zu "Forgotten Prophecies"

Interview

Rechtzeitig zum Release des neuen Albums „Forgotten Prophecies“ habe ich mich mit PARAGON’s Sänger Andreas „Buschi“ Babuschkin über aktuelle Geschehnisse innerhalb der Band, den durch eine andere Produktion bedingten neuen Sound und über neue Einflüsse unterhalten.

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Moin Andreas! Fangen wir mal direkt mit den nicht so erfreulichen Fragen an. Euer langjähriger Bassist Jan Bünning ist bei PARAGON nicht mehr mit dabei. Auf eurer Website schreibt ihr, dass der Grund diese berühmten „musikalischen Differenzen“ war. Gibt es dazu noch etwas mehr zu erzählen? Was ist da tatsächlich passiert?

Hallo Jens! Die „musikalischen Differenzen“ waren wirklich der Grund. Das ist nicht nur vorgeschoben. Jan war mit der Produktion überhaupt nicht zufrieden. Das hat sich halt alles während der Produktion so hochgeschaukelt. Am Ende konnten weder der Rest der Band noch das Produzententeam seine Kritik wirklich nachvollziehen. Jan hat dann gesagt, dass er sich nicht mehr damit identifizieren kann und seinen Ausstieg erklärt. Das war für uns alle ’n ziemlicher Schock. So nach 10 Jahren… Wir haben versucht ihn zurück ins Boot zu holen, aber da war nix zu machen. Wir haben dann beschlossen ihn ziehen zu lassen und uns auf die Fertigstellung der Produktion zu konzentrieren. So ist das nun mal. Ich finde seine Entscheidung konsequent und auf ihre Art auch bewundernswert. Wenn man mit einer Sache nicht weiterleben kann, sollte man immer versuchen etwas zu ändern. Ist das, wie in diesem Fall, nicht möglich, weil alle anderen super zufrieden sind, sollte man auch gehen und nicht gute Miene machen und innerlich abkotzen.

Wie hat sich denn die Trennung von Jan auf das neue Album „Forgotten Prophecies“ ausgewirkt und wer ist der neue Mann am Bass?

Na ja, nicht sooo grossartig. Die Songs waren geschrieben. Jan hatte auch seinen Part eingespielt und das Cover-Artwork war auch schon – noch mit Jan – besprochen. Es gab dann halt die üblichen Diskussionen über den Sound, allerdings war in dieser Diskussionsrunde (Band und Produzententeam) nun einer weniger… Aber das sind am Ende alles nur Kleinigkeiten. Wir hören ja alle schon seit über 20 Jahren Metal und wissen selbst sofort ob uns der Sound einer CD gefällt oder nicht. Der neue Mann am Bass ist Dirk Seifert. Ein langjähriger Freund der Band. Er hat sogar früher mal mit Martin zusammen in einer Band gespielt. Dirk hat uns auch seit 2002 bei den Vorproduktionen zu den CDs unterstützt. Dadurch ging das Aufbereiten des Live-Programms auch ziemlich fix. Zudem ist Dirk sehr musikalisch und spielt neben Bass auch Schlagzeug und Gitarre. Ich bin im positiven Sinne überrascht und freue mich auf die Zusammenarbeit bei Neukompositionen.

Ist die Trennung von Jan dann auch der Grund für die neue Website www.paragon-metal.com? Denn auf eurer alten www.paragon-legions.com Adresse gibt’s ja nun überhaupt nichts mehr zu sehen…

Na ja, wenn man einmal dabei ist sich neu zu orientieren fallen einem meist auch noch andere Misstände auf. So auch die Website. Seit Jahren fanden wir, dass sich paragon-legions nicht sooo cool anhört und paragon-metal ist sicherlich wesentlich zutreffender. Und als wir feststellten, dass die Domain frei war, haben wir sofort zugeschlagen. Wir wollten dann auch gleich ein von Grund auf neues Design und haben diese dann auch gleich an das Artwork der aktuellen CD angepasst.

Einen neuen Drummer habt ihr ja mittlerweile auch. Welchen Background hat der Mann und wie hat er sich mittlerweile in die Band integriert?

Chris kam kurzfristig durch den krankheitsbedingten Ausfall Big M’s in die Band und musste schon nach wenigen Wochen Vorbereitungszeit mit uns die Metal Bash Roadkill Tour spielen. Das hat er auch mit Bravour gemeistert. Er hatte auf der Tour jeden Tag zwei Shows zu spielen, da er auch der Schlagzeuger von TORMENT ist. Das, seine Spielfreude und seine angenehme menschliche Art hat uns eigentlich recht schnell dazu gebracht ihm den Antrag zu machen. 😉 So, und nun hat der Gute 3 Bands: PARAGON, TORMENT und die IRON MAIDEN Cover-Band POWERSLAVE. Chris ist ein absoluter Vollblutdrummer und sein Spielwitz und seine Ideen haben echt frischen Wind in die Band gebracht.

Auf „Forgotten Prophecies“ tretet ihr ja wieder einmal mächtig Arsch und eigentlich ist alles beim Alten, nur dass ihr diesmal nicht mehr bei Piet Sielck aufgenommen habt. Hatte Piet keine Zeit, war euch die Produktion zu teuer oder hattet ihr diesen mechanisch-sterilen Sound einfach über? Wobei ich nicht gesagt haben möchte, dass es Piets Produktionen an Seele fehlt…aber…

„Alles beim Alten“??? Ich verstehe das mal im positiven Sinne. Nämlich, dass wir weiter unsere Linie knallhart durchziehen und eine lebendige Band sind, die sich weiterentwickelt. Dabei bleiben wir aber unserem Stil treu und jeder unserer Fans weiss, dass er sich die neue Scheibe blind kaufen kann und glücklich sein wird. Ich hab mir letztens wirklich mal alle unsere CDs nacheinander angehört, als ich auf der Suche nach vergessenen Perlen für’s Live-Set für’s Headbanger’s Open Air war, und finde schon, dass zwischen „Steelbound“ und „Forgotten Prophecies“ Welten liegen, zwischen „Into the Black“ und „Forgotten Prophecies“ sogar Dimensionen. Es ist wirklich mit jeder CD besser geworden, der Sound, die Performance der einzelnen Musiker und die Kompositionen. Mit Piet’s Produktionen war und bin ich immer noch super zufrieden. Ich fand sie auch nicht sooo sagrotanmässig, wie einige andere es empfinden. Wir wollten halt einfach mal einen anderen Sound, rauer, direkter. Die CD sollte sich halt an unserem Live-Sound anlehnen. Dieses wurde von den Fans auch seit Jahren gewünscht. Um wirklich jeder Falle, wieder in den alten Sound zurückzufallen, aus dem Weg zu gehen war es – und da stimmt Piet völlig mit uns überein – die einzige Möglichkeit den Produzenten zu wechseln.

OK, ihr spielt Heavy Metal ohne grosse Experimente und in Interviews betont ihr immer wieder, dass euch das auch genau so gefällt. Glaube ich gern, sonst würdet ihr ja nicht so ein Album wie „Forgotten Prophecies“ veröffentlichen…oder wolltet ihr einfach auf Nummer sicher gehen?

„Nummer sicher“ hätte geheissen sich die beliebtesten Songs zu schnappen, sie versuchen zu kopieren, wieder bei Piet aufzunehmen und ein Staraufgebot an Gastmusikern aufzufahren. Das ist aber nun mal überhaupt nicht unsere Art. Es ist uns glücklicherweise gelungen über all die Jahre unsere Spielfreude und unsere Freiheit zu behalten. Wir machen uns da gar nicht so viele Gedanken. Wir treffen uns und jeder bringt so seine Ideen ein und die arbeiten wir dann aus, ohne an das zu denken, was vorher war. Wir haben unseren eigenen Stil gefunden und stehen da auch 200% zu. Einen anderen Weg gibt es auch nicht um seine Identität als Band zu behalten. Natürlich haben wir so unsere Einflüsse, sonst würden wir ja diese Art von Musik nicht spielen. Aber ich schau‘ überhaupt nicht was andere so machen und sitze da und denke „mmmh, gute Idee, so was Ähnliches sollten wir auch mal versuchen“. Das ist Blödsinn, der schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt ist. Wenn du das willst, mach ’ne Coverband. So war es für uns schon irgendwie ein Wagnis, das „Winning-Team“ aufzulösen und mit relativ unbekannten – aber unglaublich fähigen – Produzenten zu arbeiten, die eigentlich wesentlich härtere Musik produzieren. Aber, der Plan hat für mich echt super funktioniert.

Könnt ihr euch denn nicht trotzdem vorstellen irgendwann einmal ein Keyboard zu verwenden oder evtl. andere Elemente in eurer Musik zu verwenden?

Für mich persönlich ist da vieles vorstellbar. Aber wir sind eine echte Band und kein Soloprojekt. Keyboards können sicherlich sehr stimmungsvoll und interessant sein. Positives Beispiel sind hier CHILDREN OF BODOM. Ich will das also nicht für alle Ewigkeiten ausschliessen. Was sicherlich nicht passieren wird ist, dass wir plötzlich sakrale Orgelmusik mit Eunuchengesang, zurückgemischten Gitarren und 45-Minuten Doublebass-Durchgeklacker machen werden. Auch recht hübsche Musik, ohne Frage. Hör‘ ich manchmal auch ganz gerne, ist aber nach unserer Auffassung eher was für den Musikantenstadl. Auf jeden Fall kein Metal. Wir sind ’ne Metalband und das wollen wir auch bleiben.

Dein Gesang erinnert mich immer wieder sehr stark an Joakim Brodén von SABATON bzw. Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER. Zufall oder Absicht? Wobei du ja bei „Agony“ etwas variierst…

Oh, was musste ich da schon alles lesen… Joakim Broden ist mir jetzt neu in der Liste. Neben Chris Boltendahl gab’s beispielsweise schon Udo Dierkschneider, Ripper Owens, Rob Halford, Eric Adams und und und… Okay, 90% der Vergleiche sind doch sehr erfreulich, fühle mich da manchmal auch geehrt, aber Absicht ist da nicht mit dabei. Ich finde, dass die Vocals schon genau zur Musik und vor allem auch zu den Texten passen müssen. Ein Wort wie „WAR“ („Krieg“) sollte man auch entsprechend brutal singen und nicht daherträllern. Das gilt natürlich nicht unbedingt in einer traurigen Liebesballade über den Ehemann, der aus dem Krieg nicht zurückgekehrt ist… Ich versuche halt mit dem Gesang auch die Texte glaubwürdig rüberzubringen. Da wird’s dann bei unseren klassischen Metal-Texten aus dem Horror und Science Fiction Bereich oftmals recht rau… AGONY ist eine Halballade, bei der man auch vom Gesang her verschiedene Stimmungen erzeugen kann und muss. Aber das ist bei uns gar nicht sooo ungewöhnlich. Eigentlich ist kein Song auf „Forgotten Prophecies“ vorhanden, den ich in einer Art durchsinge. „Hammer Of The Gods“ beginnt flüsterig, bös‘ und drohend und wird dann brutaler und straighter um im Refrain dann etwas dunkel und mystisch-drohendes zu bekommen. „Face Of Death“ lebt vom plötzlichen hymnischen Gegensatz im Refrain zum Thrash Metal-Gerippe in den Versen usw.

Was mich schon immer interessiert hat…für „The Revivalry – A Tribute To Running Wild“ wolltet ihr ursprünglich „Masquerade“ covern, habt euch dann aber für „Iron Heads“ entschieden. Auf der einen Seite finde ich die Entscheidung sehr schade, da ein paragonisiertes „Masquerade“ sicherlich interessant gewesen wäre, auf der anderen Seite war’s natürlich auch mutig einen ganz, ganz alten RUNNING WILD Klassiker, nämlich „Iron Heads“, zu covern. Das ist euch dann aber perfekt gelungen… Hut ab! Aber, warum diese Entscheidung?

„Masquerade“ hätte mir auch sehr gut gefallen. Leider hatte den Song schon eine andere Band angemeldet und so mussten wir uns halt etwas Neues überlegen. Wir wollten dann auf jeden Fall was ganz Altes nehmen und „Iron Heads“ hat uns echt an die Anfangstage unserer Laufbahn als Metalfans zurückgebracht. Ein absoluter Kult-Song, den meist auch nur eingefleischte Altfans von RUNNING WILD kennen. Und für die sollte der Sampler doch sein, oder? 😉

Jetzt mal Butter bei die Fische: Was unterscheidet euch denn von Bands wie RUNNING WILD, GRAVE DIGGER, HAMMERFALL und Konsorten? Warum sollte ich gerade eure Alben kaufen und nicht die von der „Konkurrenz“?

Na ja, DU musst sie ja nicht mehr kaufen, oder ? 😉 OK, Scherz bei Seite. Wenn du Metal-Fan bist, willst du sicherlich immer Nachschub an neuem Stoff haben. Also wirst du dir auch regelmässig CDs zulegen. Deshalb ist die Antwort nicht „NUR“ sondern „AUCH“. Unsere CD ist sound- und songmässig echt top. Wir wissen, dass wir uns auch international nicht verstecken müssen und können bei den genannten Bands locker mithalten. Es gibt mit der Limited Edition (2 EUR mehr) eine Bonus-DVD mit 10 Live-Songs in super Ton- und Bildqualität, lustige Studio-Outtakes und ca. 60 Minuten Spielzeit. Das ist keine Abzocke sondern echt Value for Money. Also, selbst reinhören und entscheiden. Geschmack ist ja immer subjektiv. 😉

Das OVERKILL-Cover („Deny The Cross“) auf „Forgotten Prophecies“ geht schon ganz gut ab. Ich wusste gar nicht, dass ihr auch OVERKILL zu euren Einflüssen oder Helden zählt. Oder zeichnet sich hier doch eine kleine Kurskorrektur ab?

OVERKILL gehörten schon immer zu meinen Helden. Nicht unbedingt mit jeder ihrer Studioproduktionen sondern vor allem durch ihre unglaublich energiegeladenen Live-Performances. Wenn ich ein OVERKILL Konzert sehe, ist das für mich wie Akkuladen. Danach hab‘ ich wieder so richtig Bock auf Metalhören und -spielen. Ich hab‘ übrigens unsere Haupteinflüsse immer eher im US-Metal und den 80ern Speed und Thrash-Helden gesehen als in Europa. Mit dieser Coverversion ist mir übrigens auch ein fast 10 Jahre alter Wunsch erfüllt worden. Als Martin und ich 1997 PARAGON neu formierten, waren wir uns einig einen OVERKILL Song zu covern. Irgendwie kam es dann in den folgenden Jahren aber doch nie dazu… Ich find‘ die Version auch richtig geil. Ultrabrutal.

Vielen Dank für das offene Interview und viel Erfolg mit dem neuen Album. Cheers & Stay Wild!

Danke. Man sieht sich. Keep it heavy and keep it hard!!!

28.06.2007

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