Glyder
Glyder
Interview
Die Iren GLYDER haben mit ihrem Debüt „Glyder“ einen wirklichen Rockklassiker geschaffen der es verdient, Beachtung zu finden. Wie ihr im beim zugehörigen Review lesen werdet, kommt bei GLYDER auch immer wieder THIN LIZZY durch. Wir fragten bei Gitarrist und Sprachrohr Bat Kinane nach den Hintergründen.
Zuerst möchte ich euch zu eurem aktuellen Album „Glyder“ gratulieren, welches mich total fasziniert hat. Wie waren die Reaktionen seitens der Presse und Fans bis jetzt?
Bis jetzt waren die Reaktionen großartig. Wir erhielten eine Menge positiven Feedback aus ganz Europa. Besonders in Griechenland schätzt man unser Album sehr, wie werden dort sogar von einigen DJs im Radio gespielt. Momentan geht es für uns auch in Japan los, da das Album dort auch veröffentlich wurde. Auch in Deutschland waren die Reviews ziemlich gut, was uns sehr freut, Frankreich…eigentlich überall. Natürlich gab es auch die eine oder andere schlechte Kritik, doch die guten überwiegen die schlechten deutlich.
Manchmal sind Kritiken ja auch nicht schlecht, um zu verhindern, dass man total abhebt.
Natürlich. Man muss aber auch mit schlechten Reviews leben, wobei ich über diese nicht allzu viel nachdenke. Man sollte den Begriff „schlechtes Review“ auch nicht zu überbewerten. Ich meine, ab wie vielen Punkten wird ein Review schlecht? Das liegt ja auch sehr im Auge des Betrachters. Die Punktzahlen von „Glyder“ liegen so im Schnitt bei 7-8 Punkten.
Ich habe euch auch 8 von 10 möglichen Punkten gegeben.
Ja das ist auch so unser Schnitt. Die meisten Leute schätzen uns so ein.
Ich finde, dass es eine solide Grundlage ist. Euch nicht die volle Punktzahl zu geben zeigt doch auch, dass man glaubt, dass in euch noch mehr steckt, oder?
Das kann man so natürlich auch sehen, cool.
Wenn man ein Review über euch liest, dann fällt einem immer auch der Vergleich zu THIN LIZZY auf. Seht ihr das mehr als Segen oder eher als Fluch?
Hm, ich würde es nie verleugnen, dass THIN LIZZY einen großen Einfluss auf uns ausüben. Es ist doch keine Schande und ich finde den Vergleich auch nicht an der falschen Stelle. Wir haben diesen Einfluss. Doch schau dir andere Bands an. Haben die nicht auch den Einfluss einer anderen großen Band? Es gibt eine Menge Bands, die von THIN LIZZY beeinflusst wurden, ganz klar. Doch wurde auch jede Nummer von IRON MAIDEN schon mal kopiert, jede Nummer von AC/DC wurde schon mal kopiert. Wenn Leute sagen, dass ihnen bei uns THIN LIZZY in den Sinn kommt merken diese aber auch, dass wir natürlich unser Ding mit in den Songs haben. Wir kopieren keine Songs.
Ich dachte mir der Grund könnte sein, dass THIN LIZZY auch aus Irland kommen.
Klar, die ganzen Leute dort sind Fans von THIN LIZZY, wir sind stolz auf diese Band. So wie ihr deutschen, die ihr vielleicht stolz auf Bands wie RAMMSTEIN seid, die internationalen Erfolg haben, oder die SCORPIONS oder wer auch immer.
Ihr habt ja sogar mal mit THIN LIZZY getourt.
Das ist korrekt. Wir waren in Irland mit den Jungs auf Tour in 2004. Wir spielen dieses Jahr wieder mit THIN LIZZY in Italien, Gods Of Metal Festival.
Wow, nicht schlecht. Das ist ein ziemlich großes Festival.
Ja, die SCORPIONS sind auch auf dem Billing.
Das könnte eine wirkliche Chance für euch sein.
Ja, aber nur, wenn wir nicht um 10 Uhr morgens auf die Bühne müssen und die Zuschauer wecken (lacht). Das könnte nach hinten losgehen.
Haben euch die THIN LIZZY Fans auf der Tour denn akzeptiert?
Absolut, wir wurden vom ersten Moment an akzeptiert. Für uns wurde wirklich ein Traum war, mit dieser Band die sechs Gigs zu spielen. Wir schauten Jahrelang zu ihnen auf und nun hingen wir mit ihnen ab. Wir lieben die Gitarrenarbeit, die Rhythmen, einfach alles an dieser Band.
Wo liegen denn eure anderen Einflüsse? Mehr in Metalbands oder Rockbands? In eurem Infosheet steht z.B., dass ihr auch IRON MAIDEN als Einfluss habt, wobei ich sagen muss, dass mir bei euch eher IRON MAIDEN mit Paul Di´Anno in den Sinn kommen.
Stimmt, bei uns kommen vielleicht frühe IRON MAIDEN hier und da durch. Unser Sänger Tony hat eher die Stimmlage von Paul Di´Anno als von Bruce Dickinson. Ich bin ein großer IRON MAIDEN Fan und die anderen Jungs mögen MAIDEN auch…sie stehen bei mir an zweiter Stelle der Favoriten aller Zeiten.
Und wie seid ihr in Kontakt mit Chris Tsangarides als euren Produzenten gekommen?
Für die Tour mit THIN LIZZY machten wir eine EP, die wir auf der Tour verkaufen wollten. Wir schickten Chris eine Kopie davon, weil wir darüber nachdachten, ein Album zu schreiben. Das Problem ist nur, dass kein Label eine Band signt, die solchen einen Retro-Sound spielt, wie wir ihn spielen. Es ist einfach kein neuer, bahnbrechender Sound, der uns ausmacht. Wir dachten uns, wenn wir einen solch bekannten Produzenten an unser Album lassen, wäre es für uns einfacher, ein Label zu finden.
Ich hoffe, er war nicht zu teuer, da er ja bereits mit Acts wie JUDAS PRIEST oder BLACK SABBATH gearbeitet hat.
Billig war er nicht (lacht).
Na, hoffentlich musstet ihr eure Seele dafür nicht verkaufen. Auf jeden Fall hat er einen großartigen Job gemacht.
Richtig, die Arbeit war großartig.
Was mir am Sound gefällt ist, dass er nicht zu weich und nicht zu schroff ist. Er ist in einer guten Balance.
Vielen Dank, das sehen wir ähnlich.
Wer ist eigentlich der kreative Kopf hinter GLYDER? Wer schreibt die Songs und bringt die Ideen ein?
Das sind wohl Tony (Cullen, Gesang und Bass, Anm. d. Red.) und ich. Bei den Songs der EP hat er die ganzen Texte und ein paar Melodien geschrieben, während ich mich mit den Riffs und den Strukturen beschäftigt habe. Beim Album wurde Pete (Fisher, Gitarre, Anm. d. Red.) mehr involviert. Wir haben jedoch keine festgelegte Form, wer für was verantwortlich ist. Jeder kommt mit seinen Ideen an und wir versuchen, diese in die Tat umzusetzen.
Um eure Musik zu beschreiben würde ich sagen, dass es sich um Old-school-Rock mit zeitgemäßen Songwriting handelt. Stimmst du dem zu?
Aber total! Die Themen der Songs behandeln die Gesellschaft heutzutage. Man kann z.B. nicht sagen, dass ein Song wie „Pretty Useless People“ auch aus den 80ern hätte stammen können, da damals das Phänomen Reality TV noch nicht bekannt oder weit verbreitet war. Oder ein Song wie „Die Or Dance“, der über den Irak-Krieg handelt, kann auch unmöglich aus den 70er oder 80er stammen. Natürlich sind die Themen auch teilweise sehr generell gehalten, aber hauptsächlich beschäftigen sie sich mit dem Hier und Jetzt.
Wie ist eigentlich die Musikszene in Irland? Ist sie mit Deutschland vergleichbar, wo meistens nur irgendwelche Chartacts im Radio oder Fernsehen gespielt werden? Und wie ist die Szene für euch?
In Irland ist Metal auch beliebt. Genauso, wie in anderen Ländern auch. Natürlich bekommt Metal nicht die Aufmerksamkeit wie Mainstream, auch genau wie in anderen Ländern. In Irland gibt es momentan eine Menge Black-Metal-Bands, Death-Metal-Bands. Reine Heavy-Metal-Bands oder Hard-Rock-Bands gibt es bei uns eher weniger. Eine Band aus Belfast namens THE ANSWER erhält momentan wieder eine Menge Aufmerksamkeit. Hard Rock und Heavy Metal kommt langsam aber sicher wieder, da sich viele Kids plötzlich für die Musik ihrer Eltern interessieren und sich die alten Platten anhören. Es ist unglaublich. Wir waren auf einen Konzert von THIN LIZZY in Dublin und das Publikum bestand zu mehr als die Hälfte aus Zuschauern, die unter 20 Jahre alt waren.
Und wie ist es für GLYDER? Kennt man euch dort schon langsam oder driftet ihr noch im Underground herum?
In Irland werden wir langsam bekannter und werden hier und da auch schon mal im Fernsehen und Radio gespielt. Es ist noch nicht viel, aber es ist da. Es ist ja so, dass es seit 20 Jahren keine irische Band mehr geschafft hat, internationalen Erfolg zu erlangen. Und so ist es natürlich unsere Hoffnung, auch außerhalb der Grenzen von Irland irgendwann bekannt zu werden. Wir versuchen auch, überall zu touren und die Leute zu erreichen.
Die Songs auf „Glyder“ sind bereits im Jahr 2005 komponiert und aufgenommen worden. Doch wie sieht es mit neuen Werken aus dem Hause GLYDER aus?
Wir haben die neuen Songs eigentlich so gut wie fertig. Letzte Woche schrieben wir den letzten Song, den wir für das neue Album noch brauchten. Während der Tour mit THUNDER, als wir ein paar Tage Day Off hatten, schrieben wir ein paar Songs. Das neue Album wird „Playground For Life“ heißen und Mark Wilkinson wird sich um das Artwork kümmern, der auch schon für MARILLION gearbeitet hat. Es wird kein reines Konzeptalbum werden, aber ein roter Faden wird sich schon wiederfinden. Von der Basis her wird es sich, wie soll ich das am besten erklären, um das Leben an sich und dessen Kreislauf handeln. Auch der Sound wird sich von unserem jetzigen unterscheiden. Klar, wir werden immer noch die Metal-Riffs verarbeiten, es sind viele Metalsongs dabei. Bei unserem ersten Album nahm Chris jedoch nur unsere Metalsongs. Wir hatten aber auch eine Menge melodischer Stücke. Dieses Mal möchten wir die neuen Songs dieser Art auf das Album packen. Wir möchten gerne die verschiedenen „Farben“ unseres Könnens und den unterschiedlichen Sound verarbeiten.
Ihr möchtet also Abwechslungsreicher werden?
Genau. Wir sind keine Band wie AC/DC, die immer das Selbe macht. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich liebe AC/DC, aber die haben nun mal diese eine Form, aus der sie nicht herausbrechen. Wir möchten nicht eine solche Band sein, wir möchten auskundschaften und experimentieren. Wir möchten die Musik machen, die wir machen möchten. Ein wenig Unberechenbarkeit wollen wir uns vorbehalten und haben dieses Mal auch Blues, ein wenig Reggae und Heavy Rock in Petto. Ich möchte nicht in eine Schublade gepackt werden, in der ich mich auf Dauer nicht wohl fühle.
Wie war denn eigentlich die Tour mit THUNDER? Hat die Harmonie zwischen euch gestimmt? Oder gab es auch schon mal kleine Konflikte?
Nein, THUNDER sind wirklich sehr, sehr nette Typen. Wir haben bei einem Wettbewerb gewonnen und durften für sie in Großbritannien eröffnen, im November 2006. Wir trafen sie dort und kamen mit ihnen natürlich ins Gespräch. Als wir dann hörten, dass sie auf Europatour gehen, schrieb ich ihnen eine E-Mail und fragte, ob wir nicht als Support mitfahren könnten. Die sagten uns, dass ein kein Problem sein. Die Jungs sind wirklich nett zu uns. Bei einem Gig in Holland kamen sie zu uns und spendierten uns sogar Champagner. Sie behandeln uns sehr gut. THUNDER sind einfach nur fünf gute Typen, die auf dem Boden geblieben sind. Sie lieben das, was sie tun. Uns geht es genauso. Wir hassen diesen Rockstarscheiß und die Jungs hassen ihn auch.
Es gibt ja dieses Gerücht, dass sich die Leute aus England und Irland nicht so gut abkönnen.
Ach, das hat sich geändert. Es gehört der Vergangenheit an.
Möchtest du noch irgendetwas loswerden?
Ja, schaut doch mal auf unserer Website www.glydermusic.com oder auf unserer myspace-Seite www.myspace.com/glyder herein, hört euch unsere Musik an und wenn sie euch gefällt, dann besorgt euch das Album. Ansonsten trinkt Bier und seid einfach glücklich.
Bat, vielen Dank für das Interview!
Dir auch vielen Dank!
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