Thunderstorm
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Interview

Da kommt es also, das lang erwartete Album "As We die Alone" von den Italo-Doomern THUNDERSTONE. Wie wir euch bereits im Kurzinterview vom Januar des noch jungen Jahres versprochen haben, bekommt ihr nun endlich den Nachschlag in Form eines ausführlichen Interviews. Gitarrist und Sänger Fabio sowie Bassist Omar Roncalli entpuppten sich als sehr redselige Gesprächspartner.

ThunderstormHallo, Fabio und Omar! Was könnt ihr uns denn über das aktuelle Album erzählen. Worin unterscheidet es sich von seinen Vorgängern?

Fabio: Ich finde, dass „As We Die Alone“ im Vergleich zu den früheren Alben ein großer Schritt nach vorn ist – die Produktion ist exzellent, und auf der Scheibe haben wir meiner Meinung nach die schönsten Songs geschaffen, zu denen wir fähig waren. Ich sage nur „We Dream As We Die (Alone)“ und „I Wait“. Und ich sage das nicht nur als Standardfloskel, wie das jede Band tut… Aber auch die ersten Meinungen außerhalb der Band decken sich mit dieser Meinung. Wir entwickeln uns weiter, lösen uns von den musikgeschichtlich relevanten Einflussgebern wie Black Sabbath, Candlemass und dergleichen. Natürlich erinnern ein paar Songs nach wie vor an den klassischen Doom Metal, aber im Ganzen hat sich definitiv etwas geändert. Aber ich kann dir auf jeden Fall schon mal im Voraus sagen, dass sich der Nachfolger von „As We Die Alone“ sehr stark von den Vorgängern und den klassischen Doom Metal-Vorbildern abheben wird.

…womit wir natürlich bei der Frage ankämen, welche Bands euch beim Schreiben der neuen Songs beeinflusst haben.

Fabio: Wir haben versucht, uns bei der Komposition der Stücke von äußeren Einflüssen freizuhalten. Auf den früheren Werken hatten wir uns immer einen Kopf gemacht, beispielsweise, ob die jeweiligen Alben genug „doom“ seien. Aber vom aktuellen Album an machen wir uns keine Gedanken darüber, was am Ende dabei herauskommt – was der Qualität und dem Songwriting auf jeden Fall zugute kommen wird.

Wer hat euch denn den prima Sound auf dem neuen Album hingezaubert? Und wer hat das Cover geliefert?

Omar: Ich denke, die Jungs stimmen mir zu, wenn ich sage, dass das Album das Ergebnis unserer vereinten Kräfte ist. Jeder hat mit seiner Hilfe und Mitarbeit zum Endprodukt beigetragen, jede einzelne Idee wurde verbessert und analysiert. Wir gingen mit einer Menge Möglichkeiten ins Studio und entschieden uns jeweils für die beste – aber auf eine andere Weise als sonst. Ich denke, das ist der „Trumpf“ auf dem neuen Album. Wir haben uns darauf konzentriert: „wie fließt mein Spiel in die Musik ein?“. Auf dieser CD haben wir als individueller Gitarrist, individueller Bassist, individueller Sänger und individueller Drummer gespielt – und dieses Gerüst war lediglich der Träger der „kollektiven Seele“ der Musik. „As We Die Alone“ ist nun schon das vierte Album, das wir im New Sin Studio aufgenommen haben, und der Soundengineer Luigi ist mehr als nur ein Partner für uns. Er kennt uns, wir kennen ihn, und wir müssen nicht großartig darüber mit ihm reden, was wir wollen – wir haben beiderseits keine Lust, unsere Zeit für blöde Missverständnisse zu verschwenden.

Wir hatten keine Idee, was wir als Cover für die Scheibe verwenden sollten. Wir wussten lediglich, dass wir diesbezüglich etwas ändern wollten, und seit den Pre-Recording-Sessions fanden wir, dass das Album „seltsam“ klang. Als wir „I Wait“ zum ersten Mal hörten, war uns klar, dass das einer der „seltsameren“ Songs war. Ich habe den Satz immer wieder wiederholt, um eine – wie soll ich sagen – „besessene Stimmung“ zu erzeugen, wie ein Mantra. Wir haben mit dem Fotografen des Albums gesprochen, gaben ihm die Themen: der Fluss, das Kreuz und so weiter, und er machte einige Schnappschüsse. Ich bin wirklich zufrieden mit dem Gefühl, das die Farben wiedergeben. Ich warte am Flussufer, und ich warte und warte und warte….

Ähm… Ja. Wie zufrieden seid ihr mit der Arbeit eures Labels Dragonheart?

Fabio: Oh, wir sind wirklich sehr glücklich mit deren Arbeit. Für das Vorgängeralbum „Faithless Soul“ hatten sie großartige Promotion gemacht – und ich hoffe, die ist für das neue Album noch besser. Nicht, dass sie für „Faithless Soul“ nicht gegeben war, aber das aktuelle Album hat weit mehr Beachtung verdient als die vorigen Scheiben.

Erzähle uns ein wenig über die Texte in eurer Musik.

Omar: Im Gegensatz zum vorigen Werk ist dieses kein Konzeptalbum. Das Gefühl, das man während der Platte wahrnimmt ist: „Ich möchte eure Regeln, eure Welt und eure Denkweise nicht akzeptieren, nur weil die anderen euch zustimmen!“. Weißt du, die Menschheit folgt Vorgaben wie beispielsweise der Mode, der Macht, dem Glauben – und wenn man sich da nicht anpasst, wird man ausgeschlossen. Klar, das Thema ist nicht neu, viele andere Bands haben das auch schon verwurstet – aber das Problem ist immer noch da. Überall um uns herum. Wenn man nicht der Beste, der Schönste, der Reichste ist, ist man ein Niemand. Das ist eine Tatsache, die du überall vorfinden wirst – selbst im Metal! Du wirst wie eine Fahne im Wind behandelt. Ich rede nicht über die „angeblich anderen Teenager“, denn die wissen meist gar nicht, dass sie bereits in dem Trendstrudel gefangen sind.

Hawking, der Wissenschaftler, hat nie Regeln akzeptiert. Er erforscht etwas, das er nicht wirklich sehen kann. Magie, Träume, das tiefe unerforschte Weltall. Es ist irgendwie die Reflektion des Menschenegos. Und das ist sooo „doom“. Man kann sagen, der Tod ist der ewige Schlaf. Und so kann ich sagen, dass Sterben irgendwie Träumen ist. Wir sind umgeben von anderen Menschen, aber letztendlich, am Ende, am „wahren“ Ende., sind wir alleine. „Wir sterben, während wir träumen… alleine“, „We die as we dream… alone“.

„Hypnowheel Of Life“ handelt davon, wie „Meister“ vom „Leben“ regelrecht verarscht werden. Sie kontrollieren, aber im Grunde sind sie lediglich die Marionetten in den Händen des Schicksals. Ein Text, der nicht so sehr zum Rest des Albums passen mag, ist „Mad Monk“, dort geht es um Rasputin. War er ein russischer Geistheiler oder einfach nur ein irreligiöser Fake? Die Antwort lassen wir offen, wir reden lediglich über diese großartige Vorstellung und diese Sagen um ihn. Ich bin sehr stolz auf die Texte. Sie sind das Guckloch zu meiner Seele.

Im Rest Europas ist Italien ja eher für Gothic Metal-Bands wie LACUNA COIL oder epische Auswüchse wie RHAPSODY OF FIRE bekannt. Wie kommt das? Und wo wir gerade bei italienischen Bands sind: welche könnt ihr so empfehlen?

Fabio: Stimmt, Italien wird tatsächlich hauptsächlich von diesen beiden Bands repräsentiert, die für ihr Genre auch wichtig sind. Ich glaube, die Bands haben sich ihren Erfolg auch redlich verdient. Aber doch, natürlich gibt es bei uns auch eine sehr große Undergroundszene. Da sind einige Bands, die zwar nicht all zu bekannt, aber verdammt gut sind. Mir fallen da so spontan DOOMRAISER, MIDRYASI und TRINAKRIUS ein.

Ich habe in irgendwelchen News – fragt mich bloß nicht mehr, wo – gelesen, dass ihr auch eine spezielle Coverversion in eurem Repertoire habt. (Dieses Interview fand schon ganz am Jahresanfang, lange vor der Veröffentlichung des Albums, statt – Anm. d. Verf.)

Omar: „Voodoo Chile“ ist ein Rockklassiker. Die Frage ist natürlich: warum dieser Song? Nun, Fabio und ich sind große HENDRIX-Fans. Es war eine coole Überraschung, als Fabio einfach so in den Proberaum kam und sagte: „Jungs, steigt einfach mit ein!“ – er fing an , den Song zu spielen, und zuerst waren Attilio (Coldani, Drums – Anm. d. Verf.) und ich schockiert, aber wir sind einfach auf den Groove aufgesprungen. Wir dachten, es sei alles ein Witz. War es aber nicht. Ich glaube, wir haben mit unserer Coverversion trotz des schweren Metal-Gewands immer noch den Respekt vor dem Feeling und der Hingabe des Old School Rocks bewahrt. Ich hoffe einfach, dass das Stück auch den Fans gefällt, denn wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis!

Mit welchen Erwartungen bezüglich „As We Die Alone“ geht ihr und euer Label in die Zukunft? Gab es Kompromisse?

Omar: Das Label hat keinerlei Druck auf uns ausgeübt. Wir vertrauen ihnen, sie vertrauen uns. Die Labelleute haben sich das Album nach Abschluss der Aufnahmen angehört. Wir haben also gemacht, was WIR wollten, und sie haben uns machen lassen. Es ist nicht leicht, in der Doomszene originell zu sein, aber ich behaupte mal, dass das neue Album auf jeden Fall einen Schnitt zwischen den drei Vorgängeralben und den zukünftigen THUNDERSTORM-Werken darstellt. Als wir anfingen, Doom zu spielen und die Leute uns so viel Ähnlichkeit zu CANDLEMASS, TROUBLE und PENTAGRAM attestierten, war ich sooo stolz (und bin es heute noch, hehe). So wie der Junge zum Mann heranwächst, sind wir nun am Ende der „musikalischen Pubertät“ und entwickeln unsere Identität, unsere Persönlichkeit. Wir sind der Doomszene, die uns so viel Freude bereitet hat, etwas schuldig, und das bekommt sie jetzt.

Wir haben ohne Business-Hintergedanken oder Erwartungen einfach drauf los gespielt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Denn im schlimmsten Falle hat sie dir gerade mal fünfzig Minuten deines Lebens geraubt. Hört euch einfach „As We Die Alone“ an, wenn ihr verstehen wollt, was Doom für uns ist.

Neben dem klassischen Doom Metal gibt es da ja noch eine Menge andere, langsame und düstere Musik wie etwa Funeral Doom, Death Doom oder Drone Doom. Wie findet ihr diese Auswüchse?

Fabio: Oh, da mag ich auch einiges, aber nicht alles. Manches ist für meinen Geschmack dann doch ein wenig zu extrem. Ich mag beispielsweise ELECTRIC WIZARD, Siebziger-Mucke mit tonnenweise Verzerrung. Großartig! Die Jungs sind wohl permanent stoned, haha!

Filesharing. Schlecht? Gut? Beides?

Fabio: Hmmm… schwierige Frage. Beides, glaube ich. Es ist eine großartige Methode, kleine Bands zu promoten, aber es ist viel zu einfach, an komplette Alben zu kommen. Meiner Meinung nach sollten die Gesetze bezüglich Musikpiraterie deutlich verschärft werden.

Jeder Musikrichtung haften oftmals alberne Klischees an. So auch dem Doom Metal. Der ist ja als „Kiffermucke“ bekannt.

Omar: Nun, Klischees werden in den Mündern der Leute geboren. Ich denke, manchmal sollten die Leute ihre Ohren etwas weiter aufsperren und im Gegenzug den Mund geschlossen halten. Ich mag nicht diese Stereotypen, denn die sind die Wiege der Dummheit. Ich bevorzuge es, selbst zu denken. Danach kann ich immer noch sagen, dass ich etwas liebe oder hasse. Du kannst ein Kiffer, ein Irrer, ein Metalhead, ein Lastkraftwagenfahrer, ein Klempner oder was auch immer sein – wenn du unsere Musik magst, dann lass uns zusammen feiern, und wenn nicht, auch gut. Es gibt in Bergamo, unserer Heimatstadt, ein Spruch, der übersetzt in etwa heißt: „Viele Köpfe, viele Meinungen“.

Was macht ihr eigentlich, wenn ihr nicht mit THUNDERSTORM beschäftigt seid? Oder anders gefragt, womit verdient ihr eure Brötchen?

Omar: Fabio arbeitet in einer Pizzeria namens „Bella Italia“, hört Pavarotti (die beiden klingen sich ja so ähnlich!) , Attilio ist Speisetester in einer Pastafabrik, die auch Lasagne herstellt. Ich arbeite für eine Finanzagentur namens „Mafia“ (aber denk dran, die Mafia gibt es ja nicht, haha!). Manchmal, in schweren Zeiten, spielen wir als Mandolinentrio beim Vatikan. Klischee eben. Haha, nein, Blödsinn, obwohl es reizvoll wäre, dem Papst mit Doom so richtig einzuheizen!

Nein, im Ernst, Fabio arbeitet in einem Lagerraum, keine Ahnung, was er da genau tut – ich glaube, das weiß er selbst nicht so genau, haha! Attilio ist ein Vertreter für Industriepapiere. Ich arbeite in einer Pathologie. Man könnte eigentlich sagen, der optimale Job für einen Grind-Fan, aber bei mir liegen leider keine Leichen oder Eingeweide herum, haha!

Euer Bandname weckt eigentlich mehr Assoziationen zu Power Metal und dergleichen, an Doom Metal denke ich da eher weniger. Wie wichtig – und wie repräsentativ – ist der Bandname für die Band selbst?

Omar: Erst einmal möchte ich dir danken, denn ich möchte dieses Dilemma erklären. Nun, schließe deine Augen und stell dir einne Wald vor. Kein Licht. Du bist allein. Du bist verloren und willst dort wieder weg, zurück zu deinem Zuhause. Das einzige Licht, das du siehst, sind die der Blitze. Die einzigen Geräusche, die du hörst, sind die Donnerschläge. Du bekommst Angst, AHHHH! Gewitter sind der klassische Background in Horrorszenen. Denke an all die Bücher und Filme. Der Mensch hat Angst vor unkontrollierbaren Situationen. Jeder kennt den Song „Black Sabbath“ – ist das ein Power Metal-Song? Death Metal? Ich denke, es ist Doom! Genau deshalb haben wir diesen Bandnamen. Ein Gewitter ist langsam, unaufhaltbar und voller Kraft.

Wird das Gewitter auch in Deutschland wüten?

Fabio: Wir werden nächsten April ein paar Deutschlandgigs spielen. Der erste bestätigte Gig ist im Headbangers’ Ballroom in Hamburg, auf dem Kutter4ever Fest. Nach dieser kleinen Minitour werden wir auf ein paar Sommerfestivals auftreten, um unser Album noch etwas bekannter zu machen. Und danach wollen wir endlich eine richtige Tour organisieren.

Okay, genug mit Fragen gelöchert. Ich danke euch vielmals! Gibt es noch irgend etwas, was ihr euren Fans oder denen, die es werden sollen, sagen wollt?

Fabio: Liebe Leser, kauft das neue THUNDERSTORM-Album, hehehe!

Omar: Let your minds be surrounded by the obscurity of rage, shake your heads under the slowness of confusion, let your souls be reborn in a new mistiness identity… if you are „voodoom chile”.

Okay. Mach‘ ich sofort, ähem…

25.03.2007

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