Twisted Tower Dire
Twisted Tower Dire
Interview
Vielen von euch ist der Name TWISTED TOWER DIRE schon längst ein Begriff. Obwohl die Band seit Jahren schon im Underground tätig ist, muss sie sich ihren Bekanntheitsgrad immer noch erkämpfen. Wir fühlten Scott Waldrop auf den Zahn, was bei dem neuen Album „Netherworlds“ so los war.
Die erste Frage, die sich mir aufdrängt, ist natürlich die Frage nach eurem alten Sänger Tony Taylor. Waren es die typischen musikalischen Differenzen zwischen den Musikern?
Nee, typisch war das ganz bestimmt nicht. Er und ich, wir waren zusammen wirklich passable Songwriter und hatten musikalisch viel gemeinsam. Was jedoch zwischen uns als Band und Tony passierte hat damit nichts zu tun. Es ist jedoch auf keinen Fall so, dass wir ihn jetzt hassen oder so, er ist immer noch wie ein großer Bruder für mich. Er bekam jedoch ernsthafte Depressionen und das nagte an seiner Substanz für eine ganze Weile. Hört euch einfach die Songs auf „Netherworlds“ an und ihr werdet es verstehen. Als wir auf Tour gingen, wurden wir wegen ihm fast verrückt, so eine Scheiße ist da passiert! Wir sind einfach ein paar Metalheads, die Bier saufen und eben den ganz normalen Kram machen. Ich meine, die verrücktesten Abenteuer hatte ich auf Acid als Kid, draußen in den Wäldern, SLAYER hörend. Doch Tony´s Leben würde plötzlich ziemlich finster und wir machten uns wirklich große Sorgen um ihn. Na ja, wir fuhren eines Abends zu seinem Haus und sagten ihm, dass er zumindest Live eine Pause machen sollte. Wir machten uns natürlich sorgen, da man auf Tour in den verrücktesten Orten spielt und man nie genau weiß, was da beim Nachtleben so los ist. Auf jeden Fall sagten wir ihm, dass er eine Pause einlegen soll, was uns als vernünftig erschien. Doch das Einzige, war er zu uns sagte war: „Wenn ihr wollt, dass ich eine Pause einlege, verlasse ich die Band!“. Unser Argument war natürlich, dass es nur für sein Bestes ist, wir konnten uns nicht mit dem Gedanken befreunden, dass die Band der Grund für seinen Absturz werden könnte. So hat er uns dann verlassen. Nach wie vor verstehen wir uns gut mit ihm und wir redeten auch schon darüber, wie wir manche Dinge behandeln könnten. Doch der momentane Stand der Dinge ist, dass Tony raus ist und wir einen talentierten Ersatz für ihn gefunden haben, der bereit ist, hart zu arbeiten.
Doch wer ist denn nun der neue Mann hinter dem Mikro? Wo konnte er schon Erfahrungen sammeln?
Sein Name ist Johnny Aune und er ist der Hauptsongwriter/Gitarrist und auch noch Sänger bei der Band VIPER. Die spielen erstklassigen traditionellen Metal alá JAG PANZER, RIOT usw., wenn ich es beschreiben sollte. Ihr könnt euch ihre myspace-Seite ansehen, welche auf unserer verlinkt ist. Er ist ein echt guter Kerl, es macht Spaß mit ihm rumzuhängen. Außerdem ist er viel jünger als wir, so etwa 10 Jahre (er ist gerade 21 geworden). Er regeneriert uns alten Furze also. Er macht sich gerade fertig, mit uns unsere fünfte Platte namens „Make It Dark“ aufzunehmen. Ich habe die meisten Songideen für diese Scheibe zwar schon seit mehreren Jahren in der Tasche, bin aber erst jetzt dazu gekommen, ein Demo zu erstellen, wobei uns diese ganze „Netherworlds“-Sache beinahe gekillt hätte. Ich denke jedoch, dass die Fans seine Stimme und Bühnenpräsenz mögen werden. TWISTED TOWER DIRE werden zwar irgendwie anders sein als zuvor. Aber er hat mit den alten Songs außergewöhnliches angestellt, wobei es für ihn natürlich ziemlich hart gewesen ist, die Klassiker zu singen. Doch er hat es geschafft, großartig und völlig natürlich, eben ungezwungen. Die alten TTD-Fans werden sicherlich positiv überrascht sein. Jetzt macht Johnny doch erst mal das Album mit uns fertig und wird sich dann daran setzen, unseren Backkatalog an Songs zu bearbeiten. Solche Dinge sorgen dafür, dass eine Band die langen Durststrecken überlebt. Der Gesangstil, wenn ich das mal erwähnen darf, unterscheidet sich drastisch, er klingt wie Ozzy, Dio oder Dianno/Dickinson, so in der Art (ja, ich denke TTD ist vergleichbar mit SABBATH oder MAIDEN! Ha ha ha, viele Leser werden TTD jetzt bestimmt „eingebildete Schwänze“ nennen? ha ha). Anyway, manche Fans werden es vielleicht nicht mögen, dafür gewinnen wir vielleicht neue Fans dazu? Wir werden sehen! Fakt ist jedoch, dass wir uns als Band bestätigt fühlen mit unserer Entscheidung und wir schweben momentan auf Wolke Sieben!
Kommen wir noch mal auf das neue Album. „Netherworlds“ ist eine Platte im typischen TTD-Stil. Du kannst sagen was du willst, doch das Teil klingt deutlich nach 80er Jahre Metal. Ist dieser Sound Absicht oder eher Zufall?
(lacht) Das ist ganz eindeutig Zufall! Wir versuchen immer wie ABBA und THE GO GO´s zu klingen, enden aber immer damit, dass wir wie eine verstaubte Metalband klingen. Spaß beiseite, wir lieben Heavy Metal natürlich und wir spielen ihn seit Kindesalter. Aus diesem Grunde denke ich, dass es wir gar keine andere Wahl haben, einen anderen Stil zu auszuüben. Als ich mir damals die erste Klampfe umschnallte, lernte ich ZEPPELIN Riffs, dann kam der Thrash, dann Death usw. Ich wollte nie z.B. ein Jazz-Gitarrist sein, weder habe ich mich dafür interessiert. Ich bin einfach glücklich damit, Metal zu zocken. Es ist wie Pizza – es wird niemals langweilig sie zu essen – so wie das Spielen. Hmm, vielleicht ist es doch eher wie Bier und Titten…du verstehst, was ich meine?!? Verdammt vieles was mich damit verbindet ist, dass Marc, Jim, Dave und ich wie Brüder sind (Johnny natürlich auch, doch er ist der neue Typ, ha ha). Wir wuchsen alle mit dem gleichen Kram auf und spielen Metal bis jetzt zusammen. Wir wüssten auch gar nicht, wie wir ohne Metal funktionieren würden, auch wenn wir nie den großen Erfolg ergattern werden. Sonst würden wir die alten, bösen Männer in der Bar sein, verrückt und verbittert, dass wir nie erfolgreich waren. Uns geht es gut damit. Wir lieben es, diese Mucke zu zocken.
Auf eurer Homepage sagt ihr, dass ihr TTD 1995 gegründet habt, zu einer Zeit, in der Heavy Metal total tot war. Doch was war der Auslöser bei euch, gerade zu solchen Zeiten Heavy Metal wie euren zu spielen? Zumal ich denke, dass Heavy Metal in den Staaten zu dieser Zeit die größte Krise hatte.
Hmm, das ist eine interessante Frage. Waren wir auf Drogen? Waren die STONE TEMPLE PILOTS verdammt lahm? Ich weiß es nicht. Ich denke es begann alles mit unserem ersten Bassisten Jimmy Murad. Er war (und ist) einer meiner besten Kumpels überhaupt seit der High School, während des College und bis heute. Wir zwei spielten bereits 1991 zusammen, als Metal abebbte. Unsere Band hieß KNIGHTFALL und wir sollten für PENTAGRAM den Opener machen, war für uns Kids ganz schön verrückt war. Die sagten uns, dass wenn wir in einer Band spielen, werden wir die verrücktesten Motherfucker kennen lernen, die jemals auf diesem Planenten wandelten. Verdammt richtig! Doch wir wurden dann ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt, als die ganze Chose mit Bands wie PEARL JAM und der ganze andere Scheiß losging und den Metal auslöschte. Und somit auch unsere Karriere. Wir waren verdammt BÖSE! Ich meine, wir liebten den Metal und wollten auch keine andere Musikrichtung spielen. Und nun nahm dieses…dieses NIRVANA-Dings ihn uns weg?!?!?!?! Nein, fick dich! Wir hielten durch und gründeten dann TTD. Und mit dem Hintergedanken, dass wir wirklich sehr angepisst waren über den momentanen Stand der Dinge machten wir uns auf, eine Band zu präsentieren, die wundervoll und anders ist, und ich denke, das ist TTD immer noch.
Was denkst du ist der Hauptunterschied zwischen TTD und anderen Metalbands?
Wir selbst! Wir waren und sind keine Mitläufer! Die ganze Band besteht aus sehr starken Persönlichkeiten und wir haben Meinungen, die wir in der Musik und der ganzen Packung verarbeiten. Wir rufen uns jedenfalls nicht gegenseitig an zu sagen „Hey, hast du die neue ARCH ENEMY gehört?“ Eher rufen wir uns an, um Spaß zu machen. Niemand in dieser Band hat Interesse an irgendwelchen aktuellen Dingen oder Trends, mal abgesehen von der Dave Chapelle Show (Comedian mit Sendung auf Comedy Central. Anm. d. Verf.). TTD ist eher wie unverschmutzter Brunnen unberührten Metals, der immer weiter fließt. Im Geiste haben wir auch keine Angst vor diesem Modern-Metal-Schrott, der momentan die Szene überflutet. Im Ernst, die aktuelle Szene ist wie ein von Indianerleichen verseuchter Fluß und die Leute gehen auch noch hin und baden in ihm. Unser Bezug ist pur und das hörst du auch in unserer Musik. Klar, ich kann nicht garantieren, dass wir True-Metal spielen, ein paar Einflüsse von VAN HALEN hier und VENOM da sind schon gegeben aber….ohhh…doch das ist nur, weil wir Deppen sind, die sich selbst viel zu ernst nehmen.
Ähh ja. Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Twisted Tower?
Du meinst den Bandnamen? Pff, das weiß ich nicht mehr. Unser erster Gitarrist Nick Mertaugh hatte ein Black-Metal-Projekt namens THOKK mit dem Typen von ANCIENT SINGING (ich kann euch den richtigen Namen nicht nennen, da in der Black-Metal-Welt ein großes Geheimnis darum gemacht wurde und ich nicht in der Lage bin, seinen Black-Metal-Namen zu buchstabieren). Na ja, Nick und ich waren Kumpels, schon seit der Grundschule. Zusammen mit Jimmy Murad versuchten wir einen besseren Namen als KNIGHTFALL zu finden. Nick kam dann mit TWISTED TOWER DIRE, was ein Auszug aus einem THOKK-Song ist. Wir dachten, ein Name, der aus einer anderen Band entsprungen ist, wäre clever, da in Nord Virginia in den 90ern jeder zeitgleich auch noch in einer anderen Band spielte usw. Auf jeden Fall dachten wir, dass der Name cool und verrückt sei und das ganze dunkle Fantasy-Konzept voranbringen würde. Ursprünglich wollten wir aus TTD eine Doom-Band machen, gemixt mit klassischen Elementen, eine CANDLEMASS meets VIRGIN STEELE Geschichte. Die Idee hielt jedoch nur für einen Tag oder so. Außerdem fanden wir den Namen bedeutungsvoll für uns. Dann, drei Jahre später als Tony zur Band stieß, fingen wir an, Texte über den Namen zu schreiben. Die Geschichte basierte auf einem Clan, der eine Hexe verbrennt und darauf von ihr heimgesucht wird. Ich denke mal, mit dem Clan sind wir gemeint und wir sind immer noch verflucht weil wir kein Geld haben…
Welche Bands inspirieren euch beim Songwriting? Oder gibt es andere Dinge, die euch inspirieren?
Wenn ich für mich spreche, dann hatte ich eine große Fluktuation. Bei den Texten inspiriert mich immer noch der gute, alte Lovecraft sehr stark. Er ist mein Favorit. Ich mag es außerdem Geschichten über Geister oder lokale Legenden zu lesen. DIO und SABBATH sind ansonsten textlich die größten Einflüsse. Musikalisch gesehen kommt viel Zeug von SABBATH, MAIDEN, URIAH HEEP, UFO, RIOT, THIN LIZZY, MÖTLEY CRÜE und so weiter. Eigentlich erhalte ich Ideen von den komischsten Sachen z.B. wie mache ich aus einer FLEETWOOD MAC Melodie einen Metalsong. Ich liebe auch alte Western-Soundtracks und diese ganze Cowboy-Musik. Wenn hieraus Elemente entnommen werden, dann ist das immer noch Metal, obwohl mir die Leser wohl nicht glauben werden. Im Ernst, es ist cool.
Zum Schluss noch eine Frage: Wann können euch die deutschen Fans wieder auf der Bühne sehen?
KEEP IT TRUE 2007!!! Schlussendlich kommen wir zurück. Unglücklicherweise wird das unser einziger Auftritt in Deutschland sein, was wirklich stinkt, da Deutschland für uns immer eins der besten Länder war. Wir werden uns etwas ganz spezielles einfallen lassen und so viele Songwünsche wie möglich erfüllen.
Danke für das Interview, Scott!
Prost!
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