Strapping Young Lad
Strapping Young Lad

Interview

Das letzte Interview auf diesen Seiten ist schon eine Weile her. Zeit für ein Telefongespräch. Eine ruhige Stimme aus einem Haus in Kanada. Devin Townsend über…

Strapping Young Lad…kommende Vaterschaft und damit verbundenen Zeitmangel:

Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich werde einfach einen Schritt nach dem anderen machen und abwarten, wie es funktioniert.

…die Neuauflage des SYL-Debüts „Heavy As A Really Heavy Thing“:

Das war die Idee der Plattenfirma (Century Media). Ich habe ein bisschen was dazu geschrieben, es wurde re-mastered, es gibt Bonus-Titel und ein Video. Es bringt das Ganze mehr auf den Stand der restlichen Veröffentlichungen. (Allerdings widmet Devin die Veröffentlichung immer noch seinem „stinky bum“, der auf der Rückseite des Booklets bewundert werden kann. – d. Verf.)

…vergangenes Schaffen:

Meine alten Platten höre ich eigentlich kaum noch. Ab und zu tue ich das, aber für gewöhnlich höre ich mir meine Musik nicht mehr an, weil sie sich nicht anfühlt, als ob sie von mir ist. Es gibt ein paar Projekte, die immer noch mir gehören und das sind die, die noch nicht veröffentlicht wurden. Weißt du, ich habe das Gefühl, dass ich diese Projekte noch genießen kann, doch sobald eine meiner Arbeiten zum öffentlichen Eigentum wird, verliere ich das Interesse daran.

…das neue SYL-Album:

In Anbetracht dessen, dass es so schnell nach „Alien“ erschienen ist, ist es wirklich ein würdiger Nachfolger. Ich denke, dass „The New Black“ für den durchschnittlichen SYL-Fan unmittelbarer und leichter hörbar sein wird. Die Leute sollten also ihren Spaß damit haben. Ich habe noch viel Musik in mir und „The New Black“ ist nur eine Momentaufnahme dessen, wo ich zu einer bestimmten Zeit war.

…Mixer Mike Fraser (AC/DC, Metallica, Slipknot…):

Für die Strapping-Platten hatte ich schon immer einen Co-Mixer und diesmal konnten wir jemanden bekommen, dessen Empfehlungsschreiben so gut waren, dass es deutlich weniger stressig war. Früher bin ich ins Studio gekommen und wusste nie, wo ich anfangen sollte, weil zum Beispiel die Drums seltsam klangen und ich all diese rudimentären Dinge reparieren musste. Aber bei Mike bin ich ins Studio gekommen und die Drums klangen großartig. Er hat mir viel Basisarbeit abgenommen, also konnte ich mich darauf konzentrieren, hier und da noch etwas hoch- oder runterzudrehen und auf bestimmte Stellen mehr Hall zu packen.

…absolute Kontrolle:

Ich denke, es ist wichtig für mich, die absolute Kontrolle zu haben. Ich denke in der Zukunft werde ich auch wieder solo Solo-Aufnahmen machen. Ich werde vermutlich auch mit der Devin Townsend Band und dem ganzen SYL-Ding weitermachen, aber ich habe jetzt das Verlangen sehr isolierte Musik zu machen, Musik zu machen, die im Grunde niemanden sonst einbezieht.

…die Synthese von SYL’scher Härte und den melodischeren Klanglandschaften der Townsend Band:

Wahrscheinlich werde ich das in Zukunft in einem komplett neuen Soloprojekt tun. Bis jetzt habe ich jedes Projekt so stark von den anderen abgegrenzt, dass es schwer wäre, aus diesen Grenzen auszubrechen. Zum Beispiel vermitteln SYL immer dieses schnelle, fanatische, schwere Gefühl. Für diese Band wäre es sehr schwierig, langsamer zu werden. In der Devin Townsend Band wiederum gibt es eine sensible Unschuld, die sich kaum mit mehr Zorn vereinbaren ließe.
Ich würde auch gerne an Soundtracks arbeiten und elektronische Musik machen. Ich habe viele gute Ideen. Vor meiner nächsten Platte erlaube ich mir deshalb eine Auszeit zu nehmen, um ein bisschen zu reflektieren und um herauszufinden, was genau ich repräsentieren will. Ich habe so viele Jahre Platte, auf Platte, auf Platte gemacht, dass ich jetzt für ein paar Monate eine Pause brauche.

…harte Gitarrenmusik:

Wenn ich Musik höre, dann lege sehr selten eine harte Band auf. Ich meine, ich höre mir die Sampler von den Magazinen an, nur um auf dem Laufenden zu bleiben. Ich mache das nicht um mich zu entspannen, es ist mehr der Job…

…Filme:

Nun, es gibt immer viele Filme, die ich genieße. Aber ich schätze, mein Hauptproblem mit Filmen ist, dass ich sie zu lang finde. Filme werden immer länger, inzwischen oft fast drei Stunden lang. Das langweilt mich.

…seinen allgemeinen Konsum von Kunst:

Das, was ich tue, ist für mich nicht sehr künstlerisch. Es ist, als ob ich schlafen, Fernsehen schauen und eine Tüte Chips essen oder Kaffee trinken würde. Ich mag Natur, ich mag Biologie. Ich mag viele Dinge, doch ich denke, ich bin ein sehr einfacher Künstler. Es gibt Künstler, die ins Kino gehen wollen, die zu Kunstausstellungen gehen wollen und Musik und Bücher konsumieren.
Ich habe so viel Kunst in meinem eigenen Kopf, dass ich mich in meiner Freizeit so weit wie möglich davon distanziere. Sobald ich in meinem Studio bin und die Gitarre anfasse, ist da tonnenweise Musik. Aber da Kunst einen so großen Teil meines Lebens einnimmt, will ich sie ansonsten vermeiden.

…Mega-Festivals wie „Rock am Ring“ und „Rock im Park“:

Sie machen mich nicht nervös und ich mag sie auch nicht besonders. Es ist in vielerlei Hinsicht wie bei einer kleinen Show. Ich trage meine Brille nicht, wenn ich auf der Bühne stehe und ohne Brille kann ich nichts sehen. Es macht also keinen wirklichen Unterschied.

…Interviews:

So was macht mir nicht wirklich Spaß und ich mache es, weil es Teil der Arbeit ist. Aber andererseits ist dein Interview gut, weil es nicht zu persönlich ist. Viele Leute unterstellen mir wegen meiner Musik, dass ich vielleicht verrückt bin. Während ein oder zwei Interviews vor ein paar Jahren redeten diese Leute dann über meine Probleme als Person, wollten wirklich in mich eindringen, die Musik und die Texte sezieren. Ich finde das sehr angreifend.

…Genie und Wahnsinn:

Das Genie, das Erfolg hat, ist ein Genie. Das Genie, das scheitert, ist wahnsinnig. Wenn ich also erfolgreich bin, wird man mich für smart halten und wenn ich versage, wird man mich für verrückt erklären. Ich denke, ich bin keines von beiden. Ich arbeite hart und stehe in Verbindung zu der Muse, die es mir erlaubt, Musik zu erschaffen. Der Rest ist einfach Glück.

…die Alternative zum Musiker-Job:

Ich würde wahrscheinlich in einer Fabrik arbeiten. Ich weiß aber nicht, ob es okay für mich wäre, Musik nur für mich selbst zu machen, weil es nun mal nicht so ist. Also mache ich einfach weiter und hoffe, dass die Leute die Vision verstehen und mir gestatten, das zu tun, von dem ich fühle, dass ich es tun muss.

01.11.2006

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