Abigor
Abigor
Interview
Die Freude war groß, als Peter Kubik, seines Zeichens Mastermind hinter der österreichischen Black-Metal-Legende ABIGOR, die Wiedervereinigung seiner Band nach drei langen Jahren der Abstinenz bekanntgab. Die Tatsache, dass neben der Rückkehr Thomas Tannenbergers ans Drumkit auch noch ein neues Album mit dem vielversprechendem Namen "Fractal Possession" angekündigt wurde, gab Anlass genug einmal etwas genauer bei P.K. nachzuhaken…
Grüß Dich, Peter. Ich möchte dir zu allererst im Namen der gesamten Redaktion von Metal.de für das folgende Interview danken. Die Bekanntgabe der Auflösung der Band im Jahre 2003 war für viele Anhänger des extremen Metals ein Schock. Da zu dieser Zeit nicht viele Worte über den Split verloren wurden, würde es mich natürlich brennend interessieren, was dich vor 3 Jahren dazu bewegt hat, das Kapitel ABIGOR zu beenden.
Es gab damals Probleme mit dem Lineup und dem Label. Außerdem wollte ich einfach einen Schlussstrich ziehen, da nach dem Ausstieg von Silenius, T.T., und schließlich Thurisaz irgendwie der Geist der Band verloren ging. Es war Zeit für das Ende, aber auch Zeit für etwas Neues.
Inwieweit waren der Weggang von Thomas Tannenberger Anfang 2000 und der Split mit Napalm Records für die Auflösung von Bedeutung?
T.T. war und ist ein musikalisches Genie und daher war er ein enormer Verlust für die Band, als auch als Freund. Mit Napalm gab es einfach Probleme bezüglich dem Material, also deren Zweifel „wird es so und so, und wie und was…“ und den Studiokosten die laut ihrer Ansicht zu hoch gewesen wären. Letztendlich gab es viele Punkte die für mich ausschlaggebend waren, aber dieses Kapitel ist abgeschlossen…
Im Jahr 2002, also knapp ein Jahr vor dem vorläufigen Ende, habt ihr unglücklicherweise das “Skeleton Bash Festival” in Innsbruck absagen müssen. Hatte es sich schon zu diesem Zeitpunkt abgezeichnet, dass du die Band beerdigen wolltest?
Es war der Beginn, denn als ich abgesagt habe und Roland anfing, dass er mich wegen dem entstehenden Verlust verklagen wolle wurde mir immer mehr klar wie weit es mit der „Szene“ gekommen war und dass ich damit eigentlich nichts mehr zu tun haben will.
Wie beurteilst du heute, 3 Jahre nach Bekanntgabe der Auflösung, deinen damaligen Entschluss?
Aus heutiger Sicht war es damals richtig, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. ABIGOR war tot!
Die letzten Veröffentlichungen ABIGORs, das Album “Satanized” und die EPs “In Memory“ und “Shockwave 666”, haben die meisten Anhänger der Band nie wirklich überzeugen können. Wie siehst du die Releaseses heute und welchen Stellenwert genießen sie deiner Ansicht nach in der ABIGOR-Biographie? Kannst du das eher laue Feedback nachvollziehen?
„In Memory…“ war nie mehr als ein limitiertes Sammlerstück mit den Coverversionen und einigen raren Songs, daher erwarteten wir nie die ultimativen 10/10 Punkte Reviews. „Satanized“ war anders, keine Frage. Es entsprach weder den Vorstellungen von Napalm, noch denen von vielen Fans. Wir waren damals zufrieden, obwohl der Mix und die Produktion nicht mehr unseren Vorstellungen entspracht. Das gleiche galt auch für „Schockwave 666“: Es schreckt das „Anders“ ab, was meiner Meinung nach bedauerlich ist, aber warum sollten wir vom 1994-2003 immer das Selbe machen?
Silenius, seines Zeichens ehemaliger Sänger von ABIGOR, ist nun bereits länger kein Teil der Band mehr. Was war der Grund für euch, getrennte Wege zu gehen? Wie ist heute euer Verhältnis zueinander?
Silenius verlor damals einfach des Interesse am Black Metal, daher ist er kurzerhand, während der Aufnahmen zu „Channeling…“ (1999), ausgestiegen. Ich habe auch keinen Kontakt mehr zu ihm.
Lassen wie die Vergangenheit einmal Vergangenheit sein: Du hast Anfang diesen Jahres verkündet, dass ABIGOR wieder als aktive Band zu betrachten sind. Was hat dich zu guter Letzt nun doch dazu bewegt, noch einmal neu anzugreifen?
Das Material für ST.LUCIFER hörte sich mehr und mehr wie ABIGOR an und irgendwie war ich nicht gewillt noch mal bei null anzufangen. Das war der Hauptgrund für die Wiedergeburt ABIGOR’s. Als ich dann noch erfahren habe, dass ASMODEUS bei T.T. im Studio aufnehmen, habe ich versucht wieder Kontakt aufzunehmen und letztendlich ging alles Hand in Hand.
Thomas Tannenberger wurde direkt vom Neuanfang an als festes Mitglied der “neuen” ABIGOR genannt. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit T.T. für dich und ABIGOR als Gesamtes?
T.T. und ich sind das Herz ABIGORs. Er ist ein musikalisches Genie und ein guter Freund. Nach fast 4 Monaten, von November bis Februar, hatten wir dann unsere „Feindschaft“ begraben und Diskrepanzen bereinigt und begannen wieder mit ABIGOR. Es läuft besser denn je…
Mit A.Sethnacht, der mir bislang namentlich komplett unbekannt war, bekommt auch die stimmliche Facette ABIGORs ein neues Gesicht. Was zeichnet ihn in deinen Augen aus und wie passt er zur neuen Ära der Band?
A.Sethnacht ist nicht der Sänger ABIGORs, er ist Mitglied von ESCHANTON und HELLBOUND. Er war bei der Reunion meine erste Wahl (da ich seine Arbeit von HELLBOUND kannte), doch nach dem Zusammenschluss mit T.T. entschieden wir wieder als Duo weiter zu machen und alles instrumental auszuarbeiten. Während dieser Arbeiten entschieden wir, es mit einem komplett neuen Sänger, A.R., zu versuchen, ein alter Bekannter von uns.
Was war denn der ausschlaggebende Grund für euch, sich für A.R. zu entscheiden?
Kannst du uns etwas über die musikalische Vergangenheit von ihm erzählen?
Was zeichnet ihn deiner Ansicht nach stimmlich aus?
Silenius hatte absolut kein Interesse mehr, Sethnacht ist stimmlich meiner Meinung nach zwar sehr gut, aber letztendlich viel die Wahl auf A.R., da wir ihn seit Jahren kennen, er ein absoluter Freak ist und seine stimmlichen Facetten wirklich enorm sind. Eben nicht nur das typische Gekreische, was zum neuen Material nicht wirklich passen würde. Bezüglich seiner Vergangenheit will ich nicht viel sagen, er war und ist nach wie vor bei einigen Bands…
Inwieweit hat sich A.R. bereits in die Band integriert? Hat er vielleicht
sogar Texte für „Fractal Possession“ beigesteuert?
Er hat einige Texte geschrieben, hatte jedoch keinen Einfluss auf das Songwriting. An dieser Arbeitsweise wird sich auch voraussichtlich nichts ändern…
Plant ihr vielleicht sogar wieder Liveauftritte zu geben?
Nein! Obwohl es nach wie vor extrem viele Angebote gibt, haben wir wirklich keine Interesse daran.
Zu meiner großen Freude wurde bereits ein neues Album namens “Fractal Possession“ angekündigt. Laut eurer Homepage erwartet die ABIGOR-Anhänger ein komplett neues Kapitel in der Bandgeschichte. Könntest du uns auf den aktuellsten Stand der Dinge bringen und berichten, inwieweit die Aufnahmen bereits fortgeschritten sind?
Wir sind bereits beim Mixdown und soweit mehr als zufrieden. Das Album ist letztendlich sehr technisch, düster und verspielt geworden und wirkt dennoch sehr straight und brutal. Ich denke, dass wir erreicht haben was wir wollten: 1a Produktion und sehr gutes Material!
Wie hast du es erlebt, wieder zusammen mit Thomas Material für ABIGOR zu schreiben?
Es ist eigentlich keine „Reale Zusammenarbeit“, das heißt ich arbeite Riffs/Songs aus, schicke ihm Dateien, er ergänzt seine Ideen/Riffs und so entstehen Songs. Es ist ein Datenaustausch, jeder hat alle Freiheiten und wir treffen uns nur mehr zum Abhören der Resultate.
Was macht in deinen Augen die “neuen” ABIGOR aus? Wo wird deines Erachtens nach der wesentliche Unterschied zwischen “Fractal Possession” und den älteren Veröffentlichung liegen?
Ich denke, dass wir uns musikalisch um einiges gesteigert haben und uns die Jahre des mehr oder weniger „nicht-involviert-seins“ in die so genannte Szene geprägt haben. Daher sind die neuen Songs um einiges individueller und kompromissloser geworden sind als wir gedacht haben. Ich kann dir keinen Unterschied nennen, es ist ein neues Kapitel, wir streben keine Vergleiche an, man wir den Unterschied zweifelsohne hören…
Das, was ich bereits von euerem neuen Material zu hören bekam, klingt überraschend kraftvoll und frisch. Um ehrlich zu sein fühle ich mich gelegentlich an neuere Veröffentlichungen norwegischer Bands wie EMPEROR, DHG oder CODE erinnert, ohne dabei die deutliche Handschrift von ABIGOR vergessen zu können. Wie wichtig ist der Musikalische Fortschritt für ABIGOR?
Vergleiche! Genau dass wollen wir vermeiden, letztendlich ist es meiner Meinung nach heutzutage fast unmöglich Riffs zu spielen die 200%ig eigenständig sind und das Problem ist, dass die Leute dann beginnen Vergleiche und Parallelen zu suchen…egal. Musikalischer Fortschritt und Veränderung steht für uns an erster Stelle, Stillstand bedeutet das Ende und entspricht nicht unserer Vorstellung!
Das Material klingt, vielleicht auch dadurch, dass es songwritingtechnisch auf höchstem Niveau angesiedelt ist, wahnsinnig durchdacht und trotzdem höchst emotional. Handelt es sich bei “Fractal Possession” um ein Konzeptalbum?
Nein, es ist kein Konzeptalbum, es hat sich einfach herauskristallisiert und da wir in T.T.’s Studio ohne Zeitdruck arbeiten können wird jede Möglichkeit und Idee ausgeschöpft.
Habt ihr dem Material für das neue Album dementsprechend in T.T´s Studio den Feinschliff gegeben?
Nein, absolut nicht! Es ist einfach so, da dieser Weg der Zusammenarbeit am schnellsten und effektivsten ist. Nur dadurch war es möglich das Album in wenigen Monaten zu schreiben. Sicher, einige Riffs, drei, vier Gitarren entstehen erst im Studio, aber zu 90% werden die Songs bereits vorher ausgearbeitet…
Wie würdest die Atmosphäre im Studio zu eueren Aufnahmezeiten beschreiben?
Es ist konzentriertes Arbeiten, du wirst den Unterschied hören…
Gibt es bereits Pläne von wem und wie das Album veröffentlicht werden wird? Könntest du dir eine erneute Zusammenarbeit mit Napalm Records vorstellen?
Es gibt bereits ein Label, aber es ist noch nicht offiziell. Sicher ist jedoch, dass eine KEINE Zusammenarbeit mit Napalm geben wird, egal in welcher Hinsicht, mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen.
(ANM.D.RED.: Mittlerweile ist bekannt geworden, dass
ABIGOR in Zukunft mit „End All Life Records“ zusammenarbeiten werden)
Ein limitierter Rerelease von “Orkblut – The Relatiation” soll noch diesen Monat in schmuckem Picture-Vinyl Format über Chaos Sacrum Records erscheinen. Was ist die Intention hinter dieser Wiederveröffentlichung? Ist der Sound oder das Artwork der Platte überarbeitet worden?
Vinyl! Das gesamte Backprogramm wird als Vinyl, teilweise in limitierten Auflagen wiederveröffentlicht, da Napalm uns das bis dato verweigert hatten. Wir remastern alle Alben und jede VÖ hat ein anderes Layout als das Original.
Zwei der größten norwegischen Black Metal Bands, EMPEROR und IMMORTAL, haben sich ebenfalls dazu entschlossen, wieder aktiv zusammen Musik zu machen. Inwieweit interessiert du dich für das aktuelle Geschehen in der (Black)Metalwelt?
Ich sehe es wertfrei. Da ich EMPEROR zum Beispiel immer geschätzt habe und die Mitglieder ewig kenne ist es für mich sehr gut deren Reunion zu sehen. Andererseits reißt die Flut von Veröffentlichungen und Bands nicht ab, die einfach nur Bullshit herausbringen.
Österreichs Metalszene hat neben ABIGOR eine Menge guter Bands im extremen Metal vorzuweisen, man denke dabei nur an SUMMONING, BELPHEGOR oder Sternenstaub. Inwieweit interessierst du dich für die heimische Szene? Sind dir junge, frische Bands wie zum Beispiel “Ewig Frost” ein Begriff und wie beurteilst du den österreichischen “Nachwuchs” ?
Wir haben guten Kontakt zu den „alten Herren“ der Österreichischen Szene, aber du hast damit Recht, dass es nach wie vor eine Menge guter Bands aus Österreich gibt. Jedoch kenne ich nur wenige, geschweige denn, dass ich Kontakt zu diesen habe…
Du bist ja mittlerweile schon einige Jährchen in der Metalszene aktiv: Was hat sich in deinen Augen in all den Jahren verändert? Gibt es Momente, bei denen dir heute noch das Blut in den Adern gefriert, positive oder negative Erfahrungen, die dir im Gedächtnis geblieben sind?
Alles! Ich sehe aber momentan wieder viele Bands und auch Labels im Underground die den alten Geist des Black Metal wieder mehr leben und durch ihre Musik zum Ausdruck bringen als noch vor einigen Jahren. Mehr will ich dazu nicht mehr sagen.
Die Zunahme rechter Tendenzen in der Black Metal Welt äußert sich nicht nur in der Zunahme politisch verquert gesinnter Individuen auf Konzerten oder Festivals. Der Fokus antifaschistischer Organisation scheint momentan auf den Metal gerichtet zu sein, bestes Beispiel dafür die nahezu komplett gecancelte Tour von IMPALED NAZARENE Mitte des Jahres. Wie beurteilst du dieses äußerst wage Thema?
Seit es Black Metal gibt, gibt es „Rechte Tendenzen“. Black Metal ist eine Ausdrucksform, oder besser gesagt, eine Gratwanderung und es ist schwer einen Mittelweg zu finden den jeder akzeptieren kann. Ich kümmere mich nicht wirklich um politische Einflüsse, jeder sollte wissen was er tut, unsere Ansicht ist aber das Black Metal eher weltfremd und unpolitisch sein sollte…
Ich danke dir abschließend für deine Bereitschaft, über die Vergangenheit und Zukunft von ABIGOR zu sprechen. An dieser Stelle lasse ich dir den Platz für die obligatorischen letzten Worte:
Danke für das Interesse! Informiert euch über www.infernalhorde.com/abigor und www.myspace.com/abigorhorde über News und den Veröffentlichungstermin des neuen Albums!
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