Yes Ma'am
Yes Ma'am
Interview
Berlin ist eine unerschöpfliche Quelle für kreative Köpfe. Die Berliner Musikszene ist in ständiger Bewegung und der Untergrund brodelt. Eine kleine aber feine Berliner Kapelle hört auf den Namen YES MA’AM und macht handgemachten Rock. Nach einem ordentlichen Live-Erlebnis habe ich mich dazu entschlossen, Frontfrau Marnie etwas auszuquetschen. Die Ergebnisse könnt ihr im Folgenden nachlesen.
Moin Marnie. YES MA’AM ist ein ungewöhnlicher Name. Während des Auftritts (25.05.06) meintest Du, dass es euer neuer Name ist, und dass ihr schon ein paar Namen durch habt. Warum gab es so häufig Namenswechsel? Und warum jetzt genau dieser Name?
Wir waren halt noch in der Finde-Phase! Es gab mal einen Namen, den wir auch ziemlich lange trugen, doch plötzlich tauchte eine andere Band mit einem ganz ähnlichen Namen auf. Die Band wurde von ’nem Major gesigned und wir wollten dann einen neuen Namen.
Eigentlich war schon ’ne Weile klar, dass unser erstes Album „Yes Ma’aM“ heißen sollte, na ja und eines Tages schauten wir uns an und alles war klar. Der perfekte Bandname für uns, kein Zweifel. Jetzt beschäftigen wir uns mit der Suche nach ’nem neuen Album-Namen.
Hat „NO MA’AM“ von Al Bundy irgendetwas mit Eurer Namensgebung zu tun gehabt?
Nee, aber guter Punkt. Das war echt ’n lustiges Pärchen. Wir sind auch ne lustige Band, aber außer dem Rumlümmeln auf der Couch, mit einer Flasche Bier in der Hand, haben meine Jungs nichts mit ihm gemeinsam.
Spiegelt euer Name das Bandklima wider? Du befiehlst und die Jungs marschieren?
Heißer Gedanke, aber was hätte das Ganze dann mit einer Band zu tun?
Ich glaube man muss zwischen zwei Dingen unterscheiden. Zum einen sind meine Jungs und ich vier verschiedene Charaktere, die sich musikalisch perfekt ergänzen.
Zum anderen „spielt“ eine Band ja nicht nur. Wer selbst ’ne Band hat, weiß, dass da mehr dazu gehört. Proberaum, Gigs organisieren, rumreisen, Internetseite vorbereiten… – da bin ich der kleine verrückte Leithammel: (Yes Ma’am ertönt es im Background)
Jeder hat seine Stärken und jeder arbeitet hart für diese Band. Es ist wichtig, die Stärken des anderen zu erkennen und sie gedeihen zu lassen. Songs schreiben wir alle gemeinsam. Das geht nur in Harmonie und im Gleichgewicht der Kräfte.
Ich liebe meine Jungs, sie sind einfach cool.
Bei vielen Bands, die eine Frau am Mikro haben, ist es ja so, dass die Frontfrau die Band ist. Weil sie halt die hübscheste in der Band ist und außerdem „Sex verkauft“! Wie ist es bei Euch? Teilweise hatte ich den Eindruck, dass die Jungs wegen Deiner Präsenz etwas untergingen.
Wärst du eine Frau, würdest du das ganz anders beurteilen, aber danke für die Blumen und da ich ne Frau bin, kann ich dir nur sagen, dass auch ’ne Menge Sänger Sexappeal ausstrahlen. Gezielt Sex verkaufen ist total unsexy. Bei uns geht es um Rock ’n‘ Roll.
Und wenn der gut ist, dann ist er auch sexy. Und dann ist es die Band.
Und wegen der Präsenz: …Die Meisten lieben unseren fetten Live-Sound und die spüren das wir eine Einheit sind. Das ist eine Energie, die einfach immer sofort da ist.
Mir wurde gesagt, dass ihr in der Vergangenheit besonders mit dem Bassisten kein Glück hattet, Wie kommt es? Erzähl fiese Einzelheiten.
Das gibt es nichts Fieses. That’s Life. Willkommen im Band-Alltag.
Auf der Bühne hast Du mich bei den rockigen Sachen an Avril Lavigne erinnert und bei den balladesken Nummern an Frau Silbermond. Das war jetzt ein Kompliment! Und zwischen den beiden Spielarten bewegt ihr euch ja – zwischen „echtem“ Rock und Balladen-Rock. Legt ihr es drauf an, massentauglich bzw. radiotauglich zu sein?
In unseren Seelen stecken Rock-Patrioten. Wir treffen uns jeden Tag im Proberaum und versuchen das Beste rauszuholen und das was rauskommt, ist das was wir im Moment fühlen. Wir sind noch nicht da wo wir hinwollen, aber wir gehen straight drauflos. Und wenn es um Vergleiche geht, dann sind wir wohl ’ne Mischung aus BLINK 182, ALICE COOPER, PEARL JAM, HOLE, PINK, THE DIVINYLS …
Toll, toll, toll – aber eigentlich Unsinn. In 10 Jahren wird dann eine neue Newcomerband mit unserem Stil verglichen. Es ist für jeden Musiker ein langwieriger Prozess und jede Band brauch Zeit sich zu etablieren und einzigartig zu werden.
Ist das Genre, in das ich euch jetzt gesteckt hab, richtig oder sagst du, ich liege komplett falsch und ihr macht eigentlich was ganz anderes?
Wie gesagt, das Genre „Rock“ ist wohl unüberhörbar. Mit welchen Bands man uns vergleicht, ins uns Schnuppe, da muss ’ne Newcomerband einfach durch.
Das Publikum bei eurem Auftritt im Tacheles war sehr gemischt. Habt ihr einen bevorzugten Hörerkreis? Oder besser: Wie sieht der perfekte YES MA’AM – Fan aus?
Na ja, eigentlich ist es total wurscht wie er aussieht, Hauptsache er rockt.
Du hast eine sehr mächtige Stimme, wie ich finde. Vor allem sehr herb und markant. Ist es naturgegeben oder nimmst du Gesangsunterricht? Was ist mit den anderen, wie oft probt ihr zusammen?
Du beschreibst meine Stimme wie eine Biersorte :-), cool, das rockt.
Wir sind Autodidakten und wir versuchen innerhalb der Band voneinander zu lernen.
Wirklich Unterricht hatten wir alle nicht. Ich war früher mal auf einer Musikschule und hatte 7 Jahre Theorie-Unterricht. Cool, ich kann all unsere Songs in Noten umschreiben, aber was nützt uns das, wenn meine Jungs keine Noten lesen können.
Ich glaube zuviel Theorie und zuviel Unterricht kann einen Musiker auch schnell „versauen“. Schau Dir Jimmy Hendrix an, der Typ hat einfach nur das gespielt, was er fühlt und das ist doch das, was Bestand hat und die Musik und den Sound ehrlich macht. Wir hängen fast jeden Tag aufeinander, entweder schreiben wir im Proberaum neue Sachen oder kochen etwas gemeinsam, … trinken eine Flasche Wein …
YES MA’AM haben den Spirit, den nur eine Berliner Band haben kann – ich bin jetzt mal lokalpatriotisch – inwieweit beflügelt euch unsere holde Hauptstadt? Beflügelt sie euch überhaupt?
Hmm, mit Sicherheit kann man Berlin momentan mit keiner anderen Stadt vergleichen. Für mich persönlich, ist diese Stadt das „kleine Amerika“ – die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich meine, schau Dich mal um, diese Stadt zieht Freaks aus aller Welt an.
Cani (Drums) kommt aus der Eifel, Beda (Bass) vom Chiemsee und Den (Gitarre) und ich sind zwei Ossis. Wir haben uns vor einem Jahr hier in Berlin getroffen und uns gemeinsam was aufgebaut. In die Musik fließt mit Sicherheit auch dieser eigenwillige Hauptstadt-Flair mit ein. Ein Flair aus Multi-Kulti, arm und reich, gefundene und verloren Träume. So ist zum Beispiel eine einfache U-Bahn-Fahrt die Inspiration für einen neuen Song. Berlin ist die Ruhe mit einem ständig laufenden Motor.
Ich vermute jetzt einfach mal, dass ihr kein Label habt. Seid Ihr auf der Suche nach einem und gibt´s diesbezüglich einen Wunschkandidaten?
Nein, bisher kam noch kein Label auf die glorreiche Idee nach YES MA’AM zu schauen. Kurt Cobain hat einmal gesagt, „es gibt viele leidenschaftliche Musikertalente auf diesem Planeten, es liegt an den Plattenfirmen, diese zu finden“.
Und solange sich die großen Bosse nur gegenseitig feiern, wird Ihnen wohl der eine oder andere Blick für gewisse Dinge fehlen. Inzwischen haben es die kleinen Labels teilweise besser drauf. Uns geht es nicht darum einfach nur ’nen Deal zu unterschreiben. Es geht darum, sich mit Köpfen zu vereinen, die einen Plan von Ihrem Job haben und heiß drauf sind uns bei Rock am Ring zu sehen.
Es geht doch um die Musik und wir werden sie niemanden anvertrauen, von dem wir nicht 100% überzeugt sind.
Wie bewertest du den Stellenwert der Frau im Rock und was bedeutet dieser für dich?
Ich bat meine Stimmbänder um Vergebung, denn ich wusste was ich tat.
Ich denke, man sieht sofort, welche Frau am Mic den Rock im Bauch spürt und wer nur lustig auf Gitarren rumträllert. Ich war damals fasziniert von Kurt Cobain, von Eddie Vedder (PEARL JAM) und von Edward Kowalczyk (LIVE). Deren unheimliche Leidenschaft in der Stimme hat mich inspiriert.
Es gibt unzählige Bands mit Frauengesang. Meistens finde ich die Musiker klasse, aber die weiblichen Stimmen sind teilweise so piepsig, dass der harte Charakter der Musik flöten geht. Eine Frau im Rock ist nur dann gut, wenn die Stimme zum Flair passt und die Musik noch unterstützt. Das gilt aber ebenso für das männliche Volk. Alles sollte in sich stimmig sein.
Nur ist es bei Frauen nicht so häufig, dass es wirklich passt. Bei NO DOUBT und bei HOLE, passte es perfekt – und bei YES MA’AM passt es auch. Ich nenne das nicht Talent, sondern eher Feingefühl für die Musik.
So ich danke dir für das Interview und hoffe euch mal bald wieder live spielen zu sehen. Die letzten Worte gehören natürlich dir.
Everything is perfect in it’s imperfection!
Watch out for YES MA’AM !!!
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