Delaware
Delaware
Interview
Wem noch Musik für die etwas leiseren und entspannteren Stunden fehlt oder nach etwas Neuem in diesem Bereich sucht, sollte sich das neue und damit zweite Werk von Delaware zu Gemüte führen. Die vier Herren aus Drammen in Norwegen sind nach ihrem Debüt „…and everything reminds me“ jetzt mit „Lost in the beauty of innocence“ zurück und haben Sony gegen Indigo getauscht – weil sie es so wollten. Der Titel „Lost in the beauty of innocence“ beschreibt in gewisser Weise die gesamte Stimmung der Songs: die Schönheit, die in ihnen liegt, die Emotionen und eine gewisse Melancholie – dabei jedoch rauer als bei den Liedern des Vorgänger-Albums. Man könnte das ganze mit Melancholic Rock, Indie Rock oder mit gut gemachter melancholischer Pop/Rock-Musik mit einem gewissen skandinavischen Touch betiteln. Sänger und Gitarrist Richard Holmsen findet „pompöser, melancholischer Rock mit Pop-Elementen“ am besten und erzählt im Interview einiges zur neuen Platte, der Vergangenheit mit Sony und wie es zur Zusammenrabeit mit Alex Møklebust von Zeromancer als Produzenten kam.
Das erste Album „…and everything reminds me“ habt Ihr in Berlin mit Georg Kaleve produziert. Dieses Mal seid Ihr in Norwegen geblieben. Hat die Tatsache, zu Hause oder jedenfalls in der Nähe des eigenen Zuhauses zu sein, einen Einfluss auf das Endresultat gehabt?
Ja, es hat den Prozess beeinflusst. Wir hatten bereits bevor wir mit den Aufnahmen begannen eine ziemlich klare Vorstellung von dem Album. Wir haben den Großteil der Platte in unserem Übungsraum aufgenommen und hatten daher keine Deadline. Wir haben dort Demoversionen von 14 Songs eingespielt, haben einiges ausprobiert und dann entschieden, wie wir sie arrangieren wollen. Später haben wir noch ein paar Änderungen vorgenommen und dann angefangen, das Album aufzunehmen. Einige Stückchen der Demoversionen endeten auf der Platte.
Alex Møklebust, Sänger von Zeromancer, hat das aktuelle Album produziert. Ihr ward nach der Veröffentlichung des Debüts mit Zeromancer in Deutschland auf Tour, kanntet Euch aber schon vorher. Wie kam es also jetzt zu der Zusammenarbeit?
Auf der Zeromancer-Tour fragten wir Alex, ob er Zeit und Interesse habe, unser zweites Album zu produzieren. Er war interessiert und meinte, wir sollten in Kontakt bleiben. Wir hatten noch im selben Jahr ein Meeting und machten einen Plan, wie wir die Zeit und unser Budget nutzen können. Alex hat bereits unsere ersten Demos produziert, bevor wir einen Deal hatten und wir mochten, was er da gemacht hatte. Wir wollten außerdem eine rauere Produktion und wussten, dass Alex das kann.
Als Euer Debüt auf den Markt kam, ward Ihr bei Sony. “Always” lief im Radio, Ihr habt gute Reviews bekommen, aber mit dem richtigen Durchbruch ist es nichts geworden. Endete deshalb der Deal mit Sony? Oder wie ging das auseinander?
Als wir bei Sony waren, gab es bei dem Unternehmen einen großen Strukturwechsel. Viele der Leute, mit denen wir gearbeitet hatten, wurden gefeuert – darunter unser A&R. Als das Album schließlich herauskam, hatten wir das Gefühl, Sony habe kein Interesse daran, es zu verkaufen oder Promotion dafür zu machen. Sie haben das gemacht, was sie laut Vertrag machen mussten – aber kein Stück mehr und ohne Herz dabei. Als wir Angebote von anderen Firmen bekamen, baten wir Sony darum, unseren Vertrag aufzulösen
Auf der einen Seite ward Ihr bei einem großen Label, Eure Single lief öfters im Radio und Ihr ward mit Zeromancer auf Tour. Auf der anderen Seite hat nicht alles so geklappt, wie Ihr es Euch gewünscht habt. Überwog die Enttäuschung oder doch ein positives Gefühl?
Wir waren von Sony enttäuscht. Wir wussten, dass wir das Potential hatten, aber es fühlte sich an, als arbeiteten sie gegen uns. Sie haben Geld an falschen Ecken ausgegeben und waren unseren Ideen gegenüber, wie wir einige Dinge gerne gehabt hätten, nicht offen. Und wenn wir Fragen hatten, haben konkrete Antworten ziemlich lange gedauert.
Was habt Ihr von dem Debüt und allem, was damit zusammenhing, gelernt?
Wir haben eine Menge dabei gelernt. Zu viel, um hier alles zu erwähnen, aber das wichtigste war, an sich selbst zu glauben und klare Ansichten darüber zu haben, was man wie erreichen möchte.
Vergangenes Jahr habt Ihr auf der Popkomm in Berlin gespielt. Euer Auftritt war ziemlich früh am Abend, aber er hat Euch einen Deal mit einem norwegischen Label gebracht. Wie kam es danach zu dem Vertrag mit Indigo?
Den Indigo-Deal gab es bereits bei der Popkomm. Das Lustige war, dass wir nach Deutschland fahren mussten, um einen Vertrag mit einem norwegischen Label zu bekommen. Die Ironie ist, dass die Plattenfirma sogar aus unserer Heimatstadt Drammen kommt.
Vor Delaware nanntet Ihr Euch als Band Beyond und habt etwas andere Musik gespielt. Joffe war am Mikro und spielte Keyboard und die Musik war etwas düsterer, vielleicht auch härter. Ist das aktuelle Album so etwas wie ein Schritt vorwärts für Delaware, wobei gleichzeitig einige alte Einflüsse von Beyond beigemischt wurden?
Diese neue Platte und insbesondere der Song “cs” hat etwas von dem, was Beyond war. Und ja, Du hast vollkommen Recht, auf diesem Album sind die Einflüsse stärker als auf der ersten CD.
Joffe und Du wurden einmal als “linke und rechte Gehirnhälfte der Band” beschrieben – kommt das hin?
Ich würde sagen, dass Joffe und ich die meisten Entscheidungen treffen und die meisten Promo-Dinge machen. Wir sind auch diejenigen, die den Großteil der Lieder schreiben und die meiste Sudio-Arbeit erledigen. Aber es ist sehr wichtig zu unterstreichen, dass jeder in der Band bei jeder Entscheidung etwas zu Sagen hat.
Die Lyrics schreibt auch Ihr beiden. Schreibt jeder seine eigenen oder ergänzt Ihr Euch auch innerhalb eines Liedes?
Die Grundidee ist, dass Joffe die Lyrics zu den Songs schreibt, die er singt und ich zu denen, die ich singe. Wir sitzen nie im selben Raum und schreiben zusammen. Persönliches bleibt bis zu einem bestimmten Punkt persönlich.
Die erste Singleauskopplung wird “wish for” sein – was sind Deine Wünsche für 2006?
So viele Live-Shows wie möglich spielen, neue Songs schreiben und auf Festivals auftreten.
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