In Blackest Velvet
In Blackest Velvet
Interview
Um eine der hoffnungsvollsten, heimischen Undergroundkapellen, IN BLACKEST VELVET, war es verdächtig still geworden in den letzten Jahren. Fast hätte man meinen können, sie hätten das gängige Schicksal von Bands dieser Größenordnung erlitten: endlich Plattenvertrag, trotzdem geht nicht viel, Line-Up-Probleme kommen hinzu und alles bricht auseinander. Aber nicht bei diesen Jungs aus dem Pott, die letztes Jahr mit "Insuisight" endlich wieder ein Lebenszeichen in Form einer EP veröffentlicht haben. Grund genug, mal bei Micha (g), Chris (v) und Tobias (b) nachzuforschen, was los war in den letzten Jahren.
Hey Tobbe! Alles klar? Was macht das Leben zwischen Job, IN BLACKEST VELVET und deiner anderen Band NIGHT IN GALES?
Tobias: 2006 hat schon wieder arbeitsreich begonnen und somit lege ich mich ins Zeug. Das Leben könnte besser sein, aber man soll nicht klagen, es könnte auch sehr viel schlechter sein. Die Promoarbeit und Dealsuche kommt ins Rollen. Da bleibt nicht viel Zeit über. Ab und zu ein paar Interviews lockern da schon ganz gut auf. So darf es auch weitergehen.
Es war recht lange ruhig um IN BLACKEST VELVET, bis ihr 2004 mit euren 3-Track-Demo und jetzt mit Eurer neuen MCD „Insuisight“ wieder ein Lebenszeichen von euch gegeben habt. Was war der Grund für die lange Pause? Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht? Was gab es für Änderungen im Bandumfeld?
Micha: Die lange Zwangspause war vorwiegend durch Line-Up-Probleme verursacht. Unser damaliger Drummer Guido hatte sich als zunehmend unzuverlässig und desinteressiert gezeigt, so dass man sich schließlich trennen musste. Die Suche nach Ersatz hat sich letzten Endes dann leider schwieriger gestaltet als erwartet. Glücklicherweise hatte sich NIG-Kollege Adriano bereit erklärt, mit uns das „InSuiSight“-Demo einzuspielen, was auch hervorragend geklappt hat. Seit ein paar Wochen haben wir wieder einen festen Drummer. Raphael Kobold war vormals schon mit MIRRORED MIND und ABSENCE musikalisch tätig, so dass er im Prinzip mit der Stilrichtung bestens vertraut ist.
Ihr scheint generell eher etwas langsamer zu arbeiten. Nächstes Jahr habt ihr schon euer 10-jähriges. Dem gegenüber stehen allerdings erst ein vollwertiges Album, eine Demo und jetzt die MCD. Wie kommt’s?
Chris: Wir sind nicht die typische Band, die zweimal die Woche probt. Das funktioniert einfach zeitlich nicht.
Micha: Das wird auch daran liegen, dass wir stilsicher an jedem Trend vorbeigehen. Als Musiker ist das eigentlich schon Luxus, denn jede Company wird ihr Budget eher in Bands investieren, die sichere Marktchancen haben. Dem stehen allerdings zahlreiche Reviews entgegen, die uns einen sehr eigenständigen Stil bescheinigt haben, was für eine Band mit so wenigen Releases relativ ungewöhnlich ist. Die typischen Vergleiche mit den Urvätern der schwedischen Szene ziehen bei uns nicht, weil wir die verschiedensten Stile miteinander vereinen.
Tobias: Wir haben 1998 noch ein Demo mit sechs Songs aufgenommen, die nur an Labels ging und zum Plattenvertrag zur „Edenflow“ führte.
Ebenjenes Debüt ist auf einem Sublabel von Prophecy Productions bereits 1999 erschienen. Ist es nicht frustrierend, wenn eigentlich gerade alles ins Rollen kommt, dann aber eine beinahe fünfjährige Pause folgt?
Micha: Auf jeden Fall! Jeder Musiker will schließlich seine Musik aufnehmen und veröffentlichen. Wenn lange Zeit nichts läuft, verliert man seine Motivation. Das Tal der Tränen ist nun aber durchschritten, hoffe ich.
Chris: Gut Ding will Weile haben, hehe… Natürlich hätten wir uns gewünscht, schneller einen Nachfolger aufzunehmen, aber ohne Label ist das nicht so einfach zu realisieren.
Wie habt ihr euch zu eurem 3-Track Demo 2004 wieder aufraffen können?
Micha: Auch wenn die Öffentlichkeit die Zeit als Pause betrachtet, so ist die Bandarbeit im Hintergrund weitergelaufen. Wir haben einen Haufen neue Songs geschrieben, von denen wir einen kleinen Teil mit wenig Aufwand aufgenommen haben, um uns bei Magazinen und Labels wieder ins Gespräch zu bringen. Eine reine Promotionaktion also…
Chris: …mit der wir aber im Nachhinein nicht sonderlich zufrieden sind. Das Demo ist schlichtweg zu schlecht produziert worden.
Tobias: Ich denke, es war auf jeden fall wichtig für uns. Es gab Kritiken, die uns weitergeholfen haben.
„Insuisight“ hat jetzt ja auch schon ein paar Monate auf dem Buckel. Wie sind die Reaktionen/Reviews?
Micha: Die Reviews sind durchweg sehr gut. Auf unserer Webseite kann man alles nachlesen, wenn man Lust hat. Besonders die einheimische Presse hat uns durchweg gute Noten bescheinigt, was uns natürlich immens freut und uns für die weitere Arbeit sehr anspornt. Besonders die professionelle Aufmachung und Produktion wurde geschätzt, so dass wir uns in unserem Ansatz bestätigt fühlen.
Habt ihr euch mit der Platte auch bei einigen Labels beworben und Reaktionen zurück bekommen?
Micha: Die Sache mit der Labelbewerbung läuft gerade an. Es ist noch zu früh, etwas Genaues zu sagen.
Tobias: Die Promotionmappen sollen Ende des Monats bei den Labels liegen. Ich bin schon sehr gespannt was wir an Reaktionen zurückbekommen.
Was wären Wunschlabels, bei denen ihr gerne signen würdet?
Micha: Ein Wunschlabel habe ich nicht. Ich bin schon zufrieden, wenn wir einen Deal mit einigermaßen akzeptablen Konditionen bekommen, um das nächste Album mit einer ordentlichen Produktion und Aufmachung zu verwirklichen.
Tobias: Natürlich habe ich Wunschlabels. Bevor ich die sage, warte ich erst die Angebote ab.
Wie schätzt du heutzutage die Chancen von Undergroundbands ein, die wie ihr im weitesten Sinne melodischen Death Metal spielen, überhaupt einen Deal abzukriegen? Eigentlich ist dieses Genre doch momentan eher in einer Rezession, es sei denn, man paart seine schwedischen Einflüsse mit ein wenig Core.
Micha: Im Moment ist es fast unmöglich, als deutsche Band mit Melodic Death irgendwelche halbwegs vernünftigen Deals zu bekommen. Die internationale Konkurrenz ist einfach zu groß und skandinavische Bands haben augenscheinlich das interessantere Image. Die angesprochenen Metalcore-Einflüsse haben wir übrigens in schon so manchen Reviews gelesen. Falls das wirklich so sein sollte, dann war das eher unbewusst. Wir hören zwar hin und wieder Metalcore, wollen diesen Stil aber nicht primär in unserem Songwriting weiterführen.
Stimmt. Anstatt auf den momentan so angesagten Metalcore-Zug zu springen, verbindet ihr euren Melo-Death mit einer gewissen Portion Düsternis, bewegt euch meist im Midtempo, packt Atmosphäre dazu und schert euch eher einen Dreck um die Moderne. Eigentlich doch fast tödlich, wenn man die aktuelle Signing-Politik der Labels anschaut, oder?
Micha: Der Begriff „modern“ ist relativ. Ich verstehe ihn eher im Sinne einer Weiterführung von Bekanntem, kombiniert mit neuen Stilistiken, so dass etwas Neues entsteht. Das hat nichts mit Trends zu tun, denn so etwas ist eine Erfindung der Werbeindustrie. Wir versuchen weiterhin, mit unserem Material Labels zu überzeugen, anstatt auf irgendeinen Hype zu setzen. Aufgeschlossene Leute werden von uns überzeugt sein.
Tobias: „InSuiSight“ hat uns jetzt schon viele neue Fans gebracht und neuen Mut gegeben. Warum sollte das für Labels uninteressant sein?
Seid ihr eher traditionsbewußt, was euren persönlichen Musikgeschmack angeht, aus dem ihr eure Einflüsse zieht? Oder läuft bei euch auch zwischendrin mal angesagtes Zeug wie CALIBAN?
Micha: „Traditionsbewusst“ hört sich so stark nach True Metal an, hehe. Ich persönlich bin aufgewachsen mit den klassischen Death Metal-Bands wie DEATH, CARCASS, ENTOMBED, DISMEMBER usw., dann kam die skandinavische Metalwelle mit IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY oder SOILWORK. Im Laufe der Zeit hat sich mein Musikgeschmack natürlich entsprechend ausgeweitet, so dass ich jetzt neben Death Metal auch viele andere Sachen höre. Bei Techno und HipHop bekomme ich allerdings Krämpfe…
Chris: Ich persönlich höre alles quer durch den Garten. Was mir gut gefällt, wird laut gemacht. Ich habe mir z.B. grade alle CDs von DRITTE WAHL, einer deutschen Punk-Band gekauft.
Tobias: Wie schon gesagt wurde, es läuft, was gefällt. Ich bin da relativ schmerzfrei. Ich höre mir alles von Underground bis Bekanntem an.
Was haltet ihr von Bands wie IN FLAMES oder SOILWORK, die als lupenreiner Melo-Death-Formation angefangen haben, sich jetzt aber immer mehr der Moderne hingeben?
Micha: Ich finde, diese Bands haben nur konsequent ihre Stilrichtung weiterentwickelt. Das ist für langjährig aktive Bands nur legitim. Schließlich will der Fan nicht immer nur das gleiche Album hören. Dass sich beide Bands in ihrem Stil inzwischen auffällig annähern, das kann man vielleicht als verkaufsfördernde Maßnahme verstehen, wenn man lästern will…
Chris: Tja, bei SOILWORK finde ich es gut, bei IN FLAMES nicht, weil die früher definitiv besser waren.
Tobias: Ich muss gestehen, das ich IF nach irgendeiner CD nicht mehr bewusst gehört habe, die Neue verspricht wieder interessanter für mich zu werden. SOILWORK fand ich sehr spannend, die letzte gefiel mir allerdings nicht mehr so gut. An mir haben sie ein Käufer verloren.
Kommen wir noch mal auf die MCD zu sprechen: Das Wortspiel im Titel „InSuiSight“ ist auf viele Arten auslegbar? Was habt ihr euch dabei gedacht?
Chris: Tobbe und ich haben nach einem passenden Titel gesucht und ein Brainstorming veranstaltet. „InSuiSight“ kam da bei heraus, eine Mischung aus „Suicide“, „Inside“ und „Sight“.
Inwieweit spiegelt der Titel die Situation von IBV in den letzten Jahren wider?
Micha: Keine Sorge, wir sind nicht suizidgefährdet, wenn Du das meinst, hehe.
Chris: Ne, da besteht wirklich kein Zusammenhang…
Wie schaut es auf dem Livesektor aus? Gibt es Möglichkeiten, euch in der nächsten Zeit oder in der kommenden Festivalsaison irgendwo anzutreffen?
Chris: Wir werden 2006 definitiv wieder live spielen. Wo und wann kann man auf unserer Homepage nachlesen.
Tobias: Durch Raphael können wir wieder auf die Bühne. Wer eine Auftrittsmöglichkeit für uns hat, bei contact@InBlackestVelvet.de melden.
Wie stellt ihr euch die Zukunft für die Band vor? Was sind Träume und Wünsche?
Micha: Klare Sache, neues Album aufnehmen und viele Liveshows spielen. Vielleicht mal eine kleine Tour in der Umgebung oder dem nahen Ausland…
Tobias: Live spielen und so gut es geht das neue Album promoten.
2004 hatte euer Demo drei Tracks, 2005 die MCD sechs. Heißt das, es gibt dieses Jahr endlich wieder ein volles Album mit zwölf Stücken?
Micha: Das will ich stark hoffen. Material haben wir eigentlich genug, nun fehlt uns nur noch das finanzkräftige Label, das uns unterstützen will. Die Zwölf bekommen wir auf jeden Fall voll.
Abschließend noch eine kurze Frage zu einer anderen Band: Was geht momentan bei NIGHT IN GALES?
Tobias: Wir werden in diesem Jahr unser fünftes Album aufnehmen. Bei welchem Label oder wann das Album veröffentlicht wird, ist noch nicht spruchreif.
Was bedeutet euch der Metal?
Tobias: Wir sind mit Metal aufgewachsen… auf vielen geilen Parties und in schönen Stunden, die der Metal mit uns verbracht hat. Ich bin infiziert.
Micha: Die beste Musik der Welt mit einer lebhaften und oft falsch eingeschätzten Community.
Chris: …leider oftmals überschätzen Community.
Any last words?
Tobias: Für Interessierte: „InSuiSight“- und „Edenflow“-Songs können auf unserer Hompage (http://www.InBlackestVelvet.de) oder auf MySpace (http://www.myspace.com/InBlackestVelvet) gehört und bestellt werden.
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