Deathstars
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Interview
"Halte besser etwas Abstand," rät mir die Promoterin der DEATHSTARS bei meinem vorweihnachtlichen Besuch in der Donzdorfer "Nuclear Blast"-Zentrale. "Der gute Whiplasher ist gerade ziemlich erkältet und du willst dich ja nicht anstecken, oder?" Will ich natürlich nicht und so sitze ich wenig später dem gequält lächelnden Sänger mit einigem Sicherheitsabstand gegenüber.
So kurz vor Weihnachten ist eigentlich kein guter Zeitpunkt, um krank zu werden, oder?
Es macht mir nichts aus, an Weihnachten krank zu sein, aber wenn ich hier unterwegs bin, um unser neues Album zu promoten, ist das natürlich auch kein gutes Timing.
Genießt du diese ganzen Promo-Termine oder empfindest du das ganze eher als stressig?
Bis zu einem gewissen Punkt genieße ich es. Immerhin haben wir ein neues Album gemacht und freuen uns, dass das Interesse daran so groß ist.
Hat dich dieses gewaltige Interesse, das ihr von Anfang an bekommen habt, überrascht?
Ich denke darüber gar nicht großartig nach. Natürlich freue ich mich, denn als wir im Studio an dem Album gearbeitet haben, waren wir ganz unter uns und total isoliert von den Fans. Da ist es sehr spannend, wenn das Album fertig ist und man damit an die Öffentlichkeit geht. Und wenn die Reaktionen gut sind, freut man sich natürlich.
Das erste, was ich von den DEATHSTARS mitbekommen habe, als ihr euer Debüt veröffentlicht habt, waren die Promo-Fotos mit euren perfekt durchgestylten Outfits. Für wie wichtig hältst du diese visuelle Komponente eurer Band?
Ich halte sie nicht für allzu wichtig. Mit der Band wollen wir einfach ein kompaktes Paket präsentieren und nicht einfach in T-Shirts auf die Bühne gehen. Wir stehen auch total auf KISS und wollen aus den DEATHSTARS eine Institution machen, wo Musik und Styling Hand in Hand gehen. Das ist einfach eine Erweiterung unserer musikalischen Marschrichtung.
(überlegt einen Moment)
Außerdem ist das Make-Up sehr wichtig für uns, weil wir normalerweise Verbrechen begehen, bevor wir auf die Bühne gehen. Wir überfallen Banken, klauen Autos und dürfen deswegen von der Polizei auf der Bühne nicht erkannt werden. (lacht)
Der Titel eures Debütalbums „Synthetic Generation“ passte hervorragend zu eurem damaligen futuristischen Latex-Styling. Auf den Fotos zum neuen Album tragt ihr diese Militär-Uniformen und habt Liedtitel wie „Blitzkrieg“ oder „The Last Ammunition“. Steckt da ein verbindendes Konzept dahinter?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben viele verschiedene Promo-Fotos gemacht und haben eben dieses für das Album benutzt. Aber das ist kein durchdachtes Konzept, sondern lediglich ein gutes Foto. Alle Lieder auf dem Album sind sehr persönlich. Schon sehr sehr viele Bands haben sich in Uniformen gezeigt und wir versuchen damit nicht, besonders einzigartig zu sein. Es passte nur gut zur Band und zeigt eines der Gesichter der DEATHSTARS. Irgendwie ist unsere Musik eine Art Zirkus in der Hölle. Da gibt es Verzweiflung und Aggressionen und es gibt verschiedene Arten, das auszudrücken.
Aus euren Texten kann man einen sehr feinen Sinn für Humor heraushören. An vielen Stellen schimmert dort Ironie hindurch. Wie ernst meint ihr diese Texte?
Die Texte sind sehr ernst gemeint, sie sind sehr persönlich, aber sie sind auch voll von einem gewissen Zynismus gegen uns selbst.
Also dient dir dein tägliches Leben als Inspiration für deine Lyrcis?
Absolut. Es ist alles über uns und das Leben, das wir führen. Unser Leben war die letzten Jahre über so fucked up, dass ich nichts anderes als Inspiration für die Lyrics brauche. Vieles war sehr frustrierend und es gab jede Menge Konflikte. Deswegen handeln die Texte sehr stark von uns selbst.
Bevor ihr die DEATHSTARS gegründet habt, habt ihr in verschiedenen Death- und BlackMetal-Bands, wie DISSECTION und SWORDMASTER gespielt. Nun dieser drastische Stilwechsel hin zu den DEATHSTARS – wart ihr mit der Musik, die ihr früher gemacht habt nicht mehr zufrieden?
Doch, absolut, wir lieben diese Musik nach wie vor. Aber ich und Nightmare (Nightmare Industries, DEATHSTARS-Gitarrist – Anm. d. A.) haben uns über all die Songs, die wir geschrieben haben, und die vielen Jahre, die wir nun schon Musik machen, unterhalten und haben uns überlegt, dass es interessant sein könnte, die Musik kompakter und dynamischer zu gestalten und mehr elektronische Elemente zu verwenden. Als wir unser erstes Album aufgenommen haben, wussten wir noch nicht so recht, wie das aussehen sollte. Der Gesang sollte düster sein, wir wussten aber nicht, wie genau das klingen sollte. Es war einfach ein Experiment.
Wenn ihr Songs schreibt, steht da am Anfang immernoch ein Gitarrenriff im Raum oder geht ihr mittlerweile anders vor?
Manchmal gibt es zuerst ein Riff, aber meistens fangen wir mit Synthesizern an. Wir stellen dann zuerst die Tracks instrumental fertig, dann übernehme ich und mache die Vocals. So machen wir das im Grunde schon seit wir 14 sind, es funktioniert also ziemlich gut.
Ok, ich denke, das war’s. Ich wünsche dir noch eine gute Besserung!
Danke, es wird schon gehen. Ich glaube nicht, dass ich AIDS habe, also werde ich es möglicherweise überleben. (grinst)
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