Ruhrpott Metal Meeting 2018
Ein großes Familienfest
Konzertbericht
Während vor der Turbinenhalle in Oberhausen eisiger Nieselregen über ein winterliches Industriegebiet fegt, fliegen drinnen die Fetzen. Seit 2015 hat sich das Ruhrpott Metal Meeting zum einzigen wahren Jahresabschluss im namensgebenden Ruhrgebiet etabliert.
Ähnlich wie das Rock Hard Festival, ist die Sause ein großes Familienfest, bei dem jeder jeden kennt. Dieses Jahr mit Headlinern wie CHILDREN OF BODOM und VENOM sowie 30-jährigen Jubiläum von Century Media Records. Den Festivalfreitag belegen auch 2018 wie üblich in erster Linie die Bands der „MTV Headbangers Ball“-Tour. In diesem Jahr sorgt das für die volle Thrash-Breitseite.
Ruhrpott Metal Meeting Freitag – 07.12.
17.50 PRIPJAT
Zehn Minuten vor angesetztem Beginn entern PRIPJAT die Hauptbühne. Die Band ist gut drauf, ebenso wie eine stattliche Ansammlung von pünktlichen Metalheads, die sich vor den Kölschen Jungs zusammengefunden hat. Ihrer Punkattitüde wird das Quartett teilweise barfuß, und mit einer rotzig kratzigen Darbietung schnell gerecht und entfacht damit schon vor den großen Bands des Abends ein kleines Feuer, das sich alsbald zu einem Thrash-Inferno entwickelt. (RN)
18.40 SUICIDAL ANGELS
Galerie mit 21 Bildern: Suicidal Angels - Ruhrpott Metal Meeting 2018Die seit dem 30. November laufende MTV Headbanger’s Ball Tour macht auch in Oberhausen Halt und beehrt den Ruhrpott ebenfalls mit den Thrash-Größen EXODUS, SODOM, DEATH ANGEL und den SUICIDAL ANGELS, die sich den Zeitpuffer ihrer Vorband zu Nutze machen und ihr Set um zehn Minuten verlängern.
Mit weißen Hightops und Patronengurt bewaffnet, machen die Griechen die hellwache und aufgeheizte Turbinenhalle zu ihrem „Capital of War“. Die Meute vor der Bühne bildet ein Pit nach dem nächsten und liefert sich in zackigen wie langsamen Passagen ein saftiges Gerangel. Bei „Seed of Evil“ folgt dem rasantesten Circle Pit eine Wall of Death, die sich bis weit in die Mitte der Crowd erstreckt. Nach vierzig Minuten ist eines klar: Der Pott weiß, wie Thrash geht! (RN)
19.30 DEATH ANGEL
Galerie mit 19 Bildern: Death Angel - Ruhrpott Metal Meeting 2018Vor acht Jahren standen DEATH ANGEL an gleicher Stelle ebenfalls nach SUICIDAL ANGELS im Billing eines Konzerts. Damals im Rahmen der „Thrashfest“-Tour. Und genau wie 2010 liefern die Bay-Area-Thrasher heute eine beeindruckende Show ab. Gitarrist Rob Cavestany post wie ein echter Rockstar, das Stage-Acting von Sänger Mark Osegueda wiederum erinnert des Öfteren an Stretching-Übungen für die Beine.
Musikalisch lässt das Quintett nichts anbrennen und setzt gleichermaßen auf alte Hits der „The Ultra-Violence“-Ära und auf Songs jüngeren Datums. Das Publikum ist von ersten Sekunde an voll dabei. Zu „Mistress Of Pain“ liefern die Fans einen eindrucksvollen Moshpit ab. „Es gibt nur eine Sache an meinem Job, die ich nicht mag, und die kommt jetzt“, kündigt Osegueda den letzten Song an. Bei „The Moth“ geben Fans und Band noch einmal alles. Toller Abschluss eines gefühlt viel zu kurzen Sets. (DR)
20.30 SODOM
Galerie mit 16 Bildern: Sodom - Ruhrpott Metal Meeting 2018Für die Ruhrpott-Thrash-Legende SODOM ist der heutige Abend ein furioses Heimspiel. Die neue Besetzung hat sich seit ihrem Debüt-Auftritt beim diesjährigen Rock Hard Festival sichtlich eingegroovet. Ein paar Patzer hier und da gibt es immer noch, doch der Spirit stimmt. Die Setlist ist derweil verdammt old school geraten. „Sodomy And Lust“, „Blasphemer“, „Agent Orange“, „Outbreak Of Evil“ – SODOM besinnen sich aktuell mehr als je zuvor zurück auf ihre Glanzzeiten in den 80ern.
Selbstverständlich spielt die Band auch Material von ihrer brandneuen EP „Partisan“, das von den Fans ebenso frenetisch abgefeiert wird, wie die Klassiker. Doch nicht nur die Fans haben sichtlich Spaß. Auch Mastermind Tom Angelripper wirkt so frisch und gut aufgelegt wie seit Jahren nicht mehr. König des Posens in dieser Band ist allerdings Gitarrist Frank Blackfire. Was er sich bei seinem Gitarrensound gedacht hat, bleibt allerdings ein Rätsel. Der kommt heute ohne jeglichen Bass oder Mitten aus und klingt wie das Gejaule einer sterbenden Katze. (DR)
21.40 EXODUS
Galerie mit 18 Bildern: Exodus - Ruhrpott Metal Meeting 2018Anschließend folgt ein weiteres Déjà-vu, denn auch EXODUS waren 2010 beim „Thrashfest“ in der Turbinenhalle dabei. Damals allerdings direkt nach DEATH ANGEL und noch mit Ex-Sänger Rob Dukes. Dessen Job hat seit 2014 der zurückgekehrte Steve Souza inne. Ebenjener zeigt dann auch gleich mal, warum EXODUS ohne ihn einfach nicht funktionieren. Niemand sonst kann die vollkommen durchgeknallten Paul-Baloff-Gesangslinien so gut interpretieren und der Band gleichzeitig seinen eigenen Stempel aufdrücken.
Das beweist bereits der heutige Opener „Bonded By Blood“, auf den noch zwei weitere Songs des gleichnamigen Klassikeralbums folgen. „Wir lassen es heute ziemlich Old School angehen“, kündigt Souza für den Rest des Sets an. Mit „Body Harvest“ gibt es aber erst noch einen Song vom aktuellen Album „Blood In, Blood Out„. Doch danach stehen vor allem „Fabulous Disaster“ und eben „Bonded By Blood“ im Fokus der Setlist. Überraschungen gibt es dementsprechend nicht, dafür kocht das Publikum. Mit „The Toxic Waltz“ und „Strike Of The Beast“ setzen EXODUS einen knackigen Schlusspunkt. (DR)
23.00 VENOM
Galerie mit 14 Bildern: Venom - Ruhrpott Metal Meeting 2018Der groß angekündigte Headliner des ersten Abends beim Ruhrpott Metal Meeting ist VENOM. Die Legende rund um Bassist und Sänger CRONOS macht sich an der Live-Front seit Jahren rar. Entsprechend groß ist das Interesse an dem Trio. „Don’t Burn The Witch“ markiert einen knackigen Einstieg ins Set. Doch es dauert nicht lange, bis das Publikum eher irritiert als angetan reagiert. Cronos gibt sich kaum Mühe, die Menge mitzureißen. Seine Ansagen wirken unbeholfen und seine Gag-Versuche ziehen heute überhaupt nicht.
Seine beiden Mitmusiker geben sich sichtlich Mühe, alles zusammenzuhalten, doch der Bandleader hat wahrlich keinen guten Tag. Trotz des Live-Debüts der neuen Single „Bring Out Your Dead“ und zahlloser Hits wie „Countess Bathory“ oder „Welcome To Hell“, kommt einfach keine Stimmung auf.
Im Laufe des Sets lichten sich die Reihen im Publikum immer mehr. Der Kultfaktor von VENOM kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Band heute einfach keine gute Leistung abliefert. Einzig das unvermeidliche „Black Metal“ als finale Zugabe lässt zumindest ein bisschen Stimmung aufkommen. Was VENOM hier abliefern ist kein Vergleich mit Gigs beim Party.San oder Rock Hard Festival in den vergangenen Jahren. Ein leider enttäuschender Schlusspunkt unter einen ansonsten rundum gelungenen ersten Tag beim Ruhrpott Metal Meeting. (DR)
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