Superbutt
Superbutt
Interview
In Ungarn braut sich was zusammen. Nicht nur finden unsere osteuropäischen Freunde politischen Anschluss durch den Beitritt in die EU, nein, auch in der ungarischen Metalszene kommt Bewegung rein, mit dem Ziel: Die Bands wollen Europa erobern! Mit Andras Voros, Sänger einer in der Heimat erfolgreichen ungarischen Band namens Superbutt sprach ich über deren neustes Album „The Unbeatable Eleven“, die metallische Entwicklung in strukturschwachen Ländern, über Freunde wie Ignite und Ektomorf und dem Wunsch sich den Deutschen näher vorzustellen. Im Gespräch blieben Vergleiche mit System Of A Down nicht aus.
Hallo Andras! Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten. In Ungarn seid ihr auf einem ziemlich guten Weg groß rauszukommen. Nun greift ihr den Rest Europas an. Bitte stell dich und die Band mal kurz den deutschen Lesern vor…
Hallo zurück! Nun, unsere Kurzbiographie sieht wie folgt aus: Angefangen hat alles, als wir im Jahre 2000 aus den ehemaligen Bands, in denen wir gespielt haben, ausgetreten sind. Unser erstes Album kam 2001 heraus, und 2003 dann das zweite in Ungarn. Seitdem wurde „The Unbeatable Eleven“ in mehreren europäischen Ländern über kleinere Labels veröffentlicht und ich hoffe, es wird einigen Leuten Spass machen, sich das Album anzuhören. Zudem haben wir in den letzten Jahren ziemlich viele Klubs quer durch Europa abgegrast – hauptsächlich in Frankreich und den Benelux, insgesamt gerechnet in über 14 Ländern, von Bulgarien bis Schweiz. Natürlich sind das keine Stadion Gigs, aber trotzdem macht es richtig Spass und bringt viel neue Erfahrung auf Tour zu sein – und wir hatten einige unvergessliche Konzerte. Größere Bands mit denen wir spielten waren Rollins Band, The Misfits, Clawfinger und Ignite, nur um ein paar zu nennen, aber wir haben auch viele nicht so bekannte aber trotzdem sehr gute Bands kennen gelernt. Bedauerlicherweise ist Deutschland für uns immer noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Hoffentlich ändert sich das in näherer Zukunft.
Hast du Idole? Wer beeinflusst und inspiriert dich in deiner Musik?
Huhh, wir haben einige. In der Band hört jeder andere Musik. Was du also in unserer Musik hörst, ist ein Mix aus diversen Geschmäckern. Salim, unser Bassist hört gerne Tool, Primus oder Marcus Miller und andere bekannte Bassspieler (ach ja, Bootsy Collins nicht zu vergessen). Zsolt, einer unserer Gitarristen, der meistens die Kernideen für unsere Songs hat, ist ein riesiger Doom Fan (von Black Sabbath über Crowbar bis Down) und aufgewachsen ist er mit AC/DC. Ich selbst bin ein großen Fan von der Rollins Band, Anthrax und Monster Magnet. Jedoch nehme ich – wie alle anderen der Band – alles zu mir, von den großen Metal Monstern (Slayer, Metallica, Pantera) bis zu den neueren Sachen (RATM, SOAD, Faith No More, Korn, Deftones). Wir stehen den neusten Trends aber ebenfalls offen gegenüber: Mars Volta und Hardcore, von Old School Madball und Sick Of It All bis Himsa oder Boysetsfire. Ich weiß jedoch nicht, was hier von durch unsere Musik reflektiert wird – vielleicht gar nichts, vielleicht von allem ein wenig. Ferner hören wir sogar klassischen Heavy Metal (Iron Maiden, Judas Priest), jedoch bin ich mir nicht sicher, ob man diese Bands als Inspiration bezeichnen kann. Wie auch immer, wir respektieren sie sehr, das ist sicher.
Einige Rezensenten (ich auch) behaupten, dass deine Stimmer zum Teil der Serj Tankians von System Of A Down ähnelt. Siehst du das als Kompliment oder bist du da anderer Meinung?
Ja, ich denke das kann ich als Kompliment verstehen. Weißt du, was immer du machst, du wirst mit jemand anderem verglichen, da das der einzige Weg ist Musik mit Worten zu beschreiben. Und, wenn Leute meinen die Band (oder nur ich) klingen wie System Of A Down, dann ist’s OK, denn ich finde sie großartig.
Wann und wie habt ihr euch entschieden diese Art von Musik zu spielen, die ihr jetzt präsentiert? Wie würdet ihr euren Stil bezeichnen?
Ich weiß nicht, wir nennen es Budapestrocknroll (wir haben ebenfalls eine Band Community und ein virtuelles Management gleichen Namens), aber das ist nur ein Wort, was wir erfunden haben, auf derselben Basis, wie z.B. NYHC geboren wurde. Manche Leute bezeichnen uns als Nu Metal und musikalisch mögen sie in mancher Hinsicht Recht haben. Wie auch immer, der Grund, warum wir es vermeiden wollen, eine Nu Metal Band zu sein, ist, weil mit diesen der Kommerz assoziiert wird. Ich muss aber gestehen, dass wir vor dem Erfolg und dem Geld nicht davonlaufen würden, wenn er käme, aber wer würde das schon? Im gleichen Zug ist es in Ungarn und allgemein in Osteuropa jedoch nur möglich mit Musik Kohle zu machen, wenn man in der Muttersprache Pop Musik macht. Verzerrte Gitarren und englische Texte? No way! Also, aus dieser Sicht betrachtet, kannst du uns ruhig Nu Metal nennen, denn in unserem Fall deutet dieser Begriff nichts weiter als musikalische Features, wie heruntergestimmte Gitarren. Die Einstellung ist einfach Rock’n’roll.
Superbutt ist ein ziemlich lustiger Name. Wessen Idee war es und warum?
Als wir mit dem Ganzen anfingen, war da so ein Typ, der unbedingt in die Band wollte. Er gab uns sein Demo Tape, welches ein No Name Brand Tape war. Es kam nur so was wie ein „super 90 minutes“. Der Typ schrieb seinen Namen mit einem Stift auf das Band – er hieß „Buttinger“. Wir mussten es nur zusammenfügen und so war’s. Ich weiß, es ist albern und manche Leute erwarten etwas Seriöseres von einer solchen Band, aber wir haben uns gedacht: Wenigstens ist er einzigartig und so behielten wir den Namen.
Als Band ist es sicherlich nützlich von einem starken Label unterstützt zu werden. Wie waren eure letzten Schritte bis hin zum Plattenvertrag mit Warner Music?
Eigentlich ist auch das etwas, was in Ungarn völlig anders ist oder zumindest war, als in den westlichen Ländern. Erst jetzt (in den letzten eins, zwei Jahren) fängt es bei uns an, stärkere Indies bzw. Metal Labels zu geben. In 2000, als wir unseren Vertrag unterschrieben, hatten wir keine Wahl: Entweder ein Major oder gar kein Label. Fakt ist: Die Leute bei Warner sind immer cool zu uns, jedoch sind wir die kleinste Band in deren Katalog. Sie sind nicht auf Metal spezialisiert, was bedeutet, dass sie in der Hauptsache die Kosten für unser Studio und das Video übernahmen und unsere CDs in Ungarn vertrieben. Für den ganzen Rest mussten und müssen wir immer noch selbst kämpfen. International betrachtet zieht es dich eher runter als dass es dir etwas bringt, wenn du bei einem Major im Osten unter Vertrag stehst, da du offiziell an das große Label gebunden bist. In großen Ländern wie Deutschland jedoch geben Warner Büros einen Dreck um kleine, osteuropäische Bands, sodass sie uns hier nie herausbringen würden. Es bedurfte großer Anstrengungen mit kleineren Labels zu verhandeln, aber letztendlich, so sieht es aus, waren wir erfolgreich und nun sind wir hier.
Könntest du die Intention Superbutts in nur einem Satz beschreiben?
Für meinen Teil bedeutet es Musik, Freiheit, eigene Ausdrucksmöglichkeit, Abenteuer und Spass. Ich hoffe, die Hörer können zumindest einiges darin wiedererkennen.
Reflektieren die Texte, die du schreibst, Teile deines Lebens? Erlebst du, was du singst, oder sind die Zeilen eher beschreibend?
Na ja, es ist irgendwie beides, jedoch sind die Lyrics größten Teils aus eigener Erfahrung und meinem Leben entstanden.
Wie ist es dazu gekommen, dass Zoli Teglas, Frontman von Ignite, euer Album produziert hat?
Wir sind schon seit Jahren gute Freunde und er ist ein großartiger Sänger. Da er ungarische Wurzeln hat, verbringt er jedes Jahr etwas Zeit in Ungarn, sodass wir ihn recht häufig treffen können. Bevor wir „The Unbeatable Eleven“ aufnahmen, sprachen wir miteinander und er sagte uns, dass er sich freuen würde, sich mal als Produzent zu versuchen. Die ganze Arbeit machte er kostenlos und wir sind ihm sehr dankbar, da er einige großartige Ideen mit einbrachte – speziell im Gesangsbereich. Das war das erste Mal, dass wir mit einem Produzenten zusammengearbeitet haben und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt! Zoli singt sogar auf dem letzten Stück unseres Albums („Our Country“). Und bei den seltenen Gelegenheiten, wenn er mal bei einem unserer Konzerte ist, spielen wir immer dieses Lied und es ist ein Genuss gemeinsam mit ihm auf der Bühne zu singen.
Ihr habt ein interessantes Artwork. Wieso Nägel?
Es war die Idee des Fotografen und des Grafik Designers. Als sie den Titel hörten, dachten sie an sowas wie dem Nagel auf den Kopf schlagen, hauen etc. Sie machten ein paar Fotos von Gegenständen, denen ein Nagel durchgeschlagen wurde und uns gefielen sie, sodass wir uns für diese Idee entschieden. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob das schwarz/weiß Konzept das Beste wäre. Als ich jedoch das Ergebnis sah, war ich überzeugt. Ich mag das Artwork besonders, da man es bei solch einer Musik nicht erwarten würde, aber es ist – vielleicht gerade deswegen – wirklich geschmackvoll und ausdrucksstark.
Der Opener „Pioneer“ ist die erste Single von „The Unbeatable Eleven“. Trägt dieses Lied die Essenz von Superbutt oder tritt es nur ordentlich Arsch?
Genauso, wie der Song Arsch tritt, kann man ihn durchaus als die Essenz von Superbutt bezeichnen, aber andererseits hoffe ich, dass in der Band mehr steckt, als nur ein Lied.
Der Song „Spilt Milk“ trägt eine kontroverse Zeile: „Kill everything that you love and be free“. Was steckt hinter diesem Satz?
Also, ich bin mir nicht sicher ob er kontrovers ist, oder nicht. Ich glaube, dass wirkliche Freiheit gleichzusetzen ist mit innerem Frieden. Und das bedeutet, nicht in einem Käfig voller Emotionen gefangen zu sein. Wie auch immer: Ich bin mir nicht sicher, ob dieser geistige oder seelische Zustand wünschenswert oder erstrebenswert ist. Aber manchmal ist er hilfreich: „There’s no use crying over lost loves“ geht es weiter im Text und ich glaube, das ist war. Natürlich ist „kill“ nicht wörtlich gemeint und diese Worte sollen auch keinen in keiner Weise etwas antun. Ich spreche über das Töten von inneren Emotionen, denn das ist manchmal unumgänglich, auch wenn das im gleichen Zug den Verlust von Dingen bedeuten kann, die einen glücklich machen, und mit denen zusammenhängen, die ein schlechtes Gefühl erzeugen.
Welcher Song ist deiner Meinung nach der stärkste auf dem Album?
„Pioneer“ und „Bonestar“ sind die Hits, das sind die Lieder, die den Hörer schon nach dem ersten Hören ansprechen können. Deshalb haben wir zu den beiden Songs die Videos gedreht (mal nebenbei: „Pioneer“ läuft auf den Rock/Alternative Charts beim deutschen Viva). „Joe De Miro’s Concrete Shoes“ ist ein weiterer schneller und aggressiver Titel, ich mag „Fishmachine“ ebenfalls sehr gerne und „Spilt Milk“ hat eine Menge Kraft, denke ich. Normalerweise eröffnen wir die Shows mit diesem Lied. Viele Leute mögen „Eat My Brains“, wie ich auch, und in unseren Konzerten mischen diesen Song mit einem klassischen Riff wie dem von Black Sabbath’s „Iron Man“ oder anderen.
Ungarn holt diese Jahr ziemlich auf, wie der internationale Durchbruch von beispielsweise Ektomorf mit ihrem fünftes Album „Destroy“ beweist. Tauscht ihr euch mit anderen nationalen Bands wie Ektomorf aus? Was kann man von Ungarn bzgl. Rock und Metal Musik in Zukunft erwarten?
Natürlich kennen wir Ektomorf schon lange. Die sind schon seit Jahren hier in Ungarn zu Gange. Die sind nicht aus unserer Stadt Budapest, daher sind wir nicht so enge Freunde, aber wir haben eine gute Beziehung zueinander. Im Hinblick auf die Zukunft: Wir haben eine Menge interessanter und talentierter Bands, was aber nichts Außergewöhnliches ist, da ich denke, dass jedes Land gute Bands hat. Was aber hauptsächlich in Osteuropa fehlt, ist ein funktionierendes System mit brauchbaren Kontakten und Kanälen, durch die diese Art Musik in ganz Europa präsentiert werden kann. Im Moment sieht es so aus als würde jeder ganz individuell sein Glück versuchen. Es gibt kein größeres Management, Label oder Veranstalter, der auf einer breiten europäischen Basis arbeiten würde. Wenn es einer Band möglich ist außerhalb Ungarns einen Vertrag abzuschließen (wie Ektomorf mit Nuclear Blast), dann OK, wenn nicht, wird sie keine ungarische Organisation finden, die auch außerhalb Ungarns helfen könnte. Aber dies wird sich bald ändern, denn wie eben gesagt: Die gute Musik ist vorhanden, sie muss nur noch „verkauft“ werden. Wie ich vorhin erwähnte, haben wir mit einigen anderen Bands eine unabhängige Organisation und Band Community namens Budapestrocknroll (www.bprnr.com) ins Leben gerufen. Hoffentlich wird diese Initiative es ermöglichen das Eis zu durchbrechen und Ungarn im hart umkämpften Musikmarkt Europas und der Welt bekannter machen.
Habt ihr vor auf Tour zu kommen? Mit welcher Band würdet ihr am liebsten touren?
Wir touren recht viel in Frankreich und den Benelux Ländern, aber bis jetzt haben wir Deutschland nur durchquert, jedoch nie hier gespielt. Ich hoffe, dass sich das in naher Zukunft ändert. Wir haben vor kurzem bei einem guten Veranstalter unterschrieben und nach deren Plänen werden wir ab November diesen Jahres Shows in Deutschland spielen. Unsere Tourdaten sind immer auf unserer Homepage, sobald etwas bestätigt ist, erscheint es dort. Ich denke, dass wir zu Beginn alleine oder mit mittelgroßen lokalen Bands in kleineren Klubs spielen und später vielleicht auch eine Tour mit einem großen Namen machen werden. Wir haben eigentlich keine Vorlieben mit wem wir gerne touren würden (na ja, OK, es wäre schon cool mit Ozzy Osbourne auf Tour zu gehen, aber da stehen die Chancen wohl nicht so toll…:)). Wir freuen uns auf jeden mit dem wir touren können, solange es nicht gerade die gegenteilige Musikrichtung ist. Hoffentlich werden wir auch die Möglichkeit haben einige Sommer Festivals 2005 zu spielen. Wir möchten auf jeden Fall, jedoch ist das alles eine Frage des Business, d.h., ob wir genügend Promotion bekommen und die richtigen Leute kennen, um irgendwo reinzukommen. Aber das ist oft außerhalb unseres Einflussbereichs und hat nichts mit Musik zutun. Daher kann ich nicht vorhersagen, wie erfolgreich unser Vorhaben wirklich sein wird…
Bei einem Titel wie „The Unbeatable Eleven“ müssen wir über Fußball sprechen. Was hältst du von Lothar Matthäus? 🙂
Ich finde, er war ein super Spieler und er könnte auch ein guter Trainer werden. Aber ich befürchte, dass selbst er nicht ausreichen wird, um den ungarischen Fußball zu retten. Da muss doch ein Wunder her…
Ungarn ist der Europäischen Union beigetreten. Siehst du das als Chance für das Land?
Ja, definitiv. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das der einzige Weg ist.
Wo siehst du die Stärken von Superbutt und wo müsst ihr euch noch verbessern?
Gerüchten zur Folge haben wir kraftvolle, tighte und spektakuläre Live Shows – zumindest wird uns das von Leuten gesagt, die uns im Ausland das erste Mal sehen.
Leider kommen wir nun zum Ende. Sag uns bitte: Wieso sollten Musikfans das Album kaufen und Superbutt unterstützen?
Hast du jemals einen getroffen, dessen Antwort nicht war: „Weil wir die Größten und Besten sind“? Ich weiß nicht, versucht es, geht auf unsere Website (www.superbutt.net), dort sind ein paar Songs zum freien Download (genauso, wie ich mir ziemlich sicher bin, das gesamte Album auf Soulseek zu finden) und wenn euch diese gefallen, werdet ihr wohl kaum einen Fehler machen den kompletten Alben mal eine Chance zu geben.
Na dann mal los. Andras, ich wünsche dir und der Band alles Gute für die Zukunft. Ich hoffe, wir werden bald was Neues von euch Jungs hören. Die letzten Worte gehören dir:
Vielen Dank für dieses Interview und Danke an diejenigen, die es gelesen haben. Hoffentlich werden wir bald von einander hören und uns sehen!
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