Carnal Forge
Carnal Forge
Interview
In hübscher Regelmäßigkeit haben die schwedischen Knüppelbarden von Carnal Forge in den letzten Jahren ein gutklassiges Album nach dem anderen rausgehauen. Jetzt steht mit "Aren’t You Dead Yet?" wohl das bisherige Highlight ihrer Karriere beim Dealer eures Vertrauens. Produktionstechnisch absolut modern, musikalisch aber durchaus in der Lage auch der Old-School-Fraktion zu gefallen, müsste es eigentlich bei allen Anhängern des melodisch angehauchten Death/Thrash Metal Anklang finden. So ist es kein Wunder, dass sich Gitarrist Jari Kuusisto optimistisch über das neue Werk äußerte, auch wenn zumindest die Touring-Erfahrungen der Vergangenheit alles andere als gut waren.
Hi Jari! Aren’t you dead yet?
Nein. Aber es fühlt sich so an.
Ok, jetzt eine ernsthafte Frage: Euer fünftes Album ist draußen. Bist du glücklich, traurig oder hast du schon wieder Pläne für Scheibe Nr. 6?
Ich persönlich finde, dass das Resultat absolut großartig ist, das beste Album, das wir bisher gemacht haben. Und du hast recht: Carnal Forge sind schon dabei, neues Material für Album Nr. 6 zu schreiben.
Was macht „Aren’t You Dead Yet?“ besser als seine Vorgänger? Meiner Meinung nach hat es die beste Produktion eurer bisherigen Karriere und es ist die melodischste Scheibe bisher.
Ich denke, dass die Songs viel dynamischer sind als alles, was wir bisher geschrieben haben. Jedes Lied fühlt sich ultra-brutal an. Darüber hinaus mag ich, dass wir mehr Leads als üblich verwendet haben. Das sorgt für die Melodien, die du angesprochen hast. Diese Leads machen das Album für den Hörer melodischer. Meiner Meinung nach haben wir nicht mehr melodiöse Parts als sonst auch in die Songs eingebaut, wir haben sie im Mix nur etwas weiter in den Vordergrund geschoben.
Auf der anderen Seite ist eure aggressive Mixtur aus Death und Thrash Metal immer noch dieselbe. Pläne, das mal zu ändern, gibt es nicht, oder?
Nein. CF ist, was CF immer sein wird. Wir wollen uns nicht verändern. Was wir machen, fühlt sich für uns gut an. Warum also sollten wir es über den Haufen werfen?
Naja, ein wenig habt ihr ja geändert. Zum ersten Mal höre ich leichte Hardcore-Einflüsse heraus. Woher kommen sie?
Das weiß ich gar nicht. Wir schreiben unsere Songs immer spontan, wir planen nichts. Ich denke, dass Thrash und Hardcore eng beieinander liegen. Wenn du mich fragst, wie ich unsere Musik kategorisieren würde, würde ich einfach sagen „Metal“. Wir kümmern uns nicht darum, ob es nun nach Thrash, Death oder Hardcore klingt. Es muss einfach gut sein.
Aber Metal mit Hardcore zu mischen ist ja gerade sehr populär. Was hältst du von der schnell wachsenden MetalCore-Szene? Ein kurzer Trend oder wird es länger andauern?
Schwer zu sagen. Wir folgen keinen Trends. Wir machen, was wir für richtig halten. Deswegen planen wir unsere Alben auch nicht vor. Wenn du darauf abzielst, ob wir irgendwann mal MetalCore-Songs schreiben, kann ich nur sagen: Vielleicht, aber vielleicht auch nicht.
Jonas Kjellgren hat auf „The More You Suffer“ ein paar Mal semiklare Vocals verwendet. Warum sind sie auf der neuen Platte verschwunden?
Für das letzte Album hat sich diese Gesangsart richtig angefühlt. Dieses Mal wäre es unpassend gewesen, was aber nicht heißt, dass er jetzt nie mehr so singen wird.
Dies ist jetzt euer fünftes Album in den letzten sieben Jahren. Keine Angst, dass dieser riesige kreative Output mal zum Erliegen kommt und die Quelle versiegt?
Nein, absolut nicht. Das passiert jeder Band früher oder später mal. Jetzt gerade produzieren wir mehr als jemals zuvor und es ist kein Ende in Sicht. Wir werden solange weiter machen, wie wir das Gefühl haben, immer noch gute Songs zu schreiben und dem Hörer etwas bieten zu können.
Gibt es schon Pläne für oder Gedanken an die Zeit nach CF?
Nein. Wenn es nach mir ginge, könnte es ewig so weiter gehen. Aber wenn dieser Tag kommt, werden wir wohl das machen, was jetzt neben der Band auch schon aktuell ist: einen regulären Job ausüben.
Zurück in die Gegenwart: Kürzlich ist eure DVD „Destroy Live“, die in Krakau aufgenommen wurde, in die Läden gekommen. Warum habt ihr in dieser Stadt aufgenommen?
Die Produktionsfirma, die die DVD rausgehauen hat, hat dort ihren Sitz und schneidet alle ihre VÖs dort mit. Mehr steckt nicht dahinter.
Stimmt es, dass dieser Gig nicht so gut für Euch gelaufen ist, weil der Großteil des Publikums aus Schwarzmetallern bestand?
Ja, das stimmt. Aber ich denke, dass wir einen richtig guten Job gemacht haben. Aber wie du schon gesagt hast, der Hauptteil der Mange hörte Black Metal. Manchmal kommt man in so Situationen. Da kann man nichts gegen machen. Trotzdem denke ich, dass wir uns unter diesen evil kids ein paar Freunde gemacht haben. (lacht)
Es war derselbe Abend, an dem Gorgoroth ihre skandalumwitterte Schockperformance mit Tonnen von Schafsköpfen, Blut und gekreuzigten Jungfrauen abgezogen haben. Hast du die Show gesehen? Was hältst du von so einer Provokation? Handelt es sich dabei nur um Promotion oder gefährlichen Glauben?
Ja, ich habe einige Songs gesehen und meiner Meinung nach ist so etwas Schwachsinn. Jede Religion ist gefährlich, wenn sie ins Fanatische abdriftet. CF ist weder eine religiöse, noch eine politische Band. Wir alle denken, dass die Musik das Wichtigste sein muss und der Fokus darauf ausgerichtet sein soll. Welche Religion jemand anders nun hat, ist doch egal.
Leider ist es für euch, was Touren angeht, in letzter Zeit mehr als schlecht gelaufen. Warum ist letztes Jahr die Metal Gods US Tour mit Halford abgesagt worden? Wie habt ihr das aufgenommen?
Das war wirklich ganz große Scheiße. Die ersten Tage ist alles glatt über die Bühne gegangen, weswegen ich die Absage auch bis heute überhaupt nicht nachvollziehen kann. Das einzige, was uns zu Ohren gekommen ist, war, dass es zwischen Halfords Manager und der Booking Agentur Streit gegeben hat. Wir werden auf jeden Fall versuchen, so schnell wie möglich wieder in Amerika touren zu können.
Ihr wart anfangs auch auf dem Billing der Bonded By Metal European Tour mit Exodus, habt dann aber im Endeffekt gecancelt. Warum?
Zu viele gebrochene Versprechen der Booking Agentur haben und dazu gezwungen, diese Tour abzusagen. Uns wurde versichert, dass nicht mehr als fünf Bands insgesamt mitfahren würden und dass wir jeden Abend als dritte auf die Bühne dürften. Als wir aus Amerika zurückkamen, war das Billing auf einmal auf neun Gruppen angewachsen und wir sollten jeden dritten Tag als erste spielen. Der Opener bei einer Tour mit so vielen Bands zu sein, bedeutet vor leeren Hallen zu spielen. Das konnte nicht gut für uns sein.
Und jetzt sind zu allem Überfluss noch alle euren europäischen Dates mit Misery Index abgesagt worden. Was waren hier die Gründe?
Jemand hat vergessen, für diese Tour Transportmöglichkeiten zu buchen. Auf Tour zu gehen, ohne irgendwelche Gefährte zu haben, ist etwas schwer, wenn Du verstehst, was ich meine. (grinst) Wir konnten also nichts dafür.
Kommt ihr trotzdem dieses Jahr nochmal nach Deutschland?
Wir versuchen, so schnell wie möglich bei euch zu rocken. Wir müssen nur noch auf Angebote warten.
Trotz dieser ganzen unglücklichen Vorkommnisse gibt es aber auch gute Tourerinnerungen. Wie war der Trip rüber nach Japan?
Absolut großartig. Alles war perfekt organisiert und die Clubs waren ordentlich voll. Durch Japan zu touren kann sowieso mit nichts verglichen werden. Das muss man gemacht haben, um es zu verstehen. Jeder wird wie ein Rockstar behandelt und jeder ist extrem dankbar, für das, was du tust.
Kommen wir noch auf etwas Familiäres zu sprechen. Dein Bruder Petri spielt die zweite Gitarre bei CF. Gibt es deswegen manchmal geschwisterliche Streitigkeiten bezogen auf Bandthemen oder hast du als älterer Bruder das letzte Wort?
Nein. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Wenn wir für CF arbeiten, sind wir mehr Bandmitglieder als Brüder. Wir behandeln uns gegenseitig nicht anders als den Rest der Jungs.
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