Demonical
"Carnage Manifesto"-Tour in Hamburg
Konzertbericht
Wer braucht schon ein Backdrop, wenn es auch eine Landesflagge tut. Richtig herum aufgehängt (nämlich kopfüber) kann sie nämlich den Rahmen eines Konzertes adäquater setzen als so manches Bandlogo. Entsprechend bringt die hochkant und andersrum auf der Bühne des Bambi Galore drapierte schwedische Fahne das heutige Motto treffsicher auf den Punkt: Svensk Dödsmetal soll es am 10. November 2018 sein und das so unheilig wie möglich. Mit DEMONICAL, LIK und OF FIRE scheint das Bambi dafür auch ein zugkräftiges Package gefunden zu haben, sind die 50 Restkarten an der Abendkasse doch ratzfatz weg und der Billstedter Metalkeller damit ausverkauft. Wobei gemunkelt wird, dass das zugkräftigste Pferd im Stall nicht DEMONICAL sondern die noch gar nicht so lange aktiven und erst kürzlich auf Metal Blade gesignten LIK seien…zumindest bekamen DEMONICAL bei ihrem letzten Gastspiel vor zwei Jahren das Bambi bei weitem nicht so voll und das aktuelle Album „Chaos Manifesto“ ist nun auch schon ein paar Tage her.
LIK lassen kaum Zeit zum Verschnaufen
Sei’s drum, nah an der Kapazitätsgrenze geht es nach den namentlich an DISMEMBER, musikalisch aber eher an ENTOMBEDs “Wolverin Blues” orientierten und nur mäßig überzeugenden OF FIRE für LIK das erste Mal auf eine Hamburger Bühne, die in den folgenden knapp 45 Minuten auch amtlich beackert wird. Wer schon Mal mehr als ein Ohr bei den Alben „Mass Funeral Evocation“ und „Carnage“ riskiert hat, weiß, dass LIK (auf schwedisch übrigens mit „Leiche“ zu übersetzen) wenig Freude an Tempo-Wechseln dafür aber umso mehr an straffem Uptempo-4/4 finden. Entsprechend holzt und hackt sich das Quartett nach kurzem „Override Of The Overture“-Intro durch ein quasi-Best-Of ihrer Diskographie, ohne gefühlt auch nur ein Mal den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Vor proppevollem Innenraum wähnt man sich fast zurück in die frühen 90er, als nur Matten flogen, Death Metal sägte, der Sound aber auch nicht immer der beste war. Nutznießer des dünnen Klangkorsetts der Saiten ist immerhin Drummer Christofer Barkensjö, dessen Schlagwerk minutiös hörbar die Albumaufnahmen reproduziert. Die technische Finesse täuscht aber nicht drüber hinweg, dass gegen Mitte des Sets ein wenig die Monotonie einzieht und die ein oder andere Verschnaufpause auch einem LIK-Gig gut tun würde.
DEMONICAL mit mehr Groove als Geballer
Die bieten dafür DEMONICAL. Dass der Haupt-Act des Abends mehr bei der Stange halten kann als der Support, liegt nicht an mangelnder Erfahrung des letzteren: immerhin verbergen sich hinter LIK gestandene Szenegrößen, die schon ihre Spuren bei KATATONIA, BLOODBATH, REPUGNANT und ähnlichen hinterlassen haben. DEMONICAL aber vertrauen in ihrer Todesblei-Gangart seit jeher auf ein gesundes Gleichgewicht aus Gebolze und Groove und das verfängt auch bei den heute Anwesenden, die das Bambi trotz vermeintlich heimlichen Headliner LIK auch spät am Abend an seine Kapazitätsgrenzen bringen. Wie schon vor zwei Jahren fahren DEMONICAL einen amtlichen Abriss, der aufgrund der erwähnten Tempo-Variabilität die Tanzeinlagendichte ein wenig höher als bei LIK schraubt. Wermutstropfen sind allenfalls aufgrund der Setlist, die sich fast ausschließlich auf „Chaos Manifesto“ orientiert und viele Band-Klassiker auslässt, als auch Fronter Alexander Högbom zu vernehmen, der den vor zwei Jahren noch anwesenden Sverker „Widda“ Widgren beerbt und nicht ganz in dessen voluminösen Tiefen vordringt. Ansonsten aber triumphiert der unheilige, schwedische Death Metal auch nicht zuletzt wegen DEMONICAL am heutigen Abend im Bambi Galore.
Setlist DEMONICAL:
Towards Greater Gods
The Order
World Serpent
A Void Most Obscure
Sung To Possess
The Arrival Of Armageddon
From Nothing
Cursed Liberation
Välkommen Undergång
Unfold Thy Darkness
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