Haken - Vector

Review

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Das britische Prog-Sextett HAKEN hat nicht lange gefackelt, nachdem sich der vom Vorgänger „Affinity“ aufgewirbelte Staub gelegt hat. Eine Live-Veröffentlichung als Appetithappen für das nun vorliegende „Vector“ – da hat wohl jemand die Spendierhosen angehabt. Aber gerade nach besagtem Vorgänger sowie dem in weiten Teilen von Fangemeinde und Prog-Szene als Opus Magnum der Band angesehen „The Mountain“ liegen natürlich massive Erwartungen an das fünfte Studioalbum in voller Länge, mit dem die Band mit einem ihrer heaviesten Sounds ein Konzept von geradezu psychoanalytischer Natur ergründet.

Man befasst sich hier mit der ausgesprochen lebhaften Innenwelt des katatonischen Protagonisten und seinem Verhältnis zum „Good Doctor“, der ihn behandelt und sinistre Ziele zu verfolgen scheint. Dass das geschäftige Innenleben des Mannes durch frickelfreudigen Prog Metal dargestellt wird, passt wie Faust aufs Auge, auch wenn das innerhalb des Prog Metal mindestens seit „Scenes From A Memory“ schon zu einem Klischee geworden ist. Aber sei es drum, HAKEN sind eben nicht DREAM THEATER, auch wenn der Vergleich angesichts mancher Riff-Parallelen förmlich im Begriff ist, von der Zunge zu springen.

HAKEN mit neuer Härte

Aber HAKEN bedienen mit ihrem Sound dann doch eher eine neuere Prog-Spielweise, die ganz gerne auch als New Art Rock tituliert wird, im Falle der Briten jedoch deutlich technischer und vertrackter daherkommt, sich um das Prädikat „Prog Metal“ also durchaus verdient macht. Und wie bereits anfangs erwähnt geht es auf „Vector“ auch etwas rabiater zu. „Puzzle Box“ beginnt mit gleich mal mit heftigen Grooves und treibendem Getrommel. Ross Jennings bleibt am Mikrofon ein verlässlicher Quell an einfühlsamen, souligen Vocals, die immer eine gewisse Verträumtheit suggerieren.

„Veil“ wird durch die zum Teil Djent-Luft schnuppernden Riffs am Boden festgehalten, um nicht durch seine (im positiven Sinne) naiven Melodien abzuheben. Die nämlich richten den träumerischen Blick schon ein bisschen gen Weltraum, jederzeit bereit, an Bord des nächstbesten, cheesy Raumschiffes aus dem Fernsehen zu beamen und auf schrullige Space-Abenteuer zu gehen. Die Härte des Albums gipfelt im instrumentalen „Nil By Mouth“, deren Intensität dank der entfesselten Gitarren, zuckeligen Ryhthmen und scharfen Synthesizer in die Höhe getrieben werden.

„Vector“ stolpert leicht

Doch etwas geraten die Briten dann doch ins Stolpern. So hört sich „The Good Doctor“ eine Nummer zu langsam für das eigene Gut an und hätte etwas mehr Tempo vertragen können. Die Rhythmik hakelt dadurch etwas zu sehr, besonders zu Beginn. Oder aber es sind die dünnen Gitarrenleads, die den Raum nicht ausfüllen und dem Song so das nötige Momentum nehmen. Und auch der Refrain macht harmonisch gesehen eher einen blassen Eindruck. Ein Glück ist die wiederum heftig ausgefallene Bridge ein gelungener Höhepunkt im Track, sodass hier definitiv kein Rohrkrepierer vorliegt.

Ebenfalls etwas ungeschickt stellen sich HAKEN bei „Host“ an, das einen anderen Ansatz im Vergleich zu „The Good Doctor“ verfolgt. Der Song baut auf diesen perlenden Akustikgitarren und Jennings‘ Gesang auf, der hier mit seiner Stimme besonders viel Wärme ausstrahlt. Subtile Klavier-Tupfer und eindringliche Synthesizer runden den Track ab, der nur an Spannung einbüßt, sobald der Song in seinen rockigeren Teil übergeht und alle Intimität, die bis dahin aufgebaut ist, glatt bügelt. So gut Jennings auch über weite Teile des Tracks klingt, bei diesem Part hätte er etwas mehr Enthusiasmus und Exzentrik an den Tag legen können.

Dennoch eine hochwertige Veröffentlichung der Briten

Dass „Vector“ ein paar Dellen aufweist, ist aber verkraftbar. Immerhin bleiben HAKEN ein Garant für zeitgemäßen Prog Metal und müssen sich daher vor der Konkurrenz, ganz besonders der aus Australien, nicht die Blöße geben. Nicht ganz auf dem Level seiner Vorgänger unterhält „Vector“ dennoch über weite Strecken kompetent. Wer seinen Prog Metal zu gleichen Teilen technisch hochwertig und doch ausreichend stimmungsvoll und mit Tiefe versehen schätzt, sollte die Platte also definitiv gehört haben.

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04.11.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Haken - Vector

  1. ClutchNixon sagt:

    Ich zückte guten Gewissens die neun und relativiere somit ein bisschen die doch arg kappen sieben Punkte für DAS ProgMetal Album 2018. Mehr Härte, mehr Muse: Progridiente Urgewalt.

    9/10