Ahnenkult
Kein Bock auf Schottenröcke
Interview
Die Pagan-Metaller AHNENKULT haben jüngst mit „Als das Licht verging“ dank klischeebefreiter Musik begeistert. Wir haben uns den neuen Sänger Khamûl zur Brust genommen und über Wotan und die Welt philosophiert. In Zusammenarbeit mit Einheit Produktionen verlosen wir zudem zweimal die CD-Version von „Als das Licht verging“. Aber dazu später mehr.
Grüßt euch! Die Reaktionen auf metal.de zu eurem neuen Album „Als das Licht verging“ sind durchaus unterschiedlicher Natur. Zwischen „Cooles Ding, cool aufgemacht. Respekt!“ und „Ich finde eher den Extremgesang nervig und das Ganze allgemein ziemlich pathetisch“ liegt eine gewisse Bandbreite. Wie steht ihr zu diesen Reaktionen und wie habt ihr die Rückmeldung bisher an anderer Stelle wahrgenommen?
Hallo Stefan, danke erstmal fürs Interview! Wir sind natürlich erstmal ziemlich glücklich darüber, dass die Leute sich überhaupt die Mühe machen, sich das Album in Ruhe zu Gemüte zu führen. Das ist heutzutage im digitalen Zeitalter nicht mehr selbstverständlich. In erster Linie ist es natürlich Geschmackssache. Es muss nicht jedem alles gefallen, was heutzutage auf den Markt geworfen wird. Natürlich sind wir aber grundsätzlich über jedes positive Feedback glücklich und hoffen bei möglichst vielen Leuten den Nerv zu treffen.
Man sollte aber grundlegend Sympathie für das Pagan-Genre mitbringen, sonst ist man zu voreingenommen. Bis jetzt haben wir von anderen Seiten zu ca. 90% positive Reaktionen auf unser neues Album bekommen. Das hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Stil von AHNENKULT ist einzigartig und wir wollen diesen erhalten.
Aus dem Umfeld der Tolkien-affinen CARN DÛM hast du, Khamûl, als Sänger zu AHNENKULT gefunden. Erzähl uns doch bitte etwas über diese Zusammenarbeit.
Lupus und ich sind bereits seit vielen Jahren gute Freunde und er kannte mein Faible für nordische Mythologie bzw. das Heidentum. Da wir auch in CARN DÛM viele Jahre Musik machten und er meine musikalischen Fähigkeiten kannte, fragte er mich, nachdem P. AHNENKULT verlassen hatte, ob ich bei AHNENKULT den Gesang übernehmen wolle. Da mir AHNENKULT schon immer sehr gut gefiel, habe ich nicht lange überlegt und sagte zu.
Mir hat am Album insbesondere gefallen, dass ihr typische Pagan-Metal-Klischees vermieden habt. Wie wichtig war/ ist euch diese Abgrenzung und wie steht ihr selbst zu solcher Musik rund um Methörner und Heidenparty?
Es war uns besonders wichtig diese Klischees zu vermeiden. Mir persönliches ging es seit längerer Zeit „auf den Sack“, dass dieses Genre durch „Duddel-Bands“ zum Party-Machen missbraucht wird. Eine gewisse Ernsthaftigkeit sollte schon vorhanden sein. Saufende Kiddies im Schottenrock, die ihr Methorn gröhlend in die Höhe halten, wollen wir mit unserer Musik definitiv nicht ansprechen. Ich persönlich besuche solche Events auch nicht.
Der Pagan Metal hat in den letzten fünfzehn Jahren die reinste Achterbahnfahrt hinter sich. Angefangen hat alles mit einer interessanten Alternative zum üblichen Black Metal, welche schnell zu einem Hype und Kommerzialisierung führte. Heute, im Zeichen der Überbetonung des Orthodoxen Satanismus in Teilen der (Black)-Metal-Szene, spielen diese Themen wieder eine eher untergeordnete Rolle. Habt ihr diese Entwicklung selbst miterlebt und wie ist eure Meinung dazu?
Als wir damals anfingen Black und Pagan Metal zu hören, war die Pagan-Szene noch in ihren Anfängen. Ich fand es damals sehr interessant; als eine Subkultur des klassischen Black Metal, die nicht den ausgelutschten Satanismus zur Thematik hatte. Kurz gesagt: Diese neue Richtung sprach mich sofort an und ich konnte mich damit identifizieren. Leider entwickelte sich die Sache, wie du schon sagtest, schnell zum Hype und Kommerzialisierung. Wir sind nicht sehr glücklich damit, müssen es aber hinnehmen. Das Gute daran ist allerdings, dass dadurch viele jüngere Leute mit nordischer Mythologie bzw. dieser alten Religion (wenn auch nur oberflächlich) in Berührung kommen. Für viele könnte das der Startschuss sein, sich näher mit dem Thema zu befassen. Ich persönlich kam damals auch über die Musik dazu und habe mich anschließend ausgiebig mit der nordischen Mythologie und der Asatru-Religion befasst.
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Stile | Atmospheric Black Metal, Black Metal, Pagan Metal |
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Satanismus ist im Black Metal vielleicht etwas ausgelutscht, aber schlauer ist Paganismus deswegen auch nicht. Tatsächlich halte ich das Christentum (Satanismus) sogar für fortschrittlicher und in sich schlüssiger als die heidnischen Religionen, mal im Kontext Religion gesehen.
…davon abgesehen, dass Paganismus (gleichbleibend egal auf welchen Erdteil zelebriert) ein archetypisch, generischer Glaube von (früheren) Naturvölkern ist. Heute weiß jedes Kind wie ein Blitz entsteht und ob das Christentum zu jener Zeit (vor 1000 Jahren) „schlauer“ war, wie du es nennst, wage ich zu bezweifeln. So war Hygiene bei den Christen verpönt, da heidnisch. Womöglich wäre die Erde noch heute eine Scheibe (Flat Earth?) und unsereins wäre auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Ziemlich schlau,gell?
Dass der Satanismus seit jeher Einzug im Vatikan hielt, ist eine andere Sache und würde hier den Rahmen sprengen und meinen Feierabend in weiter Ferne rücken.
Ich meine vom spirituellen Konzept her, rein analytisch. Das sollte jetzt keine Werbung für das Christentum sein, aber da jetzt in’s Detail zu gehen, würde hier vermutlich tatsächlich den Rahmen sprengen und man müsste auch zu viel tippen. Das wäre in einem Gespräch besser.
Nur noch eins: Auch darf man nicht den beliebten Fehler machen und Christentum mit Kirche gleichsetzen, wegen Scheiterhaufen usw. und noch andere Mythen (welch Ironie bei dem Thema) ausräumen.
So, das war’s jetzt aber. 😀