Die Apokalyptischen Reiter
Die Apokalyptischen Reiter

Interview

Kaum einen andere Band schafft es so sehr Gefühle auf sich zu vereinen, sowohl negative wie auch positive, wie Die Apokalyptischen Reiter. Von den einen vergöttert, von den anderen als hoffnungslose Schwachmahnen abgetan. Ungeachtet jeglicher Regeln versuchen sie seit Jahren, den unverkennbaren Reiter-Sound in immer wieder neuen Klanggewändern auferstehen zu lassen. Mitte März wird ihr heiß erwartetes viertes Studioalbum das Licht der Welt erblicken. Vorab stand mir Basser/Schreihals Volk-Man Rede und Antwort zu ihren neuen Album, Tourplänen und Zukunftsvisionen.

Die Apokalyptischen ReiterWas mir am neuen Album aufgefallen ist, ist dass es noch um einiges besser produziert ist. Es ist wesentlich druckvoller. Was habt Ihr diesmal besser oder anders gemacht?

Ja. Wir hatten einfach diesmal vielmehr Zeit im Studio, da wir vier Wochen da waren. Da hat man einfach mehr Möglichkeiten, an den Songs zu arbeiten, an Feinheiten und Details zu feilen, als das noch beim letzten Mal der Fall war. Außerdem kennt uns Andy Classen ja schon und hatte sich dementsprechend noch intensiver auf uns vorbereitet. Auch wenn er nicht wissen konnte, was da auf ihn zu kommt. Wir hatten ja auch schon einige Erfahrungen, wie wir dort im Studio klingen. Das Stage-One Studio ist außerdem eines der qualitativ besten Studios, die es gibt, ist dabei aber auch sehr günstig im Vergleich. Strategisch hat es darüber hinaus auch noch Vorteile für uns, da wir nur zwei Stunden bis dorthin brauchen und nicht die ganzen Sachen, die wir mitnehmen, so weit transportieren müssen.

Hat es sich also schon bemerkbar gemacht, dass Ihr jetzt bei Nuclear Blast. Hattet Ihr dadurch bei den Aufnahmen mehr Möglichkeiten?

Nein, das hat eigentlich nichts mit Nuclear Blast zu tun. Wir wussten ja schon vorher, wo wir ungefähr stehen von unserer letzten Platte, und wie viel wir circa einnehmen. Da wir hoffen nicht weniger Platten zu verkaufen, haben wir uns daran orientiert und dementsprechend die Studiozeit ausgewählt.

Insgesamt, finde ich, ist die Platte wesentlich melodiöser ausgefallen, hat mehr Folk-Einflüsse und teilweise einen 80er Metal-Einschlag, gerade bei den Riffs. War das so geplant oder hat sich das alles so ergeben?

Die Riffs sind so nach und nach nach der „All You Need IS Love“ entstanden. Die Songs haben wir dann im Sommer 2002 geschrieben. Da ist man manchmal selber überrascht, in welche Richtung die Lieber gehen, vor allem weil die Ideen teilweise aus ganz unterschiedlichen Zeiten stammen. Wobei ein Song grob meistens recht schnell steht. Was aber viel Zeit in Anspruch nimmt, dass sind die ganzen Arrangements der Lieder, die Breaks, die Feinheiten, der Aufbau, wo man mit welchem Instrument einsetzt, und das Ganze.

Auch vom Gesang her seit Ihr melodiöser geworden. Ihr keift viel weniger und Fuchs singt richtig melodisch.

Unser Sänger Fuchs nimmt seit einem Jahr Gesangsunterricht und das gibt uns natürlich ganz neue Möglichkeiten, weil man sich vorher manche Sachen gar nicht getraut hat oder erst gar nicht auf die Idee gekommen wäre, weil man es nicht umsetzten konnte.

Sind die Reiter immer noch so zornig wie früher? Oder seid Ihr nachdenklicher geworden, gerade auch in Bezug auf das Liebeslied.

Man wird ja auch älter mit der Zeit und dadurch ändern sich auch einige Dinge im Leben. Man macht neue Erfahrungen und es bewegen einen einfach andere Dinge. Man ist nicht mehr der 15-jährige zornige Schuljunge – ohne hier jemanden auf den Schlips treten zu wollen. Sonst hätten wir auch nie ein Liebeslied mit auf die Platte aufnehmen können.

Ist das auch der Grund, dass Ihr vielmehr auf Deutsch singt? Sind die Texte persönlicher geworden?

Dazu muss ich sagen, dass wir auch früher alle Texte auf Deutsch geschrieben haben. Wir haben uns nur nicht getraut, sie auf Deutsch zu singen. Aber nachdem die Leute das so positiv aufgenommen haben auf der „All You Need Is Love“, und uns zum ersten Mal auch auf unsere Texte angesprochen haben, wollten wir das auch beibehalten. Wenn man die Texte ins Englische übersetzt geht halt oft viel verloren. Das ist halt Schade, weil man so die Leute viel schlechter erreichen kann. Wenn ein Song natürlich besser in Englisch funktioniert und das Feeling so besser rüberbringt, dann machen wir ihn halt auf Englisch. Bei unserem Liebeslied haben wir Spanisch gewählt, weil das Spanische einfach weicher klingt als das Deutsche oder Englische und die Stimmung besser getroffen hat.

Ja, das passt da sehr gut. Ich habe mich da so ein bisschen an „Buena Vista Social Club“ erinnert gefühlt.

Das ist natürlich ein sehr schönes Kompliment, weil die wirklich sehr gute Musiker sind. Da fühlen wir uns geehrt. Ich hatte das einem Trompeter erzählt, dass wir ein Lied mit Flamencogitarren und so aufnehmen. Und er hat gemeint, ob wir auch Bläser hätten. Da habe ich gemeint „Nö“. Daraufhin ist er dann zu uns ins Studio gekommen und hat in vier Stunden die ganzen Parts eingespielt. Und es ist, glaube ich, sehr gut geworden.

Das ist sicherlich ein Lied womit keiner so gerechnet hat, wenn er das Album zum ersten Mal hört. Wie kommt Ihr denn auf solche Ideen?

Das ist schwer zu sagen, wie wir auf die Ideen kommen. Unser Sänger reist halt gerne durch die ganze Welt und schnappt da immer wieder neue Ideen und Einflüsse auf, auf die andere, die vielleicht immer nur in Nordeuropa sind, einfach nicht kommen.

Was macht deiner Meinung nach den Reiter-Sound aus?

Hmm…der Reiter-Sound besteht, meiner Meinung nach, aus verschiedenen Dingen. Zum einen die Ideen, aber auch die Abwechslung zwischen Kreischgesang und melodiösem Gesang, auf den wir nicht verzichten wollen. Dann haben wir sehr einfache, aber sehr eingängige, mitreißende Riffstrukturen, ein Schlagzeug mit regelrechten Beats, Gitarren- und Keyboardmelodien, die mal zusammen, aber auch gegeneinander spielen. Oder auch mal, dass das Keyboard alleine im Vordergrund steht mit einer Melodie. Ich denke, dass wir schon einen recht einzigartigen Sound haben, den sonst keine Band so spielt.

Lass uns mal auf Eure Live-Aktivitäten zu sprechen kommen. Ihr spielt ja bald die No Mercy Festivals quer durch Europa, gibt es da auch noch andere Deutschland-Konzerte? Oder ist da noch nichts in Planung?

Das bin ich gerade so ein bisschen am Planen. Wir wollen auf jeden Fall auch Deutschland abgrasen. Mittlerweile haben wir auch ein großes Set von 20 Liedern, das so 90 Minuten geht und das geht bei den meisten Festivals oder Tourneen einfach nicht. Die sind zwar gut, um Leute zu erreichen, die sonst nicht auf unsere Shows kommen würden oder uns noch gar nicht kennen. Aber wir wollen zu sehen, dass wir an Wochenenden oder durch kleinere Tours auch durch das Land kommen, um unsere volle Show zu spielen.

Ihr habt vor einiger Zeit mal nach einem Gitarristen für Eure Live-Shows gesucht. Hat sich da eigentlich etwas genaueres ergeben?

Ja, da hat sich was ergeben. Wir haben jetzt einen Session-Gitarrist, der mir uns auch live spielen wird. Fuchs hat ja eine Handverletzung, ähnlich wie Demonaz von Immortal, der dann ganz aufhören musste zu spielen. Und die ganzen Live-Shows selber zu spielen, wäre einfach zu viel. Wobei dann auch die Gefahr droht, dass er irgendwann überhaupt nicht mehr spielen kann. So hat er sich entschieden, sich auf das Songschreiben mit seinem Gitarrenspiel zu beschränken, um die Hand nicht gänzlich zu schädigen. Live singt er also nur noch, aber das ist witzig, da er immer sehr aktiv auf der Bühne ist und herumtobt.

Mal eine Frage zu einer Homepage. Ihr habt da so eine lustige Rubrik, in der Ihr immer sehr erheiternde Artikel verfasst habt. Kann man da in Zukunft wieder mit mehr rechnen oder müssen wir ohne Reiter-Prosa weiterleben?

Ja, die habe ich eigentlich alle selber online gestellt. Ich hatte schon mal probiert, die anderen zu bewegen was zu Papier zu bringen, bis jetzt ist aber noch nichts dabei rumgekommen. Ich hoffe aber mal, dass wenn wir auf Tour sind – da hat man immer viel Zeit zwischen den Shows – der eine oder andere mal was schreibt, was ich dann wieder online stellen kann. Ich möchte das schon am Leben erhalten, wenn möglich.

Worauf freust Du Dich dieses Jahr am meisten. Was sind so Deine Wünsche und Hoffnungen?

Ich hoffe, dass alles so bleibt wie es ist. Das letzte Jahr war sehr stressig von Aufnahmen, Arbeit, etc, aber jetzt geht es ganz gut. Nur noch die Promoarbeit, wo ich den Leuten was erzählen, und dann fertig. Ich warte darauf, dass die Tage endlich wieder länger werden, und es Sommer wird und ich endlich wieder nach Süden an den Strand fahren kann.

Du hattest vorhin schon mal erwähnt, dass du die Touren und so am Planen bist. Wie teilt sich das bei Euch auf? Hat da jeder sein Spezialgebiet?

Das Teilt sich bei uns so auf, dass jeder etwas abdeckt. Der eine kümmert sich um die Buchhaltung/Finanzen, einer um die Organisation, einer schreibt mehr Lieder und Texte. Wir wollen das aber alles selber in der Hand halten und uns keinen Manager nehmen. Ich sitze abends lieber zwei Stunden länger am Schreibtisch und weiß dann, dass ich die Kontrolle habe über das, was ich mache, als dass ein anderer mir was vorschreibt.

Wo stehen Die Apokalyptischen Reiter in zehn Jahren?

Das ist schwer zu sagen. Ich hoffe ganz an der Spitze. Ohne dass wir uns irgendwie verkaufen. Wir werden unser Ding weitermachen, solange wie wir noch polarisieren können. Wenn wir irgendwann nicht mehr 0 oder 10 Punkte bekommen, sondern 5, dann sind wir im Mainstream angekommen. Dann können wir aufhören. Wir wollen extrem sein, polarisieren, Gefühle in den Leuten erwecken. Wir wollen, dass die Leute uns lieben oder hassen.

Ein wunderbares Schlusswort. Ich bedanke mich ganz herzlich für das Interview und wünsche Euch noch viel Erfolg mit der neuen Platte.

Galerie mit 13 Bildern: Die Apokalyptischen Reiter - In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti 2024
25.02.2003

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