Die amerikanischen Instrumenten-Wunderkinder von REVOCATION melden sich nach „Great Is Our Sin“ mit „The Outer Ones“ zurück. Während ersteres thematisch eher gesellschaftlichen und historischen Themen verschrieben war, ist zweiteres nun dem lovecraft’schen, kosmischen Horror gewidmet. REVOCATION sind eigentlich recht verlässlich darin, qualitativ hochwertigen Death/Thrash Metal alle zwei bis drei Jahre erneut den geneigten Hörern zu bescheren. Dabei geht man sehr viel unkonventioneller als andere Kombos zu Werke: Dem Herren David Davidson liegen doch auch sehr metal-fremde Einflüsse am Herzen, was sich in von Jazz beeinflussten Akkorden, überraschenden Breaks und allerhand Parts äußerst, an denen Musik-Geeks ihre wahre Freude dran haben. Trotzdem ging ihnen nie der Groove und die Spielfreude verloren.
Im Vorfeld hieß es, dass das neue Album härter und mehr im Death Metal verwurzelt sein würde als der direkte Vorgänger. Das kann schon mal so bestätigt werden.
REVOCATION mit düsterer Auslegung auf „The Outer Ones“
Der Opener “ Of Unworldly Origin“ fährt noch mit den bekannten REVOCATION-Trademarks auf, fällt allerdings ein wenig unspektakulär aus. Die nachfolgenden Tracks rollen entweder in Death-Metal-Manier mit tiefergestimmten Gitarren über einen hinweg („That Which Consumes All Things“), es wird in atmosphärischen Black-Metal-Einflüssen gewildert für die Extra-Portion Dunkelheit und wenn es sein muss auch mal ein kleines Flamenco-artiges Intermezzo integriert („Blood Atonement“). Oder aber, es wird mit eingängigen Melodien und Shouts für Widerhaken in den Ohren gesorgt („Luciferous“). Ein technisch beeindruckendes Instrumental („Ex Nihilo“) und einen eher im Midtempo gehaltenen, episch angelegten Abschluss („A Starless Darkness“) gibt’s auch dazu.
So weit, so gewohnt von REVOCATION. Dass instrumental und kompositorisch ein Großteil der restlichen Szene locker in die Tasche gesteckt wird, ist ebenfalls kein Novum. Allerdings klingt „The Outer Ones“ stellenweise beinahe schon spießig bieder und nach Schema F komponiert, wenn man bedenkt dass der Teufel sonst immer im Detail steckte bei REVOCATION. Das Brechen mit zu erwartenden Songstrukturen, ein gewisser „Fun“ und Vorwärtsdrang, die REVOCATION sonst immer zu eigen waren, sind hier nun der thematisch benötigten Dunkelheit und Schwere gewichen. So will ein Song wie „Fathomless Catacombs“ trotz durchaus interessanter Riffs und Abwechslung, die höchst wahrscheinlich das „Anderweltliche“ vertonen sollen, nicht wirklich zünden. Auch die etwas verzögerten Takte und die volle Breitseite ins Fressbrett im Titelsong sind zwar eindrucksvoll und schmerzhaft für den Moment, aber nicht zwingend nachwirkend, so dass der Finger leider nicht automatisch zur Repeat-Taste rutscht.
Das „Besondere“ an REVOCATION geht durch die Death-Metal-Schlagseite auf „The Outer Ones“ etwas verloren
Das Material auf „The Outer Ones“ ist dann doch durchaus ordentlich für eine Death-Metal-Scheibe, aber für REVOCATION dann halt nur Pflicht und nicht Kür. Somit geht ein wenig das „Besondere“ was diese Band hat(te) verloren. Durch die Brecheisen-Methode wird man zwar gut durchgeschüttelt, aber bis auf ein paar Songs wird kaum Atmosphäre aufgebaut, was für Lovecraft ja eigentlich schon ein wenig Ziel sein sollte. Vereinzelt gelingt das vor allem über die Nutzung dissonanter und chromatischer Akkord-Folgen in den Songs, es gibt aber keine Dauerpräsenz über die Länge des Albums. Gut, atmosphärische Dunkelheit, das war nie der Spielplatz auf dem REVOCATION King sind und sollte lieber Bands wie BEHEMOTH überlassen werden, kann man hier nun einwenden. Aber warum bleibt Schuster dann nicht bei seinen Leisten, frage ich mich?
Eine Band wie REVOCATION hat es natürlich auch ein wenig schwer, die Fans glücklich zu machen… Auf der einen Seite ist (musikalisch) fast alles schon gesagt. Bleibt das Album wie das vorige wird über keine Weiterentwicklung gemeckert und wenn man dann ein wenig mehr Richtung Death Metal schielt um Neuerungen in den Sound zu bringen beschwert sich der Kritiker, dass es nicht wie früher klingt. Ich weiß, ich bin ein schwerer Kunde. Und um dann eine schlechte Platte abzuliefern sind REVOCATION schlicht zu großartige Songwriter, allerdings wird sich „The Outer Ones“ für mich wahrscheinlich eher im hinteren Abschnitt in der Diskographie der Band einreihen. Wer also mal hören möchte wie REVOCATION im Gewand von MORBID ANGEL klingen könnten, darf hier ruhig zugreifen. Was das tolle Songwriting von REVOCATION, welches gekonnt mit Erwartungen spielt und aus dem Einheitsbrei heraussticht, angeht, bin ich halt persönlich nach dem großartigen Vorgänger doch ein wenig enttäuscht.
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