Mr. Big
Big in Bochum
Konzertbericht
Die Zeiten in denen MR. BIG die Charts mit Schmachtballaden anführten und die großen Arenen füllten, sind längst vorbei. Im Jahr 2018 muss das Bochumer Matrix reichen. Das ist dafür aber trotz Montagabend gut gefüllt.
Die Mini-Playback-Show von FOZZY
FOZZY lassen als Intro den BLACK SABBATH-Klassiker „War Pigs“ laufen. Da ist eine gute Stimmung sofort garantiert. Wrestling-Star Chris Jericho und seine Mannen konnten offensichtlich einige Fans mobilisieren. In den ersten Reihen werden FOZZY abgefeiert, als wären sie der heutige Headliner-Act. Wie schon auf der STEEL PANTHER-Tour im Frühjahr erfüllen sie ihren Anheizer-Job mehr als solide. Jericho ist eben ein erfahrener Entertainer und hat daher kein Problem, auch die Nicht-FOZZY-Fans schnell für sich zu gewinnen. Der Sound ist druckvoll, vor allem bei den härteren Stücken wird er aber ein wenig matschig.
Der größte Wehmutstropfen ist allerdings der Gesang. Zum einen wird Chris Jericho immer von mindestens einem Background-Sänger unterstützt, der im Mix so laut ist, dass seine Stimme kaum noch zu hören ist. Zum anderen hallt so mancher Schrei länger aus den Boxen, als er sein Mikrofon an den Lippen hält. So auffällig ist der Einsatz von Playbacks sonst nur bei W.A.S.P.
Bei MR. BIG zählt die Musik
Die anschließende Umbaupause dauert überraschend lange. Doch als MR. BIG die Bühne betreten ist jeder Unmut vergessen. Die vier sympathischen Ausnahmemusiker rocken mit einem absoluten Top-Sound los . Eric Martin ist gut bei Stimme. Jeder Ton sitzt und auch in den hohen Lagen schwächelt er zu keiner Sekunde. Zwischen den Songs verbreitet er mit seinen amüsanten Ansagen eine gute Stimmung. Auf seine Frage, ob der Großteil des Publikums aus Bochum komme, bekommt er zwar keine eindeutige Antwort. Seiner guten Laune tut das aber keinen Abbruch.
Doch nicht nur der Frontmann überzeugt an diesem Abend vollends. Da ist zum einen Gitarrist Paul Gilbert. Sein Spiel ist nicht nur virtuos und abwechslungsreich, sondern auch stets songdienlich. Einzig in seinem rund fünfminütigen Solospot, in dem alle Scheinwerfer auf ihn gerichtet sind, lässt er die Muskeln spielen und ruft seine gesamten Shredding-Künste ab.
Ein emotionales Ende
Ebenso beeindruckend ist Bassist und Bandleader Billy Sheehan. Der bearbeitet seinen Bass bekanntermaßen gerne mal, als wäre er eigentlich Gitarrist. Genau wie Gilbert setzt er seine Fähigkeiten immer im Sinne der Musik ein. Und die Musik hat es in sich. Neben Chart-Hits wie dem CAT STEVENS-Cover „Wild World“ sowie dem unvermeidlichen „To Be With You“, das vom Publikum lauthals mitgesungen wird, gibt es die volle Hard-Rock-Breitseite.
Am Ende des mit 80 Minuten recht knapp geratenen Sets hält Billy Sheehan noch eine emotionale Rede im Andenken an Pat Torpey. Die aktuellen Club Shows seien noch mit dem verstorbenen Schlagzeuger gebucht worden und deshalb etwas ganz besonderes für MR. BIG. Einen großen Dank spricht er Matt Starr aus, der in die Topeys Fußstapfen tritt. Danach entlässt die Band ihre glücklichen Fans in den Rest des Abends.
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