Als vor zwei Jahren „Metus Mortis“ allerorts ausgezeichnete Kritiken einheimste, stand für viele spätestens fest, dass die deutsche Power Metal Szene eine neue Speerspitze hat. Jene Mischung aus markanten Riffs und Andy B. Franks charismatischem Gesang schien einfach zu gut, um nicht beachtet zu werden. Mit „Soul Temptation“ karrtet man nun nach, um auch den taubsten und ungläubigsten Metaller endgültig zu überzeugen. Die von „Metus Mortis“ selbst gesetzte Messlatte schafft man auch mit „Soul Temptation“ souverän, wobei die Stücke anfangs etwas den Ohrwurmcharakter vermissen mögen und sich ihre Qualitäten erst nach mehreren Durchläufen offenbaren. Die Stücke sind subtiler geworden und geben ihre ganzen Raffinessen nur langsam preis. Brainstorm leben aber weiterhin von der packenden Gitarrenarbeit, die von treibenden Riffs bis zu filigranen Akustikpassagen variiert, Andys facettenreichen und ausdrucksstarken Gesang sowie der tighten Rhythmusarbeit. Songs wie „Doorway To Survive“, „The Leading“ oder der beste Judas Priest Song seit Painkiller „Dying Outside“ sorgen für genug Tempo. Kernstück hingegen bildet das drei Stücke umfassende „Trinity Of Lust“, das die Tradition von „Maharaja Palace“ fortführt mit seinen orientalischen Klängen. Fette Drums, drückende Gitarren, Mit-Sing-Refrains, fesselnde Soli und ein ausgezeichneter Sänger. Brainstorm bleiben sich treu und sollten auch mit diesem Album wieder neue Fans gewinnen. PS: Als Bonus gibt es auf der limitierten Sonderedition noch eine Coverversion von Tony Christies „Is this the way to Amarillo“ sowie eine DVD mit dem Liveauftritt vom SummerBreeze 2002. „Value for Money“ also.
Die Stärke von Brainstorm lag von jeher darin, einfache Songs mit detailfreudig ausgeschmückten Arrangements und zwingenden Hooklines zu schreiben. Letztere sind auf Soul Temptation nicht mehr ganz so zwingend, dafür ist die Detailfreudigkeit ungebrochen – mancherorts hat man schon das kleine Wörtchen "progressiv" im Zusammenhang mit dieser Scheibe lesen können, was dann aber doch um einiges zu hoch gegriffen ist. Kommt alles in allem für meinen Geschmack nicht an die Qualität der letzten drei Alben ran, somit das schwächste Album seit Hungry.
Sehr gute Scheibe, einzig "Nunca Nos Rendimos" ist ein wenig ein langweiliger Song. Dafür rocken "Doorway To Survive", die "Trinity of Lust" Reihe, "Dying Outside" und "To the head" einfach prächtig. Der Rest sind schöne Hymnen, vor allem "Rising".