Derek Smalls - Smalls Change (Meditations Upon Ageing)

Review

Derek Smalls meldet sich zurück! Zwar ohne SPINAL TAP unterwegs, dafür hat Harry Shearer seine Kunstfigur wiederaufleben lassen, um den Fans des Kultklassikers „This Is Spinal Tap“ etwas Futter für die Seele zu geben. Nicht ganz 35 Jahre, nachdem der Film veröffentlicht wurde, ist Smalls/Shearer natürlich in die Jahre gekommen. Geht den Menschen schließlich wie den Leuten. Daher kommt „Smalls Change“, das vorliegende Soloalbum dieser Kunstfigur, mit der Thematik des Älterwerdens daher. Mit dabei ist ein geradezu obszönes Ensemble an Stars, das von Joe Satriani über Rick Wakeman hin zu Donald Fagen und sogar Steve Vai reicht. Ebenfalls zu hören ist das Hungarian Studio Orchestra, das unter anderem den Titeltrack untermalt.

Wenn die Musik nicht mit dem Musiker reift…

Und wie zu erwarten klingt das ganze solide, aber keineswegs überragend. Da Derek Smalls natürlich jederzeit im Mittelpunkt steht, bemerkt man den Input seiner Gäste an den wenigsten Stellen. Donald Fagen macht sich bei „Memo To Willie“ bemerkbar (bei dem „Willie don’t lose that number“-Part springt er einen förmlich ins Gesicht), natürlich hebt sich das Orchester prägnant vom sonst eher vorherrschenden Allerwelts-Rock ab und transformiert den Titeltrack zu abstruser Größe. Doch ansonsten bleibt „Smalls Change“ eine was den Input der Gastmusiker angeht erstaunlich, ja: erschreckend eindimensionale, fade Angelegenheit, der man vor allem eines anmerkt: Das Ganze ist natürlich nicht sonderlich ernst gemeint.

… und der Humor auch nicht…

Humor ist natürlich etwas Subjektives. Aber hier mutet dieser zuweilen schon eher infantil und klamaukig an, selten über die Oberflächlichkeit der neueren J.B.O. oder MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN hinaus gehend. Während aber vor allem letztere dazu eine mehr als kompetente, musikalische Begleitung erschaffen haben, die nahezu jede begeisterungswillige Crowd zum Kochen bringt, kommt „Smalls Change“ eher lahm und witzlos herüber. Die ersten Zeilen der Platte legen die Pseudo-Philosophie wenig subtil dar, die hierhinter steckt:

„Age… is just a number
Number… is just a word
And word… is just a thing“

Ja danke auch, damit ist jeder Zweifel ob der Tiefe des hier Dargebotenen beiseite geschafft. Der gesamte Joke hinter dem Album ist, dass Derek Smalls alt geworden ist und darüber, seine körperlichen Gebrechen und die alte, wilde Zeit philosophiert. Und es ist leider die eher minderwertige Zaunpfahl-auf-die-Omme-Variante, nicht die Clevere. Das ganze ist getreu dem Charakter gestrickt und entsprechend immer ein bisschen einfältig, doch diese indifferente Oberflächlichkeit ruiniert nahezu jede Punchline, die sich böte. Nicht mal richtigen Over-The-Top-Cheese bekommt man hier fernab des Titeltracks geboten. Da könnte man fasst vermuten, dass dieses Album aus einer Obligation heraus erstanden ist und nicht, weil Herr Smalls etwas zu sagen hätte.

… dann taugt „Smalls Change“ zumindest als kleines Witzchen für zwischendurch

Musikalisch ist die Angelegenheit maximal im Mittelfeld anzusiedeln. Wie bereits erwähnt machen sich die Gastmusiker kaum bemerkbar. Dennoch ist das Album immerhin kompetent eingespielt und produziert. Die Frage ist hier also, inwieweit man diese Veröffentlichung als solche nun ernst nehmen möchte. Denn in rein künstlerischer Hinsicht stinkt die Platte ziemlich ab. Schon allein Shearers wenig investierte Gesangsleistung macht hier einiges kaputt – eine bessere Darbietung hätte den Joke hinter der Platte deutlich besser verkaufen können. Natürlich gehört das zum gesamten Meta-Konzept der Platte, aber mehr als einen müden Lacher lockt dieser Umstand nicht hervor. Und den Charme der legendären Rockumentary erreicht das Album zu keiner Zeit.

Dazu darf man sich natürlich fast durchgehend wundern und ärgern, wie viel hochkarätige Star-Power hier verschwendet worden ist, hin zum Punkt, dass man fast vermuten könnte, Billy Sherwood hätte hier irgendwo seine Griffel im Spiel gehabt. Für wen das Album also letzten Endes interessant sein könnte, ist schwer zu sagen. Gut ist was anderes, schlecht aber auch. Irgendwo dazwischen tummelt sich das Album. Wer unbedingt alles von und um SPINAL TAP sein eigen nennen möchte, dem sei dies gegönnt. Aber viel zu erwarten braucht hier keiner.

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06.05.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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