King Goat - Debt Of Aeons

Review

Erfreulich wenig Zeit ist vergangen, seit KING GOAT zuletzt von sich hören ließen und „Debt Of Aeons“ nun die Folgschaft beglückt. Zuallerst fällt auf: Die fortschrittlichen Doomer haben ihren Sound saniert. Nicht, dass der Vorgänger dahingehend Abwertung verdient hätte. Aber im direkten Vergleich sind die gewonnene Fülle und der geringere DIY-Charakter doch nicht zu überhören.

KING GOAT: Reifung? Läuft.

Schon von der EP anno 2014 zum geliebten Debüt-Album „Conduit“ war eine gewisse Reife zu verzeichnen. Die setzt sich ohrenscheinlich fort. „Debt Of Aeons“ ist agiler, progressiver, bleibt aber durch Trims sägend-sonore Stimmfarbe und schleppende Melodien und reduzierte Parts charakteristisch. Der Drang zum Tempo reiht sich dennoch brav neben der Schwermut ein.

Den wirft „Rapture“ auch gleich als erstes in den Ring, bevor die träge rollenden Riffs in Schwung kommen. Die Kollegin – bekennende KING-GOAT-Vielhörerin – fühlt sich, als hätte sie die alte Scheibe nie beiseite gelegt. Die Briten knüpfen bestechend logisch dort an, wo sie mit dem Debüt endeten. Dazu gehört die bewundernswerte Textlastigkeit, die ohne Phrasen auskommt und damit zur Lehrstunde für Sprachinteressierte wird.

Never change a running system KING GOAT

Dazu gehören weiterhin atmosphärische Wechsel zwischen schlichten, drückenden Melodien, beinahe verspielten Soli („Eremite’s Rest“) und statischen Passagen. Deren fehlende Ordnung ist vielleicht nicht beim ersten Hören zu erfassen, freut aber progressive Gemüter. „Debt Of Aeons“ ist kein Album, das als ganzes sofort zündet. Es braucht etwas Zeit, die vielen schönen Momente zu finden, sie als solche zu erkennen und schätzen.

Beim Titeltrack fällt das noch am leichtesten: Den sanften Klimper- und Drum-Einstieg lackiert Trim behutsam, aber stetig mit einer dicken Schicht Melancholie. Die wird durch KING-GOAT-typische Riffs gekrönt. Solche, bei denen man das Gefühl hat, sie würden immer etwas hinterherhinken. Laid back an der Saite, quasi. Ebenso bezeichnend: Die Bandbreite zwischen Halb-Sprechgesang, Messiah-Marcolin-eskem Ausdruck und Krakeelen.

Ein Brüchlein hier, ein Brüchlein da

Vielleicht damit man sich zwischen den ganzen bereits erfolgreich erprobten Elementen nicht zu bequem einrichtet, bricht „Psychasthenia“ als intrumentales Sample-Zwischenstück die Tracklist auf. Das hält nur nicht lange an, „Doldrum Sentinels“ zieht den Hörer sofort wieder mit. Nächster Track, nächster Bruch: „-“ ist durch düstere, spannungsreiche Streichersynthies und die bratzlige Sprachspur ergreifend und beinahe verstörend. Und ziemlich kurz.

Nicht ganz so einfach macht es „On Dusty Avenues“. Dissonant und bisschen schrullig, oder vielleicht „expressiv“ ist er, und mag nicht dadurch nicht sofort ins Ohr. Gut so! Denn den aus dem Vorgänger-Album bekannte Niederknie-Moment muss sich der Hörer erarbeiten. Achtung, Spoiler: Letztes Drittel, erst Gitarren-Solo und anschließende chorale Passage, für die die Liebhaber der Band Trim vermutlich knutschen wollen.

Vielleicht aber auch nur unterstützen und die „Debt Of Aeons“ erwerben. Das sei mindestens allen Fans, Progressive-Doom-Konsumenten und Melancholikern wärmstens empfohlen.

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06.05.2018

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