Dark Tranquillity & Equilibrium
"Atoma"-Tour 2018
Konzertbericht
So ein wenig umständlich ist es ja schon, den Leipziger Hellraiser zu erreichen. Eine gute Anbindung ist durchaus was Anderes, was an diesem Gründonnerstag aber niemanden davon abgehalten hat, sich auf den Weg zu DARK TRANQUILLITY und EQUILIBRIUM zu machen. Man munkelt, es sei ausverkauft, was bei der Kuscheligkeit zu späterer Stunde auf jeden Fall gut sein kann. Als es um 19:30 mit einer halben Stunde Verspätung losgeht, ist der Club jedenfalls schon reichlich gefüllt.
MIRACLE FLAIR
Als Opener haben DARK TRANQUILLITY die Schweizer MIRACLE FLAIR dabei. Sie bezeichnen sich selbst als Modern Melodic Metal, was auch ganz gut zutrifft. Sie schaffen es, mit ihrem vergleichsweise knappen Set für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen. Abgeliefert wird handwerklich ganz ordentlich, allerdings sind sowohl Songwriting als auch Umsetzung so generisch, dass eigentlich nichts hängen bleibt. Die eingespielte Zweitstimme sowie die mangelnde Dichte, die dem Fehlen einer zweiten Gitarre geschuldet ist, stören dann sogar ein wenig. Schlecht ist der Auftritt von MIRACLE FLAIR aber trotzdem nicht, und sympathisch wirken sie allemal. Letzteres vor allem auch deshalb, weil sie sowohl EQUILIBRIUM als auch DARK TRANQUILLITY ordentlichen abzufeiern scheinen. Damit sind sie an diesem Abend natürlich nicht alleine.
EQUILIBRIUM
Galerie mit 20 Bildern: Equilibrium - Atoma European Tour 2018Von vielen im Publikum dürften EQUILIBRIUM genauso sehnsüchtig erwartet worden sein wie DARK TRANQUILLITY. Folgerichtig wird es auch schlagartig voller und enger vor der Bühne, als ihr Auftritt näher rückt. Eröffnet wird mit „Prey“ und „Heimat“, die beide vom aktuellen Album „Armageddon“ stammen. Die Stücke kommen gut an, durchgedreht wird dann aber erst, als sie mit dem dritten Song „Waldschrein“ einen echten Klassiker vorlegen. Spätestens jetzt wird auch mitgesungen und die Haare kreisen noch ein wenig energetischer als zuvor.
Als es dann weitergeht, fordert Robse zur Wall of Death auf. Sollte bei EQUILIBRIUM ja eigentlich auch laufen, nur leider haben sie sich „Verbrannte Erde“ als Song dazu ausgesucht. Dass das nicht wirklich was werden kann, hätte ihnen vielleicht klar sein müssen. Nachdem der Song schon etwa eine geschlagene Minute läuft und sich beide Seiten der Wall of Death immernoch unsicher anschauen, schlägt Robse schließlich die Hände über dem Kopf zusammen und erinnert alle daran, was sie nun zu tun haben. Dann läuft es zwar, das Ergebnis fällt aber eher mau aus. Da anschließend „Blut im Auge“ angesetzt ist, ist aber alles schnell vergessen und es wird auch ohne Aufforderung gemosht.
Personell haben EQUILIBRIUM an diesem Abend einige Ausfälle. Viele werden es wegen des inflationär eingesetzten Bühnennebels zwar vielleicht garnicht bemerkt haben, aber irgendwie ist garkein Bassist zu sehen. Außerdem ist Gitarrist Dom Crey wohl auf der ganzen Tour nicht dabei und wird von Kevin Storm (HEIDEVOLK) vertreten. Von einer Beeinträchtigung kann aber definitiv nicht gesprochen werden und EQUILIBRIUM liefern genau die energiegeladene Show, die man von ihnen erwartet hat.
Setlist
1. Prey
2. Heimat
3. Waldschrein
4. Verbrannte Erde
5. Blut im Auge
6. Die Weide und der Fluss
7. Unbesiegt
8. Dämmerung
9. Born to Be Epic
10. Die Prophezeihung
11. Apokalypse
DARK TRANQUILLITY
Galerie mit 20 Bildern: Dark Tranquillity - Atoma European Tour 2018Der Bühnennebel von EQUILIBRIUM hat sich geklärt und die weiße Videoleinwand, die DARK TRANQUILLITY als Backdrop dient, ist bestens zu sehen, als das Intro der Band ertönt und die Mitglieder effektvoll nach und nach die Bretter betreten. Auch wenn sie keine ausladende Show nötig haben, wissen DARK TRANQUILLITY doch, wie man auch die visuelle Komponente erfolgreich einsetzt, um das Publikum von der ersten Sekunde an in seinen Bann zu ziehen. Los geht der Auftritt wie das aktuelle Album „Atoma“, mit dem Song „Encircled“, denn schließlich handelt es sich auch um die gleichnamige Tour.
Wie so oft fällt auch hier wieder das gigantische Charisma auf, dass Fronter Mikael Stanne sein Eigen nennen darf. Nicht nur wenn er singt, sondern natürlich auch, wenn er Ansagen macht, hängt das Publikum verzückt an seinen Lippen. Der Mann hat eben auch etwas zu sagen. So bezieht er eine klare Stellung bei der Ankündigung von „The Treason Wall“. Im Song gehe es um eines seiner Lieblingsthemen, den Atheismus. Ob das als Seitenhieb auf das anstehende Osterfest gemeint ist, wird im Kontext nicht deutlich. Sympathisch macht es ihn aber so oder so. Auch die Ansage zum nächsten Song, „The Science Of Noise“, geht in eine ähnliche Richtung. „Think for yourself“ ist die Botschaft, die er rüberbringen will.
Erst zur Mitte des Sets hin gibt es den Titeltrack „Atoma“ auf die Ohren. Obwohl die Stimmung schon davor bestens war, setzen DARK TRANQUILLITY hiermit nochmal einen drauf und bringen nochmal mehr Bewegung in die Menge. Längst wird jede sich dazu anbietende Passage unaufgefordert mitgeklatscht, bei den Refrains erhebt sich ein Chor von Mitsängern aus dem Publikum und die Haare fliegen sowieso bei jeder Gelegenheit. Eine sehr gute bietet beispielsweise „Terminus (Where Death Is Most Alive)“, das mit Stücken wie „ThereIn“ wohl den meisten Jubel einheimst.
Nach insgesamt 16 Songs geht dann auch das Set von DARK TRANQUILLITY leider zu Ende. Blickt man bei der Verabschiedung der Band in die Menge, sieht man hunderte Gesichter, die dem breiten Lächeln von Mikael Stanne entgegenstrahlen. Wie so oft stellt man auch hier fest, wie sehr diese Band die Gemüter ihrer Fans bewegt, und das auf die positivste Weise. Kein Wunder also, dass man DARK TRANQUILLITY gerne bei jeder Gelegenheit mitnimmt. Für die meisten dürfte es jedenfalls nicht das letzte Konzert gewesen sein.
Setlist
1. Encircled
2. Monochromatic Stains
3. Clearing Skies
4. The Treason Wall
5. The Science Of Noise
6. Forward Momentum
7. Final Resistance
8. Atoma
9. Force Of Hand
10. The Lesser Faith
11. Terminus (Where Death Is Most Alive)
12. Inside The Particle Storm
13. The Wonders At Your Feet
14. ThereIn
15. Icipher (Zugabe)
16. Misery’s Crown (Zugabe)
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