Anna von Hausswolff
Dead Magic Tour 2018

Konzertbericht

Billing: Anna von Hausswolff und Lolita Terrorist Sounds
Konzert vom 03.03.2018 | Beatpol, Dresden

„Bemerkenswert, in verschiedenen Ausprägungen.“ So lässt sich der Konzertabend, in dessen Fokus ANNA VON HAUSSWOLFF steht, zusammenfassen. Doch von vorn: Es ist der Auftakt der „Dead Magic Tour 2018“ in Dresden, der kleinen Europarundreise zur Vorstellung ihres kürzlich erschienen Albums. Nun lässt sich VON HAUSSWOLFFs Schaffen nicht unbedingt in knapp bemessene (Metal-)Schubladen pressen. Gerade wegen ihres Genre-Grenzgängertums lohnt es sich aber allemal dabei zu sein.

Den Versuch, das umfangreiche Publikum einzustimmen, unternimmt die Avantgarde-Combo LOLITA TERRORIST SOUNDS. Vier Männer, allen voran Kopf Maurizio Vitale, bedienen Percussion, Schlagzeug, Bass und Keyboards. Sie bringen eingängige, weitgehend unkomplizierte Rockrhythmen mit Nachdruck dar. Oder lassen Gesang erklingen, der wohlwollend „expressionistisch“ genannt werden kann. Geheul und exaltierte Spoken-Word-Passagen lassen zusammen mit verschiedentlichen Klangperfomances wie Schellgürtel und Kastagnetten bei der Kollegin den einzig möglichen Schluss zu, dass es sich hierbei um Kunst handeln muss. Und zwar eine solche, zu der sie (noch?) keinen Zugang findet. Damit niemand den Zeitpunkt zum Applaus verpasst, gibt Vitale zum Glück mit einem Dank stets das Zeichen dazu. In diesem Zusammenhang ist die klassische Bezeichung wohl „höflich“. In den ersten Minuten lösen sich einzelne Menschen aus der Schockstarre und scheinen beinahe zu flüchten, was die Kollegin in ihrer Auffassung bestärkt. Andererseits ertönen im Verlauf des 35minütigen Spektakels doch einige (wohlwollende) Pfiffe aus dem Publikum. LOLITA TERRORIST SOUNDS – deren Name passender nicht sein könnte – erlauben wohl keinen einheitlichen Blickwinkel und hinterlassen in jedem Fall Eindruck.

Lolita Terrorist Sounds 2018 bei ihrem Auftritt im Beatpol Dresden.

„Interessant“: LOLITA TERRORIST SOUNDS.

Nach einer langwierigen Umbau- und anschließender, als etwas unnötig eingeschätzter Kunstpause legt sich mit dem Erscheinen der Band (um) ANNA VON HAUSSWOLFF und den ersten Klängen ein Bann über den Saal, der in der nächsten sehr reichlichen Stunde nicht zu brechen ist. Er nährt sich aus zahlreichen Details, die über die Musik – wir bewegen uns irgendwo zwischen Doom, Drone, Folk und etwas sehr, sehr epischem – weit hinausgehen.
Die Kollegin, die sich zumeist erfolgreich gegen den Einfluss von Äußerlich- und Oberflächlichkeiten auf die Einschätzung von Dingen zu wehren versucht, erliegt zuerst dem offensichtlichen Kontrast: Was dieses zierliche Persönchen an Passion, Hingabe und Energie verprüht, ist hinreißend. Wie die sie umgebende Band – VON HAUSSWOLFF steht mit ihren Synthies mittig auf der Bühne – nicht mit ihr, sondern ihr zu spielt, ebenso. Ihr Gesang, dessen Spielart von rührend, harmonisch, sanft über streng und eindringlich bis hin zu markerschütternd und gellend reicht, lässt keine Berechenbarkeit zu und fesselt daher ungemein. Dass die Tontechnik die Anlage auf Maximum zu fahren scheint, unterstützt die Wirkung noch zusätzlich. Membranen, Bodenbretter und Gemüter beben gleichermaßen.

Anna von Hausswolff 2018 bei ihrem Konzert im Beatpol Dresden.

Kaum greifbar, aber umso packender: ANNA VON HAUSSWOLFF.

Weitere Gegensätze zeigen sich in ihrem gefühlvollen Musizieren bei gleichzeitig sehr burschikoser, mechanischer Bedienung der Akustikgitarre. Oder in der sympathischen, selbstkritischen Einschätzung nach dem emotionalen wie ernsten Spiel der Mundharmonika. Überhaupt brechen sich kleinere technische Missgeschicke („Sorry, I have to turn on my bass pedal“) und das Einräumen von noch dem Tourstart geschuldeter, positiver Unsicherheit und Anspannung an der intensiven Ernsthaftigkeit der Musik. Alles das zeichnet ein umso liebenswerteres und vor allem authentisches Bild dieser Band. Noch bis Mitte März besteht die Chance, sie live zu erleben. Wenn irgend möglich, hin dort!

05.03.2018

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