Im Gothic Metal Bereich gab es nun ehrlich schon verdammt lange nichts mehr, was mich wirklich begeistern konnte. Die meisten Neuerscheinungen wirken oft nur wie ein lauwarmer Aufguss alter Erfolgswerke, haben keine Seele, keine Persönlichkeit, so dass ihr Amüsement zwangsläufig nur von kurzer Dauer ist. Sehr wohltuend hob sich da das letzte Album der Polen Cemetery Of Scream („Prelude To A Sentimental Journey“) heraus, da die Truppe alte Zutaten mit neuen, unverbrauchten Beilagen mischte und so etwas sehr Eigenständiges aber keineswegs Gezwungenes bzw. Unvereinbares erschuf. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch das Zweitwerk der Portugiesen Thanatoschizo, die trotz ihrer erst 5 jährigen Bandgeschichte die meisten „Genrekonkurrenten“ in den Sack stecken dürfte. Beschreiben lässt sich die Musik allerdings nur recht schwierig, da Thanatoschizo wie gesagt ziemlich eigenständig zu Werke gehen. Im Groben kann man aber sagen, dass hier Gothic, Dark und Death Metal miteinander vermengt werden und viel Melodie, ein wenig Aggression, eine gehörige Portion Verträumtheit und etwas Melancholie aufeinander treffen. Besonderes gut auf „Insomnious Night Lift“ gefällt mir der gebotene Abwechslungsreichtum, welcher sich nicht nur in der vielfältigen Instrumentierung und im Gesang, der wohl alles abdeckt, was es im Metalbereich so gibt, wiederspiegelt, sondern auch in der erschaffenen Atmosphäre, die in dieser metallischen Spielart doch so wichtig ist. Aber obwohl man offensichtlich um Variation im Songmaterial bemüht ist, wirkt das Werk trotzdem fast durchgehend wie ein zusammengehöriges ganzes, nur selten hat man das Gefühl, es seien Elemente eingefügt worden, die eigentlich überhaupt nicht in das Liedgut hineingehören. Lediglich der weibliche Gesang wirkt manchmal ein wenig deplaziert, als sei er einfach so reingesetzt worden, da es zum „guten Ton“ dazugehöre. Das schmälert den Genuss des kleinen Meisterwerks aber nur sehr geringfügig. Wer also mal wieder abschalten, sich zurücklehnen und völlig losgelöst treiben lassen möchte, ist bei dem progressiven Gothic Metal der Portugiesen an der richtigen Adresse.
Gerne erinnere ich mich an das Debüt „Schizo Level“. Black/Dark Metal (gegen Mitte/Ende der CD schon aufzeigende Richtung gen Death/Gothic Metal)) der öfter mit CRADLE OF FILTH verglichen wurde. Welches aus heutiger Sicht eher wie ein gut produziertes Demo klingt.
Als ich mir dann die „InsomniousNightLift“ kaufte traf mich der Schlag. Das war damals absolut nicht meine Baustelle. Das einzige was mich an das Debüt erinnerte war die bescheidene Produktion.
Heute ziehe ich das Teil recht gerne aus dem CD-Regal. Es ist noch immer Gothic/Death, noch immer bescheiden produziert. Eine proggige Note lässt sich auch nicht verleumden. Die Grunts sind von der Stange, die Dame klingt im Gegensatz zu anderen Bands wirklich angenehm im Ohr, die akustischen Parts (was habe ich die damals gehasst) lockern die Musik ungemein auf, ebenso der Klargesang.
Nach der „Turbolence“ (2004) habe ich die mittlerweile aufgelöste Truppe dann irgendwie aus den Augen verloren.