Ziemlich ratlos und alleingelassen fühlt man sich, wenn man DECAY OF HUMANITYs Zweitwerk „…Wrong Way“ zum ersten Mal gehört hat. Erschlagen von einer unglaublichen Vielzahl von verschiedenen Elementen und Einflüssen. Vertrackt, komplex, kompliziert, eigenständig, sehr abwechslungsreich und deswegen wohl nicht jedem zugänglich geht die siebenköpfige Formation aus Frankfurt/Oder zu Werke, von der alle Musiker an der Musikschule Instrumente wie klassisches Piano, Jazz-Piano, Violoncello oder Posaune erlernt haben. Das lässt in etwa erahnen, mit welcher kompositorischen und instrumentellen Vielfalt wir es hier zu tun haben. Direkt der Opener und Titeltrack beweist es. Spacige Synthieklänge machen den Anfang, leiten in ein doomiges Riff über, bevor sich rhythmisch undurchsichtiger Metal mit mysteriösen Keyboards, die zuweilen an geisterschlossartige PC-Game-Sounds erinnern, breit macht. Noch mehr Beispiele gefällig? „Tiefenseel“, das intelligente Lyrics aufweist, ist ein musikalisches Potpurri aus Folk, Gothic und Black Metal. Sogar der am ehesten zugängliche, weil am gezieltesten groovende Song der Platte, „Inner Deception“, beginnt mit einem Gitarrenintro, das eher Rock oder Blues erwarten lässt, bevor es wider Erwarten in thrashigem Midtempo weitergeht. „…Wrong Way“ ist wirklich ein schwerer, aber durchaus ambitionierter Brocken Musik geworden. Wundert man sich gerade noch über ein leichtfüssiges Jazzelement, erklingt schon wieder eine klassisch angehauchte Klaviermelodie, die im nächsten Moment in folkiges Flötenspiel übergeht. Dabei darf man natürlich die abwechslungsreiche Gitarrenarbeit, den variablen Gesang (geflüstert, clean-getragen, gegrowlt, gekreischt und mit einem gelungenen, weiblich-klaren Gegenpart versehen) und die immer wieder eingeschobenen, beruhigenden Instrumentals nicht vergessen. Diese Scheibe braucht viele Anläufe, bis sie zündet. Vorausgesetzt, sie tut dies überhaupt, denn manches wirkt ab und an einfach überladen, abgehackt oder künstlich zusammengefügt. „…Wrong Way“ stellt ein Gesamtkunstwerk dar, dessen Erschaffer sich viel dabei gedacht haben. Aber wie es bei Kunstwerken nun mal so ist…nicht jeder wird sie verstehen. Wem dies jedoch gelingt, dem eröffnet sich eine Stunde Musik, die ständig neue Feinheiten und Überraschungen offenbart. Als Anspieltipp sei „Lebenskraft“ genannt, da dieser Song mit seinem mutmachenden, positiven Text, den alle genannten Variationen abdeckenden Vocals und seiner markanten Melodie (packender BM-Mittelteil) das Highlight dieser Platte ist. Bestellen kann man „…Wrong Way“ für 12 Euro (Preis ist wegen der für Eigenproduktionsverhältnisse fetten Aufmachung gerechtfertigt) über die Bandhomepage (siehe Dark Portal).
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