Europe In Trance Tour 2018
Venenum live in Berlin
Konzertbericht
VENENUM live – das allein sollte einige Interessierte ziehen. Wer genauer hinschaut, freut sich auf einen insgesamt spannenden Genre-Mix im Berliner Kastanienkeller! Nur der Weg dahin ist gar nicht so einfach. Und so sieht man ein paar verwirrte Gesichter vor der an sich passenden Hausnummer. Geheimtipp: Du musst durch die Bar, die einen ganz anderen Namen trägt, um im hinteren Bereich in den Kastanienkeller abzusteigen. Der entpuppt sich wiederum als kleine, aber feine Location, die den Besuchern den obligatorischen Platz vor der Bühne, aber auch eine Balustrade bietet, um das Geschehen von oben zu begutachten. Dann kann es ja losgehen: mit Thrash, Heavy-Black- und Death Metal!
EARLY DEATH eröffnen den Abend
Wenn man das Wort „früh“ im Namen trägt, kann man schon mal als erste Band die Bühne betreten. Ganz im Gegenteil zur Einleitung dieser Besprechung entpuppt sich der Auftritt von EARLY DEATH keineswegs als schlechter Scherz. Die taufrische Truppe (Bandgründung: 2017) hat bislang eine EP mit dem Titel „The Bleakest Force“ in petto. Musikalisch überwiegt der Thrash Metal – deutlich angeschwärzt und bisweilen von todesmetallischem Liebäugeln geprägt. Apropos Auge: Das nimmt zunächst mal den Lemmy-Gedächtnisbart von Fronter Marcelo Aguirre wahr – starkes Teil. Sonst setzen sich EARLY DEATH auch aus Musikern von ESSENZ und DROWNED zusammen, hier spielt also einige Erfahrung zusammen. Hört man auch. Zwar ballert das Schlagzeug zu Beginn zu laut, die Sound-Angleichung geht aber schnell über die Bühne; vor der zumindest eine Dame richtig viel ins Headbangen investiert. Im Verlauf nutzen sich die Lieder phasenweise ab, weil die vorherrschenden Thrash-Strukturen schon sehr typisch sind. Langeweile kommt aber nicht auf: Dafür achten EARLY DEATH im Sinne der Abwechslung zu sehr auf gut platzierte Breaks. Auffällig ist auch die gute Laune von Drummer T. NGL, der während des gesamten Sets immer wieder vor sich hin grinst – sympathisch. Und siehe da, nach ein paar Nummern fliegen schon deutlich mehr Haare.
SLÆGT räumen in Berlin mächtig ab
Sie sehen aus wie Hippies, bewegen sich wie Rockstars und verdunkeln die Atmosphäre durch okkulte Hingabe. Geile Mischung! Die Kopenhagener SLÆGT haben mal mit Black Metal angefangen, sich dann aber mehr und mehr in Richtung eines Heavy-Black-Mixes entwickelt. Live ist diese Melange schlichtweg grandios! Die Jungs strotzen vor Dynamik und Spiellaune, während über ihren Köpfen – auf einer Art Podest – Schädel im Kerzenschein zwischen Schwaden von Räucherstäbchen glimmen. Die Heavy-Metal-Schlagseite in Form von klassischen Elementen und vielen Soli ist überdeutlich, wird aber ständig von fiesen Vocals, vereinzelten Schwarz-Riffs und schnellerem Schlagzeug in die Dunkelheit gezerrt, wo der Auftritt ungeahnte Stärken entfaltet. Entsprechend gut sind die Resonanzen – direkt vorne, seitlich, auf der Balustrade, eigentlich überall. Klar, dass eine solch gesteigerte Energie aufs Publikum übergeht. Den Opener mal ausgeklammert, passt sich auch der Sound dem starken Gig an. Nur der Gesang ist zu leise, wirklich schlimm ist das angesichts dessen, was SLÆGT hier heute zeigen, aber nicht.
Death Metal mit Anspruch – VENENUM live in Berlin
VENENUM haben sich mit ihrer selbstbetitelten EP und dem Debüt „Trance Of Death“ einen enormen Status erspielt; im Death-Metal-Underground rangieren die Süddeutschen auf den ganz vorderen Plätzen. Bleibt die Frage, wie sich die oft vertrackten Song-Strukturen live machen. VENENUM starten mit dem atmosphärisch dichten „Trance of Death“-Intro – unter einem noch epileptisch blinkenden Auge. Was dann folgt, ist eine Lehrstunde in Sachen Kompromisslosigkeit und Hingabe. Jeder Ton sitzt, jeder Ton löscht die eher stimmungsvollen Vibes der Dänen aus, jeder Ton tönt nach echter Leidenschaft für die Musik. VENENUM präsentieren sich ungemein gut aufeinander abgespielt und entfachen von Beginn an einen Sog, ohne auch nur einmal mit dem Publikum zu kommunizieren. Das erscheint Dir unsympathisch? Dann geh Party-Metal hören, hier geht’s darum, die Musik als Ganzes zu zelebrieren – von den Ruhephasen zwischen den Nummern übers Downtempo bis zu den Blastbeats. Klar sind die Songs nicht dafür geschaffen, durchgehend abzugehen. Wer das versucht, findet sich im nächsten Moment plötzlich in einem ruhigen Interludium wieder. Egal, alles ist erlaubt: Augen schließen, Kopf rotieren, Fuß wippen – Hauptsache konzentriert und fokussiert auf das, was uns VENENUM live zu erneut großartigem Sound (bis auf das kleine Vocals-Problem) bieten. Das Highlight ist der progressive Part in „Trance Of Death Part II: Metanoia Journey“. Kein Konzert wie jedes andere!
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