Kalmah
Interview mit Janne Kusmin: Glück im Unglück
Interview
Diesen Dezember haben KALMAH wirklich gehörig Pech gehabt. Quasi am Tag vor Tourstart wird Sänger Pekka Kokko plötzlich krank, und zwar so krank, dass er unmöglich die Death Unleashed Tour 2017 mitmachen kann. Was nun? Alles absagen? Viel zu spät. Glück im Unglück haben KALMAH allerdings, weil die Tourkollegen und –initiatoren NOTHGARD geistesgegenwärtig Ersatzmänner an Land ziehen können. Mit dabei sind Pether von BURN DOWN EDEN und Robse von EQUILIBRIUM. So kann die Tour zwar mit Abstrichen, aber letztendlich erfolgreich bestritten werden. KALMAH-Drummer Janne Kusmin nahm sich trotz der widrigen Umstände und des damit verbundenen Stresses die Zeit, sich beim Konzert in Berlin mit uns zusammenzusetzen.
Hi Janne! Fangen wir mal mit der offensichtlichsten Frage an. Wie ist diese KALMAH Tour bisher so ohne Pekka gelaufen?
Janne: Viel besser, als ich erwartet hatte (lacht). Ich hatte mir echt Sorgen gemacht, wie zur Hölle das funktionieren soll. Aber glücklicherweise haben die Organisatoren [allen voran Dom von NOTHGARD, Anm. d. Red.] uns Ersatzsänger besorgt. Und sogar einen Ersatzgitarristen für die Hälfte der Shows. Deshalb läuft es jetzt echt gut. Ich kann mich nicht beschweren (lacht). Wir haben uns gefragt, ob wir womöglich die ganze Tour absagen müssen, aber das wäre desaströs gewesen – finanziell – weil es zu kurzfristig war, um noch irgendwas stornieren zu können.
Kannst du uns einen kleinen Einblick in die verschiedenen Faktoren und Überlegungen geben, die letztendlich zu so einer Entscheidung führen? Die Finanzen hast du ja angesprochen, aber es gibt doch sicher noch andere Gründe, wie zum Beispiel die KALMAH-Fans nicht enttäuschen zu wollen, und so weiter.
Janne: Ja, finanziell, aber natürlich auch die Fans. Die wollen natürlich Pekka sehen, aber die ganze Tour abzusagen wäre trotzdem eine schlechte Entscheidung gewesen, und wir mussten es wenigstens versuchen. Und bisher war es wirklich toll.
Galerie mit 18 Bildern: Kalmah - Death Unleashed Tour 2017 BerlinWie waren die Reaktionen der Fans denn so? Ich habe sehr viel Positives gesehen.
Janne: Ja, total. Das hätte ich nicht erwartet, denn ich bin ein ziemlicher Pessimist (lacht). Sie sind natürlich besorgt und nicht glücklich darüber, dass Pekka nicht dabei sein kann. Aber sie verstehen es natürlich, denn wenn man so krank ist, kann man nicht reisen. Viele haben dann gesagt, die Ersatzmänner waren wirklich gut. Das sind tolle Sänger und ein toller Gitarrist, also war das Feedback wirklich gut. Natürlich wird es immer ein paar Leute geben, die sagen „was ist das für ein Bullshit“, aber so ist das halt.
So ganz habe ich selbst noch nicht durchgeblickt, wie ihr euch da jetzt arrangiert habt. Wie genau ist denn nun der Setup?
Janne: Also für heute Abend haben wir Pether, der seit dem zweiten Tag dabei ist, und Robse. Die singen jeweils etwa die Hälfte der Songs, denn [Robse] hatte keine Zeit, alle Songs zu lernen. So ist es jetzt seit dem dritten Tag. Pether musste die zweite Show alleine machen (lacht), aber er hatte etwa einen Tag, die Songs zu lernen. Es ist erstaunlich, was die Jungs da leisten.
Es ist ja auch eine ganze Weile her, seit KALMAH in Europa auf Tour waren.
Janne: Wir haben noch nie wirklich viel getourt. Antti bekommt nicht leicht bei der Arbeit frei, und wir anderen haben auch alle Jobs. Ich erinnere mich gar nicht mehr genau, wann wir das letzte Mal in Europa unterwegs waren. Das waren irgendwelche Festivals – vielleicht 2010 – und dann auch nur drei Termine. Nichts in der Größenordnung wie jetzt, noch nie. Aber dieses Jahr war gut, wir haben mehr Shows als sonst gespielt. Ich hoffe, das bleibt nächstes Jahr so.
Ihr wart aber dieses Jahr auf der 70000 Tons of Metal-Cruise. Wie war das so im Vergleich zu dem, was ihr sonst macht?
Janne: Es war großartig! (lacht) Mehr kann man gar nicht sagen. Alles war einfach so cool da. Hoffentlich kann ich da nochmal hin.
Du hast gerade erwähnt, dass ihr alle auch Jobs habt, wie die meisten Bands auch. Wie bringt ihr das unter einen Hut?
Janne: Ich persönlich habe jetzt einen guten Arbeitgeber, weshalb ich nicht so große Probleme hatte, frei zu bekommen. Aber wie ich schon angesprochen hatte, ist das bei Antti beispielsweise anders. Er bekommt nicht so einfach Urlaub wie der Rest von uns. Man muss es sich schon gut überlegen, ob man versuchen will, auf Tour zu gehen.
Das ist doch sicher auch ein finanzielles Risiko. Ein Musiker hat mir neulich auf einer Tour erzählt, dass die Band zwar das erste Mal mit plus/minus Null rausgeht, also nicht draufzahlt, er dann aber hinterher doppelt so viel arbeiten muss, weil er in der Zeit ja auch nichts verdient.
Janne: Ja, das ist ein großes Problem für viele Bands. Natürlich zahlen große Bands nicht drauf, aber die meisten Bands sind nicht groß. Die müssen also freinehmen und verdienen auch nichts an der Tour. Das ist eine sehr schwierige Situation (Pause), aber, diese Tour läuft gut. Zumindest bisher (lacht).
Galerie mit 16 Bildern: Kalmah - Summer Breeze 2011Ein weiteres Problem ist die Zeit, da man so natürlich auch weniger Zeit für neue Musik hat. Das letzte KALMAH Album „Seventh Swamphony“ ist schon vier, bald fünf, Jahre her. Habt ihr was Neues geplant?
Janne: Ja! Das Album ist fertig und kommt nächstes Jahr raus. Hoffentlich schon im Frühjahr. Es gibt noch keinen Termin, aber es ist fertig, also wird es endlich rauskommen.
Sehr schön. Geht es um den Sumpf?
Janne: Ich habe die Texte noch nicht gelesen, also keine Ahnung (lacht).
Ich muss diese Frage einfach stellen, vor allem, weil sie hier bei uns noch keiner gestellt hat. Was haben KALMAH nur mit dem Sumpf?
Janne: Das ist, weil die Kokko-Brüder aus Pudasjärvi kommen, was fast vollkommen mit Sümpfen bedeckt ist. Sie sind gerne viel draußen in den Wäldern und Sümpfen, um zu jagen und sowas alles. Das ist der Grund, sie lieben die Natur und die Sümpfe (lacht).
Das ist ein gutes Stichwort für die nächste Frage. Das ist wahrscheinlich etwas, was ich eher die Kokkos fragen sollte, aber: Wie beeinflusst eure finnische Herkunft eure Musik? Finnischer Metal allgemein ist ja gerne mal düsterer. Gibt es da eine Verbindung?
Janne: Ich denke schon. Ich meine, im Winter kotzt mich das Wetter permanent an. Es ist dunkel und kalt, und das hat Auswirkungen, es kann beeinflussen, wie du schreibst. Zumindest glaube ich das. Wenn ich irgendwo wohnen würde, sagen wir mal in Mexiko, wo die Sonne immer scheint und es schön warm ist, würde ich vielleicht Salsa oder Poprock machen (lacht).
Wir wären dann durch. Hast du von dir aus noch was loszuwerden?
Janne: Ja! Ich würde mich gerne bei den KALMAH-Fans für all die Unterstützung bei dieser wirklich sehr schwierigen und sehr andersartigen Tour bedanken. Und wie gesagt, das neue Album kommt endlich raus, also nur noch ein wenig Geduld!
Dann mal danke!
Janne: Danke dir!
Mehr zur Tour und ihren Problemchen erzählt uns übrigns Dom von NOTHGARD im Interview.
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