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Cold Cell - Those

Review

COLDCELL habe ich bisher gar nicht wahrgenommen und, ehrlich gesagt, war ich nicht sonderlich erbaut, als mir ihr drittes Album für die Review zugeteilt wurde. Woher die Skepsis kam? Ich habe keine Ahnung … denn Fakt ist: Inzwischen bin ich mehr als froh, in den Genuss von „Those“ gekommen zu sein. Mehr noch, ich frage mich, wie die Schweizer Black Metaller solange unter meinem Radar fliegen konnten – und generell ein eher unbeachtetes Randdasein zu pflegen scheinen.

„Those“ ist deutlich mehr Wert als eine Randnotiz

An der Musik kann es jedenfalls nicht liegen. „Those“ ist nämlich weit mehr wert als eine Randnotiz, auch weil es sich stilistisch innerhalb des Genres gar nicht so klar einordnen lässt. Nicht falsch verstehen, COLDCELL sind keine übertrieben experimentierfreudige Band. Doch die Zusammensetzung der einzelnen Fragmente erweist sich doch als ungewöhnlich und, noch überraschender, ziemlich passend. Da gibt es dissonante Momente, die so eher dem orthodoxen Handbuch entspringen, melodische Flächen, die einen postigen Dunst verströmen, und gekonnt melodische Raserei. Hinzu gesellen sich neben den eher knurrenden statt geschrienen Vocals rituell anmutende Rhythmen, die ihren Höhepunkt im beschwörenden „Sleep Of Reason“ finden. Mitunter kommen so Erinnerungen an SECRETS OF THE MOON und SCHAMMASCH auf, mit denen sich die Baseler übrigens einen Schlagzeuger teilen. Auch SHINING blitzen in „Heritage“ kurz im Gedächtnis auf.

COLDCELL setzten auf ganz eigene, schwer zu fassende Atmosphäre

Allerdings sind dies nur Funken, denn „Those“ erschafft eine ganz eigene und schwer zu greifende Atmosphäre. Finster ist sie, ohne Zweifel, bleibt aber trotz allem nebulös, auch weil COLDCELL immer wieder variieren und zu teils überraschenden Tempowechseln neigen. So beginnt beispielsweise „Seize The Whole“ mit unverzerrten, fast schon sanftmütigen Gitarren und wiegt den Hörer so eine ganze Minute in angenehmer Sicherheit, bis ein unvermitteltes Gewitter aus den Boxen dröhnt. Ein Schauspiel, das sich in vielen Momenten wiederholt und „Those“ dadurch stets spannend hält. Weit spannender als im hohen Tempo sind COLDCELL aber in gediegenerer Geschwindigkeit. Hier droht die Spannung teils zu zermürben und es entsteht ein fast klaustrophobisches Gefühl. Ähnlich verhält es sich, wenn sich das Quartett wie in „Drought In The Heart“ in beinahe doomige Sphären begibt und die Leadgitarre die dominante Rolle einnimmt.

In jedem Fall dürfte COLDCELL zu den stärksten Überraschungen in diesem Jahr gehören. Dass das Album bei all seiner Vielfältigkeit den roten Faden nie aus dem Blick verliert, ist ebenfalls beeindruckend. Wer also noch einen Tipp aus dem Schattenbereich benötigt, der sollte sich „Those“ oben auf dem Einkaufszettel vermerken.

29.11.2017

Chefredakteur

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