Apocalyptica
Plays Metallica By Four Cellos
Konzertbericht
Im Jahre 1996 veröffentlichte eine bis dahin völlig unbekannte finnische Band ein Album, auf dem ihre vier Mitglieder Songs ihrer Lieblingskapelle METALLICA auf Cellos coverten. „Unser Traum war damals, tausend Exemplare zu verkaufen und ein paar Gigs abzustauben.“ Eicca Toppinen kann sich ein Lachen nicht verkneifen, als er an diesem Abend von den Anfängen seiner Band erzählt. „Plays Metallica By Four Cellos“ ging durch die Decke, auf einen Schlag waren APOCALYPTICA in aller Munde. Heute, 20 Jahre, einige Alben und unzählige Auftritte später, erinnern die Finnen im Rahmen einer ausgedehnten Jubiläumstour an ihre Anfangszeit. Diese führt sie nicht nur kreuz und quer durch Europa, sondern Ende November auch nach Mittel- und Südamerika, bevor sie im Frühjahr unter anderem einige Termine in Russland spielen.
Galerie mit 21 Bildern: Apocalyptica - Plays Metallica By Four Cellos Tour 2017 - LudwigsburgEin Konzert für die ganze Familie
An diesem milden Herbstabend geben sich die vier Cellisten in der Ludwigsburger MHP Arena die Ehre. Bereits im Februar diesen Jahres waren die Herren im Berliner Tempodrom zu Gast, von dem Konzert hatten wir natürlich auch berichtet. Etwa tausend Fans wollen in Ludwigsburg dabei sein und strömen nach und nach in die bestuhlte Halle. Das Publikum ist sehr gemischt, Kuttenträger sind genauso vertreten wie Familien mit kleinen Kindern, und die Anwesenden ziehen sich quer durch alle Altersklassen. Der Bühnenaufbau ist einfach gehalten, vier Sitzplätze für die Cellisten, hinter jedem steht ein dunkel gehaltener Schirm; und dahinter ist das Drumkit versteckt, das erst im zweiten Abschnitt des Konzerts zum Einsatz kommt. Es gibt keine Vorgruppe, an diesem Abend also nur APOCALYPTICA pur – und METALLICA natürlich.
Plays Metallica By Four Cellos
Pünktlich um 20 Uhr wird es dunkel in der Arena. Im spärlichen Restlicht auf der Bühne sind Musiker und Cellos auszumachen. Und dann sitzen sie da, aufgereiht im hellen Licht von vier einzelnen Scheinwerferkegeln, ihre Cellos im Anschlag, und spielen die ersten Töne von „Enter Sandman“. Glasklar und nahezu makellos schweben die Cellomelodien durch die Halle, der erste Teil des Konzerts ist ganz klassisch gehalten. Einge Anwesende können sich dennoch kaum auf ihren Stühlen halten, tosende Begeisterung schlägt den Finnen entgegen. Vom ersten Song an kann man sich für den Rest des Abends in seinen Sitz zurücklehnen und komplett in der Musik versinken, ob nun METALLICA-Fan, Cello-Freund oder ob man nun besonders auf die Kombination aus beidem in den APOCALYPTICA-Coverversionen steht. Die Bühnenbeleuchtung ist auch sehr gelungen, mal in düsteren Farben, mal grellweiß, dann wieder malt das Licht große Schatten der Musiker an die Schirme hinter ihnen. Paavo Lötjönen, Eicca Toppinen, Perttu Kivilaasko und Antero Manninen gehen dermaßen begeistert ans Werk, dass es eine wahre Freude ist, ihnen zuzusehen. Letzterer ist zwar bei der aktuellen Besetzung der Band nicht mehr mit von der Partie, hatte aber auf der „Plays Metallica By Four Cellos“ mitgewirkt und ist auch auf der Jubiläumstour dabei. Toppinen übernimmt die Kommunikation mit dem Publikum, erinnert an alte Zeiten, versucht sich mit einigen deutsche Sätzen und zeigt sich begeistert über Manninens Mitwirkung auf der Tournee. Der erste Teil des Sets entspricht genau dem Album, das sie vor über 20 Jahren aufgenommen haben, sogar die Reihenfolge der Stücke stimmt genau überein. Letztes Jahr erschien eine Remastered-Version des Teils, mit drei Bonus-Tracks, auf die die Fans aber noch bis nach der Pause warten müssen.
Es kommt Bewegung ins Spiel
Nach etwa fünfzehn Minuten, die die Schlange vor den Bier- und Essensbuden beträchtlich anwachsen lassen, geht es weiter mit „Fade to Black“ und dem rockigeren Teil des Abends. Und Mikko Sirén, der jetzt die vier Cellos mit Drums unterstützt. Ein Song nach dem anderen begeistert die Fans, vor allem die, die APOCALYPTICA lieber in diesem etwas härteren Gewand hören. Immer wieder stehen kleine Grüppchen auf, um ihrem Applaus mehr Nachdruck zu verleihen. Ins Publikum kommt, vor allem auf dem Parkett unten, endlich mehr Bewegung. Toppinen und Kivilaasko hält es teilweise auch nur schwer au ihren Hockern, sie lassen ihre Mähne kreisen, der Bogen fliegt über die Saiten. „Battery“ und „Seek & Destroy“, zwei der Bonustracks der neuen Albumversion, beenden das reguläre Set. Wer „Nothing Else Matters“ und das großartige „One“ vermisst hatte, wird mit der Zugabe aber auch noch zufriedengestellt. Ein Abend, der wie im Flug vergangen ist, und den Fans sicher so schnell nicht vergessen werden.
Setlist
Enter Sandman
Master of Puppets
Harvester of Sorrow
The Unforgiven
Sad but True
Creeping Death
Wherever I May Roam
Welcome Home (Sanitarium)
Fade to Black
For Whom the Bell Tolls
Fight Fire with Fire
Until it Sleeps
Orion
Escape
Battery
Seek & Destroy
Encore
Nothing Else Matters
One
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