Vessels
Live in Köln 2017
Konzertbericht
Fotos von Anton Kostudis und Alex Klug.
Dancefloor ahead! Gilt zumindest für die ehemaligen Post-Rock-Träumer VESSELS. Denn für das aus Leeds, Großbritannien stammende Quintett werfen wir gerne mal wieder einen Blick über den Tellerrand. Wenn nämlich mittlerweile Synthwave-Gruppen wie PERTURBARTOR und CARPENTER BRUT sich zum heimlichen Roadburn-Highlight so manches Doom Metallers mausern, dürfen VESSELS mit ihrer handgemachten Electronica eben auch weiterhin gerne bei metal.de stattfinden.
„Handgemacht“ ist in diesem Kontext das entscheidende Stichwort, wie das Konzert im durchaus angemessenen gefüllten Kölner artheater zeigt. Normalerweise regieren in der Szenelocation Sampler und 1210er-Turntables, heute aber steht eine ganze Band auf der Bühne. Mit zahllosen Synthesizern und Drumpads ausgerüstet agieren VESSELS inzwischen vollständig durchdigitalisiert. Nur hier und da mischen sich noch die vertrauten Gitarrenmuster zwischen die tanzbaren Rhythmusfiguren. Auch das Publikum bewegt sich zwar fast ausschließlich im Bereich der Kurzhaarfrisuren, der eine oder andere true Aufnäher lässt sich in der wogenden Menge aber dennoch ausmachen.
Große Liebe zum Detail beweisen VESSELS heute insbesondere im zusammen mit den legendären THE FLAMING LIPS entstandenen „Deflect The Light“, das gemeinsam mit dem Arpeggio-Monster „Elliptic“ (von „Dilate„, 2015) die ohnehin schon druckvolle Atmosphäre in schwindelerregende Höhen treibt. Dabei ist die heutige Live-Show nicht nur ein Genuss fürs Ohr, sondern zugleich ein ausgestreckter Mittelfinger an alle Trueheimer, die diese „Computer-Musik“ stets dem guten, alten Gitarrenrock untergeordnet haben.
Denn auch wenn heute Abend nicht jeder Ton analog umgesetzt sein mag, repräsentieren VESSELS den vielleicht menschlich unmaschinellsten Techno-Approach, den es derzeit auf deutschen Bühnen zu bestaunen gibt. Und dem gebührt künftig noch ein gehöriges Stückchen mehr Aufmerksamkeit.
„The Great Distraction“ steht als Stream und Download auf Bandcamp zur Verfügung. Das Album erschien am 29. September 2017.
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