Throane - Plus Une Main À Mordre

Review

Frankreich ist schon lange kein Exot mehr auf der schwarzmetallischen Landkarte. Ganz im Gegenteil: Unser westliches Nachbarland besticht durch eine gut vernetzte und hervorragende Szene mit zahlreichen, oft genregrenzen-sprengenden Bands und Projekten. Abgerundet wird dies durch geschmackssichere Labels wie Season of Mist, Norma Evangelium Diaboli oder Debemur Morti Productions.

Auf Letzterem erscheint zeitnah das zweite Album des Ein-Mann-Projektes THROANE von Mastermind Dehn Sora. Dieser hat bereits einige Erfahrungen als Layouter und Artworkdesigner von Szenegrößen wie BLUT AUS NORD, ULVER oder DEATHSPELL OMEGA sammeln können. Und seine Arbeit mit diesen Bands ist nicht spurlos an THROANE vorbeigegangen.

THROANE stehen ganz im Zeichen des Chaos

Die Musik auf „Plus Une Main À Mordre“ ist nur sehr schwer in Worte zu fassen. Wer auf eingängige Refrains und nachvollziehbare Songstrukturen steht, kann hier eigentlich direkt aufhören, weiter zu lesen, denn nichts davon findet man hier wieder. Vielmehr vermischen sich auf dem Album Chaos und disharmonische Klänge. Das Ganze klingt dann wie ein unehelicher Bastard aus eben DEATHSPELL OMEGA und BLUT AUS NORD. Im Detail sieht das Ganze dann wie folgt aus:

Auf der einen Seite wirkt das hier Dargebotene sehr chaotisch und lässt sich dadurch äußerst schwer fassen. Keines der insgesamt sechs Lieder macht es dem Hörer auch nur irgendwie einfach. Anders als bei DEATHSPELL OMEGA ist das vertonte Chaos jedoch wesentlich greifbarer und ein Gefühl der „Überforderung“ entsteht hier nicht. Jedoch mangelt es bei THROANE an diesen großartigen Ideen und Momenten, die ihre Landsmänner so außergewöhnlich machen.

Auf der anderen Seite fallen die disharmonischen Melodien und Riffs auf. Ähnlich wie es BLUT AUS NORD auf ihren experimentelleren Alben gemacht haben, sind die Songs mit vielen Ambient- und Industrial-Einflüssen versehen. Diese Soundelemente halten sich meist im Hintergrund, während das schwere Drumming und die doomigen Riffs in den einzelnen Liedern dominieren. Generell bewegt sich das ganze Album maximal im Midtempo-Bereich. Wirklich schnelle Songs oder Parts gibt es nicht. So entwickelt das Album eine pechschwarze, manchmal fast schon bedrückende Atmosphäre.

Auch der Gesang passt gut zu den einzelnen Liedern. Mastermind Dehn Sora singt, schreit und quält sich auf Französisch durch das ganze Album. Ob es dabei ein lyrisches Grundkonzept gibt, ist mir leider unbekannt, da mir die Lyrics nicht vorliegen und ich des Französischen auch nicht mächtig bin. Sonderlich viel versteht man jedoch eh nicht.

Black Metal für Fortgeschrittene

Objektiv gesehen haben wir es hier mit einem sehr komplexen und anspruchsvollen Album zu tun, das so einige Durchläufe braucht, damit man es halbwegs erschließen kann. Handwerklich ist es gut gemacht und die Produktion passt wunderbar zu dieser Art von Musik. Das große Problem des Albums ist jedoch seine Sperrigkeit. Auch nach nun fünf Durchläufen kann ich persönlich kaum ein Lied vom anderen unterscheiden, da kaum etwas wirklich hängen bleibt.

Zwar erschließt man mit jedem Hören immer ein bisschen mehr, aber im Endeffekt braucht es einfach zu viel Zeit. Klar, „Easy-Listening“ oder „Mainstream“-Anbiederungen sind garnicht die Intention von THROANE. Dennoch sollten Lieder irgendwann beim Hörer in irgendeiner Form „ankommen“. Denn sonst bleibt es eben nur Chaos. Die offensichtlichen Vorbilder DEATHSPELL OMEGA und BLUT AUS NORD machen dies deutlich besser. Wer von den beiden genannten Bands nicht genug bekommen kann, der kann hier ruhig einmal reinhören. Aber er sollte sich auf ein zähes Unterfangen einstellen und viel Zeit mitbringen.

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13.10.2017

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