Der Weg Einer Freiheit
"Wir definieren uns als Metal-Band!"
Interview
Am 25. August 2017 veröffentlichten DER WEG EINER FREIHEIT ihr neues Album „Finisterre“ veröffentlicht. Die perfekte Gelegenheit, ein kleines Gespräch mit Nikita Kamprad zu führen.
I. Das neue Album – „Finisterre“
Grüßt dich und danke für die Zusage zum Interview! Ende August wird euer neues Album „Finisterre“ erscheinen. Hut ab vor der Platte, welche ich erfreulicherweise bereits hören durfte! Ihr habt das Album bei Ghost City Recordings in Rottenbach, Nahe Nürnberg aufgenommen. War euch bei der Auswahl des Studios eine intime Atmosphäre besonders wichtig?
Wir haben mittlerweile eine ganz besondere Beziehung zu diesem Studio und seinen Bewohnern aufgebaut. Nach der Produktion von „Stellar“ war uns eigentlich schon klar, dass wir das nächste Album wieder dort aufnehmen wollen und auch jetzt nach „Finisterre“ gibt es für uns nach wie vor keine Alternative. Die Atmosphäre spielt hier für uns eine riesengroße Rolle. Das ganze Studio ist wie eine Art Ferienhaus aufgebaut mitten in der Pampa, du kannst darin wohnen, es gibt eine große Küche, Chillout-Area, Waschmöglichkeiten, aber das Wichtigste natürlich die beiden vollausgestatteten Studios plus einen kleinen Mixing-Raum, welche auch simultan betrieben werden können. Durch die Möglichkeiten und Instrumente, welche das Studio bietet, ist dort auch an 365 Tagen im Jahr Betrieb und es treffen dort die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Wir haben für uns herausgefunden, dass dieses Konzept des Zusammenlebens während der Produktion sehr gut funktioniert und die Musik davon nur profitiert. Das mag sich jetzt wie ein Werbetext für Ghost City lesen, wir können das Studio aber wirklich nur jedem wärmstens ans Herz legen und wollen hiermit auch nochmal den Hausherren Jan und Alex unsere größte Dankbarkeit aussprechen!
Die textliche Grundlage von „Finisterre“ bildet „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse. Wie kamt ihr zu diesem Klassiker und späteren Inspiration der Hippiebewegung?
Ich glaube es war kurz nach Veröffentlichung von „Stellar“ Anfang 2015, als mir das Buch in die Hände gefallen ist. Ein paar Jahre vorher habe ich nach Empfehlung eines Freundes auch schon den „Demian“ von Hesse gelesen, der mir ebenfalls sehr zusagte. Beide Werke ähneln sich meiner Meinung nach sehr in ihrer Atmosphäre, auch wenn sie verschiedene Themen behandeln. Außerdem schwingt in beiden Büchern eine omnipräsente Angst vor dem Ungewissen und dem Krieg mit, was ich sehr interessant finde, wenn man sich ihren Entstehungszeitraum um den 1. und 2. Weltkrieg und die generelle Stimmung in der Gesellschaft dieser Zeit ansieht. Vor allem der Opener „Aufbruch“ wurde hiervon stark inspiriert.
Ich fand es außerdem sehr faszinierend wie auch erschreckend, welche Anzeichen es für den nahen Verfall der Menschen vor fast 100 Jahren schon gab und sich im Prinzip dasselbe in unserer modernen Welt wieder abspielt. Aufstrebende Angst und Hass gegenüber Fremden, Wirtschaftskrisen, Aufrüstung und Kriege und nur Wenige die Widerstand leisten, weil es den Meisten schlicht und einfach egal ist.
Sind auch auf den vorherigen Alben bereits direkte Einflüsse der Literatur enthalten?
Nicht direkt, einzig der Song „Letzte Sonne“ war stellenweise bereits vom schon erwähnten „Demian“ beeinflusst. Ansonsten ist es eigentlich ein Novum, dass Literatur Einfluss auf unsere Musik genommen hat.
Insgesamt betrachtet ist euer viertes Album progressiver ausgefallen. Welche musikalischen Einflüsse sind in diese Entwicklung eingeflossen?
Ich habe persönlich sehr viel Klassik gehört, vor allem Klaviermusik von Chopin. Das ist aber sicherlich nicht der einzige musikalische Einfluss, den das Album besitzt. Da kam über die letzten Jahre sehr viel Unterschiedliches zusammen, was ich jetzt auch gar nicht genau rekapitulieren kann. Auf jeden Fall habe ich wieder vermehrt MUSE gehört, welche schon immer einen recht großen Einfluss auf die Musik von DWEF hatten. Eine weitere Band, die mir spontan in den Sinn kommt, ist BIRDS IN ROW. Auch wenn ich normalerweise nicht so sehr auf diese Art von Musik stehe, die haben es mir irgendwie angetan. Alles Musik, die im ersten Hinblick nichts mit (Black) Metal zu tun hat, aber es wäre ja auch langweilig hier immer die gleichen üblichen Verdächtigen zu nennen. Generell ziehe ich aus allem, was ich über die Zeit höre, irgendetwas heraus und versuche es auf die ein oder andere Weise zu verarbeiten.
Bis auf das Mastering habt ihr alle vorherigen Arbeitsschritte bei der Erstellung des Albums selbst durchgeführt. Ging es euch dabei „nur“ um Eigenständigkeit oder waren noch andere Beweggründe für diese Entscheidung ausschlaggebend?
In erster Linie macht mir die Arbeit im Studio unglaublich viel Spaß und gerade die eigene Musik aufzunehmen und zu produzieren ist eine enorme Herausforderung. Dadurch, dass ich mich über die letzten Jahre auch mit anderen Bands sehr viel im Studio aufgehalten und produziert habe, habe ich viel Erfahrung gesammelt und fühlte mich jetzt sozusagen „bereit“ dieses Projekt selbst in die Hand zu nehmen. Ich habe das schon während der Produktion zu „Stellar“ gemerkt, dass es mich ungemein reizt, mich mal komplett abzuschotten und ein paar Wochen im Studio einzusperren, um nichts anderes als Musik zu machen, zu Essen und zu Schlafen. Und so sah die Produktion zu „Finisterre“ im Endeffekt auch aus.
Einzig das Mastering haben wir am Ende abgegeben, weil das einfach ein eigenes Feld für sich ist, dessen Grundlagen ich bisher nur angekratzt habe. Das können andere auf jeden Fall viel besser und mit Philipp Welsing (Original Mastering) haben wir da auch die absolut richtige Wahl getroffen. Die von dir angesprochene Eigenständigkeit, die durch diesen ganzen Prozess gefördert wurde, trägt auf jeden Fall positiv zu unserem Sound bei, war aber eigentlich nicht der ausschlaggebende Grund, warum wir das Album nun genau so auf diese Weise aufgenommen haben.
Auf dem Album wurden gemäß Info aus eurem Studio-Tagebuch kaum Drum-Trigger benutzt. Ihr wolltet euch vom heutigen Metal-Standard entfernen. Was bedeutet dies genau für euch als Band und in Abgrenzung zur sog. Metalszene, so schwammig der Begriff auch sein mag.
Ich habe schon seit längerem das Gefühl, dass viele Bands, gerade die der neueren Generationen, explizit so klingen wollen wie andere Bands. Oft werden die Drums übertriggert und mit Samples anderer Schlagzeuger aus irgendwelchen Libraries ersetzt, die Gitarren werden durch Computer gejagt und man bedient sich an Sounds bekannter Gitarristen. Das ist an sich cool, weil man quasi „weiß was man bekommt“ und Studiozeit sparen kann, aber wie soll man denn da jemals seinen eigenen Sound finden? Uns war es wichtig, dass jeder Ton, jeder Sound und jedes Sample auch wirklich von uns kommt und genau so aufgenommen wird, wie es am Ende auch klingen soll. Keine gerampten DI-Gitarren und keine fremden Drumtrigger.
Auch wenn wir live ein anderes, reisefreundliches Setup spielen, im Studio spiele ich nach wie vor sämtliche Gitarren über meine echten Amps (Engl Fireball und Gigmaster) ein, die mich schon jahrelang begleiten und nie im Stich gelassen haben. Da für mich vieles im Metal einfach gleich und auswechselbar klingt, war das Ziel von vornherein einen nachhaltigen Sound zu finden, mit dem man sich auch noch in 20 Jahren identifizieren kann und der nicht irgendeinem schnelllebigen Trend folgt.
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Stile | Post-Black Metal |
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