Rage - Seasons Of The Black

Review

Galerie mit 29 Bildern: Rage und Lingua Mortis Orchestra - Metalacker Tennenbronn 2024

Ein Jahr nach „The Devil Strikes Again“ klatschen uns RAGE ihr neues Album „Seasons Of The Black“ auf den Plattenteller. Kollege Colin wohnte der Listening Session zum Album bei und hat entsprechend seinen Ersteindruck festgehalten. Verschwenden wir also keine Zeit und gehen wir gleich mal ins Detail.

Das erste, was Aufmerksamkeit erregt, ist der Sound, den Dan Swanö abgemischt hat. Unsereins tat sich zunächst ziemlich schwer damit, da sie weniger auf wuchtigen Sound und mehr auf Klarheit setzt. Eine ungewöhnliche Entscheidung für ein Album, bei dem es teilweise recht flott und heftig zur Sache geht. Für den Großteil der Tracks geht diese Rechnung aber auf. Man muss sich zwar mit den etwas schwachbrüstigen Drums abfinden, doch der ansonsten warme Sound lässt Tracks wie das stampfende „Blackened Karma“ oder das geradezu jubilierende „Justify“ förmlich aufblühen.

Überhaupt gehören diese Songs zu den stärkeren Stücken, die ihren Weg auf „Seasons Of The Black“ gefunden haben. Doch auch das eröffnende Doppelpack bestehend aus dem Titeltrack und „Serpents In Disguise“ weiß vor allem durch seine Direktheit zu überzeugen. RAGE holen ihr Publikum hiermit in fulminanter Manier ab.

RAGE zwischen großem Metal und großem Cheese

Eigentlich machen die neuen Songs richtig Laune. Doch dann stolpert man über „Sepitc Bite“. Die Lyrics des Songs klingen so, als wollte eine junge Schülerband einen auf dicke Hose machen und deswegen über einen T-Rex singen. Zumindest eignet sich der Track für einen gepflegten Lacher neben den ansonsten recht ernst gehaltenen Thematik. Die könnte dem ein oder anderen etwas zu klischeehaft ausgefallen sein. Und zugegeben muss man Peavys Tough-Guy-Akzentuierung nicht unbedingt mögen. Aber so wie bei „Septic Bite“ schießen RAGE textlich kein zweites Mal über ihr Ziel hinaus. „Walk Among The Dead“ und „All We Know Is Not“ klingen musikalisch nicht sonderlich spannend, sondern kommen eher wie aufgewärmte Ideen aus den Sessions herüber. Als solche sind sie aber zumindest passable Rocker, die ihren Zweck erfüllen.

Die abschließenden vier Tracks ergeben eine Einheit, die sich „The Tragedy Of Man“ nennt. Wenn man das nicht vorher wüsste, würde es nicht weiter auffallen, denn die Songs gehen lediglich lose ineinander über. Das hat etwa bei der „Suite Lingua Mortis“ von „Speak Of The Dead“ besser geklappt. Inhaltlich ist der Zyklus kein Hexenwerk: Es geht natürlich um den Untergang der Menschen.

Musikalisch sieht es da besser aus. Das bereits erwähnte „Justify“ ist ein Knaller, doch auch das zermürbende „Bloodshed In Paradise“ gefällt mit seinen aggressiven Melodien. „Farewell“ beschließt sowohl diesen kleinen Zyklus wie auch das Album und ist nichts für Cheese-intolerante Hörer. Das geht aber in Ordnung, ganz im Gegensatz zu „Gaia“, das den Zyklus eröffnet und durch seinen kitschigen Grundton vollkommen deplatziert wirkt.

„Seasons Of The Black“ ist also ein gelungenes Album, das aber schon so seine Macken hat. Doch alles in allem kann man beim neuen RAGE-Album durchaus mal das ein oder andere Ohr riskieren.

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29.07.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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4 Kommentare zu Rage - Seasons Of The Black

  1. metalfreak sagt:

    Soweit ich weiss hat Dan Swanoe hier nur den Mix gemacht, irgendwie ist es schon enttaeuschend das Rage auch mit den neuen Musikern bei weitem nicht an Glanzlicher wie Black in Mind oder the Missing link heranreichen, vielleicht haette man doch mit den alten Rage Musikern als Rage weitermachen sollen anstatt sich da wiederum Refuge zu nennen.

    6/10
    1. freakmetal sagt:

      Wie, keine band empfehlungen diesmal? Schade…
      Wenn blackened karma hier übrigens schon einer der unkitschigeren songs sein soll, dann grausts mir vor dem rest. Aber mal abwarten.

      1. Sane sagt:

        Scheisse, was ein lahmer, kraftloser Gesang und das gegenüber diesem überfettetem gitarrensound.
        Konnte keine Minute durchhalten..
        Und wenn der Song unkitschig und einer der härteren ist, dann aber gute Nacht.

  2. Hellgore sagt:

    Als jemand, der Rage schon seit 30 Jahren hört (jaja, alter Sack, ich weiß), kann ich dieses Gejammer „Black in Mind heulheulheul Missing Link heulheulheul“ nicht mehr hören. Das neue Lineup knallt genauso wie Schmidti und Efti damals – vor allem live. Und The Devil strikes again kann auf jeden Fall locker mit Missing Link oder Reflections of a Shadow mithalten. Seasons of the Black beginnt mit einem großen Kardinalfehler: eine beschissene Produktion. Ich weiß nicht was der werte Rezensent mit „klarer Sound“ bezeichnet, aber ein in die Unkenntlichkeit verbannter Gesang der komplett von den Gitarren überbraten wird hat mit „klar“ mal nix zu tun. Das Schlagzeug hat auch alles an Wucht verloren, was man nur rausnehmen konnte ohne dass es wie Metallica-Blech klingt. Was richtig schade ist, denn die Songs sind an sich auf nem guten Level – ja, mit Ausnahme vom 5.-Klässler-Text bei Septic Bite. Aber nachdem man bedingt durch den Kack-Sound vom Gesang nix versteht isses auch wieder nicht so schlimm. Der Titeltrack und Walk among the Dead hauen aber richtig schön auf die Zwölf, und zwar ganz klassisch 80er/90er-Ragemäßig. Justify und Bloodshed in Paradise holen sich ihre Anleihen aus den starken Anfangszeiten der Smolski-Terrana-Ära, ohne zu sehr in diese Richtung abzudriften. Time will tell, All we know is not, Blackened Karma und Serpents in Disguise gehen in Ordnung.
    Diese Verarsche von Produktion lässt aber nur 5 Punkte zu, mit dem Sound von Devil strikes again wären es sicher 8 gewesen, weil es nur einen Ausfall (Septic Bite) gibt und der Rest gut nach vorne geht. Gaia ist nur ein einminütiges Intro, das kann man aushalten.

    Kann jemand von der schreibenden Zunft eigentlich mal bei Rage nachfragen, ob sie nicht vielleicht eine Remastered rausbringen wollen, bevor der grauenhafte Sound mir (und sicher vielen anderen) endgültig die Platte vergällt?

    5/10