Die Apokalyptischen Reiter - Der Rote Reiter

Review

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Nach der Ebbe kommt die Flut –  So sangen einst DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Folgerichtig steht nun nach gut drei Jahren Veröffentlichungs-Flaute und rund 20 Monaten Live-Pause endlich das neue Album „Der Rote Reiter“ in den Regalen. Und diese Flut hat es echt in sich, das hatte Kollege Gabriel ja bereits in seinem Bericht von der Listening Session angedeutet und so viel kann man hier bereits vorwegnehmen. Denn gerade Fans der REITER-Frühwerke hörte man doch immer wieder seufzen „Ja, schon… Aber früher waren sie halt ganz einfach besser.“

Und genau jene dürften bereits beim eröffnenden „Wir sind zurück“ selig grinsend die heimische Anlage noch ein Stück weiter aufschrauben. Denn dieser Song ist nicht einfach nur ein für die Band urtypischer Opener, sondern ein Statement. Und das bezieht sich nicht nur auf die „Jawoll, da sind wir wieder!“-Lyrics, sondern voll allem auch auf die Mucke. Flott, metallisch eingängig, dazu endlich mal wieder Blasts und Screams und natürlich ein eingängiger Chorus. Was will man mehr? Da ballt jeder Reitermaniac doch gleich mal begeistert die Faust. Auch der mächtig drückende RAMMSTEIN-meets-Death-Metal Titelsong mit seiner düsteren Atmosphäre weiß sofort zu begeistern. Und es gibt endlich wieder Growls, liebe Leute, Growls!

Es folgt ein Schwenk in die eher jüngere Vergangenheit, denn „Auf und nieder“ ist ein richtig feiner folkig angehauchter Rocker mit einem passenden Mut-Macher-Text. Und wieder kann man beim zweiten Mal Hören den Refrain problemlos mitsingen, das können die Herren halt unvergleichlich gut. Doch sofort haut man dann mit „Folgt uns“ wieder so richtig auf die Glocke und gibt erneut mächtig Gas. So hart waren die Reiter schon lange nicht mehr unterwegs, garnieren das Ganze aber trotzdem mit einem epischen Refrain für Revoluzzer. Alleine diese vier Songs gehören zukünftig in jede REITER-Setlist, keine Diskussion! Doch das war ja erst der Auftakt, weiter geht’s. Denn auch das düstere „Hört mich an“ mit seinem Industrial-Metal-Touch braucht sich keineswegs zu verstecken. Zumal auch hier lobend zu erwähnen ist, dass Fuchs endlich wieder die volle Bandbreite seiner Stimme bedient. Und dann gibt’s schon wieder Blasts bei „The Great Experience Of Ecstasy“, was ist denn hier los bitteschön? DIE APOKALYPTISCHEN REITER machen wieder Death Metal, versehen mit einer feinen Prise SAMAEL. Und englische Lyrics hatte man ja auch länger nicht mehr. Dieser Song könnte so durchaus auch von einem Frühwerk stammen. Da macht sich doch ein herrliches Back-To-The-Roots-Gefühl breit. Und nicht nur das, auch das Niveau ist bis jetzt schwindelerregend hoch. So ist diese Eingängigkeit von „Franz Weiss“ fast schon unverschämt penetrant, während „Die Freiheit ist eine Pflicht“ ganz einfach nur wieder richtig schön Arsch tritt. Aber man hat auch kleinere Überraschungen parat. So erinnert „Herz in Flammen“ teilweise ziemlich an einen neueren DARK TRANQUILLITY-Song. Mal was anderes, aber durchaus fein gemacht. Und „Brüder auf Leben und Tod“ ist dann wieder ein zukünftiger Live-Kracher mit feinem Seemanns-Flair. Ein mächtiges Ding, ganz klarer Hit! Mit dem erneut sehr eingängigen „Ich bin weg“ wird es dann swingiger und punkiger, die REITER schwenken wieder Richtung neuere Werke. Man wartet irgendwie immer noch auf etwas Schwächeres, denn bis hierhin kratzt die Band verdammt hartnäckig an der Höchstnote.

Die Apokalyptischen Reiter kratzen hartnäckig an der Höchstnote

Doch Song Nummer zwölf bringt ihn dann doch, diesen kleinen Bruch, diesen minimalen Qualitätsabfall. Um Missverständnissen gleich mal vorzubeugen: Das düstere und schwermütige „Ich nehm dir deine Welt“ ist alles andere als ein Ausfall, nur eben im Kontext der gesamten Scheibe nicht ganz so zwingend wie der Rest. Ein interessanter Song, absolut, aber dann eben doch vielleicht etwas zu lang geraten. Da ist es mal wieder, dieses berühmte kleine Haar in der Suppe. Es beeinflusst den superben Geschmack nicht wirklich, stört aber dann irgendwie doch ein bisschen. Und auch das abschließende balladeske „Ich werd bleiben“ kann das Schiff nicht vollends wieder auf Zehner-Kurs bringen. Hier werden die REITER nochmal so richtig schön melancholisch, und kaum einer Band gelingt das auf so eine unpeinliche Art und Weise. Aber auch hier gilt, Songs dieser Art haben die Herren doch schon ein kleines bisschen besser hinbekommen. Nennt mich ruhig Korinthenkacker, aber irgendwie ist die Band ja selber schuld, wenn man elf Songs lang auf allerhöchstem Niveau musiziert…

Trotz dieser ganz dezenten Kritik scheint es so, als hätte sich auf „Der Rote Reiter“ die Kreativität von vielen Jahren krachend entladen. Und möglicherweise haben wir es hier sogar mit dem stärksten Album der Weimarer überhaupt zu tun. Die kreative Pause hat der Band augenscheinlich aller bestens getan, ohne Zweifel! Und eines ist überdeutlich: DIE APOKALYPTISCHEN REITER haben wieder richtig Bock auf Metal. Dabei wird aber dennoch nicht auf die bandtypischen einprägsamen Refrains verzichtet. Was für ein Comeback, was für ein Ritt!!!

Auch visuell überzeugend

DIE APOKALYPTISCHEN REITER feierten bekanntlich Ende 2015 ihr zwanzigjähriges Jubiläum stilecht mit dem kleinen Festival „Das Letzte Abendmahl“. Unseren Bericht dazu findet ihr hier. Natürlich wurde dieses Ereignis auch in Bild und Ton festgehalten und folgerichtig nun als Blu-Ray in der Digibook-Version von „Der Rote Reiter“ der dürstenden Meute serviert. Für alle die dabei waren wird dieser Konzertmitschnitt viele Erinnerungen an einen grandiosen Abend wieder hervorrufen. Und alle anderen können sich nun noch ein bisschen mehr darüber ärgern, diese Show verpasst zu haben. Aber man kann ja bekanntlich auch in den heimischen vier Wänden das Tanzbein schwingen und die Rübe schütten. Und dafür eignet sich diese Blue-ray mit ihren 34 Songs verteilt auf stattliche 2,5 Stunden bestens.

DIE APOKALYPTISCHEN REITER zelebrieren sich selber, lassen sich von ihrem Gefolge hochleben und alle zusammen feiern einfach nur eine einzige Party. Das wird nach dem feierlich getragenen Intro sofort deutlich, denn da scheint das Jenaer F-Haus förmlich zu explodieren. Fuchs führt die „Revolution“ an und wünscht jedem einzelnen „Friede sei mit dir“. Die REITER fahren natürlich ihr komplettes Arsenal auf. Von ruhig und besinnlich über folkig beschwingt bis hin zu deathmetallisch knüppelnd wird wirklich alles geboten. Ein wilder Ritt durch die komplette eigene Diskographie. Und natürlich muss auch niemand auf so manches lieb gewonnenes Ritual verzichten: der SM-Auftritt des Dr. Pest, die Fahrt des „Seemann“ über die Wellen oder der Ritt des Fuchses auf der Meute zur „Reitermania“. In Erinnerung wird einem natürlich auch der Auftritt von Gründungsmitglied Skelleton (DISASTER K.F.W.) bleiben, der mit handgestoppten 2,8 Promille seine ganz eigenen Akzente setzt.

Diese Blu-ray ist die würdige Aufarbeitung eines legendären Abends und vermittelt einem wunderbar das Gefühl , einfach mittendrin in der feiernden Meute zu sein. Da werden sich DIE APOKALYPTISCHEN REITER eine Menge einfallen lassen müssen, um diese Show dann zum 30jährigen Jubiläum irgendwie zu toppen.

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16.08.2017

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9 Kommentare zu Die Apokalyptischen Reiter - Der Rote Reiter

  1. ayzee sagt:

    Nahe an der Höchstnote?! Nee, sorry metal.de. Nicht mal im Entferntesten.
    Auf und nieder, der Rote Reiter, die Freiheit .. das reicht mir. mir wird schlecht. Man kann die Musik ja mögen (für mich schwankt sie zwischen stinkelangeweilgem Schunkel Metal und stinkelangweiligem Nu-Metal oder was auch immer das sein soll) aber mit einer Nähe zur Höchstnote hat das mal gar nichts zu tun. Schon 1000mal gehörte Powerchordfolgen mit pathethischem rollendem-R Gesang voller pseudo Mittelalter Peinlichkeit al la schlechte In Extremo meets Böse Onkelz, maximal simplen Drums und Keys, die wohl neben der dicken Produktion die Leere an guten Ideen auffüllen sollen.
    Hier klingt alles nach hirnlosem Gute-Laune-Tralala. Songwriting Niveau lieht knapp über den Onkelz, aber das is mal keine Messlatte. Einfach nur peinlich für den Metal.

    3/10
    1. Foobar sagt:

      @ayzee „Nu Metal“? Die Reiter? Habe dort aufgehört zu lesen, kann den Kommentar nicht ernst nehmen

      9/10
  2. darki sagt:

    Musikalisch gesehen ist das Album auf nem ganz guten Weg –
    aber – alleine der Opener „Wir sind zurück“ – textlich so langweilig und nichtssagend , musikalisch auch keine Offenbarung, vergällt es einem doch sehr. Und man denkt auch (rein so von der Idee des Songs) sehr an Rammstein – wobei die es deutlich besser gemacht haben. Och ja und dann … auf und nieder, immer wieder .. (wo ist der Rollaugensmiley) – Fuchs und Co – ist das euer Ernst nach 1-3 Jahren des Schaffens ? Wollt ihr demnächst in den Fernsehgarten ? (auf und nieder … schunkel – wieder — schunkel –)

    5/10
  3. Yggdrasil86 sagt:

    4x durchgehört und immer noch nicht so überzeugt wie auf allen Reviews. Der Rote Reiter, Auf und Nieder, Hört mich an, The Great.., Die Freiheit.. und Herz in Flammen gefallen mir. Die letzten beiden Stücke gehen noch aber der Rest klingt teilweise nicht nur gleich sondern zudem auch noch ziemlich langweilig. Fürn Konzert reichts vielleicht gerade noch so. Ganz schlimm der Rammstein-Gesang. Löblich, dass er an Til’s Stimme rankommt aber wenn ich Rammstein hören will dann mach ich mir das an. Als Altfan, der bis auf Tief.Tiefer nicht alles neue gehasst hat, kann ich dennoch eben nicht zufrieden sein.

    6/10
  4. Bluttaufe sagt:

    Ich weiß auch nicht was dieses Gehype soll. Fans der alten Alben werden sich freuen, blablabla…

    „Der rote Reiter“ mag ja noch ein netter Death Metal Klopper sein, der im Vorfeld Bock auf mehr machte aber jetzt wo man einige andere Songs im Netz hören kann, bin ich ganz schön enttäuscht.
    Nach dem stinklangweiligen Album „Tief“ haben die APOS wieder die Gitarren ausgepackt. Allerdings klingen Songs wie „Die Freiheit ist eine Pflicht“ oder aber „Auf und nieder“ uninspiriert, vorhersehbar und sacköde. „Wir sind zurück“ – ein klassischer Selbstbeweihräucherungssong zieht das Tempo zwar etwas an aber das Drumming klingt billig, die Riffs ausgelutscht & textlich eben mehr als peinlich (Deutschrock Niveau).
    Vom alten Wahnsinn ist leider nichts mehr übrig geblieben. Wenn von 4 Songs 3 allein schon Rohrkrepierer sind ist der Fall für mich klar: Wird nicht gekauft!
    Für mich sind die ganzen aufgeblasen Reviews auch nur heiße Luft.
    Da ich das Album nicht besitze auch keine Punktewertung.
    Vom bisher Gehörten würden nicht mehr als 4 Punkte rausspringen.

  5. Mimiminister sagt:

    Also mir gefällt das Album. Es ist für mich eine super Symbiose aus den alten Zeiten und den letzten Werken.
    Wer bei den Reitern plötzlich anspruchsvolle Texte erwartet, dem weiß ich auch nicht zu helfen.

    9/10
  6. Diego Medellín sagt:

    Für mich ist das Album eine perfekte Mischung aus ruhigen Momenten und Aggressivität! Ich finde die Lieder gar nicht langweilig, und es gibt viele Highlights sowie „Wir sind zurück“, „Der rote Reiter“, „Auf und nieder“, „Hört mich an“, „The Great Experience of Ecstacy“, „Die Freiheit ist eine Pflicht“, und „Ich werd‘ bleiben“.

    In Bezug auf die Texten kann ich nicht viel sagen, weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist, und ich muss all die Texten lesen, damit ich alles perfekt verstehe (ich hab‘ die CD mit den Texten noch nicht bekommen), aber was ich verstanden habe (ohne die Texte zu lesen) fand ich nicht schlecht, „Franz Weiss“ scheint eine sehr interessante Geschichte des Lebens zu sein, und die Texte von Lieder wie „Der rote Reiter“ und „Hört mich an“ klingen sehr apokalyptisch, meiner Meinung nach.

    10/10
  7. Bummsgeordy sagt:

    Also, hab das Album jetzt auch mal seit Erscheinen einige male gehört und finde, dass die Lobeshymnen im Vorfeld für meinen Geschmack nicht wirklich zutreffen. Musikalisch klingen Die Apos sicherlich wieder härter, aber ob dies auch wirklich annähernd so gut wie in der Vergangenheit ist, konnte ich für mich mit einem klaren „Nein“ beantworten.
    “ Wir sind zurück“ erinnert an alte Glanztaten und „Der Rote Reiter“ klingt modern und schön Fett. Auch das hier die Growls im Vordergrund stehen, gefällt mir als Uralt Fan besonders. Auch „Auf und Nieder“ ist ein Song, der mir trotz fehlender Härte gefällt. „Hört mich an“ ist ebenfalls wieder moderner gehalten und ansonsten kann ich nur noch „Herz in Flammen“ als guten Song für mich fest machen. Der Rest des Albums lässt mich völlig kalt und die Deutschrock verweise in anderen Reviews kann ich nur bestätigen. Diese gefallen mir persönlich nicht. Die Texte finde ich mit kleinen Ausnahmen auch recht beliebig und irgendwie schwach. Mir ist bewusst, dass die Apos kein zweites „All you need is love“ raus bringen werden, können oder wollen. Ganz zu schweigen von den noch älteren Scheiben. Mir fehlt der wirkliche Wahnsinn der Anfangstage leider immer noch. Zumindest habe ich den Jungs nach langen Jahren wieder mal dich Chance gegeben und nach 3 vorab gehörten Songs ihr Album (blind) gekauft.

    5/10
  8. Broesli sagt:

    Geile Lieder drauf alle mal. Und wenns nur dazu führt sich ma wieder mit den alten Sachen zu beschäftigen ists doch nur positiv zu betrachten: „Friede Sei Mit Euch“

    8/10